Man muss ja auch mal. Muss man.
Liegengebliebenes vom 29. Oktober 2021
„Wir werden heute als Social-Media-Unternehmen gesehen, aber im Kern sind wir ein Unternehmen, das Menschen verbindet”, sagte Zuckerberg.
Völlig folgerichtig nennt sich Facebook daher jetzt Telekom Mullbinden GmbH Fesselfreunde „Meta”. Das ist ziemlich, naja, meta, also auf der Metaebene. Wenn ihr mich fragt: Ich trau’ auch einem umbenannten Facebook keinen Meta weit. So viel Metan könnt’ ich gar nicht einatmen. – Ist ja gut. Ich hör’ schon auf. Auf die Nachricht muss ich eh’ erst mal etwas Meta hören. Death Meta. Oder Doom Meta. Und dazu ein Glas Metaxa.
„Wir sind der Osten” – bemerkenswerter Name auch – jammert auf Twitter, die Koalitionsverhandlungen betreffend:
Wie viele Ostdeutsche sitzen an den Verhandlungstischen? Wir haben nachgezählt – und finden: da geht noch was!
Stimmt; über dreißig Jahre nach der Aneignung der ostdeutschen Wirtschaftsgüter durch den Westen könnte man tatsächlich einmal darüber nachdenken, ob es nicht interessantere Gegensätze in bundesdeutschen Parlamenten gibt als ausgerechnet „den Westen” und „den Osten”. Warum nicht mal „den Norden” und „den Süden”?
Die SPD, demnächst noch mal ein paar Jahre lang in der Bundesregierung, möchte, bevor es zu spät ist, zulasten ihrer Wähler schon wieder mehr Daten speichern lassen. Die „neue Koalition” werde etwas „anders” machen, wird postuliert. Ich bin schon total gespannt darauf, was die SPD, die sich für eine umfassendere Vorratsdatenspeicherung einsetzt, wohl gegen eine umfassendere Vorratsdatenspeicherung tun wird, sobald sie mal nicht mehr nur regiert, sondern auch… äh, regiert.
Nächste Woche wird die erste offizielle Version von Unix 50 Jahre alt. In sozialen Medien wird dessen Erfolg als Beleg für das vermeintlich gute Softwaredesign des Entwicklerteams missverstanden, obwohl vieles in Unix doch vor allem dem Umstand geschuldet war, dass eine PDP‑7 eben nicht über allzu viele freie Ressourcen verfügte, so dass Multics, die technisch überlegene Vorlage von Unix, nicht nur aus lizenzrechtlichen, sondern auch aus rein praktischen Gründen nicht einfach noch mal neu implementiert werden konnte.
Das sind sicherlich Probleme, die in einer Zeit, in der Texteditoren, die bereits beim ersten Start mehrere hundert Megabyte Arbeitsspeicher belegen, trotzdem unironisch als effiziente Software bezeichnet werden, kaum mehr auffallen, weshalb sich auch gestandene Informatiker inzwischen nicht blöd dabei vorkommen, allen Ernstes als Kritikpunkt an FTP (dem Protokoll) anzubringen, dass es schlecht sei, weil es mit wenig Ressourcen auskommen musste.
Die erschreckende Entwicklung der Qualität zeitgenössischer Desktopanwendungen überrascht mich wenig, wenn es als Nachteil gilt, dass eine Technik sich jahrzehntelang mit geringen Anforderungen an die Hardware begnügt.
Gott Doppelpunkt In.
Die Jugendorganisation „Katholische junge Gemeinde” (KjG) prüft, ob sie das Wort Gott in Zukunft nur noch mit Gendersternchen benutzt. (…) Demnach sei die KjG „auf der Suche nach Gottesbezeichnungen, die mehr umfassen als die männlich weiße Vorstellung von Gott”.
Aber weder Morgan Freeman noch Alanis Morissette ist doch ein weißer Mann?
Das Jugendwort des Jahres ist das Jugendwort des Jahres.
Das Jugendwort des Jahres 2021 heißt „cringe“. (…) Der Begriff beschreibt etwas Peinliches oder Unangenehmes.
Hihi, wie zum Beispiel diese Abstimmung zum Jugendwort des Jahres.
