CDs, von denen ich als Musikfreund grundsätzlich die Finger lasse, kommen meist als „Box“ (zu Deutsch also als Kiste) daher, sind mit dem Konterfei des/der jeweiligen Interpreten verziert bzw., je nach Aussehen, verunstaltet und tragen Namen wie „Greatest hits“, „Best of“, „The best of“, „The very best of“ oder auch „Das Beste von“ und „Die größten Erfolge“. Auch recht beliebt bei denen, die sich in ihrem Hirnkasten Namen für diese willkürlichen Kompilationen ausdenken, sind „ultimative“, also finale, Liedsammlungen, denen dann aber leider immer noch etwas folgt. (Immerhin habe ich bislang noch keine „very ultimate collection of…“ gesehen.)
All diesen Namen gemein ist die inflationäre Verwendung von Superlativen, die insbesondere dann, wenn es mehrere verschiedene derartige Kompilationen eines einzigen Interpreten, wie etwa im Fall von Bob Dylan, gibt, ihren Zweck gänzlich verfehlt und mitunter gar lächerlich wirkt, sprachliche Finessen wie die Tatsache, dass „das Allerbeste“ (the very best), logisch gesehen, immer eine Teilmenge des „Besten“ (the best) sein muss und ein entsprechend benannter Tonträger ersterer Gattung nicht völlig andere oder noch mehr Titel enthalten sollte als sein großer Bruder, einmal gänzlich ignoriert. Warum ist zum Beispiel das Lied „Positively 4th street“ zwar enthalten in der Liste der allerbesten, nicht aber in der der besten oder anderen besten Lieder des Herrn Dylan?
„Natürlich“, werden nun die Käufer jener Tonträger erwidern, „ist die Auswahl der persönlichen Lieblingslieder stets eine subjektive, und wenn drei Leute eine Liste der ‚besten Lieder‘ eines Interpreten zusammenstellen, resultiert dies in drei verschiedenen Listen“; dann sollen diese Leute aber auch bitte davon absehen, dieser Auswahl ein nicht haltbares Superlativ als Attribut aufzudrücken. De facto ist die einzig vollständige und garantiert jeden Konsumenten zufrieden stellende Liste der „besten Lieder“, konsequent fortgeführt, letztendlich das Gesamtwerk eines Künstlers. Wer die Musik eines Interpreten mag, der wird entweder über die Jahre nach und nach die von ihm bevorzugten Alben vollständig erwerben oder eben nicht; aber dann wird er auch keinerlei Interesse an offenbar per Würfel zusammengestellten, nur selten in Zusammenhang stehenden Einzelstücken von diesen Alben haben.
Kompilation, so heißt’s in der Wikipedia, stamme aus dem Lateinischen, genauer von dem Substantiv „compilatio“, das unter anderem „Plünderung“ bedeutet; und das sagt ja eigentlich auch schon wieder alles.
Zitat des Tages zum in Bau befindlichen Freedom Tower in ausgerechnet den USA:
Als am 11. September 2001 das world trade center in New York einstürzte, da wurde in etlichen weniger beachteten Räumen, die sonst stets im Schatten des himmelhohen Wahnturmes aus Geld und Lüge lagen, überraschend die herrliche Sonne wiedergesehen.
Der aus Beton auf die Leichen gegossene freedom tower wird die alten Verhältnisse schon wiederherstellen.
Wie wahr.