Fotografie
Prag.

Gewitz­te Ein­rei­se­be­schrän­kung: Wenn man momen­tan nach Tsche­chi­en rei­sen möch­te, muss man ein For­mu­lar aus­fül­len, in das man Buch­sta­ben ein­ge­ben muss, die auf der Tasta­tur gar nicht drauf sind. Für mich sind das ja böh­mi­sche Dörfer.

Prager Formular

Die wesent­li­che auf dem Weg dort­hin – also zu den böh­mi­schen Dör­fern – unter dem Ein­druck eines anschei­nend nicht funk­tio­nie­ren­den Kopf­hö­rer­ad­ap­ters gewon­ne­ne Erkennt­nis ist, dass die Deut­sche Bahn in künf­ti­gen Umge­stal­tun­gen ihrer Züge drin­gend die Grö­ße eines übli­chen Plat­ten­spie­lers berück­sich­ti­gen soll­te. Nur weni­ge Zen­ti­me­ter mehr wür­den die Abteil­ti­sche im Inter­Ci­ty von einer Kaf­fee­um­kipp­flä­che zu einem ner­ven­ret­ten­den Ort der Ruhe refor­mie­ren, aber auch ande­ren Zug­ar­ten fehlt eine sol­che eigent­lich simp­le Vor­rich­tung; eini­ge Sitz­plät­ze müs­sen gar gänz­lich ohne ebe­nen Stell­platz aus­kom­men. Der neu­mo­di­sche Spo­ti­f­y­un­sinn funk­tio­niert in so einem Zug ja ohne­hin nicht. Das mobi­le Netz ist auf der deut­schen Sei­te der Lan­des­gren­ze ein­fach schlecht. Wie die deut­schen Netz­be­trei­ber das durch­aus nicht ganz leich­te Unter­fan­gen, das sehr gute tsche­chi­sche Netz die Lan­des­gren­ze kaum über­schrei­ten zu las­sen und ihm statt­des­sen abso­lut nichts ent­ge­gen­zu­set­zen, phy­si­ka­lisch und öko­no­misch voll­bracht haben, ohne bin­nen weni­ger Jah­re vom Markt weg­ge­re­gelt zu wer­den, soll­te auch mal jemand unter­su­chen. Klingt preiswürdig.

Prag. Ganz hübsch.

In Prag selbst sind Fuß­gän­ger offen­sicht­lich nicht vor­ge­se­hen. Scha­de eigentlich.

Prager Fußweg

Sonst geht es aber eigent­lich mit dem Wohl­be­fin­den, ins­be­son­de­re men­tal. Es heißt, hier gebe es exakt drei Beru­fe: Irgend­was mit EDV, Por­no und den drit­ten habe ich ver­ges­sen. Für aus­ge­schlos­sen hal­te ich das nicht. Wahr­schein­lich ist der drit­te Beruf der des Bierbrauers.

Und in die­ser Pro­fes­si­on sind die Tsche­chen – das soll­te man ihnen auch als Deut­scher zuge­ste­hen kön­nen – wirk­lich nicht schlecht.

NerdkramsIn den Nachrichten
Dezen­tra­li­sier­te Erdferkel

Unter­neh­men, die ihr Geld (und das von uns Aktio­nä­ren) unter ande­rem mit Block­chains – aber auch mit sinn­vol­len Din­gen – ver­die­nen, so:

Daten spei­chert eine Block­chain gesam­melt und dezen­tral in ver­schlüs­sel­ten Blöcken. (…) Man kann Daten auf der Block­chain also nicht ohne Wei­te­res löschen oder nach­träg­lich verändern.

Die Rea­li­tät so:

Die Zeug­nis-Block­chain der Bun­des­drucke­rei ist off­line. (…) Dar­über hin­aus ist es wohl auch gelun­gen, fal­sche Daten in die angeb­lich fäl­schungs­si­che­re Block­chain zu schrei­ben. (…) Die Web­sei­te zu dem Dienst der Bun­des­drucke­rei zeig­te zwi­schen­zeit­lich ein Erdferkel.

(All­er­gi­ker­war­nung: Der Link führt zu Golem.de.)

Ich habe mei­ne Kopf­schmer­zen dezen­tral ver­teilt. Die gehen nicht mehr weg.

