PolitikIn den NachrichtenNerdkrams
Wenn ein Admi­ni­stra­tor im Bas­ket­ball versagt

Ich wed­le femi­ni­stisch mit den Hän­den vor mei­nem Gesicht her­um, denn Simon Hurtz – hurz! – tri­um­phiert auf Golem.de:

Weil ein auto­ma­ti­sches Win­dows-Update län­ger dau­ert als gedacht, beginnt ein Heim­spiel der Pader­bor­ner Bas­ket­bal­ler mit Ver­spä­tung. Die Liga reagiert mit Punkt­ab­zug – der ver­mut­lich den Abstieg der Pader­bor­ner besiegelt.

Groß ist die Häme in den ein­schlä­gi­gen Vor­schul­fo­ren: Haha­ha, Win­doof! Macht ein­fach Updates! Mit Linux/Mac OS X/Stift und Papier wär‘ das und so wei­ter. – Nun könn­te man aller­dings auch davon aus­ge­hen, dass so ein wich­ti­ges System wie das betrof­fe­ne gele­gent­lich auch ein­mal gewar­tet und nicht nur den Din­gen frei­er Lauf gelas­sen wird. Ver­sagt hat hier nicht, haha­ha, Win­doof, son­dern der­je­ni­ge, der für die Auf­recht­erhal­tung der Infra­struk­tur zustän­dig ist. Ein Admi­ni­stra­tor, der ein Win­dows­sy­stem so ein­rich­tet, dass so etwas über­haupt pas­siert, ist nicht nur ein Ver­sa­ger in sei­nem Beruf, son­dern offen­sicht­lich auch ein Feig­ling, wenn er den Spe­ku­la­tio­nen dar­um, dass, haha­ha, Win­doof schuld an den Fol­gen sei­nes Tuns sei, kein Ein­ge­ständ­nis entgegenstellt.

Ande­rer­seits: Wer wür­de sonst über Pader­bor­ner Bas­ket­ball berich­ten? Linux­freund­li­che deut­sche Medi­en sind dank­ba­re Bühnenbildner.


Zu die­sen linux­freund­li­chen Medi­en gehört bekannt­lich auch „SPIEGEL ONLINE“, wo, wenn nicht gera­de ein kläg­li­cher Ver­such pas­siert, über Tech­nik berich­ten zu wol­len, zumin­dest manch­mal Lesens­wer­tes über Poli­tik publi­ziert wird, dar­un­ter aktu­ell die­se Meldung:

Im Juli 2013 hat­te das euro­päi­sche Par­la­ment ein­heit­li­che Stra­fen für kri­mi­nel­le Hacker beschlos­sen. Nun ist die Bun­des­re­gie­rung dabei, die EU-Richt­li­nie in natio­na­les Recht zu über­füh­ren. Am Don­ners­tag wird der Ent­wurf für das Gesetz zur Bekämp­fung der Kor­rup­ti­on in zwei­ter Lesung im Bun­des­tag ver­han­delt. Dar­in ent­hal­ten: Für unter Para­graf 202c fal­len­de kri­mi­nel­le Hacker­ak­ti­vi­tä­ten soll bald eine Frei­heits­stra­fe von bis zu zwei Jah­ren ver­hängt wer­den können.

§ 202c StGB („Para­graf 202c“, genau­er will es ein SPIE­GEL-ONLINE-Leser wahr­schein­lich sel­ten wis­sen) bezieht sich hier­bei ins­be­son­de­re auf § 202b StGB, in dem es heißt:

Wer unbe­fugt sich oder einem ande­ren unter Anwen­dung von tech­ni­schen Mit­teln nicht für ihn bestimm­te Daten (…) ver­schafft, wird mit Frei­heits­stra­fe bis zu zwei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe bestraft, wenn die Tat nicht in ande­ren Vor­schrif­ten mit schwe­re­rer Stra­fe bedroht ist.

