Die Musikgruppe Messa hatte auf diesen Seiten erst Ende April den Platz als Spenderin der Montagsmusik eingenommen, ihr feines „Babalon“ gehört sicherlich nicht zu den schlechtesten Stücken italienischer Musikkunst. Im Jahr 2018 erschien ihr neues Album „Feast for water“ (Amazon.de, Bandcamp, TIDAL), das ich auf keinen Fall unempfohlen lassen möchte.
Es beginnt mit einem Plätschern: „Naunet“ könnte als Titelstück von „Feast for water“ durchgehen, denn ein Lied gleichen Namens ist auf dem Album nicht zu finden. Zu ein wenig Streichermusik wird also vorgenanntes Geräusch eingespielt. Beides zusammen wird zu einem seltsamen Lo-fi-Pfeifen und leitet so, sozusagen als intro, das erste eigentliche Stück „Snakeskin Drape“ ein, in dem zwar auch noch ein wenig Wasser zu hören ist; dann aber beginnt die Gruppe ihren schwer zu widerstehenden, sehr dunklen Postrock (oder ist das schon Postpunk?) zu Gehör zu bringen und nimmt umgehend gefangen.
Auf „Feast for water“ gibt es nur wenig Eskalation („Tulsi“), jedoch immer wieder auch ruhige Momente, die ihre Stimmung daraus ziehen, dass eigentlich nichts passiert („She Knows“), aber Messa lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass das zum Konzept gehört. Das alte Laut-Leise-Spiel haben andere Bands schon zur Genüge durchexerziert, nach Perlen muss man inzwischen etwas tiefer tauchen. Wo andere Vertreter ihres Stils (um nicht schon wieder „Genres“ zu erfinden) entweder aggressiv oder weinerlich zu Werke gehen, versuchen Messa ihre ganz eigene Gefühlswelt zu erschaffen und schaffen das sogar. Sie selbst nennen das, was sie hervorbringen, „Dark Jazz“ und gegen Jazz gibt es von mir schon aus Prinzip kein böses Wort.
Je mehr Musik ich höre, desto schwerer bin ich, dies hoffe ich jedenfalls, zu beeindrucken. Messa überspringen diese Hürde ohne sichtliche (hier: hörbare) Mühe. Bonuspunkte gibt es für die Unmöglichkeit, „Feast for water“ als Hintergrundmusik zu missbrauchen: Nicht hinzuhören gelingt nicht. Meinen Dank und meine Anerkennung sende ich hiermit also nach Italien und meine Empfehlung an die Leser. Möge sie zünden!