In den Nachrichten
Der Duden und das J‑Wort

Eine außer­or­dent­lich lang­wei­li­ge Debat­te hat aus­ge­rech­net die Redak­ti­on des bis zur Unkennt­lich­keit ber­li­ni­sier­ten Duden-Wör­ter­buchs aus dem mit­tels Umzugs von Mann­heim nach Ber­lin eben­so bis zur Unkennt­lich­keit ber­li­ni­sier­ten Duden­ver­lag ange­sto­ßen (Archiv­link): Es gebe, heißt es dort, Men­schen, die sich von der blo­ßen Ver­wen­dung des Wor­tes „Jude“ der­ma­ßen auf den Thlip­th getre­ten füh­len, dass man in ihrer Gegen­wart lie­ber von „jüdi­schen Men­schen“, „Men­schen jüdi­schen Glau­bens“ oder so ähn­lich reden soll­te. Selt­sa­me Zeit­ge­nos­sen wie­sen auf Twit­ter dar­auf hin, dass es außer­dem nicht nicht „Juden“ hei­ßen müs­se, son­dern statt­des­sen nicht „Jüd Stern­chen innen“ hei­ßen dür­fe. Das wäre aller­dings auch ohne die­sen ver­meint­lich sozio­lo­gi­schen Kon­text eine fal­sche Plu­ral­bil­dung, denn „Jüden“ gibt es nicht.

Der Umstand, dass die umstrit­te­ne „Jüdi­sche All­ge­mei­ne“ das eben­so beknackt fin­det wie ich, lässt mich anneh­men, dass die zar­ten Pflänz­chen, die hier emo­tio­nal vor einer Kon­fron­ta­ti­on mit ihren tief­sten Äng­sten geschützt wer­den sol­len, vor allem die­je­ni­gen sind, die das Wort „Jude“ gar nicht mehr in einer nicht als Schimpf­wort gemein­ten For­mu­lie­rung ken­nen. Wer Glau­bens­aus­prä­gun­gen, mit­hin eine der intim­sten (wenn auch oft belä­chelns­wer­te­sten) Eigen­schaf­ten eines Men­schen, gegen­ein­an­der auf­wiegt, der sagt damit aller­dings ohne­hin mehr über sich aus als über den Glau­ben des Adressaten.

Nicht beant­wor­tet wird in der längst ins Öffent­li­che aus­geu­fer­ten Dis­kus­si­on über Für und Wider der Bezeich­nung von Juden als Juden die sich mir pro­mi­nent und sofort stel­len­de Fra­ge, unter wel­chen Umstän­den sich die­se Anre­de jen­seits irgend­wel­cher Wikin­ger­dra­men über­haupt anbie­tet.

„Hei­de! 😡“
„Christ! 😁“

Ich hat­te noch in kei­nem Gespräch, das füh­ren zu dür­fen und/oder müs­sen ich bis­lang das manch­mal zwei­fel­haf­te Ver­gnü­gen hat­te, jemals das Bedürf­nis, mei­nen Gesprächs­part­ner unter Nen­nung sei­ner Glau­bens­ge­mein­schaft anzu­re­den. Mög­li­cher­wei­se bin ich ein­fach nicht doof genug, da kei­ne Aus­nah­men vor­zu­se­hen. Ein Mensch ist nahe­zu immer mehr als die Sum­me sei­ner Dai­mo­noi. (Damit ist mei­ner­seits frei­lich kei­ne qua­li­ta­ti­ve Ein­schät­zung ver­bun­den. Ich ken­ne selbst man­chen Men­schen, der quan­ti­ta­tiv aus vie­lem besteht, jedoch gefüllt mit kei­ner­lei Substanz.)

Natür­lich nennt man einen Chri­sten einen Chri­sten, einen Mos­lem einen Mos­lem, einen Sci­en­to­lo­gen einen Idio­ten Sci­en­to­lo­gen und einen Juden einen Juden. Nie­mand, des­sen Äuße­run­gen ich bis­lang hören oder lesen konn­te und/oder woll­te, spricht von „Men­schen bud­dhi­sti­schen Glau­bens“, kei­ner von „quä­ke­ri­schen Men­schen“. Den­noch sehe ich per­sön­lich die vor­lie­gen­de Ange­le­gen­heit wie folgt: Wer sich von der Nen­nung sei­ner Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit in Ver­bin­dung mit sei­ner Per­son belei­digt fühlt, der hat womög­lich ein­fach nur die fal­sche Reli­gi­on gewählt.

