MusikIn den Nachrichten
Das Igno­ran­ten­blut­bad

Erst Coro­na und jetzt auch noch das:

Man­che haupt­be­ruf­li­chen Strea­me­rin­nen und Streamer

, das muss man ja erst mal sacken las­sen: es gibt tat­säch­lich Men­schen, die haupt­be­ruf­lich ihr Geld (ech­tes Geld!) damit ver­die­nen, sich dabei fil­men zu las­sen, wie sie irgend­wel­che Pixel abknal­len, und/oder sich bei son­sti­gen Com­pu­ter­ak­ti­vi­tä­ten (Paint, Face­book, Por­nos­gucken) zugucken zu las­sen, was im Lebens­lauf bestimmt auch ori­gi­nell aus­sieht und mir eigent­lich einen Exkurs zum The­ma Arbeits­lo­sen­zah­len erlaub­te, aber die­ser Exkurs hier ist jetzt schon zu lang, also wei­ter im Zitat,

schrie­ben, dass ihr Lebens­werk aus­ge­löscht werde.

Nun steht es aus­ge­rech­net mir sicher­lich nicht zu, das Lebens­werk ande­rer Men­schen zu bewer­ten. (Brot und) Spie­le sind ja durch­aus auch für die Gesell­schaft des 21. Jahr­hun­derts von Wert. Aber was ist denn über­haupt passiert?

Über­ra­schend hat sich her­aus­ge­stellt, dass man, wenn man öffent­lich etwas vor­führt, dar­auf ach­ten soll­te, dass die Ver­wer­tungs­rech­te ein­ge­hal­ten wer­den. Wer Kin­der Lie­der sin­gen lässt, mit deren Ver­mark­tung jemand sonst Geld ver­dient hät­te, der wird danach von der GEMA zur Kas­se gebe­ten. Isso.

Zwar ist ein Strea­ming­ver­tei­ler kein Markt­platz, aber die Rechts­la­ge ist ähnlich:

Der Grund für den Kahl­schlag ist der Digi­tal Mill­en­ni­um Copy­right Act, kurz DMCA. (…) Juri­stisch gese­hen ist die Musik­lob­by im Recht: Anders als You­Tube oder Face­book hat twitch bis­lang kei­ne Abspra­che mit den gro­ßen Musik­la­bels abge­schlos­sen, die eine freie Nut­zung von Musik in den Streams erlau­ben würde.

Denn man kann ja von auf­merk­sam­keits­ar­men Strea­mern und ihren Zuschau­ern nicht erwar­ten, dass sie sich auf das Gesche­hen auf dem Bild­schirm und viel­leicht das Gequat­sche des Strea­mers kon­zen­trie­ren; man muss schon Musik dazu hören, und zwar wel­che, die der zu gro­ßen Men­ge aus Ver­markt­ba­rem ent­sprin­gen. Wie das aber so ist: Wo unter einem Krieg die Kin­der am mei­sten lei­den, wie der Volks­mund unter völ­li­ger Igno­ranz des Wohl­erge­hens der Sol­da­ten annimmt, da lei­den unter der Rech­t­eigno­ranz die Igno­ran­ten am meisten.

Die Leid­tra­gen­den des Kon­flikts sind die Strea­men­den: Sie müs­sen wei­ter­hin mit der Unsi­cher­heit leben, nicht zu wis­sen, wel­che Musik im Hin­ter­grund eigent­lich erlaubt ist und wel­che nicht.

Strea­men­de schei­nen also auch sonst nicht zu den Klü­ge­ren zu gehö­ren, denn bereits gerin­ger Grund­ver­stand lässt anneh­men, dass ange­sichts der Exi­stenz der Musik­in­du­strie (die ihren Namen auch sonst nicht zu Unrecht trägt) und – bei hier hei­mi­schen Strea­mern – der GEMA jede Art von Musik im Hin­ter­grund nicht erlaubt ist, bei der nicht aus­drück­lich dran­steht, dass sie frei ver­wend­bar ist.

Ande­rer­seits haben wir es hier mit Men­schen zu tun, deren Lebens­werk – aber ich woll­te mich dar­über ja nicht aus­las­sen. Zumal:

[V]iele Spie­le ent­hal­ten Musik, die von den Rech­te­inha­bern exklu­siv für die Ver­wen­dung im Spiel lizen­ziert wur­de – aber eben nicht dafür, dass sie über Umwe­ge in einem Live­stream lau­fen. (…) Let’s Plays und Live­streams sind mitt­ler­wei­le Teil des Mar­ke­tings, teil­wei­se wer­den bekann­te Strea­mer von den Spie­le­stu­di­os bezahlt, damit sie ein neu­es Game vor der Kame­ra (…) spielen.

