Wirtschaft
Steu­ern mit einem Zweck

Viel­leicht wür­de es zu mehr gesell­schaft­li­chem Frie­den, auch und gera­de zwi­schen Armen und Rei­chen, bei­tra­gen, wür­de man das Steu­er­recht dahin­ge­hend refor­mie­ren, dass man zusam­men mit sei­ner – sofern ange­fer­tig­ten – Steu­er­erklä­rung ange­ben kann, wie viel Pro­zent der Steu­er­last für das kom­men­de Haus­halts­jahr in wel­chen Topf flie­ßen sollen. 

Es erstaun­te mich nicht im Gering­sten, wenn das Ver­hält­nis zwi­schen Sozi­al­sy­stem und Arsch­lö­chern mit Gewehr („Bun­des­wehr“) sich dann end­lich zugun­sten eines ver­nünf­ti­gen Mit­ein­an­ders verschöbe. 

Sonstiges
Medi­en­kri­tik in Kür­ze: Bin­go statt Bum­sen mit der „JOY“ und „Scar­lett Johansson“.

Die „JOY“, mein Lieb­lings­ma­ga­zin für Damen­be­lan­ge und als sol­ches ein Garant für über­aus preis­wer­te Unter­hal­tung, hat für das Titel­blatt sei­ner April-2021-Aus­ga­be eine inno­va­ti­ve Mög­lich­keit gefun­den, eher nicht so toll gewor­de­ne Por­träts der Titel­fi­gu­ren trotz­dem ange­mes­sen zu beschriften:

JOY April 2021

Als wär‘ das über­haupt wich­tig!

Denn im Maga­zin geht es laut Titel­sei­te um mehr als bloß „Scar­lett Johans­son“ (wenn man es dran­schrei­ben muss, ist sie es ver­mut­lich nicht; das ist wie bei miss­lun­ge­nen Wit­zen), und zwar um …

SOULFOOD? GÖNN DIR! Die lecker­sten Feel­good-Rezep­te der Stars

… und …

THIS MAKES MY Day – 30 ein­fa­che DINGE, die uns sofort HAPPY machen

… und …

STREAM & STYLE – Die BESTEN Fashion-Hacks aus unse­ren Lieblingsserien

… – es sind übri­gens nie­mals die eige­nen Lieb­lings­se­ri­en -, und …

#HEADHUNTER (Hash­tags auf Gedruck­tem, komm­ste auch nicht hin­ter, A.d.V.) – Ric­car­do Simo­net­ti zeigt die schön­sten HAIR-LOOKS zum Nachstylen

… und …

WE ❤ SPRINGCOOLE MUST-HAVES UND IT-PIECES FÜR DEN FRÜHLING

… und …

Beau­ty-FLASHBACK (TEIL 1) – Die hei­ße­sten MAKE-UP-TRENDS der letz­ten Jahrzehnte

…, erin­nert sich noch jemand an die Rocky Hor­ror Pic­tu­re Show?, sowie zuletzt die, wie ich glau­be, abge­schlos­se­ne Kurz­ge­schich­te (trau­rig) aus …

BEDTIME STORIES – 20 SEX-ABENTEUER FÜR EIN LIEBES-UPGRADE

… und sei­nem Gegenstück …

LET’S GET READY TO GAMBLE! – DIE 12 BESTEN GAMES für lang­wei­li­ge Nächte

(Schrift­satz ähn­lich dem Original.)

Neben den zwei Per­so­nen­na­men sowie dem übli­chen Strich­code-Titel-Aus­ga­be-Bei­werk sind auf der Titel­sei­te somit 74 Wör­ter (dar­un­ter auch Kom­po­si­ta) und Son­der­zei­chen zu sehen. 42 der Wör­ter (sowohl aus­ge­schrie­be­ne Wör­ter als auch Zahl­wör­ter) sind kei­ne offen­sicht­lich eng­li­schen Wör­ter, wobei ich Zah­len – opti­mi­stisch – als deut­sche Wör­ter (u.a. „drei­ßig“ statt „thir­ty“) ein­ge­ord­net habe.

