Da freut man sich seit drei Jahren darauf, Dear John Letter endlich mal live zu sehen, und dann fällt’s fast ins Wasser. Mit meiner Begleitung (dieselbe wie einst auf dem Nihiling-/Hermelin-Konzert vor – beinahe – exakt einem Jahr) an der Haltestelle angelangt stellte ich fest, dass in den nächsten drei Stunden kein Bus mehr fahren und der nächste Zug uns auch nicht rechtzeitig an den Zielort bringen würde. Ungern bestiegen wir also im strömenden Regen eine (immerhin preiswerte) anderweitige Mitfahrgelegenheit.
Das Konzert fand im Café Riptide, einem übrigens sehr gemütlichen Plattenladen in Braunschweig, statt. Die Kulturfabrik in Hildesheim, so erfuhr ich später von Peter (reimt sich), leidet derzeit unter finanziellen Schwierigkeiten; ich wünsche den Betreibern alles Gute. Das Café Riptide befindet sich in Braunschweig in einer obskuren Seitengasse, auf die man als Ortsexterner nur zufällig stößt, entsprechend irrten wir etwa zwanzig Minuten im weiterhin strömenden Regen umher. Es war bereits kurz nach 21 Uhr, als wir eintrafen. Juliane, ebenfalls bereits auf o.g. Konzert in Hildesheim anwesend, war auch da; ein durchaus angenehmer Zufall.
Das Quintett ließ sich indes Zeit, saß noch gemütlich in einer Ecke herum und unterhielt sich. Der Konzertbeginn wurde auf etwa 21:45 Uhr verlegt, „21 Uhr“ war also eher ein grober Richtwert. Das war nicht vorauszusehen, gewährte mir aber die Gelegenheit, mich ein wenig aufs Sofa zu lümmeln, ein wenig Bier zu trinken und mich mit den Fünf bekannt zu machen. Man gab sich erfreut über meine Anwesenheit, lästerte noch ein wenig über die Rezensionen der VISIONS und begab sich alsbald in Richtung Bühne.
Den Schlagzeuger hatten sie baubedingt hinter Möbeln versteckt, aber wenn man eine Gelegenheit fand, vorn zu stehen, konnte man ihn sehen, worauf im Laufe des Konzerts explizit hingewiesen wurde. Nun – ich stand vorn.
Hinter den Musikern wurden psychedelische Videosequenzen an eine Leinwand geworfen, was die grundsätzlich ohnehin psychedelische Musik (siehe Rezension zum aktuellen Album) zusammen mit der spärlichen Beleuchtung erst so richtig zur Geltung brachte. So gesehen ist es nur konsequent, dass mir während des Konzerts nur verschwommene Bilder gelangen, denn sie illustrieren die Atmosphäre besser als jedes Pressefoto:
Dargeboten wurde neben Stücken von „Part & Fragment“ auch „Towers | Trees“ vom Vorgängeralbum sowie zwei Stücke des Debüt-EPs. Live ist all das noch kraftvoller, mitreißender als auf den Tonträgern, auch, wenn der Bass mitunter etwas zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde.
Nach Abschluss des Konzerts gesellten wir uns noch Bier und Cola trinkend zu der illustren Diskussionsrunde (Peter, Dear John Letter), was eine gute Idee war, denn man forderte mich auf, sie zur Theke zu begleiten, wo man Jägermeister verteilte. (Beneidet mich!)
(Links im Bild: Herr Schallgrenzen.)
Bis kurz nach Mitternacht blieben wir noch dort und amüsierten uns prächtig.
Es ist schade, dass es drei Jahre gedauert hat, bis ich die Band endlich erleben durfte, und ich hoffe, es war nicht das letzte Mal.
Bis Anfang Dezember sind Dear John Letter noch auf Tour, und ich empfehle jedem, der gerade in der Nähe ist, sich dem akustischen Trip, auf den ihre Musik den Hörer schickt, einmal auszusetzen.
Ihr werdet es nicht bereuen.
Sagenhafte Bilder. Wie dem auch sei, das Konzert fand ich auch ziemlich fett. Und der Sound war wirklich gabz allerliebst. Sie waren auf jeden Fall besser als auf dem Hamburger Konzert, das ich erleben durfte. Mag auch an den neuen Songs leigen, die ich anfange, heiss und innig zu lieben.
Live definitiv besser als auf dem Album – wie üblich für Postrock oder „na ja, so was ähnliches wie Postrock“. Ja, irgendwo hat der wirklich zündende Funke gefehlt. Der kam gestern Abend. Danke auch für die Gelegenheit!
Na ja – ich hätte lieber ein paar mehr unverwackelte Bilder gehabt, aber wollte die Band nicht mit Blitz nerven. Aber so is‘ ja auch schön.
Die Frage ist doch, wie man spät nachts wieder dorthin gelangte, von wo aus man so schlecht wegkam und wo man an sich nicht mehr sein will.
Nach genug Bier und anderen Spirituosen nimmt man Probleme beim Heimweg meist gelassener in Kauf
Bautram hat Recht.
Nach dem „Genuss“ von Jägermeister wäre ich keineswegs gelassen…böäh!