Huhu!
Bin kurz mal wieder da und habe doch tatsächlich eine Menge neuer Zeitkritik mitgebracht!
[1] Neues vom Sex
[2] Arbeitslosigkeit
[3] Ösis, Tiere, Sensationen
[4] Nahost a.k.a. „heul doch!“
[5] Wir kapitulieren!
[6] Jamba und „Musik“ im Fernsehen
[7] Surface – Unheimlicher Schwachsinn
Fangen wir mal harmlos an:
[1] Es gibt Neuigkeiten aus der Welt des Sex: Forschungen haben ergeben, dass Männer, die sich das Bett mit einer Frau teilen, am nächsten Morgen unter Gedächtnisverlust leiden. Das hat mit der unbewussten (soso, hm, aha?) ständigen Wahrnehmung des weiblichen Körpers oder so zu tun… würde jedenfalls einiges erklären.
[2] Apropos erklären: Seit neuestem erklärt die Regierung ja jeden, der alle ihm zustehenden sozialen Leistungen auch in Anspruch nimmt, gleichsam zum Schmarotzer oder dergleichen. Könnte mir evtl. irgendjemand erläutern, wo da der Sinn besteht? „So, jetzt können Sie Hartz IV beantragen. Aber wehe, Sie machen das, Sie Sozialschmarotzer!“… oder wie? Wofür gibt es dann die zahlreichen staatlichen Förderungen, wenn sie nicht beansprucht werden sollen? Werte Mitbürger, der Sozialstaat ist eine Lüge auf unsere Kosten! Wäre nett, wenn mal jemand was dagegen unternähme. „Wir werden so regiert, wie Heide Simonis getanzt hat“ (Urban Priol).
[3] Dann ist da noch was anderes passiert, was insbesondere die per se schreckhaften („o Gott ich bin zu fett“) Frauen bewegt haben dürfte: So’n Mädchen – 18 Jahre – im Land der Schluchtenscheißer (i.e. Ösiland) hat nach 8 Jahren der Entführtseiung* erfolgreich den Weg nach Hause wiedergefunden. So weit, so gut. Aber ich für meinen Teil schäme mich für mein Land und seine Medien! „Aus Rücksicht auf das Mädchen werden vorerst keine Befragungen durchgeführt“, aha, soso? Auf die Idee, aus Rücksicht auf das Mädchen einfach mal die paar hundert Journalisten aus dem Vorgarten zu entfernen und aufzuhören, 24 Stunden am Tag live vom Wohnhaus der Entführten zu berichten, kommt ihr also nicht, sensations- und quotengeile Deppen, die ihr seid? Würde mich auch überhaupt nicht stören, nach 8 Jahren des (vorgeblichen, siehe weiter unten) Martyriums Tag und Nacht nicht in Ruhe gelassen zu werden. Echt nicht.
Kann mir, nebenbei gefragt, an dieser Stelle jemand erklären, wie man einen Menschen, gleich ob Männlein oder Weiblein, eigentlich „sexuell missbrauchen“ kann? Wenn mich mein ausgeprägtes Gespür für hohle Phrasen nicht sehr in die Irre führt, kann man doch nur missbrauchen, was man andersherum auch gebrauchen kann – hm? Analog cf. „Drogenmissbrauch“ (was wäre denn, liebe Phrasendrescher, ein Kokaingebrauch im erlaubten Sinne?).
Aber zurück zum Thema Ösientführung: Ich finde es, gelinde ausgedrückt, „zum Brüll’n“ (R. Gernhardt), wie sich die „öffentliche Meinung“ wieder ein Bild zurechtrückt. Zusammenfassung der von mir gesichteten Berichterstattungen zu diesem Thema: Das Mädchen behauptet, es sei ihm bei dem Entführer gut gegangen, so realitätsfern ist es geworden. Anders ausgedrückt liest sich das so: Es ging dem Mädchen gut, das ist Mist, dann haben wir nichts, worüber wir uns aufregen können, tz, dieses perverse Schwein hat doch bestimmt usw. … Generation BILD, ich liebe dich!
