Weil die Menschheit dazu neigt, immer das genaue Gegenteil von dem zu machen, was ich für eine gute Idee halte, schlug Karl Kardinal Dorothea Marx, stellvertretende Landtagspräsidentin Thüringens (SPD), jüngst öffentlich vor, nicht etwa weniger, sondern mehr religiöse Feiertage in den Kalender zu schreiben:
»Ich verstehe nicht, warum religiöse gesetzliche Feiertage auf christliche Religionen beschränkt sind«, sagte Marx anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages im Thüringer Landtag.
Ich verstehe das hingegen durchaus, aber weil die Menschheit dazu neigt, immer das genaue Gegenteil von dem zu machen, was ich für eine gute Idee halte, beuge ich mich vorsorglich und schlage vor, den 2. Februar (Imbolc, Celtoi und Wicca), den 18. Februar (Mahashivaratri, Hinduismus), die Frühjahrstagundnachtgleiche um den 21. März herum, den 5. April (Qingming, Daoismus), den 13. April (Vaisakhi, Hinduismus), den 30. April (Beltane, Celtoi und Wicca), den Tag des Maivollmondes (Vesakh, Buddhismus), den jeweils 10. des Monats Dhū l‑Hiddscha (Opferfest, Islam), den 21. Juni (Sommersonnenwende), den 9. Juli (Märtyrertod des Báb, Baha‘í), den Tag des Julivollmondes (Asalha Puja, Buddhismus), den jeweils 10. des Monats Muharram (Aschura, Islam), den 1. August (Lughnasadh, Celtoi und Wicca), den 15. August (O‑bon, Shintō), den 7. September (Krishna Janmashtami, Hinduismus), die Herbsttagundnachtgleiche um den 21. September herum, den 28. September (Geburt des Konfuzius, Daoismus und Konfuzianismus), den 31. Oktober (Samhain, Celtoi und Wicca), den 19. Dezember (Saturnalia mit Opalia, Religio Romana), den 21. Dezember (Wintersonnenwende) sowie jeden Freitagnachmittag (Islam) und zusätzlich jeden Monatsersten (Noumenia, Hellenismos) zum gesetzlichen Feiertag (ob mit oder ohne Arbeitsfreiheit, mögen die zuständigen Stellen ausmachen – am Reformationstag hat unsereins ja auch zu arbeiten) zu erklären; diejenigen Feiertage, die ohnehin nur außerhalb der Arbeitszeit begangen werden, noch gar nicht hinzugenommen.
Ihrer Meinung nach könnten gesetzlichen Feiertage die Vielfalt der Religionen ausdrücken.
Ewiggestrig, wer Einwände hat und sie zu äußern wagt. Ich find’s gut und bin dabei.