In den Nachrichten
Wie vie­le Scha­fe ist ein Mensch wert?

„tages­schau“ (Archiv­ver­si­on):

Nach den ver­hee­ren­den Über­schwem­mun­gen in Grie­chen­land ist die Zahl der Todes­op­fer auf min­de­stens 15 gestiegen.

Auch „tages­schau“ (Archiv­ver­si­on):

Knapp 200.000 Tie­re sind bei dem Hoch­was­ser ertrun­ken, dar­un­ter mehr als 60.000 Scha­fe und Zie­gen, 20.000 Schwei­ne und 5.000 Kühe.

Der Mensch hat die Selbst­über­hö­hung zum Extrem­sport erklärt, möch­te mir scheinen.

Persönliches
Excu­se me? (Tipp, tipp.)

Alt­be­kannt sind orga­ni­sier­te Schein­bett­ler an deut­schen Bahn­hö­fen, die sich von rich­ti­gen und von mir meist als harm­los wahr­ge­nom­me­nen Bett­lern dadurch unter­schei­den, dass sie zur Begrü­ßung nicht etwa „haben Sie mal 80 Cent?“ und/oder „ich bin arbeits­los und habe seit Tagen nichts geges­sen“ statt „guten Tag“ im Mun­de füh­ren, son­dern „Excu­se me, do you speak Eng­lish?“ als wohl ein­zi­gen aus­wen­dig gelern­ten Satz auf­sa­gen und dar­auf­hin, wenn man nicht schnell genug was auf Japa­nisch sagen kann, einen Zet­tel ent­fal­ten, auf dem seit Jahr und Tag der glei­che Koko­lo­res steht, der sich aller­dings auch mit „ich will Geld“ zusam­men­fas­sen lie­ße, ohne dabei nen­nens­wer­te Ein­bu­ßen an Tie­fe zu erleiden.

Bis­her konn­te ich der Ver­su­chung wider­ste­hen, die mich so Anspre­chen­den post­wen­dend nach einer klei­nen Spen­de für Bedürf­ti­ge zu fra­gen. Sie wür­den mich ohne­hin wohl kaum ver­ste­hen. An guten Tagen hebe ich nur wort­los mein mobi­les End­ge­rät in Augen­hö­he, wor­auf­hin die Orga­ni­sier­ten (übri­gens zu Unrecht) den Ein­druck gewin­nen, ich wür­de ein Foto von ihrem recht­lich min­de­stens frag­wür­di­gen Trei­ben schie­ßen wol­len, und sich beein­druckend schnell ver­pis­sen, mich jedoch anschei­nend noch am sel­ben Tag wie­der ver­ges­sen. Dar­an soll­te ich arbei­ten. An schlech­ten Tagen fehlt mir für sol­che Schel­me­rei die Muße, dann gehe ich mit der unge­be­te­nen Gesprächs­si­tua­ti­on gar nicht um, son­dern igno­rie­re sie gekonnt. Igno­rie­ren kann ich gut, man fra­ge hier­zu zum Bei­spiel eine Exfreun­din der Wahl. (Jeder Mensch trägt sein sprich­wört­li­ches Päck­chen mit sich her­um. Mei­nes ist inzwi­schen Sperrgut.)

Für jeden­falls mich neu ist, dass die Orga­ni­sier­ten auf akti­ve Igno­ranz nicht etwa mit Schul­tern­zucken reagie­ren, son­dern mich – stur wei­ter­schlen­dernd – ver­fol­gen, „Hel­looooo?“ rufen und mir auf die nächst­be­ste Schul­ter tip­pen. Wenn ich eines ja beson­ders gern mag, dann sind es Men­schen, die nicht nur mein aus­blei­ben­des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­dürf­nis miss­ach­ten, son­dern ihre eige­ne Lust dar­an, mich dem Wahn­sinn einen gro­ßen Schritt näher­zu­brin­gen, dadurch aus­le­ben, dass sie unge­be­ten Kör­per­kon­takt mit mir auf­neh­men. Mit Mühe konn­te ich dem kaum zu bän­di­gen­den Bedürf­nis wider­ste­hen, mei­nem eigent­lich son­ni­gen Gemüt eine grö­be­re Hand­greif­lich­keit als Ker­be bei­zu­fü­gen. Für den Moment hat das wort­lo­se Heben des Smart­phones genügt. (Allein dafür ist’s sinn­voll, stets eines bei sich zu füh­ren, wenn man einen Bahn­hof betritt. Lei­der gehen die Sol­da­ten, die sich dort her­um­trei­ben, so leicht nicht eben­falls weg. Ich habe es versucht.)

