Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
Das Kutten tragende Gitarrenduo Sunn O))) schaffte es bisher nur wenige Male, mich besonders zu überraschen. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass es sein Erfolgskonzept – jedes seiner Alben besteht im Wesentlichen daraus, dass zwei Gitarren wenige Töne hervorbringen – kaum nennenswert verändert, sieht man von solchen Alben ab, die eine Zusammenarbeit mit anderen Künstlern (in der Vergangenheit etwa Boris und Scott Walker) sind. „Life Metal“, das achte Studioalbum der US-Amerikaner (Amazon.de, TIDAL), wurde im April 2019 veröffentlicht und stellt eine dieser wenigen Überraschungen dar.
Schon der Name – das Gegenteil von „Death Metal“ – und die vergleichsweise farbenfrohe grafische Gestaltung der Verpackung sind ungewöhnlich. Das ist doch wohl nicht etwa ein Tonträger voller fröhlich hüpfender Popmusik? Nein, keine Sorge – aber es ist trotzdem prima.
„Between Sleipnir’s Breaths“ ist ein angemessener Beginn für ein solches Album: Nach viereinhalb Minuten Gitarrendröhnen ertönt eine Strophe sanften Gesangs von Gastcellistin Hildur Guðnadóttir, später noch eine. Das waren doch nur zwei, oder? Ich vergesse ein bisschen die Zeit über diesem Stück. Es ist eines von nur vieren auf diesem Album und mit fast dreizehn Minuten Länge nur das zweitkürzeste.
Das folgende „Troubled Air“, wiederum um die bandtypisch drohenden Drones herum gestrickt, fällt dadurch auf, dass in ihm eine Pfeifenorgel zu hören ist. Gesungen wird in diesem Stück nicht, instrumental klingt es wie die Ruhe zwischen zwei Stürmen. Es endet in einer instrumentalen Klimax, die mich an ein Lied von den Beatles erinnert, aber ich verrate nicht, an welches. In „Aurora“ schlagen die Wellen auch wieder donnernd hoch, verlaufen sich aber dann an der Küste. Wieder kein Gesang. Macht ja nichts!
Das fast halbstündige „Novæ“ beschließt das Album, in ihm darf schließlich auch das Cello einmal als Droneinstrument brillieren. Der lange Mittelteil des Stücks sorgt so für eine ungewöhnlich beklemmende Stimmung, die die Band beinahe in den Postrock schöbe, wäre da nicht das fehlende Schlagzeug.
Es ist ersichtlich: Auf „Life Metal“ passiert nicht viel. Für die schnelle Bespaßung zwischen zwei Terminen ist es angesichts sinkender Aufmerksamkeitsspannen nicht geeigneter als jedes andere Album von Sunn O))) auch. Aber muss denn immer alles als leicht verdauliches fast food für die Ohren daherkommen?
Ich weigere mich, „Life Metal“ nicht zu mögen. Da müssen wir jetzt alle durch.
Senfecke:
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