Mög­li­cher­wei­se hat all das inso­fern auch sein Gutes: Viel­leicht wird You­Tube nach dem Abeb­ben der Flut an Zuguck­spie­lern bald wie­der inter­es­san­ter. Das hät­te ja auch mal Charme.

MontagsmusikIn den Nachrichten
Hint – 100% White Puz­zle // Leisure-Suit-Larry-Terroristen

^_^Es ist Mon­tag. Aser­bai­dschan ent­behrt, ent­neh­me ich der inter­na­tio­na­len Bericht­erstat­tung, zwar eines hin­rei­chend gro­ßen Gehe­ges für Pan­da­bä­ren, nicht aber eines zumin­dest schlag­fer­ti­gen Prä­si­den­ten. Scha­de, dass es dort so unru­hig ist.

Der „Anti“-Terrorbeauftragte der besten Euro­päi­schen Uni­on, die man für Geld kau­fen kann, gräbt das unto­te Video­spie­le­ver­bot wie­der aus, denn Ter­ro­ri­sten könn­ten sie zur „Vor­be­rei­tung von Anschlä­gen“ nut­zen. Jedes Mal, wenn ich so etwas lese, fra­ge ich mich ver­wun­dert, wel­che exi­stie­ren­den Spie­le eigent­lich auf wel­che Art halb­wegs lebens­nah „auf Anschlä­ge vor­zu­be­rei­ten“ imstan­de wären; alle Spie­le mit Waf­fen dürf­ten schon mal raus sein, denn in kei­nem mir bekann­ten Spiel ver­hält sich eine Waf­fe wie im ech­ten Leben. Flap­py Bird? Trans­port Tycoon? – Ich glau­be ja, dass die Bun­des­wehr viel bes­ser auf Anschlä­ge vor­be­rei­tet als ein Com­pu­ter­spiel. Die Bun­des­wehr wird – anders als Com­pu­ter­spie­le – näch­stes Jahr übri­gens teu­rer als erwar­tet. Könn­te die EU mal ange­hen, das Problem.

Im Aus­land küm­mert man sich der­weil um grö­ße­re Pro­ble­me: Es wird davon abge­ra­ten, sein Haus mit poten­zi­ell unsi­che­rer smar­ter Gerät­schaft voll­zu­stel­len. Nun geht es um die Ver­ei­nig­ten Staa­ten, der Zyni­ker in mir ver­kneift sich aber trotz­dem einen nicht sehr freund­li­chen Kom­men­tar zum The­ma Todes­stra­fe. Aus­nahms­wei­se fin­de ich die dor­ti­ge Gesetz­ge­bung aber durch­aus vorbildlich.

Die deut­sche hin­ge­gen ist auch wei­ter­hin selt­sam: In Ber­lin darf man der­zeit nur in grö­ße­rem Rah­men trau­ern, wenn man einen unsicht­ba­ren Freund hat. Das trifft sich gut: Mein unsicht­ba­rer Freund ist die Musik.

Hint 100% White Puz­zle – 08 – 100% White puz­zle (french elec­t­ro indu­stri­al rock noi­se band)

Guten Mor­gen.

In den NachrichtenPolitik
Si vis pacem, para bel­lum. (13)

Wäh­rend einer­seits monate‑, gar jah­re­lang dar­auf gepocht wur­de, dass man der Poli­zei mög­li­cher­wei­se ein paar Befug­nis­se ent­zie­hen soll­te, weil in ihr poli­tisch radi­ka­le Umtrie­be sich besorg­nis­er­re­gend häuf­ten, wur­de mei­ner Ableh­nung der Bun­des­wehr, eines ana­chro­ni­sti­schen Relikts aus dem Kal­ten Krieg, stets mit Miss­ach­tung begeg­net. Die Bun­des­wehr sei immer­hin wich­tig, sie schüt­ze vor Coro­na, fische Flücht­lin­ge aus dem Meer, küm­me­re sich um Kran­ke und so weiter.

