MusikIn den NachrichtenComputer
Vinyl <3 (14): Mili­tärstrea­ming zula­sten jun­ger Musiker

Obwohl der End­geg­ner Vor­stands­vor­sit­zen­de von Spo­ti­fy, Dani­el Ek, neu­lich stolz bekannt­gab, ein wenig Klein­geld aus der mit­hil­fe von Idio­ten, die immer noch Geld für den Zugang zu Spo­ti­fy bezah­len, „erar­bei­te­ten“ Por­to­kas­se – 100 Mil­lio­nen Euro – in „künst­li­che Intel­li­genz“ für mili­tä­ri­sche Zwecke, also letzt­lich in auto­ma­ti­sier­tes Meu­cheln, zu inve­stie­ren, haf­tet Spo­ti­fy auch wei­ter­hin der Ruf an, vor­ran­gig eine Platt­form zum Musik­hö­ren zu sein.

Pye Hastings, häu­fi­ge­ren Lesern mei­ner Her­vor­brin­gun­gen bereits als Front­mann von Cara­van bekannt, fin­det das schade:

Das Strea­men von Musik ist für die Künst­ler des­halb kata­stro­phal, weil die Unter­neh­men rie­si­ge Gewin­ne anhäu­fen und den Künst­lern gera­de mal Almo­sen zah­len. Wor­in besteht der Anreiz für jun­ge Leu­te, an Bord zu kom­men, wenn all das Geld von Unter­neh­men, die Mil­lio­nen kas­sie­ren und denen, die es erwirt­schaf­ten, kei­nen gerech­ten Anteil abge­ben, abge­schöpft wird?

(Übel­set­zung von mir.)

Ich kann mich nur wie­der­ho­len: Wer Musik mag, Künst­ler wert­schätzt und gern etwas von Bestand erwirbt, der soll­te nicht nur Kon­zer­te besu­chen, son­dern auch und vor allem Schall­plat­ten kau­fen. Hat ein Künst­ler kei­ne Schall­plat­ten im Ange­bot, dann ist es manch­mal sinn­voll, ihn dies­be­züg­lich zu kon­tak­tie­ren. Ohne Nach­fra­ge gibt es kein Angebot.

Vor allem aber muss gel­ten: Wer Spo­ti­fy bezahlt, der bezahlt nicht nur eine Kon­so­li­die­rung (lies: Aus­dün­nung) der Künst­ler­viel­falt, son­dern er bezahlt auch den Krieg. Nich machen. Is nich gut.


Tol­le Idee des Monats: Den öden Zeit­ver­treib Word­le, der anschei­nend einen Mil­lio­nen­be­trag „wert“ ist, kann man jetzt auch mit Com­pu­ter­hil­fe lösen las­sen. Wir haben jetzt also den Punkt in der Digi­ta­li­sie­rung erreicht, an dem Com­pu­ter gegen Com­pu­ter spie­len kön­nen, damit Men­schen end­lich wie­der Zeit haben, wäh­rend­des­sen pro­duk­tiv zu sein.

Irgend­et­was läuft hier falsch.

In den NachrichtenNerdkrams
Tore zum Mist­mach­web (9): Ille­gi­ti­mes Inter­es­se illegalisiert

Ein Vor­teil davon, sich nicht nur etap­pen­wei­se, son­dern fort­wäh­rend über die fürch­ter­li­che Ent­wick­lung des zeit­ge­nös­si­schen Webs zu infor­mie­ren und die­se Ent­wick­lung gele­gent­lich schrift­lich fest­zu­hal­ten, ist, dass man manch­mal sogar posi­tiv über­rascht wird; so berich­te­te ich Ende 2020:

Es gibt tat­säch­lich einen stan­dard­mä­ßig akti­vier­ten Schal­ter, der bewirkt, dass jemand mit „legi­ti­mem Inter­es­se“ mir per­so­na­li­sier­te (also zwangs­läu­fig tracken­de) Rekla­me in den Brow­ser schie­ben darf.

In Bel­gi­en hat man jetzt über­ra­schend fest­ge­stellt, dass das gar nicht erlaubt ist.