Ein Teil davon über­rascht mich. Die Not­wen­dig­keit, einen Plan B parat zu haben, wenn die Näch­te statt eines „Sex-Aben­teu­ers“ doch eher lang­wei­lig wer­den, weil die Lese­rin­nen so flir­ten wie die Redak­ti­on schreibt, gehört nicht dazu.

MusikkritikKaufbefehle
Kurz­kri­tik: Klu­ster – Eruption

Kluster - EruptionLan­ge nichts mehr über Musik geschrieben.

Die Rah­men­da­ten: Klu­ster (Die­ter Moe­bi­us, Hans-Joa­chim Roe­de­li­us und Con­rad Schnitz­ler, zu einem Drit­tel noch musi­ka­lisch aktiv und zu zwei Drit­teln tot) haben 1970 und 1971 ins­ge­samt drei Alben zusam­men raus­ge­bracht, bis Con­rad Schnitz­ler – regel­mä­ßi­ge Leser erin­nern sich – zwecks Beginns einer Solo­kar­rie­re aus­ge­stie­gen ist. Zuvor kam, aus Grün­den von Con­rad Schnitz­ler selbst finan­ziert und des­halb ursprüng­lich als des­sen Solo­al­bum „Schwarz“ im Han­del zu fin­den, das letz­te Werk von Klu­ster her­aus (Fol­ge­al­ben tru­gen den Namen Clu­ster), das „Erup­ti­on“ (Amazon.de, TIDAL) heißt und eigent­lich gar kei­ne ist.

Die Auf­nah­men zu „Erup­ti­on“ ent­stam­men dem letz­ten Kon­zert von Klu­ster, es han­delt sich also um ein Live­al­bum; jedoch, anders als heut­zu­ta­ge lei­der üblich, sind weder neben dem Takt klat­schen­de Deut­sche noch über­flüs­si­ge Ansa­gen mit furcht­ba­rem Akzent zu hören. Was wür­de man bei zwei Stücken – bei­de namen­los – auch ansa­gen wol­len? „Erup­ti­on“ ist im Übri­gen das ein­zi­ge der drei Klu­ster­al­ben, auf dem auf reli­giö­se Tex­te ver­zich­tet wird.

Klu­ster – Erup­ti­on (1971) FULL ALBUM

„Pro­to-Indu­stri­al“ nennt das Inter­net die­ses Album, aber selbst der han­dels­üb­li­che Indu­stri­al folgt oft rhyth­mi­schen Mustern (oder über­haupt Mustern). Die elek­tro­ni­sche Musik aus dem Ber­lin der frü­hen 1970er, nicht unbe­ein­druckt von den Kraut­rock spie­len­den Zeit- und Lan­des­ge­nos­sen, aber hat­te an der­lei Gewöhn­li­chem kein Inter­es­se. Was auf „Erup­ti­on“ an Rhyth­mus aber ver­meint­lich fehlt, ist dafür an Instru­men­ten (echt oder simu­liert) da: Key­board, Gitar­re, Cel­lo, Flö­te und eini­ges an Schlag­in­stru­men­ten sind aus­zu­ma­chen. Scha­de, dass das vor mei­ner Zeit war. Ich mag ja Kon­zer­te, auf denen man nicht bloß einem Holz­fäl­ler­hemd­en­trä­ger dabei zugucken kann, wie er auf einem Mac­Book herumdrückt.

Nicht drücken soll­te man sich auch vor „Erup­ti­on“. Sicher­lich ist das kein Album für die vor­ran­gi­gen Freun­de von Drei-Minu­ten-Pop­lied­chen, es bedarf Zeit und Auf­merk­sam­keit. Die­se aber wer­den belohnt; so ist das ja oft in der Musik.

MontagsmusikIn den Nachrichten
Palm Squir­rel – Bla­mal­an // Muta­ti­ons­mutan­ten mutie­ren auch in Bayern.

VERFICKTE BLUMEN! SCHEISSDRECK! LÄCHEL!Es ist Mon­tag. Die­je­ni­gen, die aus dem Feh­ler ihrer Vor­fah­ren, sich bei „Gott oder Kopf ab“ für „Gott“ ent­schie­den zu haben, der­ge­stalt gelernt haben, dass sie nicht mehr ihr Stock­holm­syn­drom als „abend­län­di­sche Tra­di­ti­on“ ver­brä­men, fei­ern heu­te nichts, son­dern haben ein­fach nur frei. Ist ja auch nicht so schlecht, den gan­zen Tag schla­fen und/oder Bam­bus essen. Pan­da­bä­ren ken­nen das.

Die­ses ent­spann­te Leben lie­ße sich ohne die­se Virus­sa­che aller­dings erst so rich­tig genie­ßen, aber dar­aus wird wohl erst mal nichts, denn weil nicht geimpft, son­dern bloß ange­guckt („gete­stet“) wird, ist auch das bal­di­ge Inden­griff­krie­gen höch­stens noch als Trep­pen­witz geeig­net. Und es wird nicht bes­ser: Virus­mu­ta­tio­nen haben euch noch nicht die Lau­ne ver­ha­gelt? „T‑Online“ hilft. „In Köln wur­den meh­re­re Fäl­le von Muta­ti­ons-Mutan­ten nach­ge­wie­sen“, hof­fent­lich muta­ti­ons­mutan­tie­ren­mu­tie­ren die nicht auch noch!

Auf der Son­nen­sei­te der Inlands­nach­rich­ten weiß die Regie­rung von Ober­fran­ken indes Erfol­ge bei der Digi­ta­li­sie­rung zu ver­mel­den: Schon mor­gen stel­le sie „ihren Fax­ser­ver von bis­her vier- auf fünf­stel­li­ge Fax­num­mern um“, da kommt man ja gar nicht mehr hin­ter­her bei die­sem tech­no­lo­gi­schen Wett­rü­sten. Ande­rer­seits befin­det sich Bay­ern (jaja, Fran­ken und Bay­ern, Schwa­ben und Bade­ner, alles das­sel­be) sowie­so gera­de im nahe­zu revo­lu­tio­nä­ren Umbruch, man darf sich dort neu­er­dings sogar ohne Sarg bestat­ten las­sen. Wenn das Franz Josef noch erle­ben müsste!

Der wie­der­um ein ande­res Gesetz auch nicht mehr erle­ben muss, das in inzwi­schen bewähr­ter Kin­der­spra­che „Anti-Hass-Gesetz“ genannt wird, aber eigent­lich anders heißt, und besagt, dass „das ‚Bil­li­gen‘ oder Andro­hen von Straf­ta­ten etwa in sozia­len Netz­wer­ken“ wie­der „als Ver­bre­chen“ gel­te, „wenn ent­spre­chen­de Äuße­run­gen geeig­net sind, den öffent­li­chen Frie­den zu stö­ren“ („hei­se online“), was wie­der­um ver­mut­lich vor allem denen schnell miss­fal­len wird, die zwar der Regu­lie­rung öffent­li­cher Äuße­run­gen prin­zi­pi­ell offen gegen­über­ste­hen, jedoch sel­ten bemer­ken, dass sol­che Regu­lie­run­gen sich als Waf­fe für das eige­ne poli­ti­sche Lager kaum eig­nen. Schwe­re Zei­ten bre­chen neben irgend­wel­chen Face­book- und Tele­g­rampfei­fen, den wohl vor­ran­gig Gemein­ten, auch für Por­ta­le wie „Indy­me­dia“ an, in deren Krei­sen man sich immer noch nicht so recht von dem Ver­bot erholt zu haben scheint, die Pri­vat­woh­nung miss­lie­bi­ger Poli­ti­ker nebst Fami­lie besu­chen las­sen zu dür­fen; Ber­li­ner Auto­be­sit­zer (war­um?) jedoch atmen auf.

