Aus Gründen.
Diese Autismus-Sache
„Sag mal“, fragte eine ansonsten liebe Freundin mich vor ein paar Monaten, da ihr eine meiner Einlassungen im währenddessen geführten Gespräch anscheinend missfallen hatte, „bist du eigentlich Autist?“. Die Frage traf mich unvorbereitet, denn für so typisch autistisch hatte ich meine Kommunikation mit ihr gar nicht gehalten.
Ja, antwortete ich darum, das sei ich.
Liegengebliebenes vom 9. November 2022
Eine heutige Tagung im Schloss Bellevue hieß unironisch „Wie erinnern wir den 9. November?“, fehlt nur noch „in 1938“, stilecht mit Trottelpräposition. Unbeantwortet bleibt die Frage: An was denn?
Der Hausbesetzer desselben Schlosses hat kurz vergessen, dass er in der SPD ist, und denkt offen über die Überwindung des Systems nach: „Um mehr Engagement für Demokratie zu schaffen, hat Bundespräsident Steinmeier erneut für die Einführung von [kommunistischen, A.d.V.] Bürgerräten plädiert“, noch zwei bis drei Amtszeiten bis zur Revolution, schätze ich.
Niemals Artikel schreiben, wenn man hungrig ist:
Hacker nehmen aktuelle Ereignisse und nutzen SMS, um sich von den Ängsten und Wünschen der Verbraucher für die Zukunft zu ernähren.
Guten Appetit!
Seltsames Gedenken an die Reichspogromnacht: KFC will wieder was grillen.
„Mastodon ist ein blöder Name, deswegen wird es nie erfolgreich sein“ ist auch ein schöner Satz von Menschen, die bei Facebook sind.
Toll: Man kann sich jetzt beim Computerspielen auch in echt umbringen lassen. Das motiviere dazu, besser zu werden, argumentiert sinngemäß der Bastler hinter dem designierten Produkt. Dem möchte ich zumindest nicht inhaltlich widersprechen – ich habe zu viel Angst.
Galeria Kaufhof (Fazit)
Wisst ihr noch, damals?
Wählscheibentelefone?
Genau so ist das mit dem Geschäftsmodell Offlinekaufhaus.
Lustige Berufe (9)
Die perfekte Beziehung? Eine Disneyseuche, sagt Affärenmanagerin Melanie Mittermaier.
Ist das ein Studiengang oder macht man das eher so aus Leidenschaft?
The Baboon Show – You Got a Problem Without Knowing It // Keine Ratten, keine Prügel.
Es ist Montag. Beim bescheuerten Mastodon tauschen sie schon wieder Blockierlisten aus, die „taz“ empfiehlt als Twitteralternative sicherheitshalber die Kneipe an der Ecke. Jetzt möchte ich da nicht mehr hingehen. Alles machen sie einem kaputt.
2021 stieg der Anteil an Frauen unter den getöteten Journalisten auf 11 Prozent, womit nur noch 89 Prozent der getöteten Journalisten Männer waren. Die Vereinten Nationen finden das nicht gut und bitten darum, künftig bitte weniger Frauen umzubringen. Mein Gegenvorschlag wäre es ja, allgemein weniger Menschen umzubringen, aber das ist bestimmt nur meiner toxischen Männlichkeit geschuldet. Meinen Rundfunkgebühren tut es unterdessen leid, Menschen als „Ratten“ bezeichnet zu haben, die man „in ihre Löcher zurückprügeln“ möge. Kann ja mal passieren. Hupsi. Öfter mal die Fresse zu halten ist eine verloren geglaubte Kunstform. Ich kenne das, ich halte meine Fresse ja auch zu selten.
Ironie ist, wenn eine „Sicherheitssoftware“ Sicherheitslücken hat. Die Betroffenen könnten daraus etwas lernen, wollen aber nicht. Schade. Gute Nachrichten unterdessen vom Fußball: Wenn während der Fußball-WM eine Frau vergewaltigt wird, kriegt sie dafür keine Anzeige von der Polizei. Die Welt zu Gast bei Freunden, nur eben nicht bei den eigenen. – Verstehe ich auch nicht: Menschen beschweren sich über „Ableismus im Alltag“, wollen dann aber unbedingt telefonieren. Können die sich mal entscheiden?
Ein lokaler Supermarkt verkauft wieder „Zipfelmenschen“. Ach so, also wenn ich mich so nenne, ist das also nicht erwachsen, ja? – Wenigstens der Mars-Konzern hört auf die Wünsche seiner Kunden und schmeißt (leider nur in Großbritannien) das eklige Bounty-Zeug aus seinen Schokoladenmischungen. Ich lehne Kokosgeschmack in Schokolade grundsätzlich ab. Erwäge das als Wahlprogramm auszuprobieren.