Aber immer­hin:

Unter­des­sen arbei­tet die Wer­be­bran­che bereits dar­an, das Geschäfts­mo­dell zu retten.

Man hört doch neu­er­dings recht viel von Insol­ven­zen und lei­der geschei­ter­ten Unter­neh­men, deren Mit­ar­bei­ter jetzt lei­der alle­samt auf eine anstän­di­ge Arbeit umschu­len müs­sen. War­um gönnt man die­sen wirt­schaft­li­chen Kreis­lauf nicht auch mal den­je­ni­gen Per­so­nen, die gesell­schaft­lich noch unbe­lieb­ter sind als Anwäl­te? War­um soll­te sich aus­ge­rech­net die Bran­che derer, deren Unter­neh­mens­ziel es ist, ande­ren Leu­ten den digi­ta­len All­tag mit Pro­dukt­emp­feh­lun­gen zu ver­un­schö­nern, über die Kri­se hin­aus ret­ten können?

Jump, you fuckers!


Das Ober­lan­des­ge­richt Koblenz teilt mit: Die Auf­ga­be der Wiki­pe­dia ist nicht die sach­li­che, unver­zerr­te Wie­der­ga­be von Fak­ten. Gut zu wissen.

In den Nachrichten
Ganz nor­ma­le Klimaschützer

„ZEIT ONLINE“:

Jana Mestmäcker (…) ist Psy­cho­lo­gin. (…) Sie hasst Belang­lo­sig­keit und sagt Din­ge gern direkt. (…) Mit ihrer Che­fin hat sie gespro­chen. Mestmäcker habe geweint und ihr gesagt: Jede Arbeit füh­le sich falsch an, nur die Kli­ma­ka­ta­stro­phe zäh­le. (…) Wenn sie es nicht ver­su­che, kön­ne sie ihr gan­zes Leben kei­nen Tag mehr fröh­lich sein.

Ich mag kei­ne Fern­dia­gno­sen, aber.


Ich bin ver­wirrt: Darf man eigent­lich noch für Amne­sty Inter­na­tio­nal spen­den, jetzt nicht mehr oder jetzt erst recht?

MusikkritikKaufbefehle
Kür­zest­kri­tik: District 97 – Screens

District 97 - ScreensLan­ge nichts mehr über Musik geschrieben.

Habe ich die Groß­ar­tig­keit von District 97 schon erwähnt? Ah, sagt ein Blick ins Archiv: Ja, habe ich, 2014, und zwar mit der gebo­te­nen Lob­hu­de­lei in mei­nen Worten.

Seit­dem kam unter ande­rem „Screens“ (2019; Band­camp, Amazon.de) raus.

Geschmacks­ar­mer Narr, wer nicht Gefal­len findet.

DISTRICT 97-Bread & Yarn (OFFICIAL VIDEO)

Bit­te, gerne.

Netzfundstücke
Medi­en­kri­tik in Kür­ze: Ver­lin­ken verboten!

Der „Tages­spie­gel“, den ich dies­mal nur des­halb nicht ver­lin­ke, damit sei­ne Redak­teu­re mal sehen, wie däm­lich das ist, gab gestern bekannt:

Tübin­gens lang­jäh­ri­ger Ober­bür­ger­mei­ster Boris Pal­mer (Grü­ne) will bei der OB-Wahl im Herbst als par­tei­lo­ser Kan­di­dat antre­ten. Das teil­te er am Sonn­tag auf sei­ner Home­page mit. Mehr als 800 Wahl­be­rech­tig­te hät­ten einen Auf­ruf unter­zeich­net, der ihn unter­stüt­zen wol­le, erneut für das Amt zu kan­di­die­ren, schrieb Pal­mer auf borispalmer.de. (…) ​„Mei­ne poli­ti­sche Hei­mat sind und blei­ben die Grü­nen in Baden-Würt­tem­berg“, schrieb er.

In die­sem Zitat sehe ich – aber ich bin natür­lich auch kein Qua­li­täts­jour­na­list – min­de­stens drei ver­nünf­ti­ge Mög­lich­kei­ten, die Web­site von Boris Pal­mer und damit die Quel­le für den „Arti­kel“ zu verlinken.

Kei­ne davon wur­de genutzt; nein, nicht ein­mal hin­ter dem Text „borispalmer.de“ liegt ein anklick­ba­rer Verweis:

Nichtverlinkung beim Tagesspiegel

Haben Medi­en­ma­cher heut­zu­ta­ge Angst, dass ihnen die Eier abfal­len, wenn ihre Besu­cher die mehr­fach erwähn­te Quel­le auch mal selbst lesen? :motz:

MontagsmusikIn den Nachrichten
Vene­ti­an Sna­res – Szamár Madár // Die Plä­ne lagen doch auf Alpha Cen­tau­ri aus.

CC BY-NC-ND 2.0 Trish Gussler / Flickr.comEs ist Mon­tag. Ange­sichts der all­ge­mei­nen Beschäf­ti­gung mit Russ­land und der Ukrai­ne sowie der gefor­der­ten Posi­tio­nie­rung aller rele­van­ten poli­ti­schen Akteu­re ist dies eine gute Gele­gen­heit, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Bun­des­wehr und NATO im Wesent­li­chen von Alt­na­zis auf­ge­baut wor­den sind. Erstaun­lich, dass die Gesell­schaft da noch Ent­schei­dungs­schwie­rig­kei­ten hat. (Außer bei Pan­da­bä­ren. Nie­mand mag kei­ne Pandabären.)

Die SPD besticht wie­der durch Men­schen­freund­lich­keit: Hartz-IV-Emp­fän­ger erhal­ten neu­er­dings Post vom „Job­cen­ter“, was Idio­ten­deutsch für „Arbeits­amt“ ist, in der es ihnen erklärt, wie sie mit weni­ger Hei­zen über den Win­ter kom­men. Hei­zen wird ja nicht immer bezahlt. Wofür stand das „S“ noch mal? – Ihr Koali­ti­ons­part­ner, die F.D.P., hat unter­des­sen eine tol­le Idee, wie man dem bösen Mes­sen­ger (das muss man sich unge­fähr so vor­stel­len wie einen bösen Papier­her­stel­ler, der nichts gegen Droh­brie­fe unter­nimmt) Tele­gram eine Buß­geld­no­te zustel­len kann: Ein­fach in den Bun­des­an­zei­ger einen Text rein­stel­len. Ich erwar­te von zeit­ge­nös­si­schen Par­tei­en ja schon echt nicht mehr viel, aber die F.D.P. berei­tet mir inzwi­schen auf­rich­ti­ges Bedau­ern. Das erstaunt mich am mei­sten. Dass aus­ge­rech­net aus Bay­ern mal eine posi­tiv zu ver­ste­hen­de Nach­richt kom­men wür­de, passt da ganz gut ins schie­fe Bild: Die Ein­bin­dung von Goog­le Fonts ist hier­zu­lan­de ille­gal. Ich emp­feh­le so oft und so inten­siv zu kla­gen wie möglich. 

Spo­ti­fy ver­liert mal wie­der ein paar Musi­ker. Viel bes­ser als Vinyl. Immer alle Musik. Jaja. Haha. – Apro­pos: Die Stadt Han­no­ver hat mich im Rah­men eines Bekla­gens dar­über, dass auf öffent­li­chen Plät­zen tat­säch­lich noch etwas Leben statt­fin­det, mit dem Wort „Musik­lärm“ bekannt gemacht. Ich fin­de, das ist ein sehr gutes Wort für die­je­ni­ge Art von Beschal­lung, die ich gern mei­den würde.

Statt­des­sen höre ich ein wenig klas­si­sche Musik.

Vene­ti­an Sna­res – Szamár Madár

Guten Mor­gen.

Politik
Die Christ­chen­fra­ge der Linken

Wäh­rend die Qua­li­täts­pres­se noch damit beschäf­tigt ist, die neue Vor­sit­zen­de der Grü­nen (ohne Gegen­kan­di­da­ten von einem Vier­tel der Dele­gier­ten trotz­dem abge­lehnt, das muss man ja auch erst mal schaf­fen) als Gesicht der Erneue­rung (weil ver­gleichs­wei­se jung; als wäre das ein rele­van­tes Kri­te­ri­um!) zu belob­hu­deln, ist links davon Trau­er­stim­mung ein­ge­kehrt. Unter der bescheu­er­ten Zwi­schen­über­schrift „Die Gret­chen­fra­ge der Lin­ken“ fasst Anna Leh­mann in der Online-„taz“ mit ori­gi­nel­ler Zei­chen­set­zung zusammen:

Will man regie­ren und Kom­pro­mis­se machen oder kom­pro­miss­los in der Oppo­si­ti­on bleiben.

Das sei aber eher als rhe­to­ri­sche Fra­ge – ach, des­halb der Punkt am Ende! – gemeint:

In par­tei­in­ter­nen Umfra­gen haben Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen sat­te Mehr­hei­ten. Auch die Ber­li­ner Links­par­tei hat­te sich im Dezem­ber mit Drei­vier­tel-Mehr­heit für die Zusam­men­ar­beit mit SPD und Grü­nen im Land ausgesprochen.

Der Aus­lö­ser für den Arti­kel ist, dass die Akti­vi­sten von „Fri­days for Future“ anschei­nend inzwi­schen erkannt haben, dass die Grü­nen ein sehr undank­ba­rer Part­ner für ver­meint­lich Nicht­kon­ser­va­ti­ve sind, und sich dar­um der „Lin­ken“ zuwen­den, als wäre die­se eher inter­es­siert an Idea­lis­mus statt Posten.

Chri­sta Luft, seit unge­fähr 1893 Mit­glied der heu­ti­gen „Lin­ken“, hat­te Ende 2021 ihren Aus­tritt bekannt­ge­ge­ben und dabei die ein­zig rele­van­te Fra­ge gestellt:

War­um führt man sich gegen­über Befür­wor­tern von Angriffs­krie­gen und gewalt­sa­men Ein­mi­schun­gen in die Ange­le­gen­hei­ten ande­rer Staa­ten und Völ­ker immer wie­der unter­tä­nig auf, anstatt die eige­nen außen­po­li­ti­schen Wert­vor­stel­lun­gen kraft­voll zu bekun­den und sich zu bemü­hen, die­se durch den Lauf der jüng­sten Zeit­ge­schich­te bestä­tig­ten Vor­stel­lun­gen zum Maß­stab einer künf­ti­gen Zusam­men­ar­beit zu machen?

Wen muss man eigent­lich wäh­len, wenn man Krieg kon­se­quent ablehnt?

PolitikIn den Nachrichten
Lie­gen­ge­blie­be­nes vom 28. Janu­ar 2022

Anti­kom­mu­nist des Tages: Bodo Rame­low (Mini­ster­prä­si­dent, Thü­rin­gen, „Die Linke“).


Zwi­schen Krieg und Frie­den liegt oft­mals nur eine Regie­rungs­be­tei­li­gung: Bun­des­tag ver­län­gert Irak-Ein­satz um wei­te­re neun Mona­te, aber erst­mals stimm­te „auch eine gro­ße Mehr­heit der Grü­nen-Abge­ord­ne­ten im Bun­des­tag für ein Irak-Man­dat“. Ver­rückt, man könn­te mei­nen, die CDU/CSU wäre noch gar nicht abgewählt.


Hat­te man Russ­land zuge­si­chert, die NATO sei öst­lich der DDR zu Ende? Nein, behaup­ten die Medi­en; doch, behaup­tet die Quel­len­la­ge.


„Voda­fone teilt die Rechts­auf­fas­sung des Finanz­amts nicht.“


Für die Freun­de audio­vi­su­el­ler Infor­ma­ti­ons­über­tra­gung (You­Tube): Fried­rich Küp­pers­busch (ist der schon gecan­celt?) erläu­tert die Par­al­le­len zwi­schen Kern­ener­gie- und Coronaverfügungsgegnern.

NerdkramsIn den Nachrichten
In Daten­schutz, amen.

