Die Schwertwale haben der spanischen Flotte den Krieg erklärt.
Umfassende Konzertkritik: Subway to Sally (18. Mai 2023, Hannover)
Zur Vorgruppe:
Mich würde interessieren, warum eine Musikgruppe – wie die Vorgruppe von Subway to Sally, Blitz Union aus Tschechien – überhaupt auf einer Bühne steht, wenn sie gar keine Lust hat, live zu spielen.
Zur Hauptgruppe:
Mich würde interessieren, warum Menschen „viel Geld“ (wir haben’s ja alle nicht so gerade, die Krise und die da oben usw.) dafür ausgeben, um in einem rammelvollen (hehe, „rammel“) Kulturzentrum die Hände anderer Leute zu fotografieren. Andererseits: Konzertfotografiefotografie scheint mir ein unterschätzter neuer Trend werden zu können. Ich werde jetzt Influencer.
Total in Ordnung finde ich es, dass zwischendrin auf einer separaten Bühne soliert wurde – so hatte unsereins, der (wie es sich für anständige Menschen gehört, denn wohl niemand geht auf ein Konzert, um wegen des zu leisen Mikrofons fast ausschließlich das Publikum singen und klatschen zu hören) weder mitsingend noch mitklatschend ganz hinten stand, zwischendrin die Gelegenheit, sich umzudrehen und ganz vorn zu stehen. Dabei ist zweierlei aufgefallen: dass die Musiker nicht mehr die Jüngsten sind, was unvorteilhafte Beleuchtung bekanntlich hervorzuheben pflegt, und dass der Altersschnitt der Besucher augenscheinlich etwa 40 Jahre betrug. Die Hochzeit von Subway to Sally und ihrer Szene ist andererseits auch schon wieder ungefähr zwanzig Jahre her, ihre Hörer sind mitgewachsen, wie man es oft nennt, wenn alte Leute alten Leuten beim Musikmachen zuhören.
Schlecht war’s trotzdem nicht – Spaß hat’s gemacht. Aber das verstehen die jungen Leute natürlich wieder nicht.
Liegengebliebenes vom 18. Mai 2023
Alt: Die Simpsons sagen die Zukunft voraus.
Neu: South Park sagt die Zukunft voraus.
„Alternativen: Keine“ ist ein schönes Lebensmotto, aber ich möchte es in manchen Texten trotzdem nicht lesen. Wo bleibt eigentlich die Revolution?
Die Deutsche Post, mit ihrer einzigen Aufgabe auch weiterhin heillos überfordert, hält noch höhere Kosten für weniger Leistung für „zwingend notwendig“. Ich beginne zu verstehen, warum ich zusehends mehr Briefpost erhalte, die von anderen Dienstleistern versandt wurde. „Alternativen: Keine“ gilt längst nicht mehr für die Post, der freie Markt hat manchmal ja durchaus seinen Charme.
Andreas Bovenschulte erklärt die Bürger in Wut
In den neulich stattgefunden habenden Wahlen in Bremen hat die konservative Wählervereinigung Bürger in Wut die anteilsmäßig bisher meisten Stimmen ihrer Geschichte erhalten. Wer die Ursache dieses Erfolges verstehen will, der muss sich nicht in Kampfphrasen wie „rechtspopulistisch“ stürzen, wie es verschiedene Medien – oft ohne mitgelieferte Argumentation – für zielführend zu halten scheinen, sondern dem genügt es, die Worte zu hören, die der alte und voraussichtlich neue Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) zum Besten gibt:
Die Nummer Eins in Bremen, das sind wir.
Ein Bürgermeister, dessen Wirken nicht etwa vor allem dem Wohl der Stadt und der Gesamtheit ihrer Einwohner gilt, sondern der sich auch im Amt noch zuerst als Wahlkämpfer für seine Partei missversteht, hat seinen Beruf verfehlt. Ein Mandatsträger ist in seiner Rolle als Mandatsträger kein Mitglied seiner Partei, sondern Lobbyist einer oft parteilosen Teilmenge der Gesamtheit des Volkes. Wer selbst Wähler ist, aber keiner der im Parlament vertretenen Parteien angehört (und das sind hinreichend viele Menschen), der verträgt es womöglich nur in kleinen Dosen (prost!), auch nach der Wahl noch jahrelang nichts als Wahlkampf zu erleben. Die Vorherrschaft weniger Parteien war noch nie im Sinne des Volkes.
