KaufbefehleMusikkritik
iamt­he­mor­ning – ~

iamthemorning - ~Aus den Län­dern des Ost­blocks dringt zu mei­nem Ohr nur sel­ten gute Musik her­über. Die Ukrai­ne kann gele­gent­lich mit hörens­wer­tem Pop auf­war­ten (Qar­pa), ín Polen ver­steift man sich auf Neo-Prog-Metal (SBB, River­si­de). Und Russ­land? 417.3 (das waren die hier), Zone Six, Pova­ro­vo und hau­fen­wei­se kli­schee­haf­te Volks­lie­der und ‑tän­ze. Und es gibt Bären in Russ­land, heißt es.

Dort gibt es außer­dem, wie mir ein Blick in mei­nen Nach­rich­ten­ticker ver­rät, iamt­he­mor­ning. iamt­he­mor­ning ist ein Oktett in der beein­drucken­den Kon­stel­la­ti­on Schlag­zeug, Gitar­re, Bass, Gesang, Vio­li­ne, Vio­la, Cel­lo und Kla­vier. Beein­druckend auch inso­fern, als die renom­mier­te Web­site Progarchives.com, sonst eher auf Schrä­ges und Bekann­tes spe­zia­li­siert, das iamt­he­mor­ning-Debüt „~“ auf Platz 2 der Top­mu­sikal­ben 2012 auf­führt, noch vor den Flower Kings und mei­nen letzt­jäh­ri­gen Favo­ri­ten Motor­psy­cho und Stå­le Stor­løk­ken. Gespielt wird „Cross­over Prog“, heißt es auf Progarchives.com. Nun, „Prog“ – Pro­gres­si­ve Rock – ist das hier tat­säch­lich nur, wenn man das mit den Gen­res nicht so genau nimmt. Aber dann ist es auch eigent­lich wurscht.

Also „~“. Es beginnt mit Mee­res­rau­schen. Die „inter­mis­si­on I“ – es gibt ins­ge­samt sie­ben davon, die die übri­gen elf Stücke zu einem gro­ßen Gan­zen zusam­men­kle­ben, ohne dass das auf­ge­setzt und gewollt wirkt – ist ein gelun­ge­ner Ein­stieg. Pink Floyd? Mar­ja­na Syom­ki­na, aus­schließ­lich als Gesangs­per­son auf­ge­führt, lässt ihre kla­re Stim­me sanft ertö­nen, das Muster wie­der­holt sich. (Wir ler­nen: Nicht alles, was sich wie­der­holt, muss Post­rock sein.) Meist schwe­ben die Instru­men­te dazu im Takt, gele­gent­lich (etwa in „would this be“) wagen sie einen Aus­bruch. „mon­sters“ wird domi­niert von aggres­si­ven Kla­vier­tö­nen, Frau Syom­ki­na erin­nert hier mit­un­ter an die scheuß­li­chen Sän­ge­rin­nen von Night­wish, Eis­blu­me und den ande­ren schlech­ten Mäd­chen-Emo-Müll­mu­sik­grup­pen. Zum Glück sind lau­te Töne bei iamt­he­mor­ning eher die Aus­nah­me, meist herrscht die Zurückhaltung.

Die­se Zurück­hal­tung ist es wahr­schein­lich, die die Magie von „~“ aus­macht. „~“ ist Musik zum letz­ten Tanz des Abends, zum Glas Wein vor dem Schla­fen­ge­hen, zum Blick auf’s Meer bei Nacht. Die Band­camp-Sei­te der Band gibt zu ver­ste­hen: „don’t let your soul be still for a moment“. Lasst eure See­le nicht für einen Moment still sein. „~“ ist ein ziem­lich bewe­gen­des Album. Wer könn­te da zuwiderhandeln?

„~“ ist zur­zeit hier zu hören, her­un­ter­zu­la­den und zu kau­fen. Es spricht nichts dage­gen, dass ihr dies zahl­reich tut.

Senfecke:

  1. Und es gibt Bären in Russ­land, heißt es.

    Und in Russ­land gebe es eini­ge alko­ho­li­sier­te, hoch­kri­mi­nel­le und kor­rup­te Bevöl­ke­rungs­tei­le, heißt es. Schön, dass wie­der­um eini­ge den­noch so inter­es­san­te Musik kom­po­nie­ren können.

  2. Die gibt es in Deutsch­land auch. Angeb­lich wer­den eini­ge von ihnen sogar Juri­sten, heißt es. Bei Infor­ma­ti­kern hört man das eher selten…
    Ande­rer­seits machen wir auch eher sel­ten Musik.

  3. Noch kei­ne Dut­zendMug­ge aber trotz­dem recht gewöhn­lich. Teil­wei­se ver­wischt durch die Über­instru­men­ta­li­sie­rung die eigent­li­che Musik in „Rau­schen“. Das hät­te man etwas spar­sa­mer dosie­ren können.
    Bleibt erst mal in der Playlist.

  4. Ist natür­lich etwas „pop­pi­ger“ als das, was sonst in mei­ner Besten­li­ste her­um­gam­melt. „Gewöhn­lich“ aller­dings – ich ken­ne nur wenig sol­cher Musik und bin über Abwechs­lung meist recht dankbar.

  5. ich könn­te mal in mei­ner Play­list rum­gra­ben, da gibt es etwa 10 oder 20 Gig was ähn­lich klingt und wo man bzw. ich oft nur raus­fin­de, wie der Spass grad heisst, wenn ich im Play­er nach­schaue. Iamt­he­mor­ning wird sich da in Zukunft in die Kate­go­rie einreihen.

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