Näch­stes Mal tip­pe ich viel­leicht ein­fach zurück.


Wer pro­fi­tiert eigent­lich von dem inter­na­tio­na­len Bestre­ben, mir die siche­re Ver­schlüs­se­lung mei­ner Kom­mu­ni­ka­ti­on zu ver­bie­ten? Die Ant­wort erstaunt selbst mich: Ash­ton Kutcher.

In den NachrichtenMontagsmusik
Per­cy Howard, Charles Hay­ward, Fred Frith, Bill Las­well – The 7th // Affen­bil­der jetzt rabattiert

Endlich Herbst!

Ewig grüßt der Mon­tag. „Die Deut­schen“, erfah­re ich aus den Nach­rich­ten, lie­ben ihre Arbeit nicht mehr. Der Feh­ler war’s, dass das mal anders war. Schön, dass „die Deut­schen“ jetzt wie­der nor­mal wer­den. Oder wenig­stens weni­ger so.

Die re:publica, Fach­mes­se für Ver­ba­lona­nie, soll im kom­men­den Jahr das Mot­to „Who cares?“, also „wen juckt’s?“, erhal­ten. So viel Selbst­kri­tik hät­te ich den Orga­ni­sa­to­ren nach allem, was ich über bis­he­ri­ge re:publica-Iterationen weiß, gar nicht zugetraut.

Kein Mit­leid habe ich im Übri­gen auch mit den „Opfern“ die­ser Ent­wick­lung: „Fast alle NFTs sind wert­los“, völ­lig über­ra­schend hat sich näm­lich her­aus­ge­stellt, dass Echt­zeits­zer­ti­fi­ka­te für JPEG-Bild­chen jetzt eher theo­re­tisch als prak­tisch von Nut­zen sind. Ich wün­sche Men­schen nor­ma­ler­wei­se nichts Böses, kann mir hier aber zumin­dest eine vor­sich­ti­ge Scha­den­freu­de kaum verkneifen.

Wert­voll, dafür zeit­los: Musik.

The 7th – Per­cy Howard, Charles Hay­ward, Fred Frith, Bill Laswell

Guten Mor­gen.

Netzfundstücke
Es erst mal sel­ber bes­ser machen

Dis­kus­sio­nen über eini­ge Berufs­grup­pen in „sozia­len Medi­en“ haben inter­es­san­te Implikationen.

Ein recht aktu­el­les Bei­spiel ist die­ser Bei­trag (Archiv­ver­si­on) auf Twit­ter: Der Ver­fas­ser beklagt, dass in Wup­per­ta­ler Schu­len „14.000 nagel­neue Lap­tops und Tablets seit neun Mona­ten unge­nutzt“ blie­ben, und schließt dar­aus, dass Leh­rer zu „welt­fremd“ sei­en, als dass man ihnen die Auf­ga­be der Ver­tei­lung und Ein­rich­tung zutei­len soll­te. In den Kom­men­ta­ren unter dem Bei­trag wird bis­wei­len ange­merkt, dass Leh­rer hier mög­li­cher­wei­se die fal­schen Adres­sa­ten für die Kri­tik sei­en, vie­le jedoch, womög­lich selbst Leh­rer, füh­len sich von der For­mu­lie­rung offen­bar per­sön­lich getrof­fen und reagie­ren mit dem hoch­nä­si­gen Hin­weis, wer Leh­rer kri­ti­sie­re, sol­le es „erst mal sel­ber bes­ser“ machen und bis dahin bit­te schweigen.