Wer sich nicht vertreten fühlt und davon frustriert ist, den einen Rechtspopulisten zu schelten könnte, wage ich anzunehmen, seine Bereitschaft, eine weniger wütende Partei zu wählen, merklich schmälern. Aber ich kenne mich ja nicht aus. Ich bin ja kein Bürgermeister. Einfach so weitermachen. Wird schon wieder.
Orchestra Of The Upper Atmosphere – Changeling // Schweist.
Es ist Montag. Das ungefähr Lustigste, das ich 2023 gesehen habe, schwer zu übertreffen von irgendetwas, das 2023 noch hervorzubringen imstande sein wird: Eine Zeichnung, die ein Gespenst mit einem Schweinerüssel darstellen soll, und oben drüber steht „Schweist“. Ich bin ein einfacher Mensch, ich habe einen einfachen Humor. Schweist. Hehe.
Ganz, ganz blöd: Wenn die Polizei jemanden befragt, weil dieser als eine gruselige Maske tragend aufgefallen sein soll, und dann ist das gar keine Maske, sondern er ist einfach nur alt. Wir leben in einem Loriotsketch, nur ohne Mops. – Mindestens ebenso grotesk: „Die USA forderten Guos zügige Freilassung. Er sei wegen seines friedlichen Eintretens für Bürgerrechte angeklagt worden“ (Archivversion) – wenn man „Guo“ in Gedanken durch „Assange“ und/oder „Snowden“ ersetzt, hat man direkt die richtige Laune für eine gepflegte Flasche Korn.
Oder aber für eine Flasche Saft. True Fruits jedoch hat ein Imageproblem, denn die Fackel als die schlimmstmögliche Getränkemarke musste es wenigstens vorübergehend an SOLIDRINKS abgeben. SOLIDRINKS ist eine sich selbst als linksaktivistisch verstehende Firma, deren Cola ich als geschmacklich gar nicht mal furchtbar in Erinnerung habe, die jedoch den unverzeihlichen Fehler begangen hat, keine mehrfarbigen Mitarbeiter eingestellt zu haben. Da ich vermute, dass sowohl die Produkte von True Fruits als auch die von SOLIDRINKS überwiegend von Leuten gekauft werden, die damit irgendwas aussagen wollen (SOLIDRINKS vorher, True Fruits hinterher), sehe ich eigentlich nur noch eine einzige Möglichkeit, das noch zu überbieten: Hitlerlimo abfüllen An diesem Blödsinn ganz insgesamt nicht teilnehmen und stattdessen eine schöne Tasse Tee trinken.
Apropos zu viele Drogen: Das Orchestra Of The Upper Atmosphere (ich hatte es 2017 mal erwähnt) hat 2023 ein jedenfalls mich nicht befriedigendes Album namens θ6 rausgebracht. Zum Glück laufen die älteren Sachen ja nicht weg. Auf θ5 war zum Beispiel das Jazz und so Krautmusik bemerkenswert gut miteinander verbindende „Changeling“ drauf, das ich mag. Eigentlich sollten es viel mehr Menschen mögen. Hier ist’s.
Guten Morgen.
Energie! Die Chakrenmassage ist zu klein.
Das mit allen Wassern gewaschene SWR-Rechercheteam „Vollbild“ habe, erfuhr ich auf Tagesschau.de (Archivversion), herausgefunden, dass Heilpraktiker möglicherweise gar keine richtigen Ärzte sind.
Heilpraktikerschulen unterliegen in Deutschland keiner staatlichen Regulierung. Wie Vollbild-Recherchen zeigen, ermöglicht das fragwürdige Lehren und unseriöse Behandlungsmethoden.
Verrückt, ich weiß.
Diese Nachricht rief mir in Erinnerung, dass ich erst vor gar nicht so langer Zeit in bierseliger Runde mein Chakra aufgebessert hatte oder mein Chi. Mein Qigong. Mein Jihad. Irgendwie so was halt. Das ging wie folgt vonstatten: Einer der weiteren Beteiligten machte einen Witz über Orgonitpyramiden, ich wollte wissen, was das sei, und stieß infolge meiner dahingehend angestellten Nachforschungen in Bereiche vor, die offenbar noch nie ein im eigentlichen Sinne als solcher zu verstehender Mensch betreten hatte: Ich fand den „Tao-Tempel“.
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„Sicherer als Windows“ des Tages (30)
Na, auch Linux statt Windows zu Hause?
Dann patcht mal schön euren Kernel!
Medienkritik in Kürze: Der kleine Unterschied.
Die „tagesschau“ vorhin so:
Währenddessen „SPIEGEL ONLINE“ vorhin so:
Ich wünschte, das würde mich weniger stören.