In den NachrichtenWirtschaft
Neu­es vom Fachkräftebezahlungsmangel

Das unver­schäm­te Neo­li­be­ra­lis­mus­fach­ma­ga­zin „n‑tv“ gibt stolz bekannt: Die Zahl der arbeits­lo­sen Aka­de­mi­ker wur­de auf Null gesenkt. Dan­ke, SPD!

Denn das ist die ein­zig denk­ba­re Erklä­rung für den schon jetzt wahr­schein­lich frech­sten Satz das Jahres:

Ob Infor­ma­tik oder Alten­pfle­ge – in immer mehr Berei­chen gibt es offe­ne Stel­len und kei­ne ent­spre­chend aus­ge­bil­de­ten Arbeitslosen.

Man ver­sprach mir Verlagssterben.

MontagsmusikIn den Nachrichten
Venom Pri­son – Jud­ges of the Under­world // Bank­räu­ber droht mit frei­wil­li­gem Abzug

MontagslächelnEs ist Mon­tag. Jeff Bezos will unter eine Brücke oder so; auch mal schön.

Die „tages­schau“ quatscht (Archiv­link), dass Men­schen mit „extre­men Mei­nun­gen“ in gro­ßem Stil öffent­li­che Umfra­gen „mani­pu­lie­ren“, indem sie in ihren jewei­li­gen sozia­len Krei­sen dazu auf­ru­fen, an ihnen teil­zu­neh­men. Offen bleibt sei­tens der „tages­schau“ die Fra­ge, wie vie­le Teil­neh­mer eine Umfra­ge höch­stens haben darf, bevor sie lei­der als ungül­tig gewer­tet wer­den muss.

Wenn der Stal­ker mit sei­nem Ruhe­stand „droht“ und kaum jemand sich fürch­tet: Meta, das Unter­neh­men hin­ter der Web­ver­fol­gungs­wan­ze Face­book, „droht“ damit, im „euro­päi­schen Markt“ sei­ne „Dien­ste“ nicht mehr anzu­bie­ten, wenn „Euro­pa“ ihm wei­ter­hin ver­bie­te, die hal­be Mensch­heit durch’s Inter­net zu ver­fol­gen. Ich sag‘ Tschüss mit Üss, Tschö mit Ö und Tschau mit Au, erwar­te aber trotz­dem nicht, dass Meta, das Unter­neh­men hin­ter dem Daten­schutz­un­fall Whats­App, aus­nahms­wei­se mal nicht die gro­be Unwahr­heit über sei­ne Plä­ne erzählt. – Apro­pos: Eine dra­ma­ti­sier­te Dar­stel­lung eines der inter­es­san­te­ren Ideen­ge­ber eines „geein­ten Euro­pas“ nach 1945, der Faschist Oswald Mos­ley, wird in der letz­ten und vor­aus­sicht­lich der fol­gen­den Staf­fel der Serie „Peaky Blin­ders“ als Ant­ago­nist prä­sen­tiert. Ich bedau­re, dass das so sel­ten zum Anlass genom­men wird, sich mit der Fra­ge zu beschäf­ti­gen, war­um die schreck­li­che EU gera­de Faschi­sten und Natio­na­li­sten nütz­lich sein kann.

Dabei wäre gera­de jetzt, da zula­sten des Iwans um Sym­pa­thie für ukrai­ni­sche Neo­na­zis gewor­ben wird, ein guter Zeit­punkt dafür. Omid Nou­ri­pour, neu­er­dings Vor­sit­zen­der der digi­tal black­fa­cen­den Grü­nen, gefällt das mög­li­cher­wei­se. Aus dem Westen: Schwe­rer Regen und Nazi­gei­ster. (Was hat die Stadt Darm­stadt eigent­lich gegen Kur­den?)