Auch aus Ber­lin, aber trotz­dem nicht völ­lig schei­ße: Palm Squirrel.

Guten Mor­gen.

Netzfundstücke
Jetzt reicht’s, ich grün­de eine Reli­gi­on in Osnabrück.

Darf ich nach 21 Uhr mit mei­nem Hund Gas­si gehen?
Das Gas­si­ge­hen soll­te in die­ser Zeit mög­lichst unter­las­sen wer­den. Wenn es unver­meid­bar ist, soll­te es nur durch eine Per­son und so kurz wie mög­lich erfolgen.

Und:

Darf ich nach 21 Uhr joggen?
Sport und Bewe­gung an der fri­schen Luft (…) ist nach 21 Uhr verboten.

Und:

Darf ich nach 21 Uhr ein­kau­fen gehen, Essen abho­len oder auf dem Nach­hau­se­weg von der Arbeit nach 21 Uhr noch Lebens­mit­tel­ein­kau­fen, wenn ich wäh­rend des Tages auf­grund der Arbeit kei­ne Mög­lich­keit dazu hatte?
Nein, der Ein­kauf von Lebens­mit­teln zählt nicht als trif­ti­ger Grund, um die Woh­nung ver­las­sen zu müssen.

Aber:

Darf ich an abend­li­chen Got­tes­dien­sten bzw. reli­giö­sen Ver­an­stal­tun­gen teilnehmen?
Ja, der Besuch von Ver­an­stal­tun­gen zur Reli­gi­ons­aus­übung stellt einen trif­ti­gen Grund dar, die Woh­nung bezie­hungs­wei­se die Unter­kunft zu ver­las­sen – auch nach 21 Uhr.

(Quel­le, archi­vier­te Ver­si­on)

Haha. Die­se Got­tes­staa­ten im Nahen Osten. Haha­ha. So doof.

In den Nachrichten
Bue­nos cis­dy­as, Klima!

„Deutsch­land­funk Kul­tur“ so im März:

Pan­de­mie­kon­for­me Aktio­nen von Fri­days for Future sol­len die Kli­ma­kri­se erneut ins Bewusst­sein rücken. (…) Vie­le Men­schen sei­en der­zeit ent­täuscht von der Coro­na­po­li­tik – sie hät­ten das Gefühl, dass irra­tio­na­le Ent­schei­dun­gen getrof­fen würden.

„Fri­days For Future“ so im März:

Die Kli­ma­kri­se wird und wur­de fast aus­schließ­lich von dya cis Män­nern ver­ur­sacht. Trotz­dem wer­den FINTA*s viel stär­ker durch die Kli­ma­kri­se beein­flusst. Der Feh­ler liegt im System.

„Die Pres­se“ so im März:

Eine Zukunft ohne Fri­days for Future sieht düster aus

Knips!

In den NachrichtenNerdkrams
Kurz ange­merkt zur Luca-App // Iwan des Tages: Fau­le Hacker