Dage­gen hät­te ich auch nichts ein­zu­wen­den, näh­me man den Knall­köp­fen wenig­stens die Waf­fen weg, denn die sind das wesent­li­che Pro­blem, das ich mit der Bun­des­wehr habe. Aber das kön­ne man ja nicht machen. Das sei was völ­lig ande­res als die Poli­zei. Die Poli­zei sei vol­ler rech­ter Chat­grup­pen und die Bun­des­wehr sei gera­de sehr wich­tig. Wegen Putin. Und Coro­na. Und Putin. Da darf die doch auch ger­ne mal gra­tis im Zug mitfahren.

Scha­de aber:

Die Bun­des­wehr hat Ermitt­lun­gen wegen einer Chat­grup­pe von Sol­da­ten ein­ge­lei­tet. (…) Zuletzt hat­ten immer wie­der rechts­extre­me Umtrie­be von Bun­des­wehr­sol­da­ten für Schlag­zei­len gesorgt.

Ja, ich weiß es ja: Schwer (mit, zuge­ge­ben, schlecht funk­tio­nie­ren­den Waf­fen) bewaff­ne­te Rechts­ra­di­ka­le sind unse­re ein­zi­ge Chan­ce gegen Putin. Und Coro­na. Und Putin. Bloß nicht auf­lö­sen. Ist ganz wich­tig, die Bun­des­wehr. Wer soll das denn sonst machen – das THW etwa? Pah, die haben doch nicht mal Panzer!

Im Übri­gen bin ich der Mei­nung, dass die Bun­des­wehr abge­schafft gehört.

Mir wird geschlechtIn den Nachrichten
… oder soll man es lassen?

2019:

Denn die zum Teil höchst emo­tio­nal geführ­te Aus­ein­an­der­set­zung dar­über, ob es medi­en­ethisch legi­tim ist, die Pro­ble­me der Flücht­lings­auf­nah­me von Schlep­per­boo­ten nahe der afri­ka­ni­schen Küste im Rah­men eines Pro & Con­tras abzu­han­deln, reich­te bis in die Zeit-Redak­ti­on und wur­de intern kon­tro­vers dis­ku­tiert. Auf­be­rei­tung und Arti­kel-Über­schrift hat­te die Chef­re­dak­ti­on als „kla­re Fehl­ent­schei­dung“ bezeich­net und sich hier­für öffent­lich bei den Lesern entschuldigt.

2020:

Die Femi­ni­stin Pau­li­ne Har­man­ge plä­diert für Män­ner­hass. Denn: Män­ner sei­en gewalt­tä­ti­ge, ego­isti­sche, fau­le und fei­ge Wesen. Hat sie recht? Ein Pro und Contra.

Ich hal­te Pau­li­ne Har­man­ge ja für ein emo­tio­nal gewalt­tä­ti­ges, ego­isti­sches, fau­les und fei­ges Wesen. Ange­bo­te für einen Buch­ver­trag bit­te ich direkt in den Kom­men­ta­ren zu hinterlassen.

In den Nachrichten
Ein­bruchs­schutz dank Lockdown

Wann immer ich die­ser Tage einen deut­schen Jour­na­li­sten das Wort „Lock­down“ ver­wen­den höre oder lese, obwohl er doch allen­falls „Shut­down“, höchst­wahr­schein­lich aber „Kon­takt­be­schrän­kun­gen“ mei­nen kann, emp­feh­le ich wärm­stens einen Blick nach Öster­reich, wo Ein­bre­cher und Die­be sich zur­zeit eines drit­ten Ver­ge­hens schul­dig machen, da Ein­bruch – selbst, wenn er haupt­be­ruf­lich statt­fin­det – kei­ne hin­rei­chen­de Aus­nah­me für das Ver­las­sen der eige­nen Woh­nung darstelle.

In den Nachrichten
Ster­be­ver­bot post mortem

An der Uni­ver­si­täts­kli­nik Essen min­der­te ein Arzt unlängst das Leid Ster­ben­der. Der Uni­ver­si­täts­kli­nik Essen und dem Gesetz­ge­ber gefällt das nicht:

Am ver­gan­ge­nen Frei­tag, den 20. Novem­ber 2020, infor­mier­ten die Uni­ver­si­täts­me­di­zin Essen und die Staats­an­walt­schaft mit der Poli­zei Essen dar­über, dass sich ein am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Essen seit Febru­ar 2020 beschäf­tig­ter Arzt in Unter­su­chungs­haft befin­det. (…) Es besteht der Ver­dacht, dass der Medi­zi­ner zwei schwerst­kran­ken Men­schen vor­sätz­lich und rechts­wid­rig Medi­ka­men­te in deren letz­ter Ster­be­pha­se ver­ab­reicht hat, die zu deren Tod führten.