Das hal­te ich für eine inter­es­san­te Her­an­ge­hens­wei­se an ein Pro­blem, dass nur der­je­ni­ge es benen­nen darf, der selbst fähig und wil­lens zur Lösung ist. Eine nicht min­der inter­es­san­te Wen­dung in die­sem Geschnat­ter ist, dass die­je­ni­gen, die vom Ver­fas­ser des Bei­trags ver­lan­gen, er sol­le es „sel­ber bes­ser machen“ und bis dahin die armen Leh­rer in Ruhe las­sen, in ihren eige­nen Bei­trä­gen Poli­ti­ker der Unfä­hig­keit bezich­ti­gen. Ein Teil­neh­mer des Geschnat­ters, der „erst mal sel­ber machen und dann urtei­len…“ schrieb und sich selbst „Vater, Wis­sen­schaft­ler und Huma­nist“ nennt, scheint sein Twit­ter­kon­to seit län­ge­rer Zeit neben sol­chen Spe­renz­chen aus­schließ­lich dafür zu nut­zen, Poli­ti­ker der CDU/CSU und Knall­köp­fe der AfD als unfä­hi­ge Nul­len her­aus­zu­stel­len. Mei­ne Fra­ge, ob das ins­ge­samt bedeu­te, dass er zu blöd oder zu faul sei, um selbst ein bes­se­rer Poli­ti­ker zu sein, wur­de mit bescheu­er­ten Witz­bil­dern beant­wor­tet, die hier zu repro­du­zie­ren selbst mir wirk­lich zu däm­lich wäre.

Zwar hal­te ich viel davon, einer Kri­tik auch einen alter­na­ti­ven kon­struk­ti­ven Vor­schlag bei­zu­fü­gen, sofern ein sol­cher im jewei­li­gen Fall sinn­voll wäre (oft ist „lass den Scheiß“ das best­mög­lich Kon­struk­ti­ve), und bin 2009 selbst poli­tisch aktiv gewor­den, weil „sel­ber bes­ser machen“ eine wenig­stens theo­re­tisch – mal gucken, ob ich nach mei­nem Aus­schei­den aus dem Quatsch mein Buch zum The­ma voll­endet haben wer­de – emp­feh­lens­wer­te Maxi­me ist, doch ver­tre­te ich nicht die Mei­nung, Kri­tik äußern dür­fe nur, wer selbst in der­sel­ben Bran­che tätig ist; so erscheint es mir etwa durch­aus legi­tim, die hohen Prei­se für eine Fahrt im ICE für eine Frech­heit zu hal­ten, ohne dass der Frech­fin­der selbst ein eige­nes Fern­ver­kehrs­un­ter­neh­men führt.

War­um aus­ge­rech­net Leh­rer den­je­ni­gen Beruf aus­üben soll­ten, der von jeder Kri­tik ver­schont blei­ben müs­se, wuss­ten die Kom­men­ta­to­ren, die die­se Ansicht ver­tra­ten, nicht näher zu begrün­den. Sie, die Leh­rer, hät­ten sowie­so schon einen schwie­ri­gen Beruf, dem sie unter schier unmensch­li­chen Bedin­gun­gen nach­ge­hen müss­ten, da „dür­fe“ man ihnen doch das Leben nicht noch schwe­rer machen: dar­in erschöp­fen sich die etwas weni­ger blö­den Ant­wor­ten. Doch gilt das nicht für fast jeden ande­ren Beruf auch? Darf man eigent­lich Pro­sti­tu­ier­te für die Qua­li­tät ihrer Arbeit kri­ti­sie­ren? (Ist nicht jeder Ange­stell­te eigent­lich auch ein sich Prostituierender?)

Ich zum Bei­spiel hal­te mich für einen nur mäßig talen­tier­ten Poli­ti­ker, der an dem Ver­such, es ein­fach mal selbst bes­ser zu machen, bis­lang zuver­läs­sig gran­di­os geschei­tert ist. Darf die AfD noch kri­ti­sie­ren, wer es – das Poli­ti­ker­da­sein – auch mit gro­ßen inhalt­li­chen Dif­fe­ren­zen auch nicht bes­ser kann? Darf Leh­rer kri­ti­sie­ren, wer selbst kein guter Leh­rer ist? Ich mei­ne: ja.