Dass die „Luca-App“, eine in der Pro­be­pha­se befind­li­che App eines deut­schen Unter­neh­mens, zwar – anders als die Coro­na-Warn-App in ihrem bis­her vor­ge­se­he­nen Funk­ti­ons­um­fang – auch, wie bereits gestern an die­ser Stel­le ange­deu­tet, ohne Smart­phone genutzt wer­den kön­nen soll, aber dafür immer­hin gegen Zah­lung meh­re­rer Mil­lio­nen Euro Steu­er­geld diver­se Lizen­zen ver­letzt, fän­de ich sowohl als Steu­er­zah­ler als auch als Ent­wick­ler von Soft­ware, die absicht­lich gele­gent­lich unter einer Lizenz steht, die es jeder daher­ge­lau­fe­nen deut­schen Star­tup­klit­sche theo­re­tisch gestat­ten wür­de, damit reich zu wer­den, ohne mich auch nur mal erwäh­nen zu müs­sen, wesent­lich weni­ger bedau­er­lich, wenn der Staat mich im Gegen­zug unbe­hel­ligt eine Tausch­bör­se mei­ner Wahl zwecks Erwei­te­rung mei­nes musi­ka­li­schen und/oder cinea­sti­schen Hori­zonts nut­zen lie­ße, statt Upload­fil­tern, File­sha­ring­massen­ab­mah­nun­gen und neu­er­dings Domain­blocka­den – dazu schrieb ich am 11. März bereits hin­läng­lich Aus­führ­li­ches – freie Schuss­bahn auf den ver­meint­lich rechts­frei­en Raum Inter­net zu bie­ten; bezie­hungs­wei­se: die Logik, nach der man für gro­be Lizenz­ver­stö­ße hier­zu­lan­de ent­we­der viel Geld zah­len muss oder viel Geld bekommt, über­steigt mei­nen Intel­lekt bis­lang in nicht gerin­gem Maße und ich bin dies­be­züg­lich für Hin­wei­se dankbar.


Ah, es ist Wahl­jahr, der Iwan will schon wie­der mani­pu­lie­ren, was man halt so macht in Russland:

In der ver­gan­ge­nen Woche wur­de bekannt, dass das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz (BfV) und das Bun­des­amt für die Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­tech­nik (BSI) der­zeit vor Cyber­an­grif­fen der Hacker war­nen – und davon aus­ge­hen, dass der rus­si­sche Mili­tär­ge­heim­dienst GRU hin­ter den Attacken stecken könnte.

Näm­lich hin­ter diesen:

Sie­ben Bun­des­tags- und mehr als 30 Land­tags­ab­ge­ord­ne­te sol­len kürz­lich soge­nann­te „Phis­hing-Mails“ erhal­ten haben. Das sind harm­los wir­ken­de E‑Mails, in denen oft ein Link zu einer Web­sei­te ein­ge­fügt ist, auf der Nut­zer auf­ge­for­dert wer­den, ihre Pass­wör­ter ein­zu­ge­ben. (…) Betrof­fen sein sol­len fast nur CDU- und SPD-Abgeordnete.

„Cyber­an­griff“ also nennt man bei der „tages­schau“ die „inve­sti­ga­ti­ve“ (ebd.) Nach­richt, dass irgend­wer in gro­ßem Stil irgend­wen dar­um bit­tet, irgend­wo sei­ne Pass­wör­ter ein­zu­ge­ben, und der dann so blöd ist und es auch noch macht.

Und da behaup­ten die Leu­te immer, für erfolg­rei­ches Hacken bräuch­te man jah­re­lan­ges Trai­ning. Ich bräuch­te dafür nicht mal Umlaute:

| Wichtiger Hinweis               [_][X]|
|                                       |
| Aufgrund von Gr�nden mussten wir Ihr |
| E-Mail-Konto leider sperren. Um sich  |
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| nutzernamen und Ihr Passwort ein.     |
| Danke f�r Ihr Verst�ndnis.           |

Ich habe den Beruf ver­fehlt. Rus­si­scher Hacker hät­te ich wer­den sollen.

NetzfundstückeNerdkrams
Lie­gen­ge­blie­be­nes vom 30. März 2021

Die Pira­ten­par­tei Main­z/R­hein­hes­sen-Nahe fragt, war­um es neben der Coro­na-Warn-App, die zwar quell­of­fen ist, aber ein Smart­phone vor­aus­setzt, auch die Luca-App geben muss, die nicht quell­of­fen ist, aber theo­re­tisch auch ohne Smart­phone funk­tio­nie­ren soll. Genau, las­sen wir die Armen, Alten und Daten­schüt­zer – die ande­rer­seits auch nicht ange­tan sind – doch ein­fach drau­ßen. Die sind eh nicht stubenrein.

Nach­trag: Etwas aus­führ­li­cher senf­te ich hier zum dau­ernd wech­seln­den Stand die­ser App. 


