Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
Zu den hier wiederkehrenden Musikern der letzten Zeit zählt der Gitarrist Keiji Haino, von dem ich inzwischen beinahe annehmen möchte, dass es physikalisch unmöglich ist, ihn auf einem schlechten Musikalbum spielen zu lassen. Seit 2016 kann man ihn auch auf „An Untroublesome Defencelessness“ (Amazon.de, TIDAL) hören, auf dem er an der Seite des hervorragenden Noisemusikers Merzbow sowie des Schlagzeugers Balász Pándi musiziert.
Das Album besteht aus zwei Stücken, die in drei beziehungsweise vier parts aufgeteilt sind. Ein Genre ist zu meiner Freude nicht auszumachen. Das erste der beiden Stücke, „Why Is the Courtesy of the Prey Always Confused with the Courtesy of the Hunters…“, klingt ungefähr so: Wuschhhhh PIU wrrrrrrrrrrrrrr NIUNIU! Da kann man mitsingen. – Merzbow erzeugt einen wallenden Klangteppich, dazu spielt Balász Pándi eine Vielzahl an Rhythmen, immer wieder lässt Keiji Haino seine Gitarre und/oder Synthesizer hochtönig dazwischenrufen. Als Schulklasse müssten sie alle nachsitzen, als Musikgruppe ist es ein Gedicht. Vergleiche? Pff!
Das fast genau so griffig heißende zweite Stück, „How Differ the Instructions of the Left from the Instructions of the Right?“ (gute Frage auch), nimmt, vielleicht etwas deutlicher von einer ungeduldigen Gitarre getrieben, dieses Muster auf und spinnt es weiter. Immer wieder glaube ich in den Einwürfen der Gitarre Wörter zu erkennen: sie rifft nicht, sie erzählt eine Geschichte.
Der dritte part dieses Stücks beginnt mit akzenthaltigen englischen vocals, die Keiji Haino, einem engagierten Politiker ähnlich, wie von einem Podest herunterschreit. Es geht unter anderem um das Buch der Ewigkeit, aber wer gute Texte hören möchte, der hört vermutlich schon seit mindestens zwei Absätzen lieber etwas anderes als dieses Album. Während einer Redepause intensiviert sich ein Fabrikhallen-industrial, wie ich ihn unter anderem bei Plurals schon zu hören das Vergnügen hatte.
Dass ich melodiefreien Lärm mag, hatte ich hier in der Vergangenheit ja bereits durchscheinen lassen. „An Untroublesome Defencelessness“ ist insofern eines dieser Alben, die langjährigen Lesern vielleicht ein ähnliches Vergnügen bereiten wie bereits die vorherigen. Wie dem auch sei: Mir gefällt’s.
Ganz wie im Trash-TV: Es geht immer noch beschissener.
Mit Trash-TV kenne ich mich nicht aus. Vielleicht, wenn ich in dreißig Jahren genug abgebaut habe…
Wovon abbauen?
Geistig natürlich.
Nicht wie, sondern wovon.
q. e. d.
Ich bin manchmal in Hannover. Da kommt das von allein.
Das wird das Fremdenverkehrsamt nicht erfreuen…so als Reklame.…
„Hannover fördert den geistigen Abbau.“
Ist das noch Musik oder tobt eine Umweltministerin in der grünen Tonne
Wem hier nun aufgrund der Kakophonie die Ohren schmerzen, empfehle ich Euphonie samt empfindsamer Lyrik: https://www.youtube.com/watch?v=31Dp6wjzaMc
Ah, der gute, alte Vier-Viertel-Takt. Da kann Oma noch mittanzen, ohne dass das Gebiss rausfällt. Oder halt Didi.
Dass Du Takt bennenst, überrascht jetzt doch. Wer hat Dir das vorgesagt?
Kenne deinen Feind (hier: Bumm-Tschack-Bumm-Tschack-Musik).
Ahuga!
Benennst