Heu­te, am 28. Januar 2022, ist der Europäi­sche Datenschutztag. Micha­el Haas, der sein Geld mit so etwas ver­dient, ver­sucht es bei „Chan­nel­Part­ner“ mit einem qua­si­re­li­giö­sen „Gelöb­nis“, das unter ande­rem die Flos­kel enthält:

Ich gelo­be, die Anti­vi­ren- und Sicher­heits­soft­ware auf mei­nen End­ge­rä­ten auf dem neue­sten Stand zu halten.

Und wie das mit sol­chen „Gelöb­nis­sen“ eben­so wie mit „Anti­vi­ren- und Sicher­heits­soft­ware“ eben ist: Man muss nur ganz fest dran glau­ben.

In den Nachrichten
Hoff­nung Dexit (10): Unrechts­staat per Fingerabdruck

Ich habe ja noch Glück gehabt, mei­nen neu­en Per­so­nal­aus­weis hielt ich kurz vor der Pflicht zur Ein­tra­gung von Fin­ger­ab­drücken in den Hän­den. Womög­lich wird mei­ne näch­ste Ver­län­ge­rung die­ser Pflicht auch nicht mehr unterliegen:

Das Ver­wal­tungs­ge­richt Wies­ba­den hat erheb­li­che Zwei­fel, dass die in Deutsch­land gel­ten­de Pflicht zur Auf­nah­me von Fin­ger­ab­drücken in den Per­so­nal­aus­weis recht­mä­ßig ist. Die Rich­ter gehen davon aus, dass die Auf­la­ge nicht mit den Arti­keln 7 und 8 der EU-Grund­rech­te­char­ta zum Schutz der Pri­vat­sphä­re ver­ein­bar ist.

Mög­li­cher­wei­se, befand das Gericht, sei es nicht zweck­mä­ßig, ein Doku­ment, das nicht der inter­na­tio­na­len Iden­ti­fi­ka­ti­on gegen­über den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den, son­dern nur dem inner­staat­li­chen Iden­ti­täts­nach­weis von Dien­sten sein soll, der­ge­stalt zu regeln, dass die­je­ni­gen, die es nicht nur besit­zen, son­dern auch noch regel­mä­ßig bezah­len müs­sen, zu einer Locke­rung ihrer Pri­vat­sphä­re gezwun­gen sind. Sie könn­ten ja irgend­wann mal was anstellen.

Es ist nicht alles schlecht in Großbritannien.

In den NachrichtenMusikMir wird geschlecht
Eski­mos sind kei­ne Eski­mos und Jungs sind kei­ne Mädchen

Eski­mo Call­boy wol­len sich umbe­nen­nen, weil sich jemand am Wort „Eski­mo“ stö­ren könn­te. Eski­mo sei wie Auto­bahn, las ich woan­ders und das mag stim­men. Weil Eski­mo Call­boy aber furcht­ba­re Musik machen, über­tönt die­se Mel­dung hier­zu­lan­de eine art­ver­wand­te Mel­dung aus Irland: Die dort ansäs­si­ge (und durch­aus emp­feh­lens­wer­te) Grup­pe Girl Band – die Mit­glie­der sind alle­samt Män­ner – bat um Ent­schul­di­gung dafür, die Gefüh­le irgend­wel­ches Publi­kums dadurch ver­letzt zu haben, sich „Girl Band“ genannt zu haben, und nennt sich jetzt eben­falls anders.

So weit ist’s schon: dass es eine Belei­di­gung ist, wenn man sich ein Mäd­chen nennt.

MusikkritikKaufbefehle
Kurz­kri­tik: faust – Daumenbruch

Faust - DaumenbruchLan­ge nichts mehr über Musik geschrieben.

Im Inter­net begeg­ne­te mir der Hin­weis, dass Faust – eine von mir hoch­ge­schätz­te deut­sche „Krautrock“-Band, die es vor­über­ge­hend zwei­mal gab, jedoch scheint Hans Joa­chim Irm­ler sei­ne Akti­vi­tä­ten unter die­sem Namen mitt­ler­wei­le ein­ge­stellt zu haben – kurz nach dem Jah­res­be­ginn ein neu­es Album namens „Dau­men­bruch“ – der­zeit nur auf Band­campraus­ge­bracht haben. Das ist durch­aus bemer­kens­wert, denn das letz­te Stu­dio­al­bum „fresh air“ (hier rezen­siert) ist auch schon wie­der fünf Jah­re alt.

