Erst Corona und jetzt auch noch das:
Manche hauptberuflichen Streamerinnen und Streamer
, das muss man ja erst mal sacken lassen: es gibt tatsächlich Menschen, die hauptberuflich ihr Geld (echtes Geld!) damit verdienen, sich dabei filmen zu lassen, wie sie irgendwelche Pixel abknallen, und/oder sich bei sonstigen Computeraktivitäten (Paint, Facebook, Pornosgucken) zugucken zu lassen, was im Lebenslauf bestimmt auch originell aussieht und mir eigentlich einen Exkurs zum Thema Arbeitslosenzahlen erlaubte, aber dieser Exkurs hier ist jetzt schon zu lang, also weiter im Zitat,
schrieben, dass ihr Lebenswerk ausgelöscht werde.
Nun steht es ausgerechnet mir sicherlich nicht zu, das Lebenswerk anderer Menschen zu bewerten. (Brot und) Spiele sind ja durchaus auch für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts von Wert. Aber was ist denn überhaupt passiert?
Überraschend hat sich herausgestellt, dass man, wenn man öffentlich etwas vorführt, darauf achten sollte, dass die Verwertungsrechte eingehalten werden. Wer Kinder Lieder singen lässt, mit deren Vermarktung jemand sonst Geld verdient hätte, der wird danach von der GEMA zur Kasse gebeten. Isso.
Zwar ist ein Streamingverteiler kein Marktplatz, aber die Rechtslage ist ähnlich:
Der Grund für den Kahlschlag ist der Digital Millennium Copyright Act, kurz DMCA. (…) Juristisch gesehen ist die Musiklobby im Recht: Anders als YouTube oder Facebook hat twitch bislang keine Absprache mit den großen Musiklabels abgeschlossen, die eine freie Nutzung von Musik in den Streams erlauben würde.
Denn man kann ja von aufmerksamkeitsarmen Streamern und ihren Zuschauern nicht erwarten, dass sie sich auf das Geschehen auf dem Bildschirm und vielleicht das Gequatsche des Streamers konzentrieren; man muss schon Musik dazu hören, und zwar welche, die der zu großen Menge aus Vermarktbarem entspringen. Wie das aber so ist: Wo unter einem Krieg die Kinder am meisten leiden, wie der Volksmund unter völliger Ignoranz des Wohlergehens der Soldaten annimmt, da leiden unter der Rechteignoranz die Ignoranten am meisten.
Die Leidtragenden des Konflikts sind die Streamenden: Sie müssen weiterhin mit der Unsicherheit leben, nicht zu wissen, welche Musik im Hintergrund eigentlich erlaubt ist und welche nicht.
Streamende scheinen also auch sonst nicht zu den Klügeren zu gehören, denn bereits geringer Grundverstand lässt annehmen, dass angesichts der Existenz der Musikindustrie (die ihren Namen auch sonst nicht zu Unrecht trägt) und – bei hier heimischen Streamern – der GEMA jede Art von Musik im Hintergrund nicht erlaubt ist, bei der nicht ausdrücklich dransteht, dass sie frei verwendbar ist.
Andererseits haben wir es hier mit Menschen zu tun, deren Lebenswerk – aber ich wollte mich darüber ja nicht auslassen. Zumal:
[V]iele Spiele enthalten Musik, die von den Rechteinhabern exklusiv für die Verwendung im Spiel lizenziert wurde – aber eben nicht dafür, dass sie über Umwege in einem Livestream laufen. (…) Let’s Plays und Livestreams sind mittlerweile Teil des Marketings, teilweise werden bekannte Streamer von den Spielestudios bezahlt, damit sie ein neues Game vor der Kamera (…) spielen.
Möglicherweise hat all das insofern auch sein Gutes: Vielleicht wird YouTube nach dem Abebben der Flut an Zuguckspielern bald wieder interessanter. Das hätte ja auch mal Charme.