Auf den Babyblauen Seiten fand ich heute Nacht das Lucien Dubuis Trio, ein instrumentales Trio (ach was?) aus der Schweiz. Die drei Musizisten spielen einen Jazzrock, der dem Hörer die Gehörgänge freipustet. Im Falle des Zweitlings „Tovorak“ liest sich das zum Beispiel so:
Lucien Dubuis entlockt seinem Instrument die mannigfaltigsten Töne, die zu beschreiben keine Sprache der Welt genügend Wörter bereithält. In allen Variationen von Knurren, Brummen, Tröten, Quietschen und Zwitschern (tatsächlich!) wird das Saxofon malträtiert, und es würde mich nicht wundern, wenn es während der Aufnahmen geschmolzen wäre.
Gelegentlich greift Lucien Dubuis auch zur Kontra-Bassklarinette, ein Instrument, dessen Aussehen eher an ein Abflussrohr gemahnt – und das auch genau so klingt! Geradezu unterirdisch sind die brummenden, knurrenden, knarzenden Töne, die er damit hervorbringt, und die durchaus mal mit locker swingenden oder gar Reggea-artigen Rhythmen kombiniert werden. Eine originelle Mixtur!
Nun ist hier keineswegs ein Musiker auf Egotrip unterwegs, Dubuis‘ Mitstreiter sind alles andere als bloße Rhythmusgeber. Roman Nowka lässt den Bass rumpeln, pumpen, hüpfen und poltern, Lionel Friedli wuselt beständig über die Felle. Dabei haben es die drei nicht permanent auf halsbrecherisches Tempo oder ohrenbetäubenden Lärm abgesehen; zwar gibt es brachiale Attacken wie das punkig-aggressive Insomnie (dabei schläft man garantiert nicht ein!), das Trio hat aber auch leisere und langsamere Töne im Programm – nur dass diese genau so kantig, schroff und vertrackt aus den Boxen purzeln und die Trommelfelle des Hörers verknoten.
Die ersten beiden Alben, „Sumo“ und eben „Tovorak“, sind mittlerweile ausverkauft, dafür kann man sie gratis und legal von der Website der Band oder via eMule herunterladen. Wärmstens empfohlen!
Und da wir gerade bei Musik waren: Kürzlich hatte ich über das bis dato letzte Studioalbum von Yes berichtet, jetzt, zehn Jahre nach dessen Veröffentlichung, rattern die Nachrichtenticker quasi im Stundentakt und liefern Berichte über Neuigkeiten im Yes-Universum.
Die Geschichte von Yes war schon immer, King Crimson nicht unähnlich, von Besetzungswechseln geprägt. Einzig Bassist Chris Squire ist seit der Gründung 1968 ohne Ausstieg dabei und drückt der Musik der Band seinen charakteristischen Stempel auf. Rick Wakeman und Jon Anderson, beide Teil der „klassischen Besetzung“, sind bereits seit einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei, ersetzt wurden sie von Oliver Wakeman, Sohn des „großen Blonden“, und Benoît David, einst – ironischerweise – Sänger einer Yes-Coverband.
Nun dreht sich das Besetzungskarussell wieder. Wir erinnern uns an die Zeit nach „Tormato“, das 1978 veröffentlicht wurde: Wegen anhaltender schlechter Stimmung verließen Rick Wakeman und Jon Anderson Yes, während die übrigen Musiker an neuen Stücken arbeiteten. (Ähnliches passierte etwa zehn Jahre später, als „Anderson, Bruford, Wakeman & Howe“ sich von Yes trennten und ein vorzügliches Album aufnahmen.) Im gleichen Studio wie Yes musizierten auch die Buggles (Trevor Horn und Geoff Downes), die gerade mit „Video Killed The Radio Star“ einiges Aufsehen erregt hatten, und freundeten sich mit ihnen an. Als offensichtlich wurde, dass eine Reunion in absehbarer Zeit nicht stattfinden würde, übernahmen sie die vakanten Posten des Sängers und des Keyboarders. In dieser Besetzung nahmen sie das Album „Drama“ auf, das 1980 erschien. Die Buggles gingen wenige Monate später wieder eigene Wege, Yes fanden wieder zusammen, damit schien das Kapitel abgeschlossen; jedenfalls für drei Jahrzehnte.
Während der Aufnahmen zu „Drama“ war unter anderem ein Stück namens „We Can Fly From Here“ übrig geblieben, das zwar auf einigen Konzerten gespielt, aber nie für ein Studioalbum aufgenommen wurde. Das hat Chris Squire einige Zeit später auch bemerkt, und so rief er Trevor Horn, mittlerweile ein gefragter Musikproduzent, an und bat ihn, als Produzent an einer nun endlich geplanten Aufnahme des Stückes teilzunehmen. Zusammen mit einigen anderen Stücken, die laut Chris Squire allesamt um die sechs Minuten lang sind, entstand so ein ganzes neues Album namens „Fly From Here“, in dessen Zentrum nun das genannte Titelstück stehen soll. Der andere Buggle, Geoff Downes, hat inzwischen ohne dessen Wissen Oliver Wakeman am Keyboard abgelöst, während Jon Anderson und Rick Wakeman sich mit Trevor Rabin, ebenfalls ein Yes-Mitstreiter früherer Tage, anderweitig betätigen. („ABWH“ lässt grüßen.)
Eine von Yes‘ Stärken ist das Zusammenspiel von Steve Howe und Chris Squire. Rick Wakeman hat nach „Tormato“ sinngemäß gesagt, die Stimme von Jon Anderson sei das, was Yes ausmacht, und seinen Hut genommen. Das Ergebnis, „Drama“, ist das wohl meistgelobte Album der „späten“ Yes geworden. Nun also sind die Instrumentalisten von damals wieder vereint, ergänzt von einem wiederum neuen Sänger, den man auf Gruppenbildern sofort als Neuzugang erkennt. Wie das Ergebnis klingt? „Ein bisschen wie ‚Drama‘ “, sagt Steve Howe, und spätestens im Juli wissen wir es genauer.
Oh heute ganz im Sinne, ich erfinde mal Worte neu? Hm zu deinem Musikgeschmack kann ich nicht viel sagen, da mir die ganzen Namen nix sagen, aber schön das du scheinbar wieder was hörbares für dich gefunden hast?!
Habe ich, ja.
Hm, mein Musikgeschmack; ich mag es halt progressiv. Yes sind die hier: Teil 1, Teil 2, Teil 3. Steve Howe ist der Gitarrist mit der komischen Brille, Chris Squire der Bassist und Jon Anderson der Sänger. Rick Wakeman war damals kurzzeitig nicht dabei. Nahezu göttlich, finde ich.
Die Buggles sind die hier.