Die Deut­sche Bahn lei­stet sich unter­des­sen ein wag­hal­si­ges Ver­spre­chen: Noch in die­sem Jahr – 2022 – soll die Pünkt­lich­keit (wir erin­nern uns: das sind Züge, die höch­stens eine Vier­tel­stun­de Ver­spä­tung haben) ihrer Fern­zü­ge unglaub­lich schei­nen­de 80 Pro­zent errei­chen. Das ist erfreu­lich, denn so kann man nun, da die pri­vat­sphä­ren­kri­ti­sche Coro­na­pan­de­mie anschei­nend end­lich vor­bei ist, Groß­ver­an­stal­tun­gen mit bis zu 10.000 Zuschau­ern (Archiv­link) end­lich zu vier Fünf­teln noch recht­zei­tig errei­chen. Mei­ne näch­ste Knei­pen­tour mel­de ich jeden­falls als Fuß­ball­spiel an. Dann darf ich wie­der fast alles.

Bei tan­te gibt’s einen lesens­wer­ten Text über das neu­ar­ti­ge Phä­no­men der „NFTs“ und des­sen Irra­tio­na­li­tät. Bei mir gibt’s jetzt statt­des­sen: Pan­da­bä­ren Musik.

VENOM PRISON – Jud­ges Of The Under­world (OFFICIAL VIDEO)

Guten Mor­gen.

Fotografie
Bie­le­feld hingegen.

Dass Han­no­ver auf den mei­sten Land­kar­ten getrost in „Bit­te wen­den“ umbe­nannt wer­den kann, ist eine Weis­heit, die ich mir erstens gera­de selbst aus­ge­dacht habe und die zwei­tens eigent­lich trotz­dem nie­man­dem mehr erläu­tert wer­den muss. Die­se städ­te­bau­li­che Grau­sam­keit, die­se Lan­des­haupt­stadt gewor­de­ne Zement­wü­ste, die­se graue Ödnis, nur sel­ten auf­ge­lockert durch Bau­stel­len, die wenig­stens manch­mal inter­es­san­te Umlei­tun­gen durch ande­re graue Ödnis mit sich brin­gen, spie­gelt Nie­der­sach­sen bedau­er­li­cher­wei­se eigent­lich ganz gut wider.

Bie­le­feld hingegen.

auffeBurch

(2019, prä-Coro­na.)

MusikIn den NachrichtenComputer
Vinyl <3 (14): Mili­tärstrea­ming zula­sten jun­ger Musiker

Obwohl der End­geg­ner Vor­stands­vor­sit­zen­de von Spo­ti­fy, Dani­el Ek, neu­lich stolz bekannt­gab, ein wenig Klein­geld aus der mit­hil­fe von Idio­ten, die immer noch Geld für den Zugang zu Spo­ti­fy bezah­len, „erar­bei­te­ten“ Por­to­kas­se – 100 Mil­lio­nen Euro – in „künst­li­che Intel­li­genz“ für mili­tä­ri­sche Zwecke, also letzt­lich in auto­ma­ti­sier­tes Meu­cheln, zu inve­stie­ren, haf­tet Spo­ti­fy auch wei­ter­hin der Ruf an, vor­ran­gig eine Platt­form zum Musik­hö­ren zu sein.

Pye Hastings, häu­fi­ge­ren Lesern mei­ner Her­vor­brin­gun­gen bereits als Front­mann von Cara­van bekannt, fin­det das schade:

Das Strea­men von Musik ist für die Künst­ler des­halb kata­stro­phal, weil die Unter­neh­men rie­si­ge Gewin­ne anhäu­fen und den Künst­lern gera­de mal Almo­sen zah­len. Wor­in besteht der Anreiz für jun­ge Leu­te, an Bord zu kom­men, wenn all das Geld von Unter­neh­men, die Mil­lio­nen kas­sie­ren und denen, die es erwirt­schaf­ten, kei­nen gerech­ten Anteil abge­ben, abge­schöpft wird?

(Übel­set­zung von mir.)

Ich kann mich nur wie­der­ho­len: Wer Musik mag, Künst­ler wert­schätzt und gern etwas von Bestand erwirbt, der soll­te nicht nur Kon­zer­te besu­chen, son­dern auch und vor allem Schall­plat­ten kau­fen. Hat ein Künst­ler kei­ne Schall­plat­ten im Ange­bot, dann ist es manch­mal sinn­voll, ihn dies­be­züg­lich zu kon­tak­tie­ren. Ohne Nach­fra­ge gibt es kein Angebot.