Auch Hin­ter­blie­be­ne und Ange­hö­ri­ge sei­en empört, dass die Ster­ben­den völ­lig über­ra­schend tot sei­en und nicht noch unnö­tig lan­ge vor sich hin­ve­ge­tie­ren mussten:

Unse­re Gedan­ken und unse­re Anteil­nah­me gel­ten den Hin­ter­blie­be­nen der Ver­stor­be­nen. Der Ver­lust ihres gelieb­ten Ange­hö­ri­gen allei­ne ist schon extrem schmerz­haft. Dar­über dann aber auch noch in den Medi­en lesen zu müs­sen, ver­bun­den mit den ein­lei­tend genann­ten Vor­wür­fen, das ist sicher­lich nur sehr schwer zu ertragen.

Kann man ja ver­ste­hen: Da berei­tet man sich men­tal dar­auf vor, dass das Able­ben eines ande­ren Men­schen noch quä­lend lan­ge dau­ern wird, und dann beschleu­nigt ein Unmensch die­sen Vor­gang. Da hat man sich ja ganz umsonst gefreut, noch lan­ge zugucken zu dür­fen. Hof­fent­lich wird der Spaß­ver­der­ber bis an sein Lebens­en­de weggesperrt.

Was genau unter­schei­det den Men­schen eigent­lich vom Tier?

In den Nachrichten
Was ficht euch an?

Deutsch­land:

Mit dra­ma­ti­schen Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf unse­re Wäl­der rech­net der Tier­öko­lo­ge Peter Bie­der­mann: In Flach­la­gen könn­te es bald kei­ne Fich­ten mehr geben.

Auch Deutsch­land:

Der Weih­nachts­baum im XXL-For­mat für den Platz vor dem Ber­li­ner Reichs­tag ist am Mon­tag im Harz gefällt wor­den. (…) Es han­de­le sich um einen schön gleich­mä­ßig gewach­se­nen Baum mit präch­ti­ger Krone.

Kom­men sich christ­lich Sozia­li­sier­te ange­sichts sol­chen Brauch­tums eigent­lich manch­mal auch sack­däm­lich vor?

NerdkramsNetzfundstücke
Vinyl <3 (11): Nicht fest, nur Platte

Falls mei­ne bis­he­ri­gen Bei­trä­ge betreffs der Vor­tei­le eines Plat­ten­spie­lers noch nicht über­zeu­gen konn­ten, ist hier noch einer:

Die mei­sten PCs wer­den nor­ma­ler­wei­se von ihrem pri­mä­ren Spei­cher­me­di­um gestar­tet, sei es eine Fest­plat­te oder eine SSD, viel­leicht aus dem Netz­werk, oder der USB-Stick oder die Boot-DVD kommt – wenn alles ande­re fehl­schlägt – zum Ein­satz… spa­ßig, oder? Lang­wei­lig! War­um ver­su­chen wir zur Abwechs­lung nicht mal von einem Plat­ten­spie­ler zu booten?

(Übel­set­zung von mir.)

MontagsmusikIn den Nachrichten
END – Alas­ka // Kein Wahl­recht für Kindsköpfe

In Ermangelung von Eulen: Darf es eine Ente sein?Es ist Mon­tag. Die Online-„FAZ“ titel­te gestern auf­grund der der­zei­ti­gen Coro­na­si­tua­ti­on, der Novem­ber daue­re län­ger. Na gut, also wenig­stens kein Niko­laus die­ses Jahr; als Chri­sten­tums­skep­ti­ker nimmt man ja jede gute Nach­richt, die man krie­gen kann. Auch gut: In einem Frank­fur­ter Lokal wer­den die der­zeit aus­blei­ben­den Gäste durch Pan­da­bä­ren ver­tre­ten. Wie viel Geld kann man eigent­lich für ein paar Stan­gen Bam­bus verlangen?