Zu grün für die Grünen // Kapeiken – Herzschlag
Es ist Montag. Das Internet fachversimpelt seit Tagen den verbrannten Begriff „Antifa” und will die Grenze nicht mehr zwischen „Linken” und „Sozialfaschisten”, sondern zwischen „Linken” und „echten Linken” ziehen. Das Internet langweilt mich ganz fürchterlich. Obwohl: Hier – Pandabären!
Verschwörungstheoretiker, früher nannte man sie noch Dystopisten und sie hatten des Öfteren mal Recht, aufgemerkt: Völlig überraschend hat sich nach der von Klimaaktivisten befeuerten Wahl der Angriffskriegs- und Hartz-IV-Parteien „SPD” und „Grüne” in eine mögliche neue Bundesregierung herausgestellt, dass beide Parteien gar nicht so extinctionrebellisch drauf sind, sondern in Klima- und Wirtschaftsfragen eher zurückhaltend reformwillig sind. Völlig folgerichtig demonstrieren ihre Wahlkämpfer jetzt, da die Wahl entschieden ist, doch lieber wieder gegen als für sie. Für Katastrophentouristen interessante Frage: Ist das eigentlich ähnlich den bizarren Demonstrationen in Thüringen, im Verlauf derer die künftigen Koalitionspartner der FDP irgendwas von einer „AFDP” kolportiert haben? (Andererseits: In Braunschweig arbeiten künftig Volt, das monatelang in maßgeschneiderten Plakatkampagnen mit Wahlkampfsprüchen wie „Volt ihr das wirklich?” von der PARTEI angegriffen worden war, und Die PARTEI in einer gemeinsamen Ratsgruppe zusammen. Welcher ICD-10-Code ist das jetzt wieder?)
Die Frage, wie hoch die von allen Ampelparteien vor der Wahl versprochene Steuerentlastung für Normalverdiener wohl ausfallen wird, betrachte ich übrigens inzwischen als beantwortet: 0 Euro natürlich.
Themensprung: Ed Zitron, früher Journalist, heute irgendwas mit Medien, hat letzte Woche einen lesenswerten Text (englischsprachig) rausgehauen, in dem er beschreibt, warum Menschen, die sich im Internet noch nicht allzu sicher bewegen, nicht bloß ein Training in Medien-, sondern auch in Menschenkompetenz brauchen: „Das Internet ist ein ständiger Test des kritischen Denkens und der emotionalen Zurückhaltung, der sich jedes Mal verschärft, wenn die eigene Gefolgschaft oder der Kontakt zu anderen Menschen zunimmt”; das könnte man sich eigentlich mal auf ein T‑Shirt drucken lassen. – Andererseits gilt es 2021 schon als Mehrwert, wenn man einen für einen nahezu vierstelligen Betrag gekauften Computer nicht administrieren darf, weil das ja sonst gefährlich wäre. Ich propagiere seit Jahren eine physische Trennung zwischen dem Internet der Konsumenten (die sollen gern den ganzen Tag auf ihrem dämlichen Tablet Bilder und Videos angucken) und dem Internet der Schöpfer (wir sind die mit der Tastatur und der vernünftigen Infrastruktur). Die Zeit scheint zu drängen.
Immer Zeit muss aber bleiben für: Musik.
Guten Morgen.
Kurzkritik: Agitation Free – Malesch
Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
Vor allem nicht über vergleichsweise alte Musik aus Deutschland; Abhilfe folgt: 1972, der „Krautrock” stand in voller Blüte, entschlossen sich die fünf Musiker von Agitation Free, einer unter anderem Namen ursprünglich 1966 gegründeten Gruppe mit – wie der Name schon andeutet – Kommunardenhintergrund, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach umbesetzt hatte, dazu, ihre auf Konzerten insbesondere in Ägypten gewonnenen Eindrücke von der Weltmusik – fürchterliche Bezeichnung auch – gemeinsam mit zwei Gastmusikern auf ihrem noch zu produzierenden Debütalbum abzubilden. Es bekam den Namen „Malesch” (Amazon.de, TIDAL), was eine immerhin hinreichend angemessene Transkription von „معليش” (das ist, wie die Transkription, auch auf dem Titelbild zu lesen) ist, das ungefähr „Viel Glück!” bedeutet (Quelle: Internet). Keine Ahnung, was dieser Name jetzt wieder soll.