Schon jetzt die tol­le Idee des Jah­res: Ein Vibra­tor, der stär­ker vibriert, wenn das bestell­te Essen gleich ein­trifft. Mir ist ja bekannt, dass gutes Essen auch Glücks­ge­füh­le aus­lö­sen kann, aber das erscheint mir doch etwas überzogen.


Wor­an denkt ihr, wenn ihr „Digi­tal­po­li­tik“ hört? Klar: An die CDU!


Ein Nach­trag zu der Richard-Stall­man-Geschich­te von gestern: Die Free Soft­ware Foun­da­ti­on hat ihren Ruf bereits mit einem neu­en Mit­glied auf­zu­po­lie­ren ver­sucht. Des­sen wesent­li­cher Bei­trag zu frei­er Soft­ware besteht dar­in, auf Git­Hub irgend­wel­che Pro­jek­te anzu­pö­beln, die nicht die GPL nut­zen. Immer­hin erken­nen die­se Pro­jek­te aber neid­los sei­ne „inter­es­san­ten Bei­trä­ge zur Ver­bes­se­rung“ an.


Poten­zi­el­ler Fnord des Monats: An der Uni­ver­si­ty of Oxford flie­gen Mozart und Beet­ho­ven aus dem Cur­ri­cu­lum, weil sich schwar­ze Stu­den­ten von ihnen mög­li­cher­wei­se unter­drückt fühlen:

Ze stel­den dat het onder­wi­j­zen van ‘kolo­nia­li­sti­sche repre­sen­ta­tie­sy­ste­men’ zoals muzie­kno­ta­tie een klap in het gezicht is voor som­mi­ge stu­den­ten. Der­ge­li­jke stel­sels zou­den hun band met het kolo­nia­lis­me nog niet van zich afge­schud hebben.

Da klap’ selbst ich mir in het gezicht. Obwohl man das gera­de nicht soll. Is’ ja Corona.


Wo muss denn unbe­dingt noch mehr Inter­net rein? Rich­tig: In euer Kon­to bei der Commerzbank!

MontagsmusikIn den NachrichtenNerdkrams
!GeRald! – Fire in a Mad­hou­se // Die Revo­lu­ti­on öff­net Brie­fe an ihre Kinder.

Huch - zu spät!Es ist Mon­tag. Bei H&M gibt es jetzt Kla­mot­ten, die man mehr­mals tra­gen kann. So habe ich mir den Kapi­ta­lis­mus nicht vorgestellt.

Gute Nach­rich­ten aus der Welt­po­li­tik: Das Land der Pan­da­bä­ren (hier: Chi­na), Russ­land und die USA haben sich beim Cybern auf ein gemein­sa­mes Cyber geei­nigt, schreibt die Cyber-„NZZ“ in einem Arti­kel, in dem 35-mal „cyber“ vor­kommt. Auf Twit­ter habe ich gewit­zelt, ich wür­de über ein neu­es Trink­spiel nach­den­ken, aber mei­ne Leber muss noch ein paar Jah­re durch­hal­ten. Auf dem­sel­ben Twit­ter hat „Argon­erd“, einer der weni­gen immer­hin durch­weg emp­feh­lens­wer­ten poli­ti­schen Twit­ter­ac­counts, wäh­rend­des­sen bebil­dernd fest­ge­hal­ten, dass die US-ame­ri­ka­ni­sche Vize­prä­si­den­tin sich nur weni­ge Mona­te nach der erfolg­ten Wahl als eine zyni­sche Aus­län­der­ab­wehr­kraft her­aus­stellt. Ich gebe zu, dass mir die mona­te­lan­ge Beschal­lung mit der Infor­ma­ti­on, dass der US-ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent heim­lich Kin­der fres­se, all­mäh­lich ein biss­chen fehlt. Geht’s euch gut, „SPIEGEL“-Redakteure? Kann ich was tun?

