MusikkritikKaufbefehle
Katie Dey – Flood Network

katie dey - Flood NetworkIm Juni 2015 freu­te ich mich über das Debüt­al­bum der austra­li­schen Künst­le­rin Katie Dey im Fazit folgendermaßen:

Ein Musik gewor­de­nes WTF, das im noch ver­gleichs­wei­se unver­brauch­ten 2015 bis­her eine Aus­nah­me­erschei­nung darstellt.

Nach­dem es eini­ge Tage lang für sym­bo­li­sche 1.000 US-Dol­lar zu haben war, erschien gestern (mit­samt erheb­li­cher Preis­sen­kung) end­lich das Nach­fol­ge­al­bum namens „Flood Net­work“, wei­ter­hin mit merk­wür­di­gem art­work und Band­camp-Stream.

Mit 17 Titeln und ins­ge­samt 32:12 Minu­ten Lauf­zeit ist „Flood Net­work“ erneut recht kurz aus­ge­fal­len. Den roten Faden stel­len acht Instru­men­tal­stücke namens „(F1)“ bis „(F8)“ dar, die sich mit den übri­gen Stücken abwech­seln. Kei­nes­wegs soll­te aller­dings davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass ein sti­li­sti­scher Zusam­men­hang besteht. Frau Dey macht auch wei­ter­hin unter Miss­ach­tung kon­ser­va­ti­ver Vor­stel­lun­gen von einem musi­ka­li­schen Rah­men, wonach ihr der Sinn steht, was „Flood Net­work“ schon in der Theo­rie an Wert gewin­nen lässt. Und die Praxis?

Katie Dey – Fleas (Offi­ci­al Music Video)

„Flood Net­work“ ist die irgend­wie kon­se­quen­te Wei­ter­ent­wick­lung von „asdfasdf“. Bereits das eröff­nen­de „All“ stol­pert in gera­de mal andert­halb Minu­ten mit Sigur-Rós-Stampf­rhyth­mus, psy­che­de­li­scher Aku­stik­gi­tar­re und brü­chi­gem Gesang aus dem Laut­spre­cher in die weit offe­nen Ohren und Arme des Rezen­sen­ten und geht aus­nahms­wei­se dann doch über in das fast halb­mi­nü­ti­ge Inter­mez­zo „(F1)“, das mit einem Hil­fe­ruf aller­dings nichts zu tun zu haben scheint, son­dern ein wenig Elek­tro­nik für das fol­gen­de „Fleas“ vor­be­rei­tet, das über­haupt in den selt­sa­men Radio­club­beats von 2016 auf­ge­wach­sen zu sein scheint. Spu­len wir mal ein biss­chen vor und bemer­ken wir eine Stei­ge­rung, denn natür­lich gibt es dann doch noch so was Ähn­li­ches wie einen longtrack, das Duo aus „Debt“ und „(F8)“ näm­lich, das eine gemein­sa­me Melo­die ver­eint; und natür­lich, schon wie­der, Sigur Rós zu guter Letzt, in „It’s Simp­ler To Make Home on the Ground“ näm­lich, wenn auch aber­mals nur instrumental.

So I sit around / making ani­mal sounds out of cutlery.
Fear o‘ the Light

Gesang ist Neben­sa­che. Die Frau macht Musik nur für sich und lässt uns an sich teil­ha­ben. Musik für die Leu­te machen ande­re Leu­te schon genug. Sta­gna­ti­on? Na, mei­net­we­gen, denn das bedeu­tet immer­hin, dass die Qua­li­tät nicht nach­lässt. „Flood Net­work“ ist so undurch­dring­lich wie sein Vor­gän­ger, ich wage nicht ein­mal zu ahnen, ob es mich bei all sei­ner Schrä­ge absicht­lich melan­cho­li­scher stimmt.

„Flood Net­work“ ist die musi­ka­li­sche Beglei­tung für das Gefühl nach einem ver­ta­nen Tag, einem ver­lo­re­nen Wochen­en­de, einem ver­reg­ne­ten Urlaub am Meer, nach zu viel Alko­hol und zu viel Che­mie, der Ton zum Film im Kopf nach dem Schrei der Natur – ein in Gän­ze wun­der­vol­les Album also. Nehmt euch die Zeit, es ist sie wert.