2014 war ja auch ein Jahr des Man-hätte-es-wissen-Könnens.
Man hätte wissen können, dass Pfründe Moral stets überwiegen. Man hätte wissen können, dass Musiker im sterbefähigen Alter selbiges eines Tages ereilen wird. Man hätte überdies aber, still in sich hinein, wissen können, dass es diesmal wieder nicht klappt und das Mal danach auch nicht und dass man eigentlich auch die Finger lassen sollte von allem, was menschelt.
Wusste man es nicht? Wollte man es nicht wissen?
Überhaupt, Selbstbestimmungsrecht. Und immer diese Jahresrückblicke, diese elenden Gesichter in diesen elenden Medien, die elenden Unsinn in Mikrofone von elenden Schwindlern reinsprechen. Blöd für jeden, der im Dezember stirbt, der kommt dann nicht mehr vor. Und die eigenen Ziele? Verfehlt, weit verfehlt, wie auch den Abgabetermin für den eigenen musikalischen Jahresrückblick. Kleine Lichter verglimmen im Sog der Nichts. Und dann doch wieder nur: Raketen. (Schönes todo auch: häufiger von „verglimmen“ reden.) Vorsätze breche ich künftig nur noch vor Mitternacht, dann mutieren sie nicht. Ach nein, das waren Gremlins, oder?
Mit Unmut zum Umsturz das Ego zu Tode geduzt. Nicht reich, berühmt, fündig geworden. Sängerin müsste man sein. Früher war mehr Gewinnspiel. Errungenschaft 2014: Jemandem, dem man eigentlich nichts Böses wollte, erklärt zu haben, wer Helene Fischer ist. My only friend, the end. Ein Jahr des Ausverkaufs. Irgendwo zündet jemand ein Feuerwerk. Jemand lacht. Irgendwer macht den alten Witz, man möge, haha, gut reinrutschen. Den Gürtel enger zu schnallen macht noch keine schmale Hüfte. Was ist, ist. Hallo, Sehnsucht, du auch hier? Nimm dir einen Stuhl, mach‘ es dir bequem, schau‘ auf den Sommer. Wir seufzen im Chor, während die Zeitzone erbebt.
Alle Jahre wieder (demotiviert genuschelt). Jazz, zwo, drei, vier. Kein Kuss an Silvester.
Prosit Neujahr.
Man hätte wissen können, dass eine Windows universelle Hintertüren für Spione eingebaut hat. Man hätte wissen können, dass proprietärer Software einen Hang zur Malware hat, die den Nutzer ausspionieren will. Man hätte wissen können, dass freie Software das Auspähen von Nutzern vom eigenen Rechner aus verhindern kann. Man hätte dadurch wissen müssen, dass man sich die Fahrt zum 31. Chaos Communication Congress in Hamburg hätte sparen können.
Man hätte wissen können, dass ASLR und DEP in Linux nicht verwendet werden. Man hätte dadurch wissen können, dass Linux Tür und Tor für Schadsoftware öffnet.
(Es klingt tatsächlich noch depressiver als du angedeutet hattest.)
Hm. Man hätte es genießen sollen, statt ständig zu antizipieren, dass man es sicher bald wieder verlieren würde. Man hätte sich darauf einlassen können. Man kann jetzt zurückblicken und dankbar dafür sein, was man bekommen hat, statt nur den Verlust zu betrauern. Und man kann daraus lernen, auch wenn es für dieses Mal zu spät ist.
Wo bleibt die Montagsmusik? :*