Mal ehrlich: Wer auch immer mir ernsthaft erzählen will, das kalte, trübe Mistwetter im Dezember verbreite eine „total weihnachtliche“ Stimmung und habe allein schon deswegen dem kalten, trüben Mistwetter im November einiges voraus, der hat mindestens einen furchtbar hässlichen Humor.
(Suchbegriff des Tages, frisch aus meiner Statistik gefischt: „freund der mich olympisch f*ckt“. Werden da eigentlich auch Medaillen verliehen? Und warum landet man mit einem solchen Suchanliegen auf dieser Internetpräsenz? Ich habe Angst.)
Und apropos Sport:
Laut einer Umfrage des US-Sportsenders ESPN sind 75 Prozent der Meinung, dass Woods der Öffentlichkeit keinerlei Erklärungen für seine Handlungen als Privatperson schuldet.
Dies schreiben die SPIEGEL-Online-Redakteure „jdl“ und „sid“ mitten in einem Artikel, der klatschblattartig Gerüchte über eine Liaison des kürzlich verunglückten Sportlers Eldrick „Tiger“ Woods mit der 9/11-Witwe Rachel Uchitel verbreitet. Dazu passt die Überschrift:
Angebliche Woods-Geliebte: „Lasst mich alle in Ruhe“
Wie funktioniert eigentlich so eine Onlineredaktion?
Sagt der Chef: „So, du und du und du, ihr lauft mal und holt ’n brauchbares Zitat von der Ollen, das macht sich immer gut.“
Und dann sagt die Olle aber nichts außer, dass man sie gefälligst mit seiner Sensationslust und seinen Unterstellungen in Ruhe lassen soll, und dann sagt der Chef, tja, dann kann man nix machen, nehmen wir halt das als Zitat, damit es wenigstens so aussieht, als wäre sie verdächtig, das lesen dann direkt mehr Leute. Stimmt das so weit?
Artikel, die mit „angeblich“ oder „vermutlich“ beginnen, sind in den seltensten Fällen journalistisch akzeptabel und als Nachrichten nicht zu gebrauchen. Vermeintlich sensationelle Neuigkeiten sind oft keine (also weder sensationell noch eigentliche Neuigkeiten), und ein vorgeblich seriöses Nachrichtenmagazin sollte sich hüten, sie als solche zu bezeichnen.
Wobei das mit der Seriösität ohnehin eine heikle Angelegenheit ist, da wandert SPIEGEL Online schon seit einiger Zeit auf einem schmalen Grat. Derzeit zum Beispiel wirbt man dort mit „witzigen“ Videos (die man irgendwo auch schon mal gesehen hat) und einem Quiz, das irgendwas mit Blitzmännchen zu tun hat. Kann es sein, dass man sich bei SPIEGEL Online dafür schämt, „irgendwas mit Nachrichten“ zu machen?
(‚tschuldigt, gibt hier viel zu lesen in letzter Zeit. Ich hoffe, das ist nicht allzu störend.)
Nachtrag: Das Wort im zweiten Absatz wurde bewusst teilzensiert, um einer weiteren Fehlleistung großer Suchmaschinen vorzubeugen.
„(’tschuldigt, gibt hier viel zu lesen in letzter Zeit. Ich hoffe, das ist nicht allzu störend.)“ Nö!