Die Kompagnons des gerissenen Burschen, der sich monatelang zu Hause versteckt hatte, was eine mit der neuesten Überwachungstechnologie ausgestattete überstaatliche Polizei nur mit Mühe herausfinden konnte, haben heute effektreich mitgeteilt, dass sie es nicht gut finden, wenn die Welt nicht mehr von ihnen spricht. Prima, endlich wieder was los in Europa!
Was? Nein, nicht prima für den Frieden und die Rationalität, um Himmels Willen! Für den Journalismus natürlich, den Google und Facebook fast an den Bettelstab gebracht hätten; denn zwar wusste man auch nach Stunden eigentlich nichts, außer dass das routinemäßige Befummeln von Flugpassagieren einen Flughafen nicht schützt und dass irgendwas explodiert ist, nachdem irgendwer Arabisch gesprochen hat, was in einer Stadt wie Brüssel ja schon mal passieren kann, aber für „Wir wissen nichts“ kriegt man - ich deutete es an - auch keine Werbefläche voll. Die Anschläge „dürften“, so spekulierte man zeitnah und lange vor der Offenbarung seitens der vermeintlichen Drahtzieher auf „ZEIT ONLINE“, „das Werk dschihadistischer Terroristen sein“, und wenn nicht, dann eben nicht.
Schon nach wenigen Minuten hatte jede halbwegs große Nachrichtenwebsite mindestens einen Liveticker und mehrere Artikel mit den immer gleichen Aufnahmen: Die immer gleichen Menschen, die bluten, rennen, weinen. Mit irgendwas muss man seine notdürftig getarnten Werbeflächen ja bebildern, und Menschen gucken gern dahin, wo es Leid gibt. Guckense mal traurig, Frollein. Dürfen wir Ihre Schmerzen zeigen, um Klicks zu generieren? Nicht? Machen wir trotzdem, natürlich unverpixelt, denn das ist exklusiv, das bringt Leser. Das ätzende „SPIEGEL ONLINE“, das ein trauriger Zeuge des viel zu langsamen Sterbens von sog. „Onlinejournalismus“ ist, empfiehlt: „Lesen Sie dazu auch: Amateurvideo: Flucht und Panik nach der Explosion am Flughafen“. Das ist authentisch, das wollen die Leute sehen. Daumen hoch! - Dass die Gesten „Daumen hoch“ und „Daumen runter“, vom jeweiligen Feldherrn ausgeführt, in der Antike, so sagt man, über Leben und Tod eines Gladiators entschieden, ist auch insofern eine bemerkenswerte Parallele.
Aber was macht der Westen nun mit all den Anschlägen? Ändert euer Twitteravatar, betet für Brüssel, denn Religion hilft bekanntlich immer. Je suis le Manneken-Pis. BND und NSA hatten Belgien bekanntlich bereits überwacht, was offensichtlich super funktioniert hat. Da helfen nur noch mehr Kameras und, natürlich, die Vorratsdatenspeicherung; damit man hinterher sagen kann, man habe ja so einen Verdacht gehabt. „Recht“ wie in „Richten“, nicht wie in „Freiheitsrechte“. Hörnsema, hier ist gerade der Terrorismus!!11 vor Ihrer Haustür und Sie wollen Freiheit für sich in Anspruch nehmen? Ganz schön verdächtig, kommense mal mit.
Bildstrecke! Klickst du an, siehst du Qual!
Keiner soll sagen, er habe von nichts gewusst.
Vielleicht noch dies als Schlussakkord: Frauenquoten waren, sind und bleiben verfassungswidrig. Empört euch!