Dass ich heute früh während des gewohnten Musikgenusses mehrfach an „Censored Colors“ von Portugal. The Man, aber vor allem auch an den Choralteil von Pure Reason Revolutions „Bright Ambassadors Of Morning“ vom bis heute leider nicht wieder erreichten Album „The Dark Third“ erinnert wurde, hatte keinesfalls damit etwas zu tun, dass ich eines dieser beiden musikalischen Werke hörte. Stattdessen erfüllte das zwei Jahre alte Werk „Embrace“ von Silent Sun meinen privaten Äther.
Und während ich also dieser Melange aus irgendwie bekannten Klängen (nur: was war zuerst da?) lauschte, fiel mir ein, dass ich mich schon des Längeren nicht mehr über die Eintönigkeit heutiger Musik ausließ, womit ich das dann auch nachholen möchte.
Sicher kann man mit einer natürlich begrenzten Anzahl an für das menschliche Ohr hörbaren Tönen irgendwann nichts mehr hervorbringen, was es nicht so schon einmal gegeben hätte, aber wie penetrant darf man noch sein, um Erfolg zu haben?
Lady Gaga als die deutlich schlechtere Gwen Stefani (mit, immerhin, Kate-Bush-Timbre) dürfte das prominenteste Beispiel sein, das Dutzendpop mit gespielter Eigenständigkeit und 90er-Jahre-Attitüde verbindet und, wie Ohrenzeugen ihrer Konzerte mir gegenüber bestätigt haben, auf Tonträgern trotz all der Elektronik deutlich unter ihren Möglichkeiten agiert. Wir erinnern uns: In den späten 50-er Jahren sah man das Ende der Kultur nahen, indem der Rock’n’Roll sich von Bill Haley, Elvis Presley und ähnlichen Protagonisten Gehör verschaffen ließ. Allein: Diese Menschen probierten etwas Neues aus, so eben auch in den 80-ern die schrecklichen New-Wave-„Künstler“. Beide hatten trotz ihrer qualitativen Unterschiede etwas gemeinsam: Sie wussten mit ihren Instrumenten umzugehen und kreativ neue Wege in der Musik zu beschreiten. Seitdem ist schlicht nichts mehr passiert.
Was 2010 die Musikwelt beherrscht: „Castingshows“, in denen die meistgeschminkten Talentfreien irgendeinen Beliebigkeitstext aufgedrückt bekommen, den im Folgejahr jeder vergessen haben dürfte; von anspruchslosen so genannten „Journalisten“ für den Superstar des (mindestens) Jahrhunderts gehaltene Resteverwerter, die vor nicht einmal zwanzig Jahren ihren Vorbildern nicht einmal singend die Toilette hätten putzen dürfen; „One-Hit-Wonder“ wie etwa Arcade Fire und die Editors, die nach einem Album, das meist als „Geheimtipp“ plakatiert wird, wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden und auch eher nach den späten Nachwirkungen der Britpop-Welle als nach „voll so 2010“ klingen; und überhaupt wird wieder mehr „Fickbeat“ (c/o KTK‑G) unter ehemals gute Ideen gelegt, Pure Reason Revolution (ich erwähnte sie bereits) bereiten mir 2010 nur mehr Kopfweh. Um so schwieriger ist es, die Oliven auf der Pizza zu finden, je mehr Käse man auf sie legt. (Im Dezember werde ich, wie jedes Jahr, es dennoch wieder versuchen.)
Mein heißgeliebter und eigentlich recht toleranter Kopfhörer Shure SRH240 hat mir übrigens heute den Dienst versagt. – Vermutlich ertrug er das alles nicht länger.
Und weil das mit dem „Mitmachweb“ gerade irgendwie so Mode zu sein scheint, präsentiere ich abschließend ein kleines Suchbild (mit Dank an V.):
Findet den (oder die) Fehler, umkreist ihn (oder sie) mit einem wasserfesten Stift und sendet mir ein Foto (oder mehrere) eurer Lösung (oder Lösungen).
Ach ja, die 80er: Popper, New Romantics, zu New Wave mittwochs im Depot mit Sonnenbrille abgehottet. Die Schwester jobbte dort, was durchaus seine Vorteile hatte. Den Donnerstag die Penne geschwänzt. Du hast echt was verpasst. Ich vermisse die Zeit, schnief.…
… und die Sonnenbrille hast du noch bis heute nicht abgesetzt.
„Living in the past.“ Man sieht es dir an.
Forever young…DAS sieht man mir an.
Ähm.
Nein.
(Wobei ich (Achtung, Treppenwitz!) mich ebenfalls als Popper bezeichne. Mitunter.)
Ich kann auf Deinem Foto rechts nicht die typische Tolle erkennen. Daher bestreite ich Deine Behauptung.
Auf welchem?
(Poppen ist frisurunabhängig.)
Auf dem da rechts ist Deine Stirn nicht zu sehen. Nur die Popel in den Nasenlöchern.
Es handelt sich um den 21st Century Schizoid Man, du Banause.
Aaaach sooo.
Meine Güte. Dachte, das ist genau deine Generation.
So etwas gab es damals in meiner Lieblingssendung nicht: http://www.tv-legenden.de/musik/formel‑1/
Ja, Formel 1 hatte nur T‑Rex, nie aber King Crimson. Schade!
Bin, glaube ich, im Spam gelandet, oder?
Nein.
Dann noch einmal: 21st Century Schizoid Man (ich meine, ich habe ihn mal auf irgendeinem Cover oder bei Youtube gesehen) kam in meiner Liebllingssendung nicht vor: http://www.tv-legenden.de/musik/formel‑1/
Schade!
http://www.youtube.com/watch?v=-7h4qT6OrdQ
Ich lag demnach richtig. Ich schalte ab. Gutes Nächtle.
Ebenso eine gute Nacht!
soso, du bist also ein Popper…
Ja, wie der Philosoph.
Zu dem Thema möchte ich doch auch kurz was beitragen:
Deine Kommentare zu den Editors und PRR kann ich verstehen, was deren musikalische Entwicklung angeht (weg von „handgemachter“ Musik, hin zu mehr Elektronik). Allerdings würde ich nicht soweit gehen, dies qualitativ abzustrafen. Aber das ist Geschmackssache, wie natürlich vieles oder alles im Bereich Musik. Man mag es (wie ich z.B.), oder eben nicht.
Inwiefern aber z.B. Arcade Fire ein One-Hit-Wonder sind?!? Funeral, Neon Bible, Suburbs … Für mich ist da genug qualitativ hochwertiger Output vorhanden.
Du vermisst etwas neues? Du bekommst es doch bei den o.g.Band, deren neue Ausrichtung du aber nicht befürwortest (bei der letzten Muse hast du was ähnliches geschrieben). Nun, da können ja die Musiker nichts dafür, dass du deren Entwicklung nicht mitmachen willst, bzw. deine Entwicklung in eine andere Richtung geht.
Tim
Ich habe von Arcade Fire vor dem aktuellen Album nie etwas gehört und bezweifle, dass mir da viele Hits entgangen sind. Wie immer: sehr subjektiv. Ja, ich möchte etwas neues, und da habe ich in diesem Jahr schon manches hören dürfen. Aber die allgemeine Entwicklung spricht dagegen.
„Ich habe von Arcade Fire vor dem aktuellen Album nie etwas gehört und bezweifle, dass mir da viele Hits entgangen sind.“
Wie kannst du dann ein Urteil darüber abgeben? Bisher klar ihr bestes Album.
Tim
Bekanntlich Geschmackssache. Ich fand es langweilig. Wenn das bereits ihr bestes ist, dann gute Nacht.