Es ist Montag. Am vergangenen Sonnabend sah ich versehentlich die
sanfte Loungejazzband energische Krachgruppe Hæresis aus Berlin (… auuus Berlin) „live“, wie man auf Neudeutsch sagt. Wunderbare Wutkatalysatormusik, ich mag das. Am folgenden Tag wohnte ich einem Konzert der klassischen Musik bei, in dessen Rahmen auch ein modernes Musiktheaterstück aufgeführt wurde, das von einem empörten Herrn hinter mir wiederholt mit den Worten vermeintlich kritisiert wurde, das sei ja „gar keine Musik“, das sei ja „nur Geräusch“. Ich hatte zuvor noch wenig von der selbst anwesenden Komponistin Lucia Ronchetti gehört, aber bereits der Umstand, dass sie auch 2022 noch vermeintlich kunstinteressierte Mitmenschen zur weiteren Befeuerung dieser sehr langweiligen, weil spätestens seit „4′33″“ obsoleten Diskussion bewegt, verschaffte ihr daraufhin zumindest ein anerkennendes Nicken meinerseits. Zum Glück hatte sie zu diesem Zeitpunkt den Saal bereits verlassen, sonst hätte ich dieses Nicken wahrscheinlich erklären wollen und mein Italienisch ist etwas eingerostet.
Apropos Lärm: Die ehemalige Transparenzpartei „Piratenpartei Deutschland“ möchte künftig nicht mehr, dass Fremde ihre öffentlichen Diskussionen lesen, und entanonymisiert ihr Forum mit der amüsanten Begründung, der „rüde“ Umgangston dort könne die Öffentlichkeit abschrecken. Angesichts der programmatischen, personellen und strukturellen Entwicklung der Partei in den letzten paar Jahren – so weit ich sie mitbekommen habe – vermute ich ja, das Forum kann am allerwenigsten dafür, aber bestimmt wird alles besser, wenn man seine Schnapsideen nur noch für angemeldete Besucher sichtbar verkündet. Das muss dieser andere Politikstil sein, dieses Mitmachen, von dem sie immer reden.
Diverse Zeitungen schrieben dieser Tage die dpa-Meldung ab, dass das Fußballgucken auf Großleinwänden in vielen deutschen Städten heuer ausfalle, weil Katar selbst von nicht sonderlich sympathischen Menschen („Fußballfans“) als unsympathischer Staat empfunden werde; nur nicht in Wolfsburg, wo dieses Ereignis passenderweise direkt auf dem Weihnachtsmarkt stattfinden werde. Zwar seien die Menschenrechtsverletzungen dolle schlimm, lässt „Citymanagement-Bereichsleiter Frank Hitzschke“ wissen, aber es gebe nun mal die Nachfrage nach einer solchen Veranstaltung. Der Markt. Kennt man. Wenn Wolfsburg (passen würd’s) den Weihnachtsfußball überdies als Autokino umsetzte, sind die drei Dinge, die das hiesige Volk zu einem besonders lästigen machen (Weihnachten, Autos, Fußball), endlich vereint. Da hilft dann auch kein Glühwein mehr.
Zweifellos hilfreich wäre es aber, wenn man an dem Quatsch auch in Wolfsburg nicht teilnimmt und stattdessen – mit mindestens einem Kopfhörer ausgestattet – dem Musikgenuss frönt. Mein heutiger Vorschlag: Postrock aus Koblenz.
Guten Morgen.
Die Lappen spielen über einen Toaster…ne, ne, neee.…
Nur echt mit dem echten Ampeg VH140c,
vor allem kann man damit über ne
vergammelte Klinkenbuchse auch morsen.
https://www.youtube.com/watch?v=vEnlQXs5bGM