Enthalten ist das, was mancher Leser dieses Unperiodikums als „Kiffermusik” zu umschreiben pflegt, obwohl ich Kiffen ablehne, dieser Art von Beschallung jedoch recht zugetan bin: Psychedelische Rockmusik fast ohne jeglichen Text, dafür mit trancefördernden Rhythmen, zweifellos nicht ganz ohne Einfluss orientalischer Schlager (d.h. dortiger Musiktraditionen).
Am Schluss des Albums, Bonusstücke späterer Auflagen ausgenommen, steht ein Zweiminüter namens „Rücksturz”, der abrupt endet. Latente Drogenreferenzen ließen sich 1972 – einige der musikalischen Weggefährten ließen sich zur gleichen Zeit von Rolf-Ulrich Kaiser zwangsbenebeln – kaum vermeiden, die Abstinenten unter denjenigen Künstlern, die man auch heute noch kennt, dürften leicht zu zählen sein; „Rücksturz” ist zumindest auf „Malesch” aber die einzige wirklich offensichtliche Anspielung auf einen trip beziehungsweise dessen Ende.
Macht ja nichts. Ist trotzdem ganz gut geworden.
Si vis pacem, para bellum. (18)
Kurze Durchsage von Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU):
Die NATO werde auf ihrem Treffen am Freitag [i.e. gestern, A.d.V.] ihre „Defence-Planungen weiter vorantreiben”, weil Russland für die NATO eine „große Herausforderung” geworden sei.
Und zwar soll die defense (das ist Englisch und heißt anscheinend ungefähr „Aggression”) wie folgt aussehen:
„Wir müssen Russland gegenüber sehr deutlich machen, dass wir (…) bereit sind, eben auch solche Mittel (wie Atomwaffen) einzusetzen (…). Das ist der Kerngedanke der NATO.”
Und genau das befürchte ich tatsächlich auch.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Bundeswehr abgeschafft gehört.
Die Revolution frisst ihre Kinder (nackt).
Wie frei sollte sich eine vermeintlich globalisierte Gesellschaft eigentlich nennen dürfen, die Nacktheit – eine eindrucksvolle Waffe gegen die Prüderie der Nachkriegszeit – in der Kunst in den Schmuddelpornokreis zwingt?
Liegengebliebenes vom 20. Oktober 2021
In Mecklenburg-Vorpommern klicken Verwaltungsmitarbeiter alles an, was wie ein Link aussieht; oder, wie die dpa es nennt: Cyberangriff. Ich bin ja auf dem Weg nach Hause heute auch angegriffen worden: Man hat mich zwar nicht um einen Klick auf einen Link gebeten, aber nach ein paar Euro für was zu essen gefragt. Diese Cyberblockchainhacker haben es echt auf mich abgesehen.
(Grüße gehen raus an den spaßigen Zeitgenossen, der penetrationstestend und meinen Posteingang insofern enorm belästigend mal gucken wollte, ob eins meiner hier verfügbaren PHP-Scripts vielleicht eine Sicherheitslücke haben könnte. Na – fündig geworden?)
Hostname der Woche: *.netmeister.org.
Rot-Rot-Grün: „Großvermieter enteignen!”
Berliner: „Jawohl!”
Rot-Rot-Grün: „Nein.”
Die Schlange am Tresen in der Schulkantine ist zu lang? Toller Lösungsvorschlag: Gesichtserkennung!!1!
Die CSU kurz erklärt: Jeder dritte Bayer haut seinem Kind gerne mal eine runter.
Deutschland, deine Allegorien! (19)
Kurushimi – The Mysteries of Chaos // E.T.-Feminismus
Es ist Montag. Die gute Nachricht der Woche: Unser aller Geldvermögen steigt erneut. Endlich kann ich mir einen Pandabären leisten! – Oder sind mit „den Deutschen” etwa gar nicht alle gemeint? Ähm, äh – hinter euch! Eine zweiköpfige Schildkröte!
Völlig überraschend stellt sich heraus, dass es kein größeres Risiko für den eigenen Datenschutz gibt als Reklame im Web. Während Gopher, Usenet und IRC noch davon ausgenommen sind, gilt für den Kram im Webbrowser somit mehr denn je: Wer Werbung blockiert, der mag bei denen, die ernsthaft annehmen, das kostenlose Anbieten einer Website verpflichte die Besucher zur Spende, finanziell Einbußen verursachen; wer es aber nicht tut, der ist schön blöd. (Apropos: Demi Lovato sagt, das Wort „Alien” diskriminiere Außerirdische. Hoffentlich haben die kein Twitter.) – Auch völlig überraschend: Gil Ofarim hat (vermutlich) gelogen. Wie das so ist: Je empörter die Empöreria sich empört, desto leiser verpufft das vermeintliche Übel. Schade um die schönen Spruchbanner vor dem Hotel und die vielen Parolen drauf. Jetzt hat man sich ganz umsonst aufgeregt.
Ein Blick in die Vereinigten Staaten: Der amtierende Präsident von dort – viel besser als Trump – sperrt Whistleblower auch weiterhin ins Zuchthaus. Land of the free. Home of the Murks.
Kein Murks: Jazz.
Guten Morgen.
Cybersondierungen gegen Links (Nachtrag)
Fefe (korrekterweise):
Erst haben sie Hacken verboten, dann Hackertools verboten, dann offene WLANs mit dem Urheberrecht weggeschossen. Studiengebühren eingeführt. Tja und dann stellte sich völlig überraschend heraus: Die existierenden Leute mit Fachkompetenz wollen diesem Scheißstaat nicht freiwillig helfen, nicht mal bezahlt. Den Nachwuchs hat die Regierung ja mit den ganzen Maßnahmen abgetrieben. Völlig überraschend ist man jetzt ein Land der Ahnungslosen, die Regierung muss ihre Staatstrojaner (und Firewalls und Router) im Ausland kaufen, und sämtliche „Erkenntnisse” sind unprüfbares Hörensagen aus den USA.
Der „Digitalstandort” („WirtschaftsWoche” et al.) Deutschland ist zumindest ein Hort der „Sicherheit” (Wolfgang Schäuble, anderer Zusammenhang) – Unsicherheit ist ja verboten.
Cybersondierungen gegen Links
Die DKP ist empört, denn das Sondierungspapier ist da. Die Hoffnung, dass die FDP – anders als in einer „Jamaika”-Koalition, in der sie allzu leicht der CDU/CSU zustimmen könnte – im Bündnis mit SPD und Grünen inhaltlich überzeugen muss, erweist sich als zutreffend:
Die digitalpolitische Strategie der Bundesregierung wird neu aufgesetzt (u.a. KI-Strategie, Datenstrategie, Blockchain-Strategie). (…) Wir werden in allen Bereichen entschlossen gegen (…) Linksextremismus (…) vorgehen, damit Vielfalt auch in gleicher Sicherheit für jede und jeden möglich ist.
Aus den von allen relevanten Parteien vor der Wahl versprochenen Steuersenkungen für Normalverdiener ist indes die Formulierung geworden, man strebe „keine neuen Substanzsteuern” an. Das ist ja fast dasselbe. Immerhin:
Anstelle der bisherigen Grundsicherung (Hartz IV) werden wir ein Bürgergeld einführen.
Sollte die SPD es endlich geschafft haben, sich aus dem übergroßen Schatten der *blätter, papierraschel* SPD zu lösen?
Die CDU stellt unterdessen fest:
„Es geht jetzt nicht nur darum, dass jemand an die Spitze der CDU kommt, der nicht nur am besten unsere bürgerlich-konservativen Werte vertritt”, sondern der auch für ein „starkes und modernes Nachvornegehen in die Zukunft steht”.
Konservativ-progressiv also. Gesundheit!
Heil (2021)
Fackelumzug vorm Reichstag, im Gedenken an die gefallenen Kameraden.
Wir sind wieder wer.
Wichser.
Hoffnung Dexit (8): Faxnummern gegen Terrorismus
Die EU erarbeitet zurzeit eine Richtlinie zur Erhöhung der Cybersicherheit (überarbeitete NIS-Richtlinie, kurz „NIS 2“). Danach soll die Registrierung von Internetdomainnamen künftig die korrekte Identifizierung des Inhabers in der Whois-Datenbank einschließlich Namen, Anschrift und Telefonnummer voraussetzen.
Dafür gestimmt hat natürlich die SPD. Wenn es um das Erschweren des rechtssicheren Betriebs von Websites in Deutschland geht, ist die SPD grundsätzlich vorn dabei.
EU-Austritt: Jetzt.
Alternativen: Keine.
Es ist nicht alles schlecht in Großbritannien.