Die da oben, wir hier unten (Symbolbild)
Alles normal so weit.
Orsak:Oslo – 068 The Swell // Neuer Kronenmann gesichtet.
Es ist Montag. Das relevante Geschehen vom Wochenende: Ein Mann saß mit einem neuen Hut auf einem Stuhl. Sein Vorgänger Karl I. hatte 1649 allerdings vermutlich einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Karl III. 2023.
Apropos „längst überholte Ideologien“: Die SPD – das „s“ steht augenscheinlich für „schamlos“ – fragt, wer die Nachfolge der in ihrem Auftrag umgebrachten Rosa Luxemburg als prägende Sozialdemokratin antreten möchte. Die Antworten auf diese Frage sind großartiges Tennis Hallenhalma. Ich kann schon verstehen, warum es Menschen gibt, die für Twitter freiwillig Geld bezahlen.
Die „Letzte Generation“ (dem Planeten mag’s helfen, bleibt sie kinderlos) erhielt letzte Woche von Helge Peukert, Professor für Staats- und Wirtschaftswissenschaften, einige Vorschläge zwecks konkreter Forderungen jenseits der Verschwendung guten Klebstoffs. Zu diesen Forderungen gehört die „weitestmögliche“ Reduktion des Militärs. Wenn die „Letzte Generation“ das aufgreift und ich das mitbekomme, gucke ich direkt am nächsten Tag mal, wie teuer gerade eine Flasche Uhu ist. Versprochen.
Unterdessen eine mindestens ebenso wichtige Ausgabe: Musik.
Guten Morgen.
Celp.
Liegengebliebenes vom 4. Mai 2023
Heute ist wieder Mejsefors Day, also der alljährlich wiederkehrende Tag, an dem Deutsche im Internet „Mejsefors“ für eine grandiose Pointe halten, weil, wenn man kein Englisch kann, „May 4th“ exakt so klingt wie „May the force“, was wiederum der Beginn eines bekannten Zitats aus Star Trek Craft Wars ist.
Ganz im Sinne dieser großartigen Pointe lässt sich Marco Buschmann, amtierender Bundesjustizminister, nicht nur mit einer Din-Grogu-Puppe (dies, also Din Grogu, nicht jedoch Marco Buschmann, ist eine Figur aus „Star Wars: The Mandalorian“) fotografieren, sondern lebt auch das Selbstbestimmungsgesetz vor, indem er Din Grogu kurzerhand zu einem Yoda erklärt. Hoffentlich muss der nie als Deutscher in den Krieg gehen.
Großartige Pointe: Die USA überwacht jetzt die Europäische Union dabei, ihre Bürger zu überwachen.
Passend dazu: Die deutsche Justiz wollte bei einem schwedischen VPN-Anbieter, den auch ich mittlerweile sehr schätze, irgendwelche Daten raustragen, die dieser Anbieter aber gar nicht hat. Ein lesenswerter Artikel des Anbieters (englischsprachig) fasst die Situation zusammen, LinuxNews gibt sie auf Deutsch wieder. Genau so sollte man handeln, wenn man transparent zu agieren vorgibt. So und nicht anders.
Aus der beliebten Reihe „viel besser als IRC“: Discordnutzer müssen bald ihren Namen ändern.
Meine im November 2020 gestellte Frage, wie schwer es wohl sein könne, einen eigenen YouTube-Herunterlader zu programmieren, wurde unsanft beantwortet: YouTube hat das von mir genutzte JSON-API weitgehend unbrauchbar gemacht. yaydl 0.13.0 verwendet daher nun den YouTube-Wrapper Invidious, um auf YouTube-Videos zuzugreifen. Mal gucken, wann das auch kaputt gemacht wird.
Kurz gefragt zu Boris Palmer
Wären dafür, dass der Tübinger Oberbürgermeister ohne nennenswerten Mehrwert für die Gesellschaft versprochen hat, sich mit öffentlicher Replikation gemeinhin als böse Wörter missverstandener Begriffe künftig etwas zurückzuhalten, und aus seiner Lach- und Schießpartei Bündnis 90/Die Grünen austrat, woraufhin der für ihn zuständige Landesverband ebendieser Partei unter Duldung der absehbar groben Missachtung des Art. 9 (1) DSGVO seitens zweifellos gewinnorientiert handelnder Akteure („Qualitätspresse“) ebendiesen Austritt zum Anlass nahm, einen Teil seiner Mitgliederkartei in Form einer Pressemitteilung (noch mal: Pressemitteilung!) zu veröffentlichen, indem er ungebeten raustrompetete, wer bei ihm Mitglied ist bzw. eben künftig und/oder ab sofort nicht mehr ist, nicht eigentlich empfindliche Strafen fällig?
