Heute trifft sich Barack Obama mit Angela Merkel und Vertretern der Wirtschaft, um ein wenig über TTIP zu plaudern, denn nur diejenigen sind als Diskussionspartner erwünscht, die nicht durch bloße Anwesenheit eine Gefahr für Leib und Leben des Irren aus Washington – so heißen Präsidenten doch in der medialen Darstellung heute, oder? – darstellen. Die ebenfalls stattfindende Demonstration gegen dieses Abkommen wird jedenfalls wohlweislich dort stattfinden, wo die Verhandlungspartner nichts davon mitbekommen, was den Sinn hinter dieser Demonstration zumindest in Frage stellt.
Dass, dass Bürger nicht erwünscht sind, keineswegs eine übermäßig überspitzte Formulierung ist, wird sich morgen in (ausgerechnet!) Hannover zeigen, wo (ausgerechnet!) Barack Obama die Hannover-Messe zu eröffnen beabsichtigt, denn nichts ist so eng mit der Hannover-Messe verbunden wie der Kriegsherr der Vereinigten Staaten; und in dieser Rolle wird er immerhin selbst auftreten:
Bereits mittags wird er auf dem Flughafen Langenhagen bei Hannover erwartet und dort mit „militärischen Ehren“ empfangen.
Aber ist das nicht brandgefährlich? Doch, doch; darum werden Maßnahmen ergriffen:
Im engeren Sicherheitsbereich gelten ab 14 Uhr nochmal verschärfte Sicherheitsbestimmungen. Die Anwohner dürfen dann bis mindestens 20 Uhr ihre eigenen Balkons oder Gärten nicht betreten. Es herrscht quasi Ausgangssperre. (…) Die Sicherheitsvorkehrungen seien sogar zum Vorteil der Anwohner. (…) Obama sei schließlich die gefährdetste Person der Welt.
Wenn ein Staatspräsident, der ein fremdes Land besucht, vor den Einwohnern einer Stadt, in der er auftritt, in Sicherheit gebracht werden muss, dann könnte das Ursachen haben, die mit dem vorübergehenden Wegschließen derer, die dort wohnen, nur schwerlich zu bekämpfen sind. Es ist jedoch nur zum Vorteil der Anwohner. Klar: Wer in Hannover sein Haus nicht mehr verlassen darf, der muss wenigstens Hannover nicht sehen. Darüber hinaus ist das Errichten eines potemkischen Dorfes sicherlich nicht die klügste Taktik, wenn man nicht nur Zorn auf sich ziehen möchte, denn friedfertiger wird man nicht dadurch, dass man Bewegungsbeschränkungen auferlegt bekommt.
Ich halte den Hinweis, „Obama sei schließlich die gefährdetste Person der Welt“, allerdings auch für einen Tippfehler, denn vielmehr haben wir es hier mit der gefährlichsten Person der Welt zu tun. Die „gefährdetste Person der Welt“ ist jeder, der in einem Land, das von der Armee Barack Obamas oder seinen Verbündeten aus Saudi-Arabien bombardiert und besetzt wird, seinen Bunker verlässt, um zum Beispiel einzukaufen – das ist schnell tödlich. Gefährdeter als Barack Obama sind selbst die Einwohner des Hannoveraner Sperrbezirks, denn wenn sie es trotz erfolgter Warnung wagen sollten, während der Sperrzeit aus dem Fenster zu sehen, gelten mindestens unangenehme Befragungen als sicher. Diese Terroristen tun immer so harmlos.
Der Besuch des US-Präsidenten sei ein wichtiges Ereignis für die Stadt, deshalb bitte er währenddessen alle Einwohner um Geduld, appellierte Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) im Vorhinein.
Ist ja sonst nie was los in Hannover.
Senfecke:
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