Heute sei, jubelte man auf Twitter, „ein Tag zum Feiern”, denn der deutsche Bundestag hat heute mit den Stimmen der Grünen Volker Becks „Lebenswerk” – nein, nicht das mit den nackten Kindern oder das mit den Drogen, sondern das mit dem Nerven von Menschen und der Öffnung einer antiquierten Lebensweise für mehr Paare als bisher – beschlossen.
Während also allerorten die Proseccokorken unter lautem „Stößchen!” knallten, wandte man sich in der „großen Koalition”, deren allgemeines Gewissen bekanntlich nur für eine einzige Abstimmung gefragt war, einem Thema zu, von dem die Abgeordneten gemeinhin noch weniger Ahnung haben als von modernen Beziehungsentwürfen, nämlich dem Internet: Irgendwo zwischen den unzähligen überschwänglichen Begeisterungsstürmen über die Ehereform inklusive eines Regenbogen-Os im Logo von „SPIEGEL ONLINE” (objektiver Journalismus ist sooo 90er!) ist ein Artikel versteckt, der davon berichtet, dass nebenbei in einem plötzlich fast leeren Plenum – der Großteil der zuvor anwesenden Abgeordneten hatte wohl bereits etwas vor, zum Beispiel heiraten – das wohl verfassungsfeindliche Netzwerkdurchsetzungsgesetz („NetzDG”), eine Art staatlich forcierter Löschinfrastruktur für Privatunternehmen, beschlossen wurde; was immerhin abermals bekräftigt, dass eine Website, die man nicht selbst betreibt, ein denkbar ungeeigneter Ort für politische Äußerungen ist.
Wer es wagt, hinsichtlich des heutigen Tages von einem „guten Tag” für Bürger- und Menschenrechte zu sprechen, der kann kein guter Mensch sein.
Senfecke:
Erlaubte Tags:
<strong> <em> <pre> <code> <a href="" title=""> <img src="" title="" alt=""> <blockquote> <q> <b> <i> <del> <span style=""> <strike>
Datenschutzhinweis: Deine IP-Adresse wird nicht gespeichert. Details findest du hier.