Fra­ge zum The­ma „bes­ser machen“: Wenn der Inter­na­tio­na­le Straf­ge­richts­hof die Zer­stö­rung von Kul­tur­gü­tern als Kriegs­ver­bre­chen betrach­tet und die „Letz­te Gene­ra­ti­on“ ihrer­seits ein Kul­tur­gut mög­li­cher­wei­se dau­er­haft beschä­digt hat, wären dann nicht erheb­li­che Sank­tio­nen wenig­stens überlegenswert?

MusikNetzfundstückeIn den Nachrichten
Lie­gen­ge­blie­be­nes vom 20. Sep­tem­ber 2023

Weil aller­lei Ver­bän­de, neu­lich zum Bei­spiel die See­brücke Dres­den, alle Nas­lang einen „Spen­den­lauf“ für eine tat­säch­lich oder ver­meint­lich „gute Sache“ aus­ru­fen, drängt sich mir schon wie­der die alte Fra­ge auf: Ist es eigent­lich inzwi­schen ille­gal, ein­fach mal was zu spen­den, ohne dass dafür ein Unschul­di­ger sinn­lo­ser­wei­se im Kreis ren­nen muss?


Hotel­lings Gesetz am prak­ti­schen Bei­spiel erklärt: Auf You­Tube stellt Mar­vin Neu­mann in gebo­te­ner Kür­ze die Pro­gram­me der in Bay­ern und Hes­sen zur Land­tags­wahl antre­ten­den Par­tei­en vor. Zwar wüss­te ich, wel­che Par­tei ich da ohne nen­nens­wer­te Bauch­schmer­zen jeweils wäh­len wür­de, doch fra­ge ich mich, ob es bei man­chen der vor­ge­stell­ten Par­tei­en nicht sinn­vol­ler wäre, sie ver­ei­nig­ten sich zu einer ein­zi­gen gro­ßen Klein­par­tei, statt sich wegen irgend­wel­cher Neben­sät­ze unver­söhn­lich (weil kon­kur­rie­rend) gegenüberzustehen.


Hihihi: „Be kind, don’t rewind time“. (via jwz)


Wenn ich das rich­tig ver­ste­he, hat die FDP zumin­dest vor­über­ge­hend ver­hin­dert, dass die SPD auf EU-Ebe­ne ein Gesetz ein­führt, das funk­tio­nie­ren­de Chat­ver­schlüs­se­lung ver­bie­ten wür­de. Ich begrü­ße die­se Ent­wick­lung. Hal­lo, lie­be Entwicklung!


Apro­pos Hihihi: Man kann der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“ ver­mut­lich man­ches begrün­det zum Vor­wurf machen. Dass es sich um Links­ra­di­ka­le hand­le, gehört jedoch nicht dazu: Links­ra­di­ka­le distan­zie­ren sich von den „auto­ri­tä­ren und popu­li­sti­schen“ Akti­vi­sten. Eigent­lich muss man da ja jetzt nur abwarten.


Neue Musik: Vor­aus­sicht­lich im Dezem­ber erscheint das neue Album der voll nicen fran­zö­si­schen Lärm­grup­pe Ni. Es wird Fol Naïs hei­ßen. Ich freue mich, freut euch mit mir.

NetzfundstückeIn den NachrichtenMontagsmusik
Kov­lo – Suez // Watt ihr Volt

Nichtflix und Chill

Es ist Mon­tag. Bir­ken­stock sei jetzt im Trend, ent­neh­me ich fas­sungs­los den „Flie­gen­den Bret­tern“. Hof­fent­lich geht’s den scheuß­li­chen „Schu­hen“ damit bald wie Bubble Tea: man sieht sie jah­re­lang nicht mehr im öffent­li­chen Raum und danach nur noch ver­schämt in irgend­ei­ner dunk­len Ecke.

Kapi­ta­lis­mus im End­sta­di­um: „n‑tv“ berich­tet sicht­bar atem­los, ein oller Pul­li von Dia­na (der Dia­na) wer­de ver­stei­gert, und zwar für wesent­lich mehr Geld als ange­nom­men. Ich habe den Beruf ver­fehlt. Dia­na hät­te ich wer­den sol­len. – Klei­dung ist sowie­so ein umstrit­te­nes The­ma: „Unse­rer Autorin fällt es schwer, auf Klei­dung­su­che nicht kom­plett durch­zu­dre­hen“; und dann wun­dern sich die Leu­te, dass unser­eins seit der spä­ten Jugend sei­nen All­tags­klei­dungs­stil nicht mehr nen­nens­wert geän­dert hat. Ein­zig der ver­krampft geho­be­ne Stil für so Anläs­se kam seit­her hin­zu, aber da dreht man ja nur durch, wenn man die Schu­he anzu­zie­hen ver­sucht. Das Aus­su­chen geht eigentlich.

