(Da sich die Blogger derzeit in gegenseitiger Huldigung üben, dazu weiter unten mehr, halte ich als Nichtblogger es für fällig, dass jemand auch mal anmerkt, dass die deutschsprachige Blogosphäre nicht nur aus bedenkenlos Lesenswertem besteht. Dieser Jemand will gern ich sein.)
Mitunter verbringe ich ein wenig Zeit damit, mir aufgrund irgendwelcher Twitterbeiträge, Verlinkungen in Verlinkungen von Verlinkungen oder auch nur irgendwie anders aufgefallene, bislang unbeachtete Weblogs und Nichtweblogs heimzusuchen. Die meisten verlasse ich wegen groben Unfugs, schlecht geschriebener Nichtigkeiten oder bloßer Inhaltsleere ratzfatz, holterdipolter und vor allem folgenlos wieder, nur einige wenige schaffen es, sich in meiner Abonnementliste wiederzufinden.
Zu ersterer Gruppe gehört unter anderem auch die Internetpräsenz der ansonsten eigentlich beachtlichen und unter anderem von Herrn haekelschwein bereits gewürdigten Twitterdame eine_wie_keine. Bestehen ihre Tweets nicht selten aus hübschen Scherzchen, die man gern in Langform lesen würde, ist ihr Blog im direkten Vergleich so richtig blöd.
Ich nehme mal den ersten Absatz aus einem befriedigend aktuellen Beitrag hieraus als Grundlage für das folgende Gemecker und blende aus Gründen bloßer Subjektivität den Rest aus:
Gefühle kennen wir alle, haben wir alle und fühlen sie alle. Denn Gefühl kommt von fühlen.
Grammatikinkonsistenz im ersten Satz, unvollständige Etymologie im zweiten Satz, dem obendrein der Anschluss fehlt; da hat man doch jetzt schon eigentlich keine Lust mehr, sich des Textes anzunehmen. Und tatsächlich besteht er in Gänze aus derartigen Plattitüden und Papierromantik. Die Gute ist, wie sich unschwer recherchieren lässt, derzeit so ungefähr 17 Jahre alt. Nun bitte ich den geneigten Leser, sich einmal vorzustellen, wie ein Blog einer schwer romantischen Jungdame ungefähr aussieht. So – jetzt habe ich euch einen unnötigen Klick erspart. Gern geschehen.
(Bevor das nun wieder falsch aufgefasst wird: Meinethalben darf jeder ins Internet reinschreiben, was er möchte; ich gehe dieser Tätigkeit ja gleichfalls nach. Und man muss ja nun auch nicht alles gut finden, was andere gut finden (das viel verlinkte Nerdcore bspw. halte ich persönlich für wahnsinnig einfallslos). Aber im Internet geht es auch nicht viel anders zu als in der Welt der Bücher: Wer zu viel Unsinn schreibt, provoziert die Ignoranten. (Das, immerhin, verbindet eine_wie_keine und mich.))
Zumal es ja mit dem Insinternetreinschreiben ohnehin manchmal nicht ganz leicht ist. Der Nachtwächter hat es treffend zusammengefasst: Qualität ist irrelevant, der Pöbel will bloß unterhalten werden; und, wohl die wichtigste Regel, legt man es langfristig auf Erfolg an: Sex geht immer. (Der mit Bedeutungsebenen beinahe übersättigte Titel dieser meiner Internetpräsenz jedenfalls lädt Besucher von Suchmaschinen, deren Betreiber Deklination und Konjugation für unerlässlich halten, zu, wie ich an den Suchbegriffen erkennen kann, völlig falschen Prämissen ein; die meisten von ihnen bleiben zum Glück nicht lange.) Die Aufmerksamkeit eines Lesers wird nicht durch wohldosierten Humor oder Eloquenz gefördert, sondern durch möglichst penetrante Verlinkung möglichst vieler möglichst quietschbunter so genannter Blogs so genannter A‑Blogger untereinander. „Auf Nerdcore steht …!“
Ja, derlei Blogger machen es „richtig“: Sie betreiben eine Plattform, auf der sie unregelmäßig Netzfundstücke kommentieren, nummeriertes Erbrochenes als „Manifest“ veröffentlichen und sich ansonsten lüstern in der Vielzahl ihrer Follower wälzen. Sie verdienen ihr Geld nicht mit Schreiben, sondern mit belanglosem Unfug wie etwa Werbung für scheußliche Telekommunikationsunternehmen, oder wandeln ihre Schreibplattform direkt in eine KG um und gründen gemeinsam mit ersteren Bloggern Unternehmen, deren Geschäftsmodell es ist, das Internet der anderen Leute eben mit Werbung vollzukleistern. Nicht etwa als blöde Nervdeppen, sondern als „Social Media Gurus“ beschimpft man derlei Leute dann und lädt sie auf Konferenzen ein, auf denen die anderen Eingeladenen im Kreis sitzen und an den Lippen des Gurus hängen, der dann ein wenig über das „Internet der Zukunft“ redet und dafür viel Geld, Applaus, Blumen und vermutlich Sex erhält. „Guru“ bedeutet etwa „geistiger Führer“; und nicht nur deswegen kann ich mich des Eindruckes beim besten Willen nicht erwehren, dass dieser Posten wie zum Spott stets von denen belegt wird, deren gesammelte geistige Ergüsse selbst nicht einmal zum Blumengießen genügen würden.
Und sie glauben allen Ernstes, dass das niemand merkt.
Übrigens und apropos nochmals zu meinem initialen Verriss gebe ich offen zu, in jüngeren Jahren auch noch nicht immer durch Themenvielfalt und Wortwitz aufgefallen zu sein. Die ersten Beiträge hier zeugen noch davon. Ansonsten habe ich in meinem Giftschrank unlängst einen immerhin mehrere Jahre alten Versuch gefunden, lustig und musikalisch zu sein, der bislang mit gutem Grund unveröffentlicht blieb. Meine Damen und Herren, liebe Kinder, Lädis und Dschentelmen, ich präsentiere eine Weltpremiere, das beinahe schon legendäre Gummibärenlied mit neuem, schlechtem Text. In eurem eigenen Interesse verzichte ich auf eine Vertonung. Die mittlerweile ein wenig überarbeitete Lyrik folgt:
Kein bisschen kitschig, nur ein bisschen glitschig,
für einen Fisch watscheln sie auch für disch.
Leben in Afrika und in Australien;
in der Antarktis, da sind sie zu Haus.Pinguine
watscheln hier und dort und überall,
sie sind immer dort, wo’s Fische gibt,
das sind die Pinguine.*tröt-tröööt, tröt-tröt-trööööööööööt*
Lasst euch verzaubern von ihrem Gewatschel,
der Fisch bringt die Kraft, mit der er’s Schwimmen schafft.
Gemeinsam könnt ihr viele Fische noch fangen,
kommt doch hierher und singt einfach mit.Pinguine
watscheln hier und dort und überall,
sie sind immer dort, wo’s Fische gibt,
das sind die Pinguine,
das sind die Pinguine!
(Bevor mir jemand die Idee klaut.)
Der Text ist herrlich-vergnüglich und unterhaltsam, sogar beleuchtend.
„Und sie glauben allen Ernstes, dass das niemand merkt“.
Danke!