Das Internet ist eine ernste Angelegenheit, weiß das Internet. Guckt mal, ein Cursor! Sicherheitshalber sollte man das Internet ausdrucken, lässt eine Kommunalverwaltung wissen, falls mal der Strom ausfällt und man aber dringend was nachlesen muss. Allerdings geht das nur im Sommer, sonst ist es zu dunkel, um die Ausdrucke überhaupt zu sehen.
Macht hingegen auch ohne Licht Spaß: Musik.
Guten Morgen.
EU auf Snowdensuche
Nach dem schlimmen Vorfall von 2014, der im Wesentlichen darin bestand, dass der EU-Innenausschuss Edward Snowden politisches Asyl in der EU verwehrte, gibt es doch noch gute Neuigkeiten: Die EU-Kommission stellt endlich ein eigenes Webportal bereit, über das man sich als Geheimnisverräter („Whistleblower“) betätigen kann. Sie bewirbt es sogar beim untoten Mastod- oh:
Kennen Sie jemanden, der die EU-Sanktionen gegen Russland oder Belarus umgeht?
Wir haben ein Onlinewerkzeug eingerichtet, mit dem Whistleblower uns kontaktieren und Verstöße gegen EU-Sanktionen melden können.
Erstatten Sie anonym Bericht 👉 eusanctions.integrityline.com
(Übelsetzung von mir.)
Mein Fehler – Snowdens Mut richtete sich ja gegen die Guten. Das kann die EU selbstverständlich nicht unterstützen.
Warum genau ist Deutschland da noch mal drin?
Wie das Bistum Münster einmal seine eigene Geschichte vergaß
Die „tagesschau“ berichtet (Archivversion):
Für das G7-Treffen im Münsteraner Friedenssaal wurde ein Kreuz abgehängt.
So weit, so langweilig; wenn die Wirtschaft sich trifft, könnte es gottloser kaum sein. Trotzdem wehklagt neben der Außenministerin („Baerbock selbst bedauert die Entscheidung“, so ein Mikrofon birgt offenbar Verlockungen in sich) auch der Klerus:
Das Bistum Münster bezeichnete die Maßnahme in einer Mitteilung als „nicht nachvollziehbar“. Traditionen und damit verbundene Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen seien, ließen sich nicht einfach „abhängen“.
Das ist eine überraschend treffsichere Auffassung des menschlichen Glaubens. Beachtlich daran ist allerdings die Geschichte des Bistums Münster, dessen erster Bischof im christlichen Jahr 805 der Missionar Liudger (Nachnamen werden überbewertet) war. Dessen Ernennung stand am Ende der Sachsenkriege, die 33 Jahre zuvor damit begannen, dass die Franken das sächsische Heiligtum der „Irminsul“ (eine Repräsentation des heidnischen Weltenbaumes) nicht etwa einfach „abhängten“, sondern unwiederbringlich zerstörten, um ihren sehr langweiligen monotheistischen Glauben – für den es offensichtlich zu wenige gute Argumente gab und gibt – symbolisch zur einzig erlaubten Religion zu erheben, was die Sachsen nicht besonders gut fanden. Das folgende gewaltsame Ausrotten des alten Glaubens blieb, wie wir heute per gelebter Praxis wissen, nicht folgenlos, sondern führte unter anderem dazu, dass ich an Karfreitag nicht zu laut die Police-Academy-Filme gucken darf. Danke, Missionar Liudger.
Als das eigentliche Problem, das die oben referenzierte Meldung in sich trägt, habe ich allerdings den Umstand ausgemacht, dass es überhaupt eine Nachricht ist, dass sich in einem Raum namens „Friedenssaal“ vorübergehend ein religiöses Symbol weniger befindet als zuvor, das nicht nur nicht ebenfalls zerstört wird, sondern zudem das ungefähre Gegenteil eines Friedenssymbols ist. Lässt sich Wirtschaftspolitik nur im Angesicht der Folter gestalten?
Andererseits: Es würde manches erklären.
Rumdaddeln: Safe For Work
Was ich im Übrigen zu verstehen zwar beabsichtige, aber nicht zu schaffen vermag: Was genau unterscheidet als „NSFW“ (englisch „Not Safe For Work“, also ungefähr „nicht sicher, wenn bei der Arbeit“) gekennzeichnete Beiträge auf Twitter, Reddit, Pornhub oder Instagram eigentlich von allen anderen Beiträgen auf Twitter, Reddit, Pornhub oder Instagram sowie allen weiteren nicht für die Arbeit normaler Leute relevanten Portalen, auf denen man sich besser nicht herumtreiben sollte, wenn der Chef zuguckt?
