Auf der Suche nach Zerstreuung fiel mein Blick vor einigen Stunden auf eines jener Klatschblätter, die allwöchentlich erscheinen und die sich in ihrer niedrigen Preisgestaltung wie auch in ihrer sicherlich keinesfalls kreativen oder wenigstens einprägsamen Namensgebung gegenseitig noch zu unterbieten wissen, so dass aufmerksame Beobachter sich jede Woche aufs Neue und nicht einmal zu Unrecht fragen, woher der von Krisen, wie es heißt, arg gebeutelte Markt denn ausreichend viele Interessenten für so viele Nuancen des stets gleichen Produkts anzuziehen vermag, und ich musste ein wenig schmunzeln. Dies nicht etwa, weil die sich mir entbietende Frontseite jenes Magazins ein gewolltes oder gewollt scheinendes Amusement beherbergte, sondern der Absurdität der Schlagzeile geschuldet, die sich mehrfarbig ins Auge des Betrachters fraß und ungefähr so lautete:
Familien-Drama bei TV-Koch Johann Lafer:
Selbstmord-Schock
Diese immerhin nur mit gefühlten zwölf Ausrufezeichen abgeschlossene Kurzmeldung wurde kontrastiert mit einer nebenstehenden Fotografie des vergnügt lächelnden Konterfeis ebenjenes Fernsehkochs, als wollte er sagen: „Seht mal, für welch voyeuristische Klientel ich als Kaufanreiz dienen soll! Ist das nicht albern?“
Ich bin trotz stetig fortschreitender Alterung noch immer nicht einfältig genug, Recherchen darüber anzustellen, was bei TV-Koch Johann Lafer denn passiert sein mag, dass es die Aufmerksamkeit potenzieller Leser in gleichem Maße zu erheischen versucht wie die auf nur wenige Meter entfernten Titelseiten großer Nachrichtenmagazine zu sehenden innen- und außenpolitisch aktuellen und auch für TV-Koch Johann Lafer sicher nicht unbedeutenden Themen wie zum Beispiel die sich täglich in von Friedenstruppen besetzten Gebieten ebenfalls zutragende, sich aber keinesfalls auf wie auch immer geartete Familienkreise beschränkenden Dramen (unter Zuhilfenahme einer, zugegeben, recht umgangssprachlichen Verwendung des Wortes Drama), daher verzichtete ich ausnahmsweise auf einen Blick ins Innere des vergebens um mein Interesse buhlenden Heftes. Vielmehr gefällt es mir, verschiedene mögliche Szenarien zu ersinnen und über jedes von ihnen entrüstet den Kopf zu schütteln.
So komme ich wenigstens zu etwas Bewegung.