Ein ehe­ma­li­ges Mit­glied des nord­rhein-west­fä­li­schen Lan­des­vor­stands von Volt, einer sich vor allem an ein jun­ges Publi­kum rich­ten­de Par­tei, die ihre gan­ze Exi­stenz von der Pira­ten­par­tei abge­schrie­ben hat („pan­eu­ro­päi­sches“ Selbst­ver­ständ­nis ein­ge­schlos­sen), hat, ent­neh­me ich einem Video, anschei­nend den Holo­caust rela­ti­viert, um eine Frau­en­quo­te durch­zu­set­zen. Es war eine unglaub­lich dum­me Idee, jun­ge Naiv­lin­ge für die Par­tei­po­li­tik begei­stern zu wol­len. (Apro­pos: Ist es eigent­lich grund­sätz­lich noch legal, ohne Smart­phone in einen Zug zu steigen?)

Kapi­ta­li­sten, die was auf sich hal­ten, machen einen gro­ßen Bogen um Net­to, sonst wäre die­se Mel­dung (All­er­gi­ker­war­nung: „Golem.de“) ein wei­te­res Apro­pos wert: Ein­kaufs­wa­gen las­sen sich dort dem­nächst viel­leicht „ganz ein­fach“ mit dem Smart­phone ent­sper­ren. So hält man Omas von der Kas­se fern. Das Unter­neh­men hin­ter die­ser tol­len Erfin­dung heißt unge­fähr Wan­ze. Das reicht ja auch schon zur Erklärung.

Das „Wall Street Jour­nal“ erläu­tert (Archiv­ver­si­on mit ohne Bezahl­schran­ke), dass Musik­strea­ming – und allen vor­an der Platz­hirsch Spo­ti­fy – nicht nur die Hör­ge­wohn­hei­ten der Kun­den („Benut­zer“) per­ver­tiert hat, son­dern auch die Wer­ke selbst des­sent­we­gen aus der Form gera­ten: Alben wer­den län­ger, Lie­der dafür kür­zer. Dem gilt es ener­gisch ent­ge­gen­zu­wir­ken. Das aktu­el­le Album von Nǽnøcÿb­bŒrg Vbërr­Holö­käävsT ist über 44 Stun­den lang, was ein guter Ansatz ist.

Für heu­te jedoch sol­len acht Minu­ten genügen.

Guten Mor­gen.

Sonstiges
Wan­ted: Pkw (dead or ali­ve) // Sonne

Poli­zei Karlsruhe:

Der Pkw ver­ließ die Unfall­stel­le uner­laubt, indem er sei­ne Fahrt in Rich­tung Büchen­au fort­setz­te. (…) Zu dem flüch­ti­gen Pkw kann ledig­lich gesagt wer­den, dass es sich mut­maß­lich um einen sil­ber­nen VW Kom­bi gehan­delt hat.

Hal­tet ihn!


Wir leben in einer „Zivi­li­sa­ti­on“, die nichts dage­gen hat, dass es euch nicht gut geht. Aber seid ab 22 Uhr bit­te etwas lei­ser trau­rig. Ruhe­zei­ten beach­ten. Betrübt von 9 bis 5, anschlie­ßend Routine.

PolitikIn den Nachrichten
Medi­en­kri­tik in Kür­ze: Der zwei­te erste Schritt im Freistaat

„n‑tv“ (heu­te):

Gegen die Stim­men die Regie­rungs­ko­ali­ti­on hat im Thü­rin­ger Land­tag die Oppo­si­ti­on Steu­er­sen­kun­gen beschlos­sen. Für das Vor­ha­ben stimm­ten dabei CDU, AfD und FDP gemein­sam. Es ist der erste Schritt die­ser Art im Freistaat.