Vor allem aber muss gel­ten: Wer Spo­ti­fy bezahlt, der bezahlt nicht nur eine Kon­so­li­die­rung (lies: Aus­dün­nung) der Künst­ler­viel­falt, son­dern er bezahlt auch den Krieg. Nich machen. Is nich gut.


Tol­le Idee des Monats: Den öden Zeit­ver­treib Word­le, der anschei­nend einen Mil­lio­nen­be­trag „wert“ ist, kann man jetzt auch mit Com­pu­ter­hil­fe lösen las­sen. Wir haben jetzt also den Punkt in der Digi­ta­li­sie­rung erreicht, an dem Com­pu­ter gegen Com­pu­ter spie­len kön­nen, damit Men­schen end­lich wie­der Zeit haben, wäh­rend­des­sen pro­duk­tiv zu sein.

Irgend­et­was läuft hier falsch.

In den NachrichtenNerdkrams
Tore zum Mist­mach­web (9): Ille­gi­ti­mes Inter­es­se illegalisiert

Ein Vor­teil davon, sich nicht nur etap­pen­wei­se, son­dern fort­wäh­rend über die fürch­ter­li­che Ent­wick­lung des zeit­ge­nös­si­schen Webs zu infor­mie­ren und die­se Ent­wick­lung gele­gent­lich schrift­lich fest­zu­hal­ten, ist, dass man manch­mal sogar posi­tiv über­rascht wird; so berich­te­te ich Ende 2020:

Es gibt tat­säch­lich einen stan­dard­mä­ßig akti­vier­ten Schal­ter, der bewirkt, dass jemand mit „legi­ti­mem Inter­es­se“ mir per­so­na­li­sier­te (also zwangs­läu­fig tracken­de) Rekla­me in den Brow­ser schie­ben darf.

In Bel­gi­en hat man jetzt über­ra­schend fest­ge­stellt, dass das gar nicht erlaubt ist.

Aber immer­hin:

Unter­des­sen arbei­tet die Wer­be­bran­che bereits dar­an, das Geschäfts­mo­dell zu retten.

Man hört doch neu­er­dings recht viel von Insol­ven­zen und lei­der geschei­ter­ten Unter­neh­men, deren Mit­ar­bei­ter jetzt lei­der alle­samt auf eine anstän­di­ge Arbeit umschu­len müs­sen. War­um gönnt man die­sen wirt­schaft­li­chen Kreis­lauf nicht auch mal den­je­ni­gen Per­so­nen, die gesell­schaft­lich noch unbe­lieb­ter sind als Anwäl­te? War­um soll­te sich aus­ge­rech­net die Bran­che derer, deren Unter­neh­mens­ziel es ist, ande­ren Leu­ten den digi­ta­len All­tag mit Pro­dukt­emp­feh­lun­gen zu ver­un­schö­nern, über die Kri­se hin­aus ret­ten können?

Jump, you fuckers!


Das Ober­lan­des­ge­richt Koblenz teilt mit: Die Auf­ga­be der Wiki­pe­dia ist nicht die sach­li­che, unver­zerr­te Wie­der­ga­be von Fak­ten. Gut zu wissen.

In den Nachrichten
Ganz nor­ma­le Klimaschützer

„ZEIT ONLINE“:

Jana Mestmäcker (…) ist Psy­cho­lo­gin. (…) Sie hasst Belang­lo­sig­keit und sagt Din­ge gern direkt. (…) Mit ihrer Che­fin hat sie gespro­chen. Mestmäcker habe geweint und ihr gesagt: Jede Arbeit füh­le sich falsch an, nur die Kli­ma­ka­ta­stro­phe zäh­le. (…) Wenn sie es nicht ver­su­che, kön­ne sie ihr gan­zes Leben kei­nen Tag mehr fröh­lich sein.

Ich mag kei­ne Fern­dia­gno­sen, aber.


Ich bin ver­wirrt: Darf man eigent­lich noch für Amne­sty Inter­na­tio­nal spen­den, jetzt nicht mehr oder jetzt erst recht?

MusikkritikKaufbefehle
Kür­zest­kri­tik: District 97 – Screens

District 97 - ScreensLan­ge nichts mehr über Musik geschrieben.

