Is’n Ding: Die deutsche Regierung will mit dem Geld, das sie für Nebensachen wie Kindergärten, Bildung und Kultur dann wohl doch nicht mehr ausgeben möchte, die Hypo Real Estate retten und nebenbei die US-amerikanische Finanzkrise abwenden. Kein Problem, die paar Kröten haben wir ja alle in der Tasche. Immerhin ist der Aufschwung da.
(„Die Abhängigkeit des Landes von ausländischem Öl sei eine der größten Bedrohungen für die USA“, sprach der Weise aus dem Morgenland; enttäuschend immerhin, das hat Herr Bush jun. seinerzeit doch weit klüger lösen können. Beispielsweise, indem man das Ausland zu eigenen Kolonien erklärt. Na, vielleicht kommt man ja noch drauf.)
Interessanter ist aber, wie so oft, das, was die Welt ach-so-furchtbar bedroht:
Die neue amerikanische Uno-Botschafterin Susan Rice kündigte direkte Gespräche der Amerikaner mit Teheran über das umstrittene Atomprogramm an.
(SPON)
Ah, herrlich. Endlich unternimmt mal jemand was.
Direkte Gespräche mit dem Iran, auf dass man sich dort von dem frevelhaften Tun der Urananreicherung abwende.
Am Ende bauen die Iraner eine oder mehrere Atomraketen und bedrohen damit Staaten, deren Religion/Regierung/Staatsform ihnen nicht in den Kram passt. Das wäre doch richtig fies.
Nein, Atomwaffen sollten denen vorbehalten sein, die sie für nicht aggressive Zwecke zu nutzen wissen.
Sie würden sich beispielsweise gut im Vorgarten machen, man könnte Kletterbohnen oder ähnliche Pflanzen an ihnen züchten. Die Amerikaner zum Beispiel sind für ihre friedliche Nutzung von Atomenergie und Waffenforschung ja bekannt. Wer würde ihnen den Besitz beider Techniken verargen?
Aber zurück zu den geplanten „Gesprächen“:
Es ