Es besteht kein Anlass dazu, eine vierstellige Anzahl an nicht einheimischen Lebewesen in ein Aquarium in ausgerechnet Berlin umzusiedeln, und zwar bin nicht mal ich zynisch genug, um jetzt zu postulieren, es gehe den Fischen dort, wo sie jetzt sind, immer noch besser als in einem Aquarium in ausgerechnet Berlin; wer aber jetzt vor allem die menschlichen Schäden beklagt (es gebe „zwei Verletzte“, desinformieren die Nachrichten, weil denjenigen Lebewesen, die man nicht schreien hört, der Mensch partout nicht viel Wert jenseits des Einkaufspreises beizumessen gewillt ist und eine Fischquälerei eben darum auch nicht so schlimm findet) und bedauert, dass man für das Angucken „exotischer Tiere“ vorerst wieder ins Ausland fliegen müsse, weil das doch noch schlimmer sei als die Glaskastenhaltung, als sei das Anstarren anderswo endemischer Wesen eine Notwendigkeit oder auch nur ein hinreichender Mehrwert (andererseits: „Sea Life“ in ausgerechnet Berlin existiert weiterhin), dessen Vorstellung von Mensch und Natur ist Teil des Problems.
Liegengebliebenes vom 14. Dezember 2022
Google hat eine neue Zielgruppe für seine Plakatwerbung entdeckt: Vegetarier, die sich noch höchstens drei Dinge gleichzeitig merken können. Sicherlich: Seit ich meist ein digitales Notizbuch mit mir führe, ist auch mein Kopf etwas erinnerungsfaul geworden; aber ob noch mehr Digitales eine Lösung für das Problem von zu viel Digitalem ist?
Bemerkenswerter Satz über den Abgang eines der drei Mitglieder von Scooter: „Er war 16 Jahre als Synthesizer tätig“ („Berliner Morgenpost“), jedoch steht nicht dabei, ob er vorher als Schlagzeug oder als Gitarre gearbeitet hat. Wie man ausgerechnet zu diesem Berufswunsch kommt, würde mich allerdings schon mal interessieren. Die meisten Musikinteressierten möchten ja lieber das Instrument spielen als das Instrument sein. – Andererseits: Scooter / musikinteressiert, ich merke es ja schon selbst.
Kernfusion ist anscheinend endlich nicht mehr notwendigerweise ein Verlustgeschäft. Sicherheitshalber verschärft Deutschland daher sein Desinteresse an CO2-armer Stromerzeugung: „Mehrere [deutsche, A.d.V.] Bundesländer lehnen Atomkraftwerk in Polen ab“ („ZEIT ONLINE“), sonst kommt Polen am Ende noch auf die merkwürdige Idee, ein eigenständiger Staat zu sein, der sich von Deutschen nichts vorschreiben lassen muss.
Olaf Scholz („Soziale Politik für Dich“ duzten dumm seine Wahlplakate im vorigen Jahr) findet, die Leute sollen endlich aufhören, früher als unbedingt nötig in Rente zu gehen. Dieser Vorschlag ergibt schon Sinn, denn wer länger arbeitet, der kann sich auch länger ein komfortables Überleben im Winter leisten. (Woran das liegen mag?) Zugleich schlage ich allerdings vor, dass die Rente mit 67 Jahren konsequent für Politiker zu gelten hat.
„Die Deutschen“ besitzen „einen gigantischen Rohstoffschatz“ („Deutschlandfunk“) – wenn das die USA hören (und falsch verstehen)!
Manuel Göttsching.
Aus Gründen.
(Liebe Güte, was ist denn dieses Jahr los?)
Tryon – Virall // WinRAP
Es ist Montag (Quelle: Internet). Es gibt ein neues Internetmanifest, die Erschaffer des Quatschbegriffs „web0“ möchten mit diesem „web0“ ein „web3“ ohne Blockchains, NFTs und sonstigen kommerzialisierenden Quatsch etablieren. Bisher ist nicht ganz klar, was die Small Technology Foundation damit erreichen möchte, aber zumindest werden seit Januar schon mal Unterschriften gesammelt. Meine ist auch schon da, weil ich die Idee eines dezentral funktionierenden Webs an sich erst mal gut finde. Wenn irgendein Schelm in nächster Zeit über diese Website drüberschreibt, dass die Unterzeichner allesamt z.B. Hannoveraner oder Phil-Collins-Fans sind, dann gibt es zumindest einen Beleg, dass dem nicht so ist.
Ein Brite ist in Nairobi verschwunden und in einer Kneipe wieder aufgetaucht. Alles richtig gemacht. Etwas merkwürdiger erschien mir da schon die Meldung, Katjes habe jetzt auch Zahncreme im Sortiment, bis ich begriff: die gesamte Mundhygiene des Volkes könnte binnen weniger Jahre in den Händen eines Unternehmens liegen, dessen Geschäftsmodell dessen Vernichtung ist. Dr. Evil ist nichts dagegen!
Apropos evil: Das anscheinend unverwüstliche Magazin „Boing Boing“ (schöner Name auch) zitiert den Rapper Lupe Fiasco, der gesagt hat, Rap sei seiner Ansicht nach ein verlustfreier Kompressionsalgorithmus. Offenbar hat WinRAR endlich würdige Konkurrenz bekommen.
Während sich aber die Gelehrten noch darüber streiten, freut sich der Dritte (d.h. ich) und beginnt die Woche mit enorm komprimierter YouTube-Beschallung.
Guten Morgen.
ChatGPT: Verdaten und verkauft.
Einen „Hype“ gebe es um ChatGPT, ein kürzlich dem öffentlichen Zugriff übergebenes Chatsystem, das mit „künstlicher Intelligenz“ zahlreiche Fragen halbwegs vernünftig zu beantworten weiß, schreiben übereinstimmend technikferne Medien wie „WirtschaftsWoche“ und „Deutschlandfunk Kultur“ (Archivversion), während „Business Insider“ dessen „brutales Versagen“ erwähnt und fordert, „die Politik“ müsse sich mit ChatGPT befassen (ich persönlich bin ja der Ansicht, würde man das Innenministerium künftig mit „künstlicher Intelligenz“ statt mit irgendwelchen Parteisoldaten besetzen, wäre vieles viel entspannender und entspannter), und die „WELT“ die „WELT“-typischste Frage stellt, die selbst mir gerade in den Sinn käme (nämlich: „Lässt sich mit dem KI-Hype Geld verdienen?“).
Das ehemalige EDV-Fach- und heutige Satiremagazin „c’t“ lässt einen vor Begeisterung beinahe platzenden Redakteur ein paar vermeintliche Begründungen in den Raum stellen, „[w]arum ChatGPT die Welt verändern wird“. Zu diesen Begründungen zählt seltsamerweise nicht die von mir selbst entdeckte: dass ChatGPT nämlich schon beim Anlegen eines für seine Nutzung angeblich notwendigen OpenAI-Benutzerkontos von seinen Nutzern einen negativen Intelligenztest sowie die Aufgabe jedes grundlegenden Interesses an Datenschutz verlangt, indem es erwartet, dass sie einer von Fremden installierten, gepflegten und überwachten dahergelaufenen Website mit intransparenter Datenbank ohne offensichtliche technische Notwendigkeit und nicht mal mit guter Begründung ihre nachweislich gültige Telefonnummer geben. Ohne bestätigte Telefonnummer (man kriegt wohl einen Code dorthin geschickt, ausprobiert habe ich das nicht) kein ChatGPT, so will es der Betreiber.
Es stimmt schon, dass „künstliche Intelligenz“ allzu oft auf natürliche Dummheit oder wenigstens Nachlässigkeit trifft. Brot und Spiele – nun ja, im vorliegenden Fall zumindest: klug scheinende Chatantworten – haben zu allen Zeiten die Menschen vieles ertragen lassen.
Zitat des Tages: Blaubeeren und Traurigkeit
In dieser modernen Zeit zu leben ist großartig. Roboter erschaffen künstlerische, seelenlose Versionen von Menschen, ich gebe die Hälfte meines Gehaltsschecks für die Miete und die andere Hälfte für vier Blaubeeren aus und bin süchtig nach einem kleinen Taschencomputer, der mich jeden Tag traurig macht. Fantastisch.
(Übersetzung von mir.)
Der erste Flachwichser des Jahres hat vorhin innerhalb meines Aufmerksamkeitsfeldes geböllert oder so. Warum werden Menschen inzwischen älter als 30?
Vorwärtsverteidigung (7)
Die Bundesregierung, derer zwei größere Parteien schon 1999 ein Land gemeinsam mit der kurdenfeindlichen NATO unter Zuhilfenahme eines Angriffskrieges verteidigt haben, teilt in Bezug auf die Ermordung dreier Russen in Russland seitens der Ukraine nunchalant mit (Archivversion):
Die Ukraine hat nach Ansicht der Bundesregierung das Recht, sich auch außerhalb ihres eigenen Staatsgebiets zu verteidigen.
Es ist zumindest erfrischend zu sehen, dass die Bundesregierung die außenpolitische Haltung der russischen Regierung würdigt, indem sie deren Argumentation übernimmt, auch Russland betreibe seit dem Überschreiten der Grenze zur Ostukraine ja lediglich Landesverteidigung. Aber was sollen dann die „Sanktionen“?
Andererseits, „Sanktionen“: Lebensmittel zu teuer? Einfach Deutschlandflaggen essen!
„Wo ist denn euer Stift?“
Mit jemandem einen abendlichen Spaziergang zu machen, der gern auf beschlagene Scheiben von Autos anderer Menschen mit dem Finger subtile Botschaften („ARSCHLÖCHER!“) schreibt, führt zu unterhaltsamen Gesprächen mit Balkoninsassen, etwa folgendem:
„WAS MACHT IHR DA MIT DEM AUTO???“
„Wir schreiben.“
„WO IST DENN EUER STIFT???“
„Wieso Stift?“
„ICH RUF DIE POLIZEI!!!!“
Der weise Zeitgenosse weiß: wenn Kinder am Auto rummalen, ruft niemand eine Polizei. Daher:
„Haben Sie Kinder?“
„… (Pause) IHR SEID KEINE KINDER!“
Es kam übrigens keine Polizei. Schade. Das wäre eine interessante Diskussion gewesen.
Ich befürworte nun übrigens ebenfalls eine autofreie Innenstadt – einfach solcher Menschen wegen.
Poly-Math – Canticum II // Die Fehler der Alten in neuem Gewand
Es ist Montag. im Jahr 2014 schrieb eine Knalltüte in der „Washington Post“, langfristig machten Kriege „uns“ sicherer und reicher. Mit Blick auf mein Konto gestatte ich mir an dieser Stelle selbst die Frage: Wann ist das denn endlich so weit?
Das „soziale Netzwerk“ Mastodon scheint aus den Fehlern von Usenet und Mailboxen nichts gelernt zu haben, schreibt der gewohnt lesenswerte Isotopp. Ein Vorteil des Altseins: vermeintlich neue Entwicklungen beobachtet man gütig lächelnd und weiß, wann es klüger ist, die Jungen dieselben Fehler in Ruhe selbst machen zu lassen.
Hübscher Bug: Wer in zeitrelevanten Steamspielen schummeln will, der hat plötzlich die falsche Schriftart auf dem Bildschirm. Das Jahr 2038 wird großartig. – Fast ebenso großartig: Deutschlandweit streiten sich Ministerien über die Vorratsdatenspeicherung. Ich empfehle inzwischen entspannte Erwartung der Implosion.
Das lässt an diesem Montag auch noch Zeit für etwas Rhythmus.
Guten Morgen.
Si vis pacem, para bellum. (22)
Im Fußball hat es nicht gereicht, im Tod bleibt Deutschland Meister:
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Deutschland aufgefordert, den Weg einer Stärkung seiner Streitkräfte konsequent weiterzugehen. (…) „Wir brauchen eine starke und bereite Bundeswehr“, sagte der Norweger, der dabei auch die Bedeutung der Verteidigungsindustrie in Deutschland betonte. „Das ist wichtig für Deutschlands Sicherheit. Es ist wichtig für Europas Sicherheit, und es ist wichtig für die weltweite Sicherheit.“
Deutsche Panzer für den Frieden in der Welt. Sonst überfällt uns morgen ein feindliches (d.h. nicht in der NATO organisiertes) Land, zum Beispiel Österreich.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Bundeswehr abgeschafft gehört.
Medienkritik in Kürze: Protestierer protestieren, Hydra wächst nach
Wissenschaftler, so erfahre ich aus den Nachrichten, haben eine Tabakpflanze genetisch dazu gebracht, Kokain zu erzeugen. Sich eine Tabakpflanze zu halten ist vermutlich legal und genetische Experimente mit Pflanzen weitgehend auch, was vielleicht – vielleicht aber auch nicht – diesen schönen Anreißertext von „t‑online“ erklärt:
Weil sie einen Vortrag über biologisches Geschlecht nach Protesten abgesagt hat, steht die Humboldt-Uni in der Kritik. Sogar die Protestierer protestieren jetzt.
So weit ist es schon: Sogar Protestierer protestieren jetzt!
Die „tagesschau“ (Archivversion) „informiert“: Der „Islamische Staat“ hatte kurzzeitig keinen Anführer mehr, jedoch wurde der Nachfolger des zuvor Verstorbenen bereits ernannt, bevor diese Meldung publik gemacht wurde. Man könnte fast meinen, einer in mehreren Ländern aktiven Terrororganisation könne man nicht beikommen, indem man alle paar Monate mal einen Menschen umbringt. Daraus könnte man vielleicht etwas lernen, muss man aber nicht.
Kurzkritik: Cary Grace – Perpetual Motion
Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
Cary Grace – meine Finger weigern sich noch, nicht gedankenlos „Cary Grant“ zu schreiben, so viel dann auch zu meinem Alter – ist eine US-amerikanische, seit 2005 jedoch in England wohnhafte Musikerin mit eigener Band, die seit 2004 Tonträger rausbringt, was ich aber erst 2022 bemerkt habe. Ihr Stil ist hörbar geprägt vom Psychedelic Rock der 70er einer- und Folkmusik andererseits, insgesamt sehr berauschend (also das, was Musikfreunde sich darunter vorstellen, nicht das mit den Drogen; obwohl…), wozu sicherlich auch beiträgt, dass die dargebotenen Lieder gern mal über 20 Minuten lang sind. Auf „Perpetual Motion“ (2009; Amazon.de, Bandcamp, TIDAL) hatte sie diesen Stil bereits „gefunden“, wie man heutzutage wohl sagt. Als würde Stil irgendwo runterfallen!
Das Album hat eine Laufzeit von etwas über 83 Minuten, vier der zehn Stücke sind über 10 (zwei gar über 20) Minuten lang. Das vorletzte Lied „Helleborus“ hat es mir besonders angetan. Es ist tatsächlich ein Lied, denn es wird gesungen. Vielen zeitgenössischen Textarbeitern ist diese Nuance ja längst abhanden gekommen, auch Instrumentalstücke heißen bei ihnen manchmal „Lied“ oder gar song, aber gerade „Song“ trägt die Notwendigkeit von Gesang ja bereits im Namen. Ich würde mich wirklich manchmal gern weniger aufregen. „Helleborus“ jedenfalls paart den bemerkenswert guten Gesang Cary Graces mit interessanten Widerklängen an unerwarteter Stelle.
Natürlich ist nicht das gesamte Album in diesem Stil gehalten: Das abschließende Titelstück „Perpetual Motion“ etwa bietet blechinstrumentierten Country und blubbernden Spacerock, eingebettet allerdings in ausgedehnte farbige Landschaften. Das Internet zieht Vergleiche mit Pink Floyd, aber Pink Floyd finde ich inzwischen ziemlich uninteressant und Cary Grace nicht. Wenigstens Letzteres kann auch gern noch eine Weile so bleiben.
Daufødt – Idealtid // Schnörps.
Es ist Montag. Überspitzte Warnung: Jemand im Internet könnte Dinge sagen, zum Beispiel „schnörps“, aber auch Verbotenes. Das könnte man der Strafverfolgung zur Lösung überlassen, man könnte aber auch ein Stoppschild davorhängen (oder zumindest die App weniger einfach zu beziehen machen). Juristische Probleme lösen, indem man sich bei Technikkonzernen beschwert – das war schon immer eine ganz hervorragende Idee.
Demnächst geht das Schnörpssagen zumindest etwas sicherer: Das „tote“ Twitter kriegt demnächst verschlüsselte Direktnachrichten mithilfe des Signal-eigenen Protokolls. Einerseits wird Twitter sich damit von, räusper, der Konkurrenz positiv abheben, andererseits werden diese Anwendungen in der Regel über die offizielle Webanwendung genutzt und Webanwendungen, die zumal wenig mehr sind als Oberflächen für eines Dritten Datenbankserver, eignen sich nicht zum sonderlich vertrauenswürdigen Medium.
Schöne Idee für Teambuildingmaßnahme: Einer kriegt ein Löwenkostüm, der Rest kriegt ein Narkosegewehr. Nicht an Spaß teilzunehmen ist zumindest in Frankreich endlich legal.
In Brasilien sind iPhones derzeit sozusagen illegal. Man hätte damit gar nicht erst anfangen sollen. Es war so schön entschleunigt, bevor alle jederzeit überall erreichbar sein müssen wollten. Die Neunziger waren in mancher Weise anstrengend, aber zumindest waren sie jenseits der Technopartys leise. Will man wirklich sonntags im Park berufliche E‑Mails lesen können?
Hier bleibt’s indes bei Gitarren. Ist ja 2022. Da macht man das so.
Guten Morgen.
Liegengebliebenes vom 25. November 2022
Marina Weisband (Bündnis 90/Die Grünen) erläutert auf YouTube die Gewaltspirale Gewaltpyramide: Einstellungen und Überzeugungen → Humor, Worte → Verbale Gewalt → Physische Gewalt → Genozid. Besser gar nicht erst anfangen mit diesem Humor. Heute früh habe ich nur kurz geschmunzelt. Alles Weitere morgen in der Tagesschau.
Die Regierung des Vereinten Königreichs möchte bis zu 60 Prozent ihrer öffentlich aufgehängten Überwachungskameras ersetzen lassen, weil sie von den Chinesen gebaut worden sind. Mit diesem Überwachungsstaat will das Land, dessen Geheimdienst GCHQ das ganze Internet überwachen möchte, ja nichts zu tun haben.
Irgendwann drehe ich eine Dokumentation über Deutschland und nenne sie „Kaffee aus unzureichenden Tässchen: Ein Deutschlandportrait.“. Sollten sich unter meinen Lesern Menschen befinden, die hin und wieder Kaffee an andere Leute ausschenken: Niemand, der nicht nur aus reiner Höflichkeit am Kaffeekonsum teilnimmt, ist mit Tassen unter 300 Millilitern Fassungsvermögen einverstanden. Wer so etwas herstellt, der stellt bestimmt auch diese dämlichen Milchöffnungsplastikringe her, die beim Aufmachen immer kaputtgehen, woraufhin man ein Messer zu Hilfe nehmen muss und danach selbst voller Milch ist. Kleine Kaffeetassen sind so nützlich wie ein Farbfoto von Zebras.
Wenn ich mal Regierung werde, verbiete ich Kaffeetassen, in die nicht mal eine halbe normale Menge an Kaffee reinpasst. Ehrenwort.
Derweil auf TikTok: Dies ist mein „Mein Mann wurde ermordet“-Tanz.
Die schottische Regierung gedenkt Whiskywerbung zu verbieten. Sollte dieses Gesetz tatsächlich in Kraft treten, sehe ich eigentlich nur Vorteile für mich – Whiskygenießer – und meinesgleichen; Whisky könnte zum Beispiel endlich wieder den Status als Trendgetränk verlieren, der (auch in Verbindung mit den noch gewaltigen Ausgaben für Werbung) seit fast zehn Jahren die früher einmal vergleichsweise niedrigen Preise in Höhen treibt, die mir nicht so recht gefallen wollen. Dass sich die Gin Guild über das Gesetz beschwert, macht es mir unfairerweise noch sympathischer: Gin ist ein wirklich schlimmes Getränk und die Ginsnobs, die in einigen von mir geteilten Kreisen ein mir völlig übertrieben scheinendes Bohei jenes Getränk umgeben lassen, lassen diese Beobachtung keineswegs schwinden.
Andererseits: Das sagen die über uns wahrscheinlich auch.
Basti, ich würde mal sagen, du warst auch nahe der Fassungslosigkeit.
Aus Versehen befand ich mich vorhin in einem Etablissement, das auf so vielen strategisch platzierten Fernsehern, dass Weggucken nicht ging, das anscheinend verlorene Fußballspiel der beiden Herrenmannschaften von Deutschland und Japan sowie die anschließende „Analyse“ im Ersten zeigte. Die Berichterstatterin fragte einen Herrn Basti: „Basti, ich würde mal sagen, du warst auch nahe der Fassungslosigkeit. Wie erklärst du dir die Niederlage?“, woraufhin Herr Basti antwortete: „Ich erklär’s mir damit, dass wir eigentlich – wie auch in den vergangenen Spielen – wir hatten Chancen, ein Tor zu machen, haben des nicht gemacht, haben das 2:0 heute nicht gemacht und auch die taktische Umstellung von Japan, äh, in der Halbzeit auf ’nen 3–5‑2-System (oder man kann auch 5–2‑3-System sagen) haben wir keinen Zugriff gehabt.“ – Ich erreiche ja hier durchaus ein vermeintliches „Publikum“, daher frage ich mal so in den Raum rein: Wäre es, wovon ich ausgehe, bei mindestens gleichbleibendem Gewinn nicht wesentlich preiswerter, stattdessen eine halbe Stunde lang ein Testbild auszustrahlen und in der Zeit kann der Wirt schon mal kassieren und auch mal aufs Klo gehen oder so?
Zwar ist allein dieses Ereignis daran schuld, dass mir das heutige Fußballspiel überhaupt bekannt wurde (vgl. Fefe), aber ich versuche ja auch in lästigen Situationen oft noch etwas für meinen Geist zu tun. Mein „Japan!“-Ruf nach dem „Werder!“-Ruf am Nebentisch – offensichtlich beginnen Fußballfans ein Gespräch gern mit dem In-den-Raum-Rufen zufällig ausgewählter Fußballvereine und ich wollte keinesfalls als Laie erscheinen – wurde leider nicht mit einer ergiebigen Diskussion quittiert. Ich bin ein bisschen enttäuscht.
In Bezug auf die zu heutiger Vermittlung geführt habende Bürgergelddiskussion vor über einer Woche fand seitens Hubertus Heil (SPD) folgende (Archivversion) interessante Feststellung den Weg ins Freie: dass es „zentral“ sei, „dass Arbeitslose wieder in Arbeit kämen“. Ach so; und ich dachte schon, es gehe darum, dass Arbeitslose im Winter was essen können. Mein Fehler.