Man möch­te, ent­neh­me ich den Nach­rich­ten, sowohl die AfD ver­bie­ten als auch das Wahl­recht für Unter-18-Jäh­ri­ge ein­füh­ren, was mich amü­siert, denn man­cher­orts wäre die AfD bei Unter-18-Jäh­ri­gen stärk­ste Kraft. Viel­leicht doch nicht so klug, die Idee? – Was anson­sten pas­siert, wenn man Kinds­köp­fen das Wahl­recht gibt, hat man gestern in Ber­lin gese­hen: Man­che demon­strier­ten gegen die als zu scharf emp­fun­de­nen Coro­na­maß­nah­men, ande­re reck­ten ihre Mit­tel­fin­ger und tril­ler­pfif­fen, denn eine inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung ist nicht jeder­manns Sache. Es ist schon selt­sam, dass Coro­na­leug­ner so viel Zulauf fin­den, obwohl die Gegen­sei­te sie doch so über­zeu­gend niveau­arm belei­digt. Man könn­te fast mei­nen, ein aus­ge­streck­ter Mit­tel­fin­ger eig­ne sich gar nicht zur Mei­nungs­än­de­rung. Selt­sam. Was genau war noch mal das Pro­blem mit Donald Trump: dass er zu plump war?

Apro­pos: Danie­la Dahn beant­wor­tet unge­fragt, ob wir die USA noch brau­chen, und bejaht, weil ein schlech­tes Vor­bild immer­hin auch ein Vor­bild sei, ver­wech­selt dabei aber die USA mit Ame­ri­ka. Ist nur Jour­na­lis­mus, da muss man das nicht unterscheiden.

Bei „ZEIT Cam­pus“ schließ­lich wird man gewarnt: Men­schen wer­den zu Mas­sen­mör­dern oder Musik­ge­nies, wenn sie sich lang­wei­len, weil das Gehirn um eine ande­re Beschäf­ti­gung bit­te. Da ent­ge­he ich ja regel­mä­ßig haar­scharf einem inter­es­san­ten Hob­by, wie mir scheint. Gegen Lan­ge­wei­le hilft mir trotz­dem: Musik.

Guten Mor­gen.

Mir wird geschlechtIn den NachrichtenWirtschaft
#WirSindDie70Prozent

End­lich hat die lästi­ge Not­wen­dig­keit des Hoch­ar­bei­tens und der Erlan­gung von Beliebt­heit bei den Kol­le­gen in Unter­neh­men ein Ende:

Die Gro­ße Koali­ti­on hat sich grund­sätz­lich auf eine ver­bind­li­che Frau­en­quo­te in Vor­stän­den geei­nigt. (…) Für die Unter­neh­men mit Mehr­heits­be­tei­li­gung des Bun­des wur­de eine Auf­sichts­rats­quo­te von min­de­stens 30 Pro­zent (…) vereinbart.

Ich erwar­te noch heu­te einen scharf for­mu­lier­ten offe­nen Brief der Inter­se­xu­el­len­ge­mein­schaft, denn im Ver­gleich zu ihnen wer­den Frau­en in Vor­stän­den bereits jetzt deut­lich bevor­zugt. Im Übri­gen bin ich jetzt schon sehr gespannt auf die wei­te­re Ent­wick­lung der Deut­schen Bahn, bekannt­lich ein Unter­neh­men mit Mehr­heits­be­tei­li­gung des Bun­des: Jetzt wird sicher alles gut.

Noch vor kur­zem skan­dier­ten Demon­stran­ten Pla­ka­te und Ban­ner hash­tag­gend, sie sei­en mehr. Was sagt das eigent­lich über die 70 Pro­zent aus?

Mir wird geschlecht
Gegen Gewalt! (2)

Schön:

Wir haben heu­te mit Grü­nen, SPD, CDU & Lin­ken gemein­sa­men Antrag gegen Gewalt

Nicht so schön:

an Frau­en beschlossen

Ich per­sön­lich bin ja gegen Gewalt an Lebe­we­sen, sofern es Pan­da­bä­ren sind. Was sagt das eigent­lich aus?

PersönlichesNerdkrams
Team Ruhe­raum

Fefe hat Recht:

Inzwi­schen ist die­ses „mehr Kom­mu­ni­ka­ti­on“ zu einem der­ar­ti­gen Selbst­läu­fer gewor­den, dass das nie­mand mehr in Fra­ge stellt, ob wir nicht viel mehr einen Ruhe­raum brau­chen, in dem unse­re Ent­wick­ler auch mal zehn Minu­ten am Stück Zeit haben, um unge­stört Code schrei­ben zu können.