Medienkritik in Kürze: Der Deutschlandfunk kennt TweetDeck nicht.
Zu dem medialen Aufriss um das Mikroblogsystem Mastodon und den zahlreichen Jubelschreien auf ebendiesem Mastodon, dort gebe es ja „keine Algorithmen“, mich zu äußern ergibt in der derzeitigen Begeisterungswelle durchaus Sinn, denn von meinen Gebühren!!11! hat selbst der Deutschlandfunk, verstärkt durch die Replikation seitens der Tagesschau, Mastodon angepriesen, indem er dessen vermeintliche Vorteile herausgestellt hat – und zwar falsch (Archivversion):
So gibt es nicht nur eine Timeline wie bei Twitter, sondern gleich drei. (…) Die Beiträge in den Mastodon-Timelines werden zudem nicht nach einem bestimmten Algorithmus angezeigt, sondern chronologisch entsprechend dem Zeitpunkt der Veröffentlichung.
Natürlich werden auch die „Beiträge in den Mastodon-Timelines“ nach einem bestimmten Algorithmus angezeigt. Jedes Computerprogramm hat mindestens einen Algorithmus zur Grundlage, und sei’s nur „zeige Daten auf dem Bildschirm“, aber da kann man ja schon mal durcheinanderkommen mit den Fremdwörtern. Ist bloß Technik, davon muss man nichts verstehen, wenn man bloß darüber berichten will.
Wichtiger noch: „Twitter“ ist nicht gleich Twitter. Seit inzwischen über 14 Jahren existiert mit TweetDeck, das seit 2011 (ich berichtete; die Links von damals sind allerdings großteils veraltet) selbst zu Twitter gehört und momentan komplett neu gestaltet wird, ein also offizieller Twitterclient, der beliebig viele Timelines anzeigen kann (darunter auch die „globale“, die bei Mastodon „föderierte Zeitleiste“ heißt und eben nicht netzwerkglobal funktioniert), die auch genau als das funktionieren, nämlich als chronologisch sortierte Listen neuer Tweets. Niemals wurde mir dort ein „besonders erfolgreicher“ Tweet angezeigt, der von niemandem geschrieben oder geteilt worden wäre, dem ich selbst folge, und niemals sah ich dort reine Werbetweets. (Ob Elon Musk von der Existenz von TweetDeck weiß?)
Dass dieses Mastodon somit also genau das Gleiche zu leisten imstande ist wie TweetDeck, nur eben auf auswählbaren Servern („Instanzen“), böte mir, wäre ich nicht ohnehin seit 2018 nebenbei dort angemeldet, ja zu wenig Anlass zur Anmeldung. Aber ich bin ja auch bloß jemand aus dem Internet und kein Journalist.
Open Source bedeutet Korruption (2): Recht behalten, schade.
Fefe fragte unter anderem sich letzte Woche, warum OpenSSL noch nicht mit der angekündigten kritischen Sicherheitslücke rausgerückt ist, damit man sich ihrer annehmen kann. Im Januar 2018 schrieb ich:
Ich frage mich ja, wann wohl die erste Sicherheitslücke nur deshalb irgendwo absichtlich eingebaut wird, damit man auch mal so ein Logo bekommt.
Das (gewohnt kackblöde) Logo für die neue OpenSSL-Sicherheitslücke wurde zusammen mit Details zu dieser Lücke heute veröffentlicht, und während irgendwelche Makro- und Mikroblogs sich hysterisch der Frage annehmen, wie man jetzt wohl am schnellsten die Lücke beheben könnte (nun, zum Beispiel, indem man den untauglichen Linuxkrempel wegwirft und stattdessen OpenBSD nutzt, OpenBSD verwendet LibreSSL, LibreSSL hat das Problem nicht, LibreSSL hat allgemein seltener solche Probleme -), komme ich um ein zumindest enttäuschtes Kopfschütteln nicht herum.
Das wäre natürlich auch ein gutes Logo.
The Psychedelic Furs – No One // Pleitewelle wegen Spotify
Es ist Montag. Heute Abend ziehen wieder als Batman (gruselig) und/oder Elsa (supergruselig) verkleidete Kinder von Haus zu Haus und versuchen unter der Androhung von Gewalt („… oder Saures!“) meine Lebensmittelvorräte zu reduzieren. Zum Glück habe ich rechtzeitig daran gedacht, dass ich noch Ingwer besorgen muss.
