Und da wir gerade beim Verlinken waren:
Nicorola und daraufhin unter anderem der mir bis dahin völlig unbekannte Herr beetFreeQ warfen jüngst die Frage auf, warum wir ollen Musikfanatiker – auch bei den Schallgrenzen wird „gescrobbelt“ – uns eines Dienstes wie Last.fm bedienen, an den wir zwar mit fast sämtlichen Geräten, die wir so zum Musikhören nutzen, übermitteln können, was wir gerade so hören, der uns aber ansonsten keinen wirklichen Mehrwert bringt.
Das Prinzip von Last.fm ist eigentlich simpel: Man meldet sich an, gibt dann die Anmeldedaten in das Last.fm-fähige Gerät seiner Wahl ein und weiß fortan genau, was man wann gehört hat. Das sieht zum Beispiel so aus, wenn man ich ist. Vor Jahren war das eine Innovation, inzwischen kann man sich vor Nachahmern kaum mehr retten. Der oft prophezeite „Tod“ von Last.fm ist dennoch bislang ausgeblieben, und das ist gut, denn nicht jede Nische gewinnt mit Konkurrenz. Der Vorteil von Last.fm war es bisher, dass es eine gewisse Monopolstellung inne hatte. Das Modell Last.fm mit „Empfehlungen“ und „Gruppen“ funktioniert nun einmal am besten, wenn die Nutzung des Dienstes Konsens ist. Dienste mit ein paar hundert verstreuten Leuten, für die es genug Alternativen gibt, sind zwar ganz nett und zeigen eventuell neue technische Möglichkeiten auf, aber soziale Vernetzung kann so nicht funktionieren.
Tja, warum nutze ich Last.fm? Ich hatte mich dort vor vielen Jahren angemeldet, weil es mir interessant erschien; gar eine eigene Gruppe („Sgt. Pepper Fanatics“) initiiert, mit der ich mich auch heute noch identifizieren kann. Einige Leute, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßigen Kontakt habe oder jedenfalls hatte, fanden den Weg in meine „Freundesliste“, und es war nur wenig erstaunlich, zu sehen, dass die „musikalische Übereinstimmung“ selten allzu gering war, tauscht man doch mit Freuden Musik aus, von der man glaubt, sie könnte auch dem Gegenüber gefallen.
Ansonsten allerdings interessiert mich diese „Freundesliste“ ungefähr so viel wie die mitunter als Argument angeführten „Künstlerbiografien“, die selten mehr sind als Wikipedia-Zitate. Ich werde aber nicht selten gefragt, „was für Musik“ ich denn so höre, und da bietet sich ein Verweis auf mein Last.fm-Profil an, selbst, obwohl mein heißgeliebter mobiler Musikspieler nicht mit Last.fm umzugehen weiß und ich nur wenig Freude an dem Gedanken habe, mein Mobiltelefon mit permanenter Internetverbindung und einer riesigen Musikbibliothek auszustatten und ebendieses Profil somit zwar repräsentativ, aber alles andere als vollständig ist. Zupass kommt manch einem Musikinteressierten übrigens auch das System der „Empfehlungen“, die Last.fm erteilt, denn nicht in jedem Genre, das man hört, hat man einen solchen Überblick über Artverwandtes wie die Last.fm-Datenbank.
Die vermeintliche „Konkurrenz“ von Like.fm betrachte ich übrigens nicht als solche, denn, um bei dem Beispiel zu bleiben, ich selbst nutze Like.fm. Like.fm bietet mir persönlich den Vorteil, dass ich nicht nur meine gerade gespielten Lieder bei Last.fm bekannt machen kann, sondern obendrein YouTube-Videos und ähnliche Medien erfasst und gleichfalls publiziert werden können. Es ist also vielmehr eine Ergänzung als eine Konkurrenz, immerhin ist die Anbindung an das eigene Last.fm- wie auch an ein etwaiges Facebook-Konto – wieso auch immer man das wollen sollte – bereits vorgesehen.
„Web 2.0“, so las ich einmal, bedeute die Vernetzung von Menschen, nicht mehr nur die von statischen Inhalten. Jedenfalls mir fällt gerade nur wenig ein, was einen Menschen besser beschreibt als sein Musikgeschmack.
Insofern ist Last.fm von seinem „Tod“ sicher weit entfernt, und auch, wenn er es dereinst ereilt:
Der Dienst hat einen Markt begründet, der dem ganzen Gefasel von „sozialer Vernetzung“ so nahe kommt wie kein anderer vor ihm. Möge ihm noch ein langes Leben beschieden sein!
Also mich beschreibt mit Sicherheit nicht nur mein Musikgeschmack, das wäre ein bisschen wenig. Allerdings von sozialer Vernetzung konnt ich hier kaum was merken. Find das doch eher recht wenig.