Nichts mehr tun soll inzwi­schen Richard Stall­man, denn Red Hat dreht der Free Soft­ware Foun­da­ti­on auf­grund fal­scher Vor­wür­fe – bei ande­ren nennt man das fake news – den Geld­hahn zu, weil die­se es gewagt hat, anstel­le diver­sen Per­so­nals (also Men­schen, die schon vor dem Früh­stück drei Geschlech­ter hat­ten) aber­mals besag­ten Richard Stall­man in ihre Füh­rungs­rie­ge auf­zu­neh­men; einen Herrn mit offen­bar schlech­ten Manie­ren also, der für die freie Soft­ware aber als Spi­ri­tus Rec­tor (GNU) wie auch als Ent­wick­ler (u.a. Emacs) in den letz­ten vier­zig Jah­ren bis heu­te mehr gelei­stet hat als die Men­ge derer, die sich jetzt in quietsch­blö­den Blog­ar­ti­keln (beknack­tes Nar­ra­tiv des Monats: wer in einem tech­ni­schen Pro­jekt Meri­to­kra­tie gegen­über flau­schi­wat­ti­gen Stuhl­krei­sen ohne tech­ni­schen Mehr­wert bevor­zu­ge und das auch noch offen zuge­be, ste­he damit den „neu­en Rech­ten“ nahe), „offe­nen Brie­fen“ (ich emp­feh­le ja geschlos­se­ne Brie­fe an den Adres­sa­ten anstel­le offe­ner Brie­fe „an“ jeman­den, der das trau­ri­ge Gewim­mer ver­mut­lich nicht mal lesen wird, wenn man wirk­lich etwas mit­zu­tei­len hat und nicht bloß Spen­den sam­meln will) und unzäh­li­gen gegen­sei­ti­gen Belei­di­gun­gen in so Medi­en ergie­ßen. Wenn ich bei einem tech­ni­schen Pro­jekt indes die Wahl habe, ob ich einen erfah­re­nen Ent­wick­ler oder einen erfah­re­nen Gen­der­ak­ti­vi­sten (m/w/Fliewatüüt) im Team haben möch­te, dann fällt die Wahl vor­aus­sicht­lich eher nicht auf den Gen­der­ak­ti­vi­sten (m/w/Fliewatüüt). Umge­kehrt gehe ich ja auch davon aus, dass ein Gesprächs­kreis zum The­ma Trans­se­xu­el­len­rech­te nur wenig Bedarf an der Mit­wir­kung eines alten wei­ßen Man­nes hät­te. Wenn ich die Free Soft­ware Foun­da­ti­on wäre, wür­de ich ja jetzt vor­schla­gen, Red Hat sol­le gern selbst eine freie Alter­na­ti­ve zu Unix ent­wickeln, wie es das GNU-Pro­jekt getan hat, und dafür eine eige­ne, völ­lig neue Lizenz ent­wer­fen und sich andern­falls viel­leicht etwas dank­ba­rer dafür zei­gen, dass ihnen jemand, den sie gar nicht mögen, die Mög­lich­keit eröff­net hat, mit GNU-Soft­ware unter einer GNU-Lizenz meh­re­re Mil­li­ar­den US-Dol­lar im Jahr an Umsatz zu generieren.

Es ist Mon­tag und ich höre schon wie­der nur sper­ri­ge Musik.

!GeRald! – Fire in a Madhouse

Guten Mor­gen.

MusikkritikKaufbefehle
Kurz­kri­tik: Drew McDo­wall – Agalma

Drew McDowall - AgalmaLan­ge nichts mehr über Musik geschrieben.

Was machen eigent­lich die ehe­ma­li­gen Mit­glie­der von Coil und Psy­chic TV heu­te so? Nun, man­che sind tot, ande­re betrei­ben anders­wo Musik. Drew McDo­wall zum Bei­spiel hat zuletzt 2020 unter dem Titel „Agal­ma“ (Amazon.de, TIDAL, Bandcamp.com) mit sie­ben wei­te­ren Musi­kern ein neu­es Album auf­ge­nom­men und ver­öf­fent­licht, das genau so klingt, wie ich mir Musik aus Indu­stri­al­krei­sen vor­stel­le bis­her – zuge­ge­ben – nicht vor­ge­stellt habe.