Es scheint eine Zeitlang eine Hela-Gewürzketchup-Fan-Trinkflasche gegeben zu haben, jedoch ist sie leider ausverkauft. Deutschland ist seltsam. In Düsseldorf haben sie, wie die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb (will nicht verlinkt werden, LSR), ein Bild von Piet Mondrian jahrzehntelang falschherum aufgehängt und jetzt lassen sie es so, weil das „seine Geschichte spiegelt“. Was das sonst noch so alles spiegelt, überlasse ich allerdings – wie auch die Verantwortlichen – der Vorstellungskraft des Betrachters.
Das ist auch neu: Menschen, die nie ein Wort mit mir gewechselt haben, raten einer Freundin, wie mir mitgeteilt wurde, aufgrund von Dingen, die sie irgendwann mal über mich gehört haben, davon ab, mit mir befreundet zu sein. Auf Twitter würde man diese Menschen jetzt wahrscheinlich wegen ihrer Übergriffigkeit canceln, aber in ihrer eigenen kleinen Filterblase meinen sie’s ja nur gut. Immer. Alle. Vor allem mit sich selbst, nehme ich an.
Apropos Twitter; keine Überraschung für Kenner der Materie und Musikfreunde im Allgemeinen: Auf Twitter (ja, klar: da ist jetzt „keiner mehr“, weil es entweder unter- oder über-, auf jeden Fall aber falsch „reguliert“ wird, weshalb sie alle zu Mutti umziehen) hat ein Musiker sich darüber ausgelassen, dass Spotify und ähnliche „Dienste“ nicht unschuldig daran sind, dass seinesgleichen sich die Musik kaum noch leisten kann. Teurer soll Spotify nun auch werden, aber wer blauäugig annimmt, die Mehreinnahmen kämen maßgeblich den darauf hoffenden Gestreamten zugute und nicht nur den Eignern des Konzerns, der hat die Mechanismen des Marktes noch nicht so recht verstanden, fürchte ich. – Demnächst wird in sozialen Medien wieder die jeweils „persönliche“ Jahresbestenliste von Spotify herumgereicht. Gute Gelegenheit eigentlich, um darüber nachzudenken, ob man es nicht lassen sollte.
Musik gibt es ja auch anderswo, zum Beispiel hier – und zur aktuellen Weltlage passt sie auch noch.
Guten Morgen.
Jesusblocker fürs Herz
Danke für den Tipp, Herr Franz:
Der Papst sprach vor allem eine Warnung für angehende Priester aus: Pornografie sei eine Sünde. (…) Dann fügt er noch hinzu: „So tritt der Teufel ein!“
Und drinnen ist kein Platz, weil der anderweitig Empfangene sonst nicht in Ruhe die Füße hochlegen kann:
„Das reine Herz, das Jesus jeden Tag empfängt, darf solche pornografischen Informationen nicht empfangen.“
Wer Pornos guckt, hält also Jesus draußen. Das kommt mir gelegen, denn ich habe äußerst ungern anspruchsvollen Besuch. Hier bitte keinen Jesus einwerfen.
Jerry Lee Lewis.
Aus Gründen.
Umfassende Konzertkritik: Sigur Rós (27. Oktober 2022, Köln)
Wenngleich ich mit den ruhigen Stücken – das namenlose Album mit den zwei Klammern auf dem Titel finde ich fürchterlich dahinplätschernd – von Sigur Rós nur wenig anfangen kann, bin ich von den enormen Gitarrenausbrüchen auf „Kveikur“ wie auch von der angenehmen Eingängigkeit auf „Með suð í eyrum við spilum endalaust“ doch hinreichend begeistert, um beschlossen zu haben, mir das diesjährige Konzert in Köln einmal zu gönnen.
Nun mag ich die Stadt Köln nicht (zu langweilig, zu verwinkelt, kulturell zu anstrengend) und das Palladium ist akustisch eine ziemlich ungeeignete Halle für filigrane Gitarrenmusik, aber sie haben vermutlich das Beste daraus gemacht. Vom namenlosen Album wurde auch erfreulich wenig gespielt.
Der Wechsel zwischen krachenden Eruptionen und ruhigen Stücken war gelungen, allein das zumindest in der ersten Hälfte des Konzerts nicht vernünftig weggemischte Dröhnen heller Töne vermochte den Genuss zu schmälern. Ich vermute, von weiteren Konzerten im Palladium werde ich Abstand halten. Kein guter Ort.