PolitikNetzfundstücke
Schmal­hans des Tages: Eri­ka Stein­bach, CDU.

Die­ser Arti­kel ist Teil 2 von 17 der Serie Schmal­hans des Tages

Scha­de: Die Jun­ge Uni­on Köln hat sich von Luca Leit­ters­torfs, der merk­wür­di­ger­wei­se laut eige­ner Aus­sa­ge bis­lang erst ein­mal als Fana­ti­ker bezeich­net wur­de, gei­sti­gem Brei distan­ziert – wahr­schein­lich ist er ihr noch zu gemä­ßigt. „Rechts von uns darf es nichts geben“, so oder so ähn­lich drück­te es doch F. J. Strauß aus (reimt sich). Jetzt ist er (der F. J., nicht der Luca) tot, tja.

Schüt­zen­hil­fe bekommt er (der Luca, nicht der F. J.) von Eri­ka Stein­bach, der lang­jäh­ri­gen Prä­si­den­tin des Bun­des der Ver­trie­be­nen, die gestern per Twit­ter ver­lau­ten ließ:

Die NAZIS waren eine lin­ke Par­tei. Ver­ges­sen? Natio­nal­SO­ZIA­LI­STI­SCHE deut­sche ARBEITERPARTEI.….

Kurz hin­set­zen, sacken las­sen, nach­den­ken, even­tu­ell empö­ren. Die spon­ta­ne Reak­ti­on der mei­sten Leser die­ses Tweets schien die ersten drei Schrit­te zu über­sprin­gen: Wenn jemand sein Leben lang „links“ sein woll­te, nur um „gegen Hit­ler“ zu sein, wäre es natür­lich ärger­lich, wenn er dafür statt­des­sen rechts sein müss­te, wür­de das doch klar zei­gen, dass sei­ne ein­zi­ge poli­ti­sche Über­zeu­gung ein stump­fes „dage­gen!“ ist. Hit­ler, der lin­ke Lümmel.

„Alles ist so, wie es ist, weil es so ist.“
– Die Gol­de­nen Zitro­nen: Fin de millénaire

Sacken las­sen und nach­den­ken: Der Erfolg der NSDAP war eine unmit­tel­ba­re Fol­ge der Wirt­schafts­kri­se gegen Ende der 20-er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts. Dass die NSDAP auch poli­tisch lin­ke Ideen als Kern­punk­te führ­te, ist sicher nicht ver­kehrt, aber ein wenig Dif­fe­ren­zie­rung ist schon vonnöten.

Erstens: Natio­nalsozia­lis­mus.

Der natio­na­le Sozia­lis­mus bezeich­net zunächst ein­mal den Kom­pro­miss aus Natio­na­lis­mus und Sozia­lis­mus, zwei kon­kur­rie­ren­den poli­ti­schen Strö­mun­gen im deut­schen Kai­ser­reich. Vor­ran­gi­ges Ziel war eine star­ke Gemein­wirt­schaft zum Zwecke des Wohl­erge­hens des deut­schen Vol­kes und sei­ner Stär­kung gegen­über den herr­schen­den Klas­sen. Dass Mit­glie­der des Natio­nal­so­zia­len Ver­eins, auf­ge­löst nach einer Wahl­nie­der­la­ge im Jahr 1903, spä­ter die Vor­läu­fer­par­tei­en der F.D.P., ursprüng­lich Teil einer links­li­be­ra­len Strö­mung, grün­de­ten und die nun nicht gera­de als faschi­stisch bekann­te SPD sich mit dem Kriegs­so­zia­lis­mus zur ersten natio­nal­so­zia­li­sti­schen Par­tei Deutsch­lands mach­te, soll­te klar machen, dass die poli­ti­schen Schub­la­den „links“ und „rechts“ schon vor hun­dert Jah­ren inhalt­lich völ­lig über­holt waren.

Sozia­li­sti­sche Kriegs­wirt­schaft hat­te Deutsch­lands Bünd­nis­part­ner Josef Sta­lin, der das mit dem völ­ki­schen Den­ken auch ganz gut konn­te, eben­falls im Ange­bot, so unter­schied­lich waren die bei­den Staa­ten anschei­nend kei­nes­falls; wer ist „links“, wer ist „rechts“? Was der sozia­li­sti­schen Sowjet­uni­on zum Rechts­sein also noch fehl­te, war der offen­si­ve Ras­sen­hass. Wird eine lin­ke Par­tei zu einer rech­ten Par­tei, wenn sie der­lei propagiert?

„Begrif­fe wie links und rechts basie­ren auf einer klas­si­schen Defi­ni­ti­on von Arbeit, die mit der Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft nicht mehr viel zu tun haben.“
– Mari­na Weisband

Die Beto­nung beim Natio­nalsozia­lis­mus soll­te wahr­schein­lich eher auf dem ersten Bestand­teil – Natio­nalsozia­lis­mus – lie­gen, um klar­zu­ma­chen, was die NSDAP eigent­lich ober­fläch­lich von der SED unter­schied. Und apro­pos SED:

Zwei­tens: Arbei­terpar­tei.

Gegrün­det wur­de die DAP (spä­ter NSDAP) von Arbei­tern, ihr Wesen wie auch das Wesen des Natio­nal­so­zia­lis­mus‘ war es, wie beschrie­ben, die Arbei­ter­klas­se zu stär­ken. Auch das galt jedoch expli­zit für die deut­schen, ari­schen Arbei­ter, deren gesell­schaft­li­cher Auf­stieg zu Kämp­fern für das Vater­land an den real exi­stie­ren­den Sozia­lis­mus im Arbei­ter- und Bau­ern­staat – arbei­te hart für dein Volk, wie es dein Volk auch für dich tut – erin­nern mag, der mit dem, was die Ewig­gest­ri­gen unter „rechts“ ver­ste­hen, kaum Gemein­sam­kei­ten auf­weist, aber anschei­nend gibt es guten und schlech­ten Natio­na­lis­mus. Der Natio­na­lis­mus von DDR, Chi­na und Sowjet­uni­on war pri­ma, weil er halt nicht auf (west-)deutschem Boden statt­fand. Weit weg, inter­es­siert uns nicht. Ande­re natio­na­li­sti­sche und sozia­li­sti­sche Staa­ten haben ihre Völ­ker­mor­de eben weni­ger wer­be­wirk­sam auf­ge­zo­gen. Die DDR, immer­hin, hat auf einen sol­chen ver­zich­tet. Ist sie damit der ein­zi­ge „lin­ke“ von den genann­ten Staa­ten gewesen?

Wer im Übri­gen den Feh­ler macht, Natio­na­lis­mus und Patrio­tis­mus mit­ein­an­der zu ver­wech­seln, dem erscheint die­se gan­ze Dis­kus­si­on wahr­schein­lich voll­kom­men deplat­ziert. Zur gro­ben Ori­en­tie­rung dies: Die USA sind patrio­tisch, Frank­reich ist natio­na­li­stisch. Man soll­te Natio­na­lis­mus, Ras­sis­mus, Anti­se­mi­tis­mus und Faschis­mus nicht unbe­dingt immer gleich­set­zen, auch, wenn das eige­ne Welt­bild dadurch schön ein­fach wird. Links ist sozi­al und sozi­al ist gut, lie­be Grü­ße auch an Fidel Castro; rechts ist (blöd und) natio­nal und die Nati­on ist böse, wenn sie halt nicht gera­de den eige­nen Lebens­un­ter­halt finan­ziert. JU: Neu­kon­ser­va­tiv, rechts! Natür­lich mit Aus­ru­fe­zei­chen, bit­te gebrüllt mit rol­len­dem „r“ vorstellen.

Und über­haupt, Frau Stein­bach, da wir gera­de beim Dif­fe­ren­zie­ren sind: „Die NAZIS“ waren gar kei­ne Par­tei, sie waren Mit­glie­der einer sol­chen – und nicht ein­mal immer derselben.

Aber das passt halt nicht in 140 Zeichen.

Seri­en­na­vi­ga­ti­on« Schmal­hans des Tages: Luca Leit­ters­torf, Jun­ge Uni­on.Schmal­hans des Tages: Wolf­gang Bos­bach, CDU. »

Senfecke:

  1. oh, und ich dach­te immer Rechts Neo­kon­ser­va­ti­ve (Kon­ser­ven­do­sen), Köl­ner und bald Poli­ti­ker­sei­en­de Schmal­hän­se sehen Nazis als Natio­nal-Zio­ni­sten an.

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