Sicher: In einem Ruhe­raum, in dem (wie Fefe vor­schlägt) ich auch kei­ne Musik („Berie­se­lung“) hören soll­te, weil das nur ablen­ke, fän­de ich per­sön­lich kei­ne Aus­ge­gli­chen­heit. Das Wesent­li­che aber stimmt: Stän­dig über irgend­wel­che Ereig­nis­se infor­miert zu wer­den, die wenig­stens kurz­zei­tig audio­vi­su­ell die Auf­merk­sam­keit auf sich zu zie­hen ver­su­chen, trägt eher nicht dazu bei, dass die fokus­sier­te Beschäf­ti­gung mit einem kon­kre­ten Pro­blem sinn­voll mög­lich ist.

Zu der auch hier gele­gent­lich bemän­gel­ten Dau­er­be­schal­lung mit für unser Leben völ­lig uner­heb­li­chen innen­po­li­ti­schen Nach­rich­ten aus dem fer­nen Aus­land kommt inso­fern erschwe­rend der fak­ti­sche Über­fluss an für Teams hilf­reich gemein­ten Pro­gram­mier­werk­zeu­gen hin­zu. Ich habe schon Grün­de, war­um ich ein­fa­che Text­edi­to­ren weit lie­ber ein­set­ze als moder­nen IDE-Schnickschnack.

Um beim Pro­gram­mier­the­ma zu blei­ben, obwohl das zwei­fels­oh­ne auch für ande­re Pro­fes­sio­nen gilt: Ich mag es, wenn alles, was in den von mir zur Pro­gram­mie­rung ein­ge­setz­ten Pro­gram­men auf­blinkt und vom Tip­pen ablenkt, der Hin­weis ist, dass ich gera­de Unsinn pro­gram­mie­re. Mir geht selbst farb­li­che Syn­tax­kenn­zeich­nung vor allem auf den Sack.

Kei­ne Chats, kei­ne Popups, kein um Auf­merk­sam­keit bet­teln­des Ticket­sy­stem, kein hek­ti­sches Geblin­ke. Der Code, Musik und ich.

Ich bin stol­zes Mit­glied im Team Ruhe­raum. Jeder nur einen!

MusikkritikKaufbefehle
Kurz­kri­tik: Con­vul­sif – Extinct

Convulsif - ExtinctLan­ge nichts mehr über Musik geschrieben.

Bock auf Jazz? Natür­lich habt ihr Bock auf Jazz! Dass ich dem Schwei­zer Quar­tett Con­vul­sif, das sich unter ande­rem auf Merz­bow beruft und behaup­tet, es wür­de Doom-Metal spie­len, die­ses Eti­kett anhef­te, ist viel­leicht zum Teil der Instru­men­tie­rung (Gei­ge, Kla­ri­net­te, Schlag­zeug, Bass) geschul­det, teil­wei­se aber sicher­lich auch dem, was die vier Her­ren musi­ka­lisch her­vor­brin­gen. Ihr fünf­tes Album „Extinct“ (Amazon.de, nur unphy­sisch auch Band­camp) eröff­nen sie jeden­falls mit „Buried Bet­ween one“, einem zwei­fel­los tief im Free Jazz ver­wur­zel­ten Instru­men­tal­stück. Das gan­ze Album kommt ohne Gesang aus. Genau so muss es bei die­ser Art von Musik auch sein.

Schon das näch­ste Stück, das fast zwölf­ein­halb­mi­nü­ti­ge „Five Days of Open Bones“, spricht aber eine etwas ande­re Spra­che, indem es eben doch gemüt­lich ein aus­gie­bi­ges Instru­men­ten­brum­men ertö­nen lässt, bevor es, wie ein schie­fes Sprach­bild es nennt, ans Ein­ge­mach­te geht. Black­jazz­me­tal? Doom­post­jazz? Ich neh­me mei­ne erste Ein­schät­zung wenig­stens teil­wei­se zurück; gar nicht übel, die­se Mischung. In ande­ren Stücken (etwa „Sur­round the arms of revo­lu­ti­on“) kom­men auch unbe­nann­te Elek­tro­ni­ka zum Ein­satz, deren Klang mich an Ata­ri Teenage Riot den­ken lässt, was ande­rer­seits hane­bü­chen scheint und wäre. Ein biss­chen Mor­phi­ne ist aber frag­los dabei.