Auch „n‑tv“ (im April):

Die Thü­rin­ger AfD-Frak­ti­on hat Rot-Rot-Grün im Land­tag zu einer Mehr­heit für die Ände­rung eines Unter­su­chungs­aus­schus­ses zur Per­so­nal­po­li­tik der Lan­des­re­gie­rung ver­hol­fen. Die Abge­ord­ne­ten von CDU und FDP stimm­ten am Frei­tag gegen die Änderung.

Wäre es nicht ein­fa­cher, die Brand­mau­er kom­plett um Thü­rin­gen her­um zu ziehen?

NetzfundstückeWirtschaft
Kapi­ta­lis­mus, das Mem des Überflusses

Apro­pos „taz“. „Lin­ke Medi­en“, quatscht die­sel­be, sei­en in der Kri­se, doch ist damit allein das Finan­zi­el­le gemeint, nicht etwa das inhä­ren­te lin­ke Pro­blem, dass zwei Lin­ke im sel­ben Raum bis­wei­len fünf erbit­tert mit­ein­an­der strei­ten­de Par­tei­en grün­den könn­ten. Sozia­lis­mus, wie jedes ande­re Gesell­schafts­mo­dell im Bestehen­den eben auch, kostet Geld und sozia­li­sti­sche Zeit­schrif­ten gleich zwei­mal. Die­ses system­un­ab­hän­gi­ge Pro­blem mit der ver­meint­li­chen Wohl­stands­ge­sell­schaft und ihrer Ver­wahr­lo­sung im Über­fluss („spät­rö­mi­sche Deka­denz“, Gui­do Wester­wel­le et al.) scheint mir vor allem mensch­li­cher Natur zu sein.

Kohei Sai­to, japa­ni­scher Phi­lo­soph, schlug eine Lösung vor:

So kam ich zu der Erkennt­nis, dass wir tat­säch­lich eine neue Art von Über­fluss brau­chen. – Es geht nicht dar­um, mehr Mate­ria­li­en zu ver­brau­chen, mehr Pro­duk­te zu kon­su­mie­ren, nicht um mehr Geld. Es geht dar­um, gemein­schaft­li­ches Kul­tur­wis­sen zu berei­chern, dar­um, etwas zu tei­len; Men­schen emp­fin­den dann Freu­de und Glück.

Freu­de und Glück emp­fin­de ich per­sön­lich unter ande­rem beim Tei­len guter neu­er Musik, ande­ren hin­ge­gen ist es wich­tig, ein IKEA-Stoff­tier zu besit­zen. Obwohl in mei­nem an irgend­wel­chen zeit­ge­nös­si­schen sozia­len Ent­wick­lun­gen nicht immer tages­ak­tu­ell inter­es­sier­ten Umfeld die ersten Blau­haie auf­tauch­ten (das war irgend­wann letz­tes Jahr), blieb mein Zuhau­se bis­lang davon ver­schont. Zum Glück bekom­me ich sel­ten Geschen­ke. In der tra­di­tio­nell lin­ken LSBTQ-Sze­ne hat sich die­ses Tier der­weil in der­ar­ti­ge Beliebt­heit insta­gram­men las­sen, dass es welt­weit zu Lie­fer­eng­päs­sen kam.

Kohei Sai­tos ideel­ler Zög­ling „Haeck­sen-Maya“, gemäß der­zei­ti­ger Selbst­be­schrei­bung „white, gen­der­que­er, les­bisch, poly­amor, kin­ky, three-digit slut“ (unlängst ließ ich zum The­ma Poly­amo­rie an ande­rer Stel­le ein holp­rig abge­le­se­nes Gela­ber mit­samt dazu­ge­hö­ri­gem Typo­skript ver­öf­fent­li­chen, von denen ich letz­te­res hier zu tei­len gewillt bin), teil­te fol­ge­rich­tig mit, dass die­sem Pro­blem – groß­ar­tig – eine Lösung bei­gestellt wurde:

Groß­ar­tig: Es gibt eine Web­site, in der man den tages­ak­tu­el­len Blåhaj-Bestand in IKEA-Filia­len *welt­weit* nach­se­hen kann, inklu­si­ve Ent­wick­lung des Lager­stands über das gesam­te letz­te Jahr: blahaj.app

Ich kann das alles nicht mehr.