Zzebra – Panic // Ein Frauenhaus für Babel
Es ist M‑Wort. So nenne ich den Montag ab sofort häufiger. Dann komme ich auch mal wieder in die Zeitung.
Ich werde voraussichtlich noch diese Woche ein paar Stunden in einer mir bisher unbekannten Stadt in Thüringen verbringen. Eine kurze Evaluation meines Reiseziels aus der Ferne lässt mich überlegen, ob es bereits das Textgenre „deprimierender Reisebericht“ gibt. Wahrscheinlich sollte ich mir ein Buch mitnehmen. Und/oder Pfefferspray. In Braunschweig wiederum – einer Stadt, in der selbst die Reklame auf Straßenbahnen teils auf Englisch gehalten ist, damit auch Neubürger aus anglophonen Regionen wenigstens wissen, was sie kaufen sollen – sah ich am Wochenende eine Werbung für’s Frauenhaus, die ausschließlich auf Deutsch und Türkisch gedruckt wurde. Es liegt mir fern, daraus eine Meinung zu anderen Kulturen abzuleiten. Ich mag andere Kulturen. Aber warum gibt es die Straßenbahnwerbung nicht ebenfalls auf Türkisch?
Gute Nachrichten seitens der „tagesschau“: Das friedlichste Europa aller Zeiten baut jetzt sein teuerstes Kampfflugzeug, um noch besser Demokratie und Gerechtigkeit von oben abwerfen zu können. Immerhin kann man sich die Internetspionage bald sparen, das machen die Ausspionierten künftig selbst: Amazon zahlt inzwischen Geld dafür, dass man seinen eigenen Datenverkehr mit ihm teilt. Ein großartiges Angebot. Wer könnte da widerstehen?
Ich jedenfalls kann keinesfalls widerstehen: Musik.
Guten Morgen.
Neues aus der Echokammer
Beim scheintoten Mastodon jubiliert ein „Joe“ angesichts der gestern stattgefundenen „Big Brother Awards“-Gala in „Bielefeld“ Folgendes in die Welt hinaus:
Auf der anderen ist es ein Funke Hoffnung, dass sich tolle Menschen mit diesen Dingen beschäftigen – sie öffentlich zu machen und zu bekämpfen.
Beweise, dass das was bewegt, gibts hier:
https://bigbrotherawards.de/updates
Ich habe ja eher die Vermutung, dass die „tollen Menschen“, die auf diesen Galas unter ihresgleichen bleiben, ihre eigene Wirkung auf die Menschheit grob überschätzen, wie das in Echokammern eben so ist. Ich war ja mal bei der Piratenpartei, wir hatten uns selbst auch immer viel Applaus für unsere Ideen auf unseren eigenen Veranstaltungen zuteil werden lassen. Das geht exakt so lange gut, bis man die Wahlergebnisse liest.
Zu den Preisträgern in diesem Jahr gehören das Unternehmen Microsoft sowie die Videokonferenzklitsche Zoom Video Communications, Inc., was zwei ziemlich gute Beispiele dafür sind, dass diese Preise eher wenig bewegen; die derzeit vorletzte Nachricht auf der verlinkten Seite besagt, dass Microsoft vor längerer Zeit ein umstrittenes Unternehmen gekauft hat, und auch Zoom scheint mir noch weit davon entfernt zu sein, aufgrund der „Awards“ seinen Marktanteil einzubüßen. Überhaupt finde ich in den „Updates“ keinen einzigen Erfolg infolge der „Preisverleihung“, vielmehr wird dort mal wortreich, mal kürzer erzählt, dass diejenigen, die von Digitalcourage, den Schirmherren dieser Veranstaltung, als „Preisträger“ auserkoren wurden, hierdurch keinerlei Einbußen in ihrem unternehmerischen und/oder persönlichen Alltag hinnehmen müssen.
Die „Big Brother Awards“ sind insofern vielleicht eine kurzweilige Art und Weise, aktiv Interessierten (und damit fast niemandem als denjenigen, die sowieso schon in der eigenen Echokammer sitzen) den auch weiterhin von zu vielen Unternehmen und Privatpersonen missachteten Datenschutz des Einzelnen zu präsentieren, aber die wissen das ja schon. Darüber hinaus sind die „Awards“ letztendlich nichts als eine exaltierte Werbeveranstaltung für den dahinter stehenden Verein. Als solche empfehle ich sie zu behandeln.