Der „Para­graf 202c“ bestimmt, dass jemand, der „Com­pu­ter­pro­gram­me, deren Zweck die Bege­hung einer sol­chen Tat ist, her­stellt, sich oder einem ande­ren ver­schafft, ver­kauft, einem ande­ren über­lässt, ver­brei­tet oder sonst zugäng­lich macht, (…) mit Frei­heits­stra­fe bis zu einem Jahr oder mit Geld­stra­fe bestraft“ wird; was eben zum Bei­spiel auch für die mei­sten aktu­el­len Linux­dis­tri­bu­tio­nen gilt, die das 1337-h4xX0r-Werk­zeug nmap zur Instal­la­ti­on anbie­ten, was bereits 2009 The­ma beim Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt war. Wenn ich das dama­li­ge Urteil rich­tig ver­ste­he, so gilt ein Betriebs­sy­stem, auf dem nmap instal­liert ist, nur dann nicht als Hacker­soft­ware gemäß § 202c StGB, wenn es aus­drück­lich der Sicher­heit des eige­nen Systems dient. Wer – wie ich – zum Bei­spiel ein bestimm­tes Betriebs­sy­stem die­ser Art nur des­halb ein­setzt, weil es bes­ser funk­tio­niert als ande­re Syste­me, der könn­te sich, je nach Wohl­wol­len des Gerichts, mög­li­cher­wei­se straf­bar machen. Inso­fern sind die Pader­bor­ner Bas­ket­bal­ler ver­mut­lich mit Win­dows, auf dem nmap sel­ten instal­liert oder direkt instal­la­ti­ons­be­reit ist, nicht schlecht beraten.

Ich bin etwas skep­tisch, was die Zuver­sicht betrifft, dass eine Ver­län­ge­rung der Haft­stra­fe auf zwei Jah­re für die mei­sten Men­schen, die Linux instal­lie­ren (obwohl das eini­ge ande­re Pro­ble­me lösen wür­de), dazu geeig­net ist, die NSA davon abzu­hal­ten, unse­re pri­va­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zu ana­ly­sie­ren, aber ich bin viel­leicht ein­fach nicht sozi­al­de­mo­kra­tisch genug, um die­ses Gesetz zu ver­ste­hen. Snow­den ist schon wie­der zu lan­ge her, es inter­es­siert den Michel nicht mehr. So lan­ge es gegen den Iwan (Putin, Wla­di­mir) hilft, sind unse­re ärg­sten Geg­ner noch unse­re Freun­de. Das Recht auf Infor­ma­ti­ons­frei­heit mag viel­leicht nicht so wich­tig sein, wenn man nicht weiß, wie man mor­gen sei­ne Mie­te bezah­len kann, aber es ohne einen Mehr­wert für Volk oder Demo­kra­tie bestän­dig zu unter­mi­nie­ren ist nicht unbe­dingt eine logi­sche Konsequenz.

Ich hab‘ die nicht gewählt!


Wer übri­gens auch etwas für die Demo­kra­tie tut: Ehe­ma­li­ge Mit­glie­der der Pira­ten­par­tei. End­lich müs­sen Schwim­mer ihr Becken nicht mehr mit Men­schen ohne ein­deu­ti­ges Geschlecht teilen!

Senfecke:

  1. Ich muss mich der Kri­tik mit anschlie­ßen. Du springst von der Bericht­erstat­tung über den Win­dows Admin völ­lig unbe­grün­det du spiegel.de, dann du dem erwähn­ten Para­gra­phen, dann zu nmap, was schon wie­der nicht in direk­ten Zusam­men­hang steht, und damit begrün­dest du die wie­se Ent­schei­dung Win­dows statt Linux zu nut­zen. Und zum Schluss noch ein wenig NSA.
    Ein total wir­rer Artikel.
    Was woll­test du uns denn sagen?

    • Win­dows­ad­min -> blö­de Wit­ze dar­über von Linux­nut­zern -> Linux­nut­zer -> SPON über Linux­nut­zer -> Hacker­sy­stem Linux -> nmap, das Hacker­tool -> NSA.

      Ich fin­de das konsistent.

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