Habe ich die Groß­ar­tig­keit von District 97 schon erwähnt? Ah, sagt ein Blick ins Archiv: Ja, habe ich, 2014, und zwar mit der gebo­te­nen Lob­hu­de­lei in mei­nen Worten.

Seit­dem kam unter ande­rem „Screens“ (2019; Band­camp, Amazon.de) raus.

Geschmacks­ar­mer Narr, wer nicht Gefal­len findet.

DISTRICT 97-Bread & Yarn (OFFICIAL VIDEO)

Bit­te, gerne.

Netzfundstücke
Medi­en­kri­tik in Kür­ze: Ver­lin­ken verboten!

Der „Tages­spie­gel“, den ich dies­mal nur des­halb nicht ver­lin­ke, damit sei­ne Redak­teu­re mal sehen, wie däm­lich das ist, gab gestern bekannt:

Tübin­gens lang­jäh­ri­ger Ober­bür­ger­mei­ster Boris Pal­mer (Grü­ne) will bei der OB-Wahl im Herbst als par­tei­lo­ser Kan­di­dat antre­ten. Das teil­te er am Sonn­tag auf sei­ner Home­page mit. Mehr als 800 Wahl­be­rech­tig­te hät­ten einen Auf­ruf unter­zeich­net, der ihn unter­stüt­zen wol­le, erneut für das Amt zu kan­di­die­ren, schrieb Pal­mer auf borispalmer.de. (…) ​„Mei­ne poli­ti­sche Hei­mat sind und blei­ben die Grü­nen in Baden-Würt­tem­berg“, schrieb er.

In die­sem Zitat sehe ich – aber ich bin natür­lich auch kein Qua­li­täts­jour­na­list – min­de­stens drei ver­nünf­ti­ge Mög­lich­kei­ten, die Web­site von Boris Pal­mer und damit die Quel­le für den „Arti­kel“ zu verlinken.

Kei­ne davon wur­de genutzt; nein, nicht ein­mal hin­ter dem Text „borispalmer.de“ liegt ein anklick­ba­rer Verweis:

Nichtverlinkung beim Tagesspiegel

Haben Medi­en­ma­cher heut­zu­ta­ge Angst, dass ihnen die Eier abfal­len, wenn ihre Besu­cher die mehr­fach erwähn­te Quel­le auch mal selbst lesen? :motz:

MontagsmusikIn den Nachrichten
Vene­ti­an Sna­res – Szamár Madár // Die Plä­ne lagen doch auf Alpha Cen­tau­ri aus.

CC BY-NC-ND 2.0 Trish Gussler / Flickr.comEs ist Mon­tag. Ange­sichts der all­ge­mei­nen Beschäf­ti­gung mit Russ­land und der Ukrai­ne sowie der gefor­der­ten Posi­tio­nie­rung aller rele­van­ten poli­ti­schen Akteu­re ist dies eine gute Gele­gen­heit, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Bun­des­wehr und NATO im Wesent­li­chen von Alt­na­zis auf­ge­baut wor­den sind. Erstaun­lich, dass die Gesell­schaft da noch Ent­schei­dungs­schwie­rig­kei­ten hat. (Außer bei Pan­da­bä­ren. Nie­mand mag kei­ne Pandabären.)

Die SPD besticht wie­der durch Men­schen­freund­lich­keit: Hartz-IV-Emp­fän­ger erhal­ten neu­er­dings Post vom „Job­cen­ter“, was Idio­ten­deutsch für „Arbeits­amt“ ist, in der es ihnen erklärt, wie sie mit weni­ger Hei­zen über den Win­ter kom­men. Hei­zen wird ja nicht immer bezahlt. Wofür stand das „S“ noch mal? – Ihr Koali­ti­ons­part­ner, die F.D.P., hat unter­des­sen eine tol­le Idee, wie man dem bösen Mes­sen­ger (das muss man sich unge­fähr so vor­stel­len wie einen bösen Papier­her­stel­ler, der nichts gegen Droh­brie­fe unter­nimmt) Tele­gram eine Buß­geld­no­te zustel­len kann: Ein­fach in den Bun­des­an­zei­ger einen Text rein­stel­len. Ich erwar­te von zeit­ge­nös­si­schen Par­tei­en ja schon echt nicht mehr viel, aber die F.D.P. berei­tet mir inzwi­schen auf­rich­ti­ges Bedau­ern. Das erstaunt mich am mei­sten. Dass aus­ge­rech­net aus Bay­ern mal eine posi­tiv zu ver­ste­hen­de Nach­richt kom­men wür­de, passt da ganz gut ins schie­fe Bild: Die Ein­bin­dung von Goog­le Fonts ist hier­zu­lan­de ille­gal. Ich emp­feh­le so oft und so inten­siv zu kla­gen wie möglich. 