[4] Solltet ihr übrigens, werte Leser, an dieser Stelle einen meiner gewohnt bissigen politischen Kommentare zum Thema Nahost (ja nun auch schon was älter) vermissen, so muss ich gestehen, dass mir nicht so recht was dazu einfallen will. Denn mal ganz im Ernst und im Vertrauen: Interessiert uns Israel wirklich, oder wollen wir – nach Afghanistan, Irak und Kongo – nur wieder einmal den USA beweisen, dass wir uns als Weltpolizei durchaus eignen? Ich für meinen Teil – die extremen Linken unter meinen Lesern mögen mir verzeihen – sehe es nicht einmal ein, den Staat Israel als gegebenes Politikum zu akzeptieren. Ist es nicht vielmehr so, dass Israel 1947 von Staaten, die das im Grunde gar nichts angeht, ungefragt mitten in die bereits jemand anderem gehörige Pampa gepflanzt wurde und wir Deutschen seitdem in all unserer Schuld und unserem vorgeblichen Unrechtsbewusstsein die umgangssprachlichen Füße stillhalten müssen, um im militärisch erzwungenen Bild von der heilen Welt (welch Ironie an dieser Stelle!) nicht aufzufallen; dass ebenso dieses Deutschland nach dem bisher letzten „offiziellen“ deutschen Krieg (vgl. Kongo etc.) selbst de facto von einer Militärregierung gelenkt und geleitet wurde, die auch nach dem Ende des Eisernen Vorhangs weiter ihre Fäden zieht, gleichsam dafür Sorge trägt, dass ausgerechnet im Land der Dichter und Denker unser durchaus berechtigter Nationalstolz (vgl. SPIEGEL 32/06, Seite 46 ff.) zum staatsfeindlichen Gedankengut diskreditiert wurde?
Und ist nicht eigentlich selbst dieses Deutschland anno 1949 nur als Provisorium erschaffen worden, als „letzte Barriere“ der abendländischen Kultur, für dessen Bestand indes es seit 1990 keine rechtliche Grundlage mehr gibt? Man erinnert sich: Der Zwei-plus-Vier-Vertrag, der Deutschland in seiner heutigen Form zum Staat machte, wurde von einer Regierung geschlossen, die nach wie vor nur als Vertreter der de facto längst nicht mehr existierenden „Siegermächte“ handelten; desweiteren fehlt der Bundesrepublik seit ebenjenem Jahr ein zentraler Bestandteil ihrer Existenz, nämlich eine rechtskräftige Verfassung. Auch hier wird oft übersehen, dass das so genannte „Grundgesetz“ nur für die Dauer der Besatzung Bestand hatte und nur für die Grenzen von 1949 Gültigkeit besaß. Glasnost, Perestroika und Kohl – kleiner intellektueller Scherz an dieser Stelle – haben diese Tatsache bewusst verschwiegen, um die Vereinigung – eine „Wiedervereinigung“ gab es bisher nicht in der Geschichte der BRD; z.B. ein Deutschland in den Grenzen von 1939 wäre wieder vereinigt, aber die 1990 erschaffene Konstellation der deutschen Länder war und ist ein völliges Novum – möglichst schnell und unbemerkt durchzuführen, während eine rechtlich gesehen notwendige Volksabstimmung des „neuen“ Deutschlands über die Verfassung völlig unter den Tisch fiel.
Fazit: Die Deutschen in all ihrem vorgeblichen Freudentaumel sind seit 1990 verfassungs‑, ergo staatenlos, folglich durchaus in einer israel-ähnlichen Situation. Und auch für jene, die „dieses politische Gefasel“ nicht interessiert, bleibt die Frage: Haben wir, in vielerlei Hinsicht längst auf einer Stufe mit einem Entwicklungsland, nicht weitaus wichtigere Sorgen als Atomreaktoren im Iran (und wer beschwert sich über die USA? Na?) oder tote Kinder in Osteuropa?
