Ein „neues Jahr“, sagen sie, habe soeben begonnen, können das Neue aber nicht benennen. Es war ein Jahr des Verlusts, viel Altes ist gegangen, man hat sich mit vielen entzweit, um Platz zu machen für Neues, das dann aber nicht kam. Die Pluseins ist eine Minuseins geworden. Eine Zweisilvesterbeziehung hebt meine Statistik, senkt aber auch meine Stimmung. In Summe kommt immer eine Null (ich?) heraus. Immerhin: Ein Jahr der Freunde war 2021 auch, mehr als manches Jahr zuvor. Freunde sind wie Freiheitsrechte: Sind sie im Krieg so fern wie meine Fähigkeit zur Schaffung kluger Aphorismen, sind sie im Frieden nichts wert. Lernen durch Schmerz. Ohne Lernen.
Uns’re Erinnerung sollte uns so wertvoll sein.
Die Ärzte: Danach
Das Jahr ist noch sehr jung und ich habe bereits das Wort „Melancholie“ benutzt. Es ist herrlich.
Das erste anscheinend gute Musikalbum des neuen Jahres ist schon da. Die Welt ist zu schnell für mich geworden. Oder bin ich zu langsam geworden? Irgendwas mit Geschwindigkeit jedenfalls. Den sich hier anbietenden Drogenwitz überlasse ich anderen. Die meisten Drogen sind noch langweiliger, wenn man sie nicht nimmt, sondern nur darüber Witze macht.
Ich sitze, als dieser Text erscheint, absehbar entschleunigt in einem Dorf in einer durchgeboosterten Runde von Irren und verstehe mich selbst nicht mehr. Irgendetwas ist sehr richtig und ich weiß nicht warum. Vor ein paar Tagen habe ich vorgeschlagen, zum Kalender des Herrschers zurückzukehren; Jahreswechsel wäre dann in Niedersachsen kommenden Herbst. Andererseits möchte ich auch nicht im „Jahr Weil“ leben. Da sträubt sich in mir zu viel.
Meine guten Vorsätze für dieses Jahr haben nichts mit gesünderer Ernährung, mehr Bewegung oder solchem Firlefanz zu tun. Glücklich wird man so auch nicht. Ich bleibe Hedonist.
Prost Neujahr.
Janz wat Jeckes: Ich besitze das Spiel aus dem unteren Symbolbild; es wurde wohl einmal angespielt und ist seitdem Regalbewohner. Wenn es niemand retten will, werde ich es entsorgen.
Ich habe es über Silvester spielen dürfen, es ist aber nicht meins. Wenn es keiner haben will, nehme ich es. Ich werde schon eine Gelegenheit finden.