Fol­ge­rich­tig steht im Rekla­me­text zum Album, es hand­le sich um sein bis­her am wenig­sten Indu­stri­al-nahes Album, dafür jedoch um sein bis­her lit­ur­gisch­stes; mit ihm woll­te er das „was zur Höl­le pas­siert gerade?“-Gefühl ver­to­nen, heißt es dort. Ein agal­ma ist eine Votiv­ga­be, mit­hin ein beschei­de­nes Opfer für eine höhe­re Macht, um sie für die eige­nen Bedürf­nis­se emp­fäng­lich zu machen.

Passt.

Agal­ma V (ft. Kali Malone)

Ich mag es ja, wenn Musik auch mal beklem­mend ist. Die­ses Bedürf­nis wird also auch irdisch gestillt. Für schwa­che Ner­ven ist das frei­lich nichts. Die übli­chen Ver­däch­ti­gen dür­fen sich hier­un­ter auf­rei­hen und sich über den aus­blei­ben­den Gesang beklagen.

Sonstiges
Die letz­te Coronamaßnahme

Ich bin ja jetzt kei­nes­wegs vom Fach, aber könn­te man nicht viel Zeit, Geld und Ner­ven spa­ren, wenn man statt dau­ernd neu­er Schnell- und Nor­mal­ge­schwin­dig­keits­tests, Öff­nungs­zei­ten, Schlie­ßungs­be­schlüs­sen und Aus­nah­me­re­ge­lun­gen ein­fach das so gespar­te Kon­tin­gent in Imp­fun­gen steckte?

Sonstiges
Ent­öde­te Innenstädte

Viel ist der­zeit zu lesen über die Sor­ge um die Ver­ödung von Innen­städ­ten. Damit gemeint ist nicht etwa, dass einst attrak­ti­ve Innen­städ­te seit Jahr­zehn­ten auf­grund des Baus geschmack­lo­ser rund­um­ver­gla­ster Ein­kaufs­zen­tren, als Sah­ne­häub­chen mit­un­ter gar mit­tels der Schän­dung histo­ri­scher Fas­sa­den, ihren opti­schen Reiz ver­lie­ren, son­dern – im Gegen­teil – das Aus­blei­ben gro­ßer Men­schen­men­gen, die sich durch die­se einst attrak­ti­ven Innen­städ­te schie­ben, um in blö­den Geschäf­ten nutz­ar­men Plun­der zu kaufen. 

Dass die­se Men­schen­men­gen ihr Tun selbst nicht für eine bedenk­li­che Aus­wir­kung einer unge­zü­gel­ten Kon­sum­ge­sell­schaft, son­dern für eine schö­ne Frei­zeit­ge­stal­tung hal­ten, ist ins­be­son­de­re in Erwä­gung der spä­te­ren Erzäh­lun­gen im Fami­li­en­kreis wit­zig:

„Wie habt ihr euren Urlaub zu Hau­se ver­bracht?“
„Wir haben eingekauft!“ 

Ich möch­te gar nicht abstrei­ten, dass die Ver­füg­bar­keit von regu­lä­ren Laden­ge­schäf­ten für digi­tal Abge­häng­te – Berg- und Dorf­be­woh­ner, Alte, Kran­ke – sowie Daten­schutz­be­wuss­te wei­ter­hin von ent­schei­den­der Bedeu­tung ist; viel­leicht aber ist die­se Ent­ödung der Innen­städ­te durch die Rück­kehr der Stadt selbst eine gute Gele­gen­heit, den gras­sie­ren­den Ein­zel­han­del sinn­voll zu konsolidieren. 

Am besten da, wo er optisch nicht stört.