Spo­ti­fy ver­liert mal wie­der ein paar Musi­ker. Viel bes­ser als Vinyl. Immer alle Musik. Jaja. Haha. – Apro­pos: Die Stadt Han­no­ver hat mich im Rah­men eines Bekla­gens dar­über, dass auf öffent­li­chen Plät­zen tat­säch­lich noch etwas Leben statt­fin­det, mit dem Wort „Musik­lärm“ bekannt gemacht. Ich fin­de, das ist ein sehr gutes Wort für die­je­ni­ge Art von Beschal­lung, die ich gern mei­den würde.

Statt­des­sen höre ich ein wenig klas­si­sche Musik.

Vene­ti­an Sna­res – Szamár Madár

Guten Mor­gen.

Politik
Die Christ­chen­fra­ge der Linken

Wäh­rend die Qua­li­täts­pres­se noch damit beschäf­tigt ist, die neue Vor­sit­zen­de der Grü­nen (ohne Gegen­kan­di­da­ten von einem Vier­tel der Dele­gier­ten trotz­dem abge­lehnt, das muss man ja auch erst mal schaf­fen) als Gesicht der Erneue­rung (weil ver­gleichs­wei­se jung; als wäre das ein rele­van­tes Kri­te­ri­um!) zu belob­hu­deln, ist links davon Trau­er­stim­mung ein­ge­kehrt. Unter der bescheu­er­ten Zwi­schen­über­schrift „Die Gret­chen­fra­ge der Lin­ken“ fasst Anna Leh­mann in der Online-„taz“ mit ori­gi­nel­ler Zei­chen­set­zung zusammen:

Will man regie­ren und Kom­pro­mis­se machen oder kom­pro­miss­los in der Oppo­si­ti­on bleiben.

Das sei aber eher als rhe­to­ri­sche Fra­ge – ach, des­halb der Punkt am Ende! – gemeint:

In par­tei­in­ter­nen Umfra­gen haben Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen sat­te Mehr­hei­ten. Auch die Ber­li­ner Links­par­tei hat­te sich im Dezem­ber mit Drei­vier­tel-Mehr­heit für die Zusam­men­ar­beit mit SPD und Grü­nen im Land ausgesprochen.

Der Aus­lö­ser für den Arti­kel ist, dass die Akti­vi­sten von „Fri­days for Future“ anschei­nend inzwi­schen erkannt haben, dass die Grü­nen ein sehr undank­ba­rer Part­ner für ver­meint­lich Nicht­kon­ser­va­ti­ve sind, und sich dar­um der „Lin­ken“ zuwen­den, als wäre die­se eher inter­es­siert an Idea­lis­mus statt Posten.

Chri­sta Luft, seit unge­fähr 1893 Mit­glied der heu­ti­gen „Lin­ken“, hat­te Ende 2021 ihren Aus­tritt bekannt­ge­ge­ben und dabei die ein­zig rele­van­te Fra­ge gestellt:

War­um führt man sich gegen­über Befür­wor­tern von Angriffs­krie­gen und gewalt­sa­men Ein­mi­schun­gen in die Ange­le­gen­hei­ten ande­rer Staa­ten und Völ­ker immer wie­der unter­tä­nig auf, anstatt die eige­nen außen­po­li­ti­schen Wert­vor­stel­lun­gen kraft­voll zu bekun­den und sich zu bemü­hen, die­se durch den Lauf der jüng­sten Zeit­ge­schich­te bestä­tig­ten Vor­stel­lun­gen zum Maß­stab einer künf­ti­gen Zusam­men­ar­beit zu machen?

Wen muss man eigent­lich wäh­len, wenn man Krieg kon­se­quent ablehnt?