Es ist Montag. Die Billigpizzakette Domino’s zieht sich aus Italien zurück, weil Italiener keine Pizza Hawaii mögen, tönt es aus den internationalen Medien. Was für Banausen. Pizza Hawaii kann durchaus wohlschmeckend sein. Als Niedersachse kann ich Geschmack offensichtlich beurteilen. – Plötzlich habe ich Lust auf Pizza mit Grünkohl. Das ist jetzt ärgerlich.
Apropos Niedersachsen: Pünktlich zum Wahlkampfauftakt der diesjährigen Landtagswahl macht sich und seine Partei der „Spitzenkandidat“ und amtierende Landesvorsitzende der Piratenpartei Niedersachsen zur Wurst, indem er – wie schon oft zuvor – erst aus geradezu lächerlichen Motiven heraus seinen Rücktritt vom Vorsitz bekanntgibt und dann den Landesverband vor dem Schiedsgericht verklagt, weil dieser seinen Rücktritt ausnahmsweise akzeptiert hat. Aufgrund dieses Durcheinanders ist der seitdem ehemalige Schatzmeister des Landesverbandes präventiv zurückgetreten, seine Abschlussrede (Archivversion) – prall gefüllt mit Intrigen und überraschenden Wendungen, teenagerkonforme Liebesgeschichte inbegriffen – könnte mehrere Drehbuchschreiber über den Winter bringen. Es ist wie ein Autounfall Sexunfall. Bei Autounfällen könnte ich ja wenigstens wegsehen. Da hilft nur noch eine Intensivkrankenschwesterin.
Am 12. Juli 2022 warb das „Berliner Kinder-Theater“ mit einem unauffälligen Bild für die Aufführung „Pippi Langstrumpf … wie alles begann“. Dieses Bild wurde seitdem ausgetauscht. Ich neige nicht dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen, darum lasse ich die beiden Versionen ohne Interpretation meinerseits einfach so stehen. Es muss ein Katholik sein, wer etwas zu verstehen meint.
Hihi: Ein US-Spionagesatellit wird von einem russischen Satelliten ausspioniert beziehungsweise perverser Spanner von noch perverserem Spanner beobachtet. Aus Sicht des schelmischen Chronisten sind es diese feinen Details, die die ansonsten nicht mehr besonders interessante, weil auserzählte derzeitige Weltpolitik zu einem lohnenswerten Beobachtungsobjekt machen. – Apropos: Ein sackdämliches Arschloch hat Salman Rushdie fast umgebracht, vermutlich, weil dieser 1988 ein Buch veröffentlicht hat. Es erschiene mir allerdings als ein Fehler, bei der Evaluation dieses Ereignisses vor allem die Religion des sackdämlichen Arschlochs als Ursache zu betrachten, denn wer einen anderen Menschen körperlich angreift, dessen Religion ist völlig unerheblich. Wer ein sackdämliches Arschloch dabei erwischt, sackdämliche Arschlochscheiße zu vollbringen, und dann keine bessere Frage als die nach der Herkunft der Stimmen im Kopf des sackdämlichen Arschlochs zu stellen vermag, den verstehe ich nicht unbedingt als einen geeigneten Verbündeten für ein besseres Morgen.
Gut zu wissen für das bessere Morgen: Eine noch existierende Punkgruppe aus Hamburg hat das neulich an dieser Stelle von mir gewürdigte „Keine Gnade“ gecovert, und das nicht mal besonders schlecht. Schöne Sache, das. (Danke, P.!)
Zum Wochenbeginn darf es diesmal trotzdem etwas mehr textlicher Tiefgang sein.
Guten Morgen.
.…in diesem Land laufen immer mehr Gestörte rum.…
„denn wer einen anderen Menschen körperlich angreift, dessen Religion ist völlig unerheblich“
Auch wenn die Religionsgemeinschaft des Sackdämlichen sich dazu berechtigt fühlt ein Kopfgeld an jeden Sackdämlichen zu zahlen, der andere Menschen körperlich angreift?
Ich versteh schon, verwirrter Einzeltäter.
Ein Kopfgeld nimmt nicht den freien Willen.
Also hat das Kopfgeld nichts mit der Tat zu tun, ist für die Tat „völlig unerheblich“?
Wenn ich dir Geld anbiete, um bei Rewe zu klauen, ist meine Religion dann schuld, wenn du das machst?