[5] Dass unsere Verfassung (siehe oben) von Anfang an festlegte, dass die Bundeswehr ausschließlich als Verteidigungsarmee benutzt werden soll, wird auch gern mal unter den Tisch gekehrt; schon ein gewisser Franz Josef Strauß schickte sie ins Ausland, und die späteren SPD-Regierungen machten es nicht viel besser. Auch dass seit dem Zerfall des „Feindes“ – sprich: des Ostblocks – in den 90-ern jeglicher Anlass zur Aufrechterhaltung einer Verteidigungsarmee fehlt, führte nicht zu entsprechenden Konsequenzen, sondern im Gegenteil zu der für Juristen und Bushfreunde interessanten These „wenn wir uns nicht mehr verteidigen müssen, sind wir für den Angriff bereit“.
Mal ganz davon abgesehen, dass wir uns von ganz allein immer verwundbarer zeigen, was spätestens seit den dänischen Mohammed-Karikaturen selbst dem Laien ersichtlich sein dürfte. Meiner persönlichen Ansicht nach ist auch dies eine Folge unseres verlorenen National- und Kulturbewusstseins. Henryk M. Broder drückt es im SPIEGEL 33/2006 meines Erachtens sehr passend aus:
Die Diskussion darüber, welche Provokationen WIR unterlassen sollten, damit SIE sich nicht gekränkt fühlen, führt zwangsläufig in das Reich des Absurden.
Dürfen fromme Juden von Nichtjuden den Verzicht auf Schweinefleisch verlangen? Und mit Sanktionen drohen, wenn ihre Forderung nicht erfüllt wird? Darf ein Hindu in Indien Amok laufen, weil die Niederländer die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Kuh nicht anerkennen? Wer Muslimen das Recht einräumt, sich darüber zu empören, dass die Dänen sich nicht an ein islamisches Verbot halten, von dem nicht einmal feststeht, dass es tatsächlich existiert, muss solche Fragen mit einem klaren Ja beantworten. Und schließlich auch Analphabeten erlauben, Buchhandlungen zu verwüsten, denn in einer Welt, in der sich jeder gekränkt und gedemütigt fühlen darf, darf auch jeder entscheiden, welche Provokation er nicht hinnehmen mag.
Eine mögliche Lösung – die auch Broder kennt – hatte der dänische Fortschrittspartei-Politiker Mogens Glistrup schon 1972:
Um Steuern zu sparen, sollte die dänische Armee aufgelöst und im Verteidigungsministerium ein Anrufbeantworter geschaltet werden: „Wir kapitulieren!“
Gute Idee eigentlich.
[6] Würde es sich eigentlich lohnen, Jamba wegen Vorspiegelung falscher Tatsachen oder was-auch-immer zu verklagen angesichts der bekloppten „keine Coverversionen“-Werbung?
Kurze Auflistung:
- Sergio Mendez feat. Black Eyed Peas: Mas que nada
Cover von: Sergio Mendez: Mas que nada
- Lumidee: Dance!
Cover von: irgendso’ner 80er-Band
- „Vogelgrippe“
Cover von: einem uralten Kinderlied (voll trendy, wa?)
Habe die Reklame gerade nicht hier, will ich auch nicht unbedingt. Da war jedenfalls noch irgendein vierter hipper Coverklingelton dabei. Könnt ihr ja beizeiten selbst überprüfen, irgendwann und quasi jederzeit auf MTV (wofür stand das „M“ doch gleich?), wenn nicht gerade einer dieser Dating- oder Tuningsendungen kommt.
Apropos MTV (zur Orientierung: Das ist der Sender, auf dem die trendy Klingeltonwerbung nur gelegentlich vom Programm unterbrochen wird. Wie störend!): Die letzten brauchbaren Musiksendungen im deutschen Fernsehen sind der Rockpalast (WDR), Tracks (arte) und MTV Rockzone (doch, ehrlich). Nur meine Meinung.