PolitikIn den Nachrichten
Kurz gefragt (7): Jens-Chri­sti­an Wagner!

Ali­ce Wei­del, als les­bi­sche Wahl­schwei­ze­rin gera­de­zu prä­de­sti­nier­te Ver­tre­te­rin der AfD auf so Podi­en, ver­kün­de­te die­ser Tage, einen ver­lo­re­nen Krieg zu fei­ern sei eine dum­me Idee und dar­um (?) habe sie auch in die­sem Jahr dar­auf ver­zich­tet, mit der rus­si­schen Bot­schaft das Jubi­lä­um des Sie­ges über das Drit­te Reich zu fei­ern. In sozia­len Medi­en empör­te man sich im Fol­gen­den wort­reich, denn das sei zwei­fels­oh­ne ein Beleg für den Rechts­ra­di­ka­lis­mus Frau Weidels.

Die Fra­ge zu beant­wor­ten, ob nicht eine Teil­nah­me an einem Emp­fang des Iwans unge­fähr genau so fürch­ter­li­ches Geschrei zur Fol­ge gehabt hät­te, ver­mag ich hier nicht abschlie­ßend zu voll­zie­hen. Sie jeden­falls, „Histo­ri­ker Jens-Chri­sti­an Wag­ner“, erzähl­ten aus­ge­rech­net der Springer’schen „WELT“ im vor­lie­gen­den Kon­text Beachtliches:

Mit einem sol­chen Geschichts­bild zeigt man kei­ner­lei Bereit­schaft, sich gegen­über dem natio­nal­so­zia­li­sti­schen Deutsch­land abzu­gren­zen und deut­lich zu machen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befrei­ung vom Natio­nal­so­zia­lis­mus war.

Dann erleuch­ten Sie mich mal: Wenn eine Grup­pe von Staa­ten, die gar nicht die Absicht hat­te, ihren Kriegs­geg­ner von irgend­was zu befrei­en, selbst von die­sem besieg­ten Kriegs­geg­ner (hier: Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung) nicht etwa als Freund­schafts­dienst­lei­ster oder auch nur als Befrei­er, son­dern völ­lig kor­rekt und gut begründ­bar als Sie­ger­mäch­te bezeich­net wird, wäh­rend zwar im glei­chen Text von Befrei­ung die Rede ist, jedoch damit der Kriegs­geg­ner des ver­meint­lich befrei­ten Lan­des gemeint ist, dann nennt man den Geg­ner von Sie­gern also wie?

(Schö­ne Idee für ver­ur­teil­te Ver­bre­cher: Ein­fach „end­lich befreit!“ statt „oh nein, ver­ur­teilt!“ denken.)

NetzfundstückeIn den NachrichtenMontagsmusik
Explo­si­ons in the Sky – Ten Bil­li­on Peo­p­le // Astro­lo­gie zu langsam

Erst mal Frühstück.

Es ist Mon­tag. Deutsch­land kann Bas­ket­ball erst­mals bes­ser als die USA, dafür kön­nen die USA mitt­ler­wei­le bes­ser Krieg. Fai­rer Tausch, fin­de ich.

Sahra Wagen­knecht möch­te viel­leicht oder viel­leicht auch nicht dem­nächst mit einer neu­en Par­tei um die Ecke kom­men, wie man auf Neu­deutsch sagt, ent­neh­me ich den Nach­rich­ten. Unge­ach­tet der Fra­ge, inwie­fern ihre The­sen für eine bes­se­re Par­tei sich aus­rei­chend nen­nens­wert von denen der längst vor­han­de­nen DKP unter­schei­den, möch­te ich mit mil­dem Unernst kon­sta­tie­ren: Bestimmt wird es die Posi­ti­on der bereits vor­han­de­nen lin­ken und schein­lin­ken Par­tei­en stär­ken, wenn man wei­te­res Per­so­nal in eine Neu­grün­dung ver­schiebt. – Posi­tiv aller­dings: Die lang­wei­li­ge For­mu­lie­rung „alle demo­kra­ti­schen Frak­tio­nen“, mit der aus­ge­rech­net SPD und Grü­ne gern so tun, als sei alles links und rechts von ihnen auto­ma­tisch nicht legi­ti­miert, und die zuver­läs­sig die AfD zu Schimpf­ti­ra­den ver­lei­tet, dürf­te hier schlicht abpral­len. Da müs­sen dann här­te­re Geschüt­ze her als bloß das Etikettiergerät.