Noch bemer­kens­wer­ter ist, dass Jean-Her­vé Péron – neben Wer­ner „Zap­pi“ Dier­mai­er einer der bei­den letz­ten in der Band ver­blie­be­nen Grün­der von Faust und auf fast allen ihrer Alben zu hören – auf „Dau­men­bruch“ nicht mit­spielt, statt­des­sen ist mit Gun­ther Wüst­hoff, der hier die Spiel­uhr (Spiel­uhr!) bedient, ein ande­rer Mit­grün­der zurück, der Faust nach den Auf­nah­men zu „Faust IV“ 1973 ver­las­sen hat­te. Zu den wei­te­ren Mit­spie­lern zäh­len Jochen Arbeit und N. U. Unruh (Ein­stür­zen­de Neu­bau­ten), Uwe Basti­an­sen (stadt­fisch), Elke Drapatz (mon­obeat ori­gi­nal), Dirk Dressel­haus (Schnei­der TM) und Son­ja Kosche, letzt­end­lich sind Faust somit für jeden­falls die­ses Album zu einer Art super­group gewor­den. Fol­ge­rich­tig hei­ßen Faust auf „Dau­men­bruch“ nicht Faust, son­dern faust.

Nach dem Rönt­gen­bild einer Faust auf dem Debüt­al­bum (1971) und dem Rönt­gen­bild einer geöff­ne­ten Hand auf Hans Joa­chim Irm­lers letz­tem „Faust“-Album „Faust is Last“ (2010) ziert das Album „Dau­men­bruch“ das Rönt­gen­bild einer Hand mit aus­ge­streck­tem Mit­tel­fin­ger. Humor ham’se ja.

Zur Musik: Mit mei­nem der­zei­ti­gen Lieb­lings­al­bum von Faust, „Rav­vi­van­do“, hat „Dau­men­bruch“ wenig gemein. Mich freut die Struk­tur des Albums (es ent­hält drei Stücke zwi­schen 14:55 und 22:54 Minu­ten Lauf­zeit) aus musik­theo­re­ti­schen Grün­den. Sie hält Radio­ma­cher fern. Den band­ty­pi­schen Krach hin­ge­gen gibt es auf „Dau­men­bruch“ nur wenig zu hören, statt­des­sen domi­nie­ren die Per­kus­si­on und „Zap­pis“ unver­kenn­ba­res Schlag­zeug­spiel. Gesang gibt es nicht. Das ist in Ord­nung, den Gesang hielt ich immer für das schwäch­ste Glied (hihi: Glied) in der Ket­te Faust. Das Album sei qua­si impro­vi­siert ent­stan­den, indem „Zap­pi“, Elke Drapatz und Dirk Dressel­haus die jewei­li­ge Grund­la­ge auf­ge­nom­men und alle übri­gen Betei­lig­ten dann unab­hän­gig von­ein­an­der ihren Teil ein­ge­spielt haben, heißt es im Inter­net. Gefällt mir.

Das Stück „Bor­der River (Full Ver­si­on)“ sug­ge­riert die Exi­stenz einer ande­ren Ver­si­on, aber die ken­ne ich nicht. Gibt es die über­haupt? „Default Mood“, die übli­che Stim­mung, indes plät­schert im Mit­tel­teil ein wenig lust­los aus dem Kopf­hö­rer. Ist lust­lo­ses Plät­schern jetzt der default bei Faust faust, als wär’s Pink Floyd? Scha­de wär’s. Dem gegen­über ste­hen im sel­ben Stück schnei­den­de Gitar­ren und for­dern­der Indu­stri­al. Gestern Nacht hör­te ich nach lan­ger Zeit wie­der etwas von CoiL und Throb­bing Grist­le. In deren Tra­di­ti­on möch­te ich „Dau­men­bruch“ zumin­dest teil­wei­se verorten.

