Laut, teuer und sinnlos, so muss Silvester sein. Die Deutschen freuen sich nicht leise, wenn der Kalender ihnen das schon mal gestattet, sie wollen laut und deutlich jedem, der es noch nicht wusste, zeigen: Seht her, wir sind doof. Von 2014 gelernt: Die im Dezember Verstorbenen, insbesondere die Sonderlinge, bekommen in den Föjetongs die ihnen zustehende Aufmerksamkeit, obwohl Jahresrückblicke zusammen mit den Schokoweihnachtsmännern schon im Oktober quasi durch waren. Sind ihre Namen wirklich wichtig?
Die „Stiftung für Zukunftsfragen“ ermittelte vor ein paar Tagen, dass über die Hälfte der Befragten im Jahr 2015 „angstvoll in die Zukunft“ blickte, dabei gibt es in der Gegenwart doch genug zu beklagen. 2015 haben wir verloren, unsere Freiheit und unser Miteinander. Dieser Weg wird kein lei- einfacher sein. Anders, nicht schlechter!
Manches war ja doch ganz schön. Mehr davon, nur ein bisschen mehr. Ein Leben voller Wochenenden mit ihr und Musik und überdies und vor allem ohne die Abers wäre wahrscheinlich wundervoll. Adler müsste man sein und weniger doof. 2015 war eben auch: Behäbiges Erkennen, was wichtig ist.
Schon seit Wochen werden gute Vorsätze angekündigt, als wolle man sich gegenseitig in der Zahl seiner Laster übertrumpfen; nur, wer weiß, dass er sich falsch verhält, kann den guten Vorsatz fassen, diesen Fehler nicht zu wiederholen, und spart sich dann doch lieber das komplizierte Nachdenken darüber, warum er nicht vor dem Silvesterabend damit beginnen kann. Und so sitzt man am Ende doch wieder umgeben vom Funkenregen, in dem so vieles verpufft, irgendwo im Halbdunklen und macht, was man ja irgendwie zuverlässig am besten kann: man vermisst. Silvestereinsamkeit ist schöner, wenn man sie nicht teilen muss.
Hallo, 2016. Du wirst es schwer haben.