Mein voriger Beitrag zu diesem Thema war vielleicht etwas zu knapp gehalten, darum versuche ich noch mal ein wenig ausführlicher meine Sicht darzulegen.
Die Reklamewelle reißt nämlich noch immer nicht ab: Man sei, erfahre ich täglich gegen meinen Willen auf Twitter, jetzt auch (selten: nur noch) bei Mastodon, weil Mastodon nicht von einem reichen Typen geführt werde. Solcherlei schreiben sie in ihre Smartphones hinein, deren Kauf reiche Typen noch reicher machte. Warum es erstrebenswert sei, sein virtuelles Dasein von Einzelpersonen abhängig zu machen, die aus Langeweile und ohne Bestandsgarantie private Server betreiben, auf denen sie ohne jede demokratische Mitbestimmungsmöglichkeit jederzeit die Regeln ändern und ganze Server mitsamt ihren Nutzern von der Teilnahme ausschließen können (und das oft auch tun), schreiben sie hingegen nicht.
Und wie großherzig sie sich geben! Mindestens ein Mastodont bietet gar an, auf Zuruf Neumastodonten zu folgen; das scheint insofern eine Ehre zu sein, aber ich kenne die Person meines Wissens nicht einmal.
Auf Mastodon, wo ich bereits seit 2018 ein übrigens auch weiterhin kaum genutztes Konto betreibe habe, witzelte ich, man möge sich diese neue Plattform „Twitter“ mal angucken, aber tatsächlich finde ich diese Werbung, sofern sie ernst gemeint ist, eher lästig.
Lästig sind auch die weiterhin geführten Streits über die angemessene Bewertung Elon Musks: Der Quatschverein Attac Berlin (es ist immer Berlin) findet, Reichtum führe Demokratie „ad absurdum“, woraus ich folgere, dass der Quatschverein Attac Berlin glaubt, Demokratie sei nur was für die Armen. Selten fühlte ich mich undemokratischer. Jens Zimmermann von der SPD, teilt die Bundestagsfraktion der SPD über Twitter mit, treibe im Übrigen die Sorge um, Elon Musk könne „die Plattform“ – also Twitter – für „seine persönlichen politischen Zwecke und Ambitionen missbrauchen“. Das kann Jens Zimmermann von der SPD, der Twitter für seine persönlichen politischen Zwecke und Ambitionen (zum Beispiel in Form von Wahlaufrufen an seine SPD-nahen follower) missbraucht, selbstverständlich nicht dulden.
Ich vertrete ja schon seit längerer Zeit die Ansicht, Politiker seien auf Twitter vor allem im Weg, denn früher war mehr Leichtigkeit. Als ich mich vor inzwischen 14 Jahren auf Twitter registriert hatte, war es noch vorrangig eine Plattform zum Austausch angenehm grauenhaft flacher Witze, aber spätestens seit der US-Präsidentschaft Donald Trumps ist Twitter mancherorts zum Hort für politischen und pseudopolitischen Krawall geworden, weil immer jeder zu allem eine Meinung haben und äußern will. Dass gerade politische Akteure sich jetzt freudig auf Mastodon als vermeintliche „Zuflucht“ stürzen, sehe ich insofern eher positiv: Wenn wir Glück haben, gewinnt Twitter auf diese Weise seine Leichtigkeit zurück.
Manchmal wird Lästiges zu Lustigem, wenn man es teilt. Klappt es?
Dann geht doch nach drüben. Ansonsten gibt es ja auch noch Myspace.
Ich bin auch überrascht, dass MySpace noch nicht abgeschalten ist. Rufe ich deren Seite auf, wird es ja quasi nur noch von Hackfressenbuch und „Da wo ich bin ist vorn“ gehostet.
Sollen sie alle machen, solange sie mir mein IRC nicht kaputt machen.
Jehova! Jehova!
Also ich erkenne da oben 2 Argumente. Betreiber einzelner Instanzen können die Regeln (1) selbst bestimmen und (2) Nutzer ausschließen. Diese beiden Argumente lassen sich wunderbar auf Twitter anwenden, nicht aber auf das Fediverse. (1) Wenn mir die Regeln nicht gefallen gehe ich zu einer anderen Instanz und kann trotzdem mit den Leuten der anderen Instanzen reden, das ist ja gerade der Witz. (2) Gleiches gilt, wenn mich eine Instanz ausschließt. Obendrein kann ich problemlos von einer Instanz auf eine andere umziehen und alle meine Follower mitnehmen.
Also sorry aber mir scheint als hättest du dich vor dem Beitrag nicht damit beschäftigt.
„Zu einer anderen Instanz gehen“ ist ungefähr dasselbe wie „sich einen neuen Account bei Twitter machen“. Man fängt halt immer wieder bei 0 an – zugegeben: ohne die Follower (aber viele Leute sind dort eh nicht). Dann bräuchte man vor einer Sperre auf Twitter ja auch keine Angst zu haben.
> Man fängt halt immer wieder bei 0 an
Eben nicht. Man kann alle seiner Follower mitnehmen, wie ich oben schrieb.
Krasser Trick: Kommentar zu Ende lesen, bevor man ihn beantwortet.