Die E‑Mails sendenden Russinnen haben sich lange nicht mehr bei mir gemeldet, offenbar haben die zahlreichen Verurteilungen von Spammern in diesem Jahr doch etwas bewirkt. Aber man wäre ja auch in derartigen Zirkeln kein moderner Mensch, wenn man sich auf einen einzigen Kommunikationsweg beschränken würde, und so fand ich heute in einem Posteingang eines meiner selten genutzten „Web‑2.0“-Profile folgende Nachricht:
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich so ganz verstanden habe, was die Gute da eigentlich von mir wollte.
Ob es am Jennifer mit Namen lag?
Nach einer Weile habe ich es dann, so hoffe ich, verstanden: Sie sucht offenbar einen Mann.
Und sie war von vornherein sehr fasziniert von meiner überaus männlichen Ausstrahlung, dass sie sich gar nicht an mir sattsehen konnte, und da sie irgendeine höhere Macht daran hindert, mich jederzeit wieder auf dieser ominösen Webseite zu besuchen, bin ich nunmehr herzlich dazu eingeladen, mich bei ihr per E‑Mail zu melden.
Nicht schlecht, dachte ich, noch kein Wort mit ihr gewechselt und schon habe ich ihre private und sicherlich total geheime Mailadresse. Dass sie kein Bild von sich in ihrem eigenen Profil hat, hat sicherlich auch gute Gründe.
(Vielleicht liegt es am Namen.)
Ich war eigentlich fest entschlossen, mich bei der Dame zu melden; immerhin hielt sie mich für interessant möglicherweise in Ordnung.
Aber irgendwas sagt mir, dass sich da noch schwer überwindbare Hürden auftun:
Sie für meine E‑Mail warten. Sie können.
Ich habe ein paar Dinge auf Ebay Kleinanzeigen eingestellt. Es meldete sich jemand aus Nigeria und fragte, ob die Artikel noch zu haben seien. Da es ich um Ware handelt, die in Verbindung mit der CeBit stehen, dachte ich mir, dass u. U. nicht ganz Nigeria kriminell sein dürfte. Vielleicht handelt es sich ja um einen Geschäftsmann, der hier mal zu Besuch war. Ich antwortete, worauf er um meine Bankverbdung bat. Irgendwie hatte ich dann doch ein mulmiges Gefühl … man liest ja so gewisse Dinge. Da die beiden Gegenstände gleichzeitig in einer Auktion standen, bat ich ihn, doch darauf zu bieten. Er (der deutsch und englisch sprach) tat urplötzlich so, als hätte er mich nicht verstanden, bot € 500,- (Ebay-Preis etwa € 50,-) pro Stück und fragte noch einmal nach der Bankverbindung. Ich antwortete nicht mehr. Auf das Auktionsgut bot er nicht (leider auch niemand anders) und ich ging leer aus. Meine ursprüngliche Meinung über Nigerianer hat sich wieder ein Stück weit verfestigt.
Danke Nigeria für die Völkerverständigung und für die vielen Spam-Mails, die nun eintreffen; die leider aber wegen des hervoragenden Filters sogleich geshreddert werden.