[7] Als normalerweise eher klar denkender Mensch (der dies auch zu bleiben gedenkt) habe ich mich bis zur letzten Folge von „Surface“ erfolgreich davor bewahren können, mir dieses irrationale Machwerk anzusehen. Nun bin ich ja von Natur aus schadenfroh; vielleicht ist das der Grund, warum ich ebenjene letzte Folge angesehen habe, in der Hoffnung, dass die Charaktere abtreten oder was-auch-immer Schreckliches passiert (eine letzte Folge ist normalerweise nicht zum Spaß eine letzte Folge). Ich muss zugeben, dieses grüne Wesen (Nim oder wie es sich nennt) hat was Sehenswertes an sich (wenngleich ich deutliche Anleihen an E.T. erkennen kann). Über den Rest der Folge war ich allerdings bestürzt (wenn auch nicht sonderlich überrascht) angesichts der erstaunlich vielen Logikfehler in erstaunlich kurzer Zeit. Fassen wir die letzten Minütchen mal zusammen: Die scharfe Alte (Namen vergessen) telefoniert, legt das Handy „kurz zur Seite“ (wohin?), klettert handylos über einen engen Maschendrahtzaun und telefoniert auf der anderen Seite seelenruhig weiter. Da fragt man sich: Wie das?
Weiter geht’s: Es folgt eine Belehrung, dass der Raum, den die beiden Protagonisten betreten wollen, nicht biometrisch, sondern durch einen Retinascanner gesichert ist. Schade, hier wird Biometrie auf Fingerabdrücke etc. reduziert, aber außer Acht gelassen, dass die Retina (das Dings da in eurem Auge, liebe Leser) auch ein biometrisches Kriterium darstellt, übrigens weitaus fälschungssicherer als Fingerabdrücke.
Wie auch immer man es aber nennt, jene scharfe Alte (siehe oben) jedenfalls umgeht den „Augentest“ mit einem elektronischen (!) Bild (!!) von einem zugangsberechtigten Menschen. Freunde von Dan Browns Buch „Illuminati“ dürften wissen, dass kein Retinascanner der Welt etwas anderes zulässt als echte Augen, zumal kein gleichwie hoch auflösendes Bild alle kleinen Details der Retina abbilden kann, schon gar nicht ein derart flackerndes Computerbild wie in „Surface“. Für Interessierte empfehle ich Dan Burstein, „Die geheime Bruderschaft“, Seite 438 ff.
Über die Logik der Serie an sich verliere ich an dieser Stelle kein weiteres Wort, das erübrigt sich dann wohl… (Science-Fiction ist ein selbsterklärender Begriff, denke ich. Quark und Käse ebenfalls.)
(Wieso haben eigentlich derart überdurchschnittlich viele Indonesier die Vogelgrippe? Sodomie?)
Bis in ein paar Wochen dann. Vielleicht.
Meinjanur.
– euer Zyniker … np: Ostkreutz – Motor
Ach so, noch was… vor ’ner Weile im TV:
„Drück auf den grünen Knopf!“ „Wie sieht’n der aus?“ „Grün.“ (Sterben – aber richtig, Pro Sieben; nicht verwechseln mit einem ähnlichen Zitat aus Rambo III!). Find ich spaßig, hihi – wenn auch nicht ansatzweise so spaßig wie der gleichfalls schon einige Wochen alte literaturkritische Geschrieb* „Man schreibt Deutsh“ (sic!) von Stefan Gärtner (10,00 Euro, einfach im Buchhandel gucken), den ich nun, um diesen Eintrag zu beschließen, zumindest literarisch unbelasteten Tuxblog-Lesern ans Herz legen möchte (wenngleich, auch Freunde von Adorno und/oder Grünbein werden ihre Freude daran haben).
Ich weise nachtragsweise hiermit darauf hin, dass mit * gekennzeichnete Worte mein geistiges Eigentum sind. Wortklauer werden mit Böseangegucktfühlen* bestraft. Fies, wa?