Con­vul­sif – Five days of open bones (offi­ci­al audio)

Das läng­ste und letz­te Stück auf der regu­lä­ren Ver­si­on von „Extinct“, „The Axe Will Break“, hier bereits gestern die Woche ein­ge­läu­tet habend, baut sich um ein sich wie­der­ho­len­des rol­len­des Bass­mo­tiv her­um auf und über­rascht schon wie­der musi­ka­lisch, denn obwohl die Musi­ker es sich nicht neh­men las­sen, in der zwei­ten Hälf­te wie­der die Frei­form über die­sem Bass­mo­tiv erklin­gen zu las­sen, höre ich hier vor allem Post­rock (den guten mit den vie­len Gitar­ren), aber auch ein wenig Psy­che­de­li­sches (zudem nicht ganz so zäh wabernd wie Pink Floyd) her­aus. Hat was!

Ich war mir schon vor Mona­ten ziem­lich sicher, dass 2020 ein sehr gutes Jahr für die Musik sei. Inzwi­schen kann ich das „ziem­lich“ guten Gewis­sens streichen.

NetzfundstückeNerdkrams
Tore zum Mist­mach­web (8): Mit ille­gi­ti­mem Inter­es­se zum Profil

Eine ganz tol­le Idee hat das Inter­ac­ti­ve Adver­ti­sing Bureau, schon vom Namen her ein Unter­neh­men, mit des­sen Mit­ar­bei­tern man sich nicht mal eine Welt tei­len müs­sen soll­te, da gehabt, um den jün­ge­ren Ände­run­gen der EU-Coo­kie­richt­li­ni­en zu ent­spre­chen: Es wur­de eine Soft­ware geschrie­ben und ver­öf­fent­licht, deren Zweck es sei, „die not­wen­di­gen Benut­zer­ab­fra­gen zu ver­ein­heit­li­chen“, was bedeu­tet, dass Wer­ber, deren gesell­schaft­li­ches Anse­hen zu mei­nem Bedau­ern noch immer gering­fü­gig höher ist als das von Darm­krebs, mir und ande­ren Teil­neh­mern des Webs auch künf­tig trotz der Not­wen­dig­keit der Ein­hal­tung grund­le­gen­der Daten­schutz­re­geln ekli­ge Tracking­schei­ße („Dritt­an­bie­ter“) rein­drücken dür­fen, ohne dafür jemals ein Gefäng­nis von innen zu sehen.

Aber immer­hin:

Hat sich ein Ven­dor bezie­hungs­wei­se Dritt­an­bie­ter dem Frame­work ange­schlos­sen (…), kann er Daten nur ver­ar­bei­ten, wenn der Publisher hier­für über eine Con­sent-Manage­ment-Plat­form (CMP) eine rechts­gül­ti­ge Ein­wil­li­gung ein­ge­holt hat.

Bei „hei­se online“ sieht das zum Bei­spiel so aus:

Ich wünsch­te, das hät­te ich mir aus­ge­dacht: Es gibt tat­säch­lich einen stan­dard­mä­ßig akti­vier­ten Schal­ter, der bewirkt, dass jemand mit „legi­ti­mem Inter­es­se“ mir per­so­na­li­sier­te (also zwangs­läu­fig tracken­de) Rekla­me in den Brow­ser schie­ben darf.

Der „Duden“, das Stan­dard­wör­ter­buch all jener Men­schen, die nie etwas von Prof. Ger­hard Wah­rig gehört haben, meint dazu, dass das ent­we­der ein „gesetz­lich aner­kann­tes“ oder ein „vertretbar[es], vernünftig[es]“, gar „mora­lisch einwandfrei[es]“ Inter­es­se bedeu­te. Bei­des bezweif­le ich, denn, wie ich heu­te schon an ande­rer Stel­le wit­zel­te, andern­falls setz­ten auch Ein­bre­cher per Dieb­stahl ledig­lich ihr legi­ti­mes Inter­es­se an Juwe­len um.

For­mu­lie­run­gen wie die­se tra­gen jeden­falls nicht dazu bei, dass das Web – vor allem bunt statt inter­es­sant – sich end­lich zu einem Dienst ent­wickeln kann, den zu nut­zen lang­fri­stig Freu­de berei­tet. Es ist eine Tortur.