Apro­pos links: In der „taz“ schlägt Tina Hart­mann, „Pro­fes­so­rin für Lite­ra­tur­wis­sen­schaft“, vor, man kön­ne doch ein­fach gen­dern, indem man abwech­selnd die männ­li­che und die weib­li­che Form eines Wor­tes ver­wen­de. Das sei „prak­tisch unkri­ti­sier­bar“. Ich schrei­be das jetzt eigent­lich nur, damit Tina Hart­mann in Ehr­furcht erstarrt, denn ich schaf­fe es gera­de­zu spie­lend leicht, das prak­tisch Unkri­ti­sier­ba­re zu kri­ti­sie­ren: Es stört den Lese­fluss und die Text­ko­hä­renz und es nervt. Man prei­se mich.

Heu­te vor 50 Jah­ren wur­de Sal­va­dor Allen­de umge­bracht. Scha­de. Ein paar Jah­re zuvor – 1925 – erschien in Ber­lin ein Büch­lein, das mir unlängst zufäl­lig im Inter­net begeg­ne­te: Schon 1927 wer­de es zu einem zwei­ten Welt­krieg kom­men, das sei astro­lo­gisch und sonst­wie pro­phe­zeit wor­den. Was das jetzt über die Astro­lo­gie aus­sagt, ver­mag ich nicht in Gän­ze zu beur­tei­len, aber pünkt­lich ist sie schon mal nicht.

Jazz sei coo­ler als Hip-Hop, lese ich fas­sungs­los beim „Neu­en Deutsch­land“. Erst neh­men sie uns das Hörer­knal­len weg, jetzt machen sie uns auch noch den Jazz madig. Doch bloß nicht über­re­agie­ren, son­dern coo­le Musik hören. Bevor sie uns den Post­rock auch noch wegnehmen.

Explo­si­ons in the Sky – Ten Bil­li­on People

Guten Mor­gen.

NetzfundstückeNerdkrams
Lie­gen­ge­blie­be­nes vom 6. Sep­tem­ber 2023

End­lich küm­mern sich die Mit­ar­bei­ter von Mozil­la mal um etwas, mit dem sie sich wirk­lich gut aus­ken­nen: Web­brow­ser Autos.


Schö­ner Satz (eng­lisch­spra­chig), den ich sicher­lich häu­fi­ger noch mal brau­chen werde:

Es gibt hier gute Grün­de, wütend zu sein (obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es unbe­dingt das beste Ven­til ist, Leu­te auf Git­Hub anzuschreien).


Rot-Grün bei der Arbeit:

Bochum ist die gefähr­lich­ste, ätzend­ste, kaput­te­ste, beschis­sen­ste, unüber­sicht­lich­ste Stadt zum Radfahren.


Gru­se­li­ger Zufalls­fund: Es gibt ein frame­work, mit dem man HTML-for­ma­tier­te E‑Mails total ein­fach der­ge­stalt ent­wer­fen kann, dass sie auf allen Bild­schirm­grö­ßen glei­cher­ma­ßen lästig aus­se­hen. Ich ver­der­be den Machern ja nur ungern die Freu­de über ihr drol­li­ges Spiel­zeug, aber so was hat­ten ihre Eltern ver­mut­lich schon in den 80ern: Ein­fach das, was man mit­tei­len will, als Text ver­sen­den. Das geht auch auf sehr klei­nen Bild­schir­men. Wirk­lich wahr!

Ach, da gehen kei­ne Java­Scripts. Ja, das ist dann natür­lich blöd.


Spo­ti­fy will Lied­tex­te, Dis­ney und Net­flix alles ande­re teu­rer machen. Ich möch­te ja jetzt hier wirk­lich nie­man­den auf gefähr­li­che Ideen brin­gen, aber wor­in genau lag noch mal der gro­ße Vor­teil von lega­len Strea­ming­dien­sten gegen­über Web­sites und Tausch­bör­sen, die es mit der Lizen­zie­rung nicht ganz so genau nehmen?