Das Kopfgeld wurde nicht von Privatpersonen, sondern von ranghohen Mitgliedern der Religion ausgesetzt, explizit weil Rushdie die Religion kritisiert hat.
Da keinerlei Zusammenhang zu sehen, erschließt sich mir nicht.
Glaubst du nicht, dass die Polizei ein paar fragen an dich hätte, wenn ich beim klauen erwischt werde, und dann sage, von dir dafür bezahlt worden zu sein?
Doch, sicherlich, vgl. § 26 StGB.
Nur – angenommen, das wäre tatsächlich vergleichbar und meine Religion beurteilte Klauen bei Rewe als Zeichen der Verehrung meiner Götter – dann stünde trotzdem eine rein weltliche Straftat vor Gericht, keine religiöse.
Wenn du mir Geld anbietest,bei Rewe einzubrechen, weil Rewe Käse verkauft, und deine Religion Käse essen verbietet, hat deine Religion etwas damit zu tun, wenn ich dann dort einbreche.
Verantwortlich bin ich selber, aber „völlig unerheblich“ ist deine Religion für die Tat dann nicht.
Wenn du meine Religion zu deinem Problem machst, dann ist das deine Schuld und nicht meine.
OK also haben die religiösen Führer dieser Welt Narrenfreiheit, Kopfgelder auszustellen und Verbrechen zu begehen?
Weil ist ja jeder selbst schuld, der das umsetzt?
Korrektur: Verbrechen zu begehen-> zur Begehung von Verbrechen aufzurufen
Wie kommst du denn auf diese interessante Exegese?
Das Ausstellen von Kopfgeldern ist – je nach Landesgesetz – möglicherweise eine Straftat (hier z.B. § 26 StGB, wie bereits erwähnt) und sollte dann sanktioniert werden. Die Rechtslage im Iran kenne ich diesbezüglich nicht. Wenn ich in einem Land, in dem die Anstiftung zum Klauen bei Rewe nicht verboten ist, sitze und dort „jemand sollte mal bei Rewe klauen“ sage und du das in (zum Beispiel) Deutschland dann machst, dann hast du dich strafbar gemacht und ich mich nicht.
Dann hast du „völlig unerheblich“ ausschließlich auf den juristischen Aspekt bezogen?
Ja.
Wenn ich sage „klau bei Rewe“ und du das machst, dann ist es für die moralische Bewertung unserer beider Tun völlig egal, ob meine Götter fliegende Einhörner, grimmige alte Männer oder dicke Inder sind. Der Verstoß gegen die Grundregeln des zivilisierten menschlichen Miteinanders ist nicht, das zu machen, was die Stimmen im Kopf verlangen, sondern das zu machen, was verboten ist.
„klau bei Rewe, weil meine Religion das sagt“
Ist für mich *moralisch* etwas anderes als
„Klau bei Rewe, weil ich Hunger habe“
Also ist für diese moralische Bewertung die Religion nicht „völlig unerheblich“, oder?
Es ist bedauerlich, dass für dich Religion einen höheren Stellenwert hat als Vernunft. Für mich ist „klau bei Rewe“ der Fehler, nicht die Rechtfertigung dafür.
Finde es auch problematisch, wie du Herkunft und Religion quasi synonym verwendest.
Mir ist egal, wo jemand herkommt, aber nicht an was für Psychosen jemand leidet.
Ist mir so was von banane, was du problematisch findest und was nicht.
Juristischer Fakt ist: Würde der hiesige katholische Oberdruide, Kardinal irgendwas, in Deutschland zum Mord aufrufen, würde er eine Straftat begehen. Tut es ein iranischer Wie-auch-immer-die-heißen im Iran, begeht er offensichtlich keine, weil die iranische Gesetzgebung nicht der deutschen entspricht. Ich hätte ja auch gern ein universelles Weltgesetz, das von allen Bürgern aller Länder akzeptiert wird, aber das funktioniert in nicht säkularen Gesellschaften nicht.
Immerhin das ist in Deutschland weniger furchtbar als anderswo.
Moralisch wäre das trotzdem das selbe.
Das ist richtig. Und genau das habe ich in dem Beitrag, unter dem wir hier viel zu lange Diskussionen führen, geschrieben: Begeht jemand einen eklatanten Moralverstoß, dann ist es für die Feststellung, dass er einen eklatanten Moralverstoß begeht, gänzlich uninteressant, mit welchem Blödsinn er diesen Verstoß zu rechtfertigen versucht.