„Dau­men­bruch“ ist in der ohne­hin schon hete­ro­ge­nen Faust-Dis­ko­gra­fie ein Kurio­sum; medi­ta­ti­ven Indu­stri­al hat­ten sie bis­her nicht regu­lär im Pro­gramm. Schön, dass es sie noch gibt. Schön, dass sie sich dar­in treu blei­ben, sich nicht treu zu bleiben.

Mal gucken, was noch kommt.

Persönliches
Lebens­lot­to

Beob­ach­tung: Tei­le der­sel­ben Qua­li­täts­ma­ga­zi­ne, die vor der Gefahr des Onlin­e­glücks­spiels war­nen, ver­öf­fent­li­chen unkom­men­tiert und war­nungs­frei regel­mä­ßig die aktu­el­len Lot­to­zah­len. Ist es weni­ger schlimm. wenn man einen Kugel­schrei­ber braucht?

Dabei ist vie­les im Leben ein Glücks­spiel. In der fal­schen Stadt gebo­ren, die fal­schen Freun­de gefun­den, die fal­sche SMS-Far­be (wel­che Stu­fe der Rea­li­tät ist das eigent­lich?), der fal­sche Fuß­ball­ver­ein, schlimm­sten­falls die fal­schen Eltern; das gibt Kei­le und zwar zu Recht. In der Gene­ra­ti­on mei­ner Eltern kam, wie mir ein Mit­glied der Gene­ra­ti­on mei­ner Eltern mehr als ein­mal erzähl­te, noch die Fra­ge oben­drauf, wel­cher Par­tei man sich zuge­hö­rig füh­le. War es die fal­sche, so gab es lei­der kei­nen elter­li­chen Segen für den Part­ner in spe. Ande­rer­seits: Das ist heu­te ja man­cher­orts auch wie­der so.

Es wird immer zu viel dafür geop­fert, Ande­re glück­lich zu sehen, den Wer­ten Ande­rer gerecht zu wer­den. Sät­ze, die mit „Man“ begin­nen, als stell­te die erste Per­son im Plu­ral bereits mit­tels ihrer blo­ßen Nen­nung den Regel­fall dar, wer­den als Dog­ma begrif­fen. Man tut das nicht. Man sagt das nicht. Man darf das nicht. Man hat echt eine fürch­ter­li­che Kind­heit gehabt.

Dabei ist die inter­es­san­te Fra­ge, die man hier stel­len soll­te, nicht ein­mal die nach dem War­um. Die inter­es­san­te, weil alles ent­schei­den­de Fra­ge ist: Bin ich glücklich?

Und was tra­ge ich dazu bei?

Talk Talk – It’s My Life (Live at Mon­treux 1986)

(Vor ein paar Wochen trug man mir zu, mei­ne Bei­trä­ge wirk­ten in letz­ter Zeit „apo­ka­lyp­ti­scher als sonst“. Ich mag das.)

In den NachrichtenPolitik
Vor­wärts­ver­tei­di­gung (6)

„Neu­es Deutsch­land“, 23. Dezem­ber 2021:

Putin hat­te dem Westen am Diens­tag eine »ein­deu­tig aggres­si­ve Hal­tung« vor­ge­wor­fen und mit einer »mili­tä­risch-tech­ni­schen« Reak­ti­on gedroht.

„The Times“, 21. Janu­ar 2022:

Groß­bri­tan­ni­en zieht in Erwä­gung, wie Quel­len aus der Ver­tei­di­gung ver­lau­ten las­sen, die Ent­sen­dung hun­der­ter wei­te­rer Trup­pen in die NATO-Nach­bar­län­der der Ukrai­ne, die als „Abschreckung“ gegen Russ­land die­nen sollen.

(Über­set­zung von mir.)

„ZEIT ONLINE“, 25. Janu­ar 2022:

Die Staats- und Regie­rungs­chefs der USA und ihrer euro­päi­schen Ver­bün­de­ten haben Russ­land gemein­sam zu sicht­ba­ren Schrit­ten der Dees­ka­la­ti­on im Ukrai­ne-Kon­flikt aufgefordert.

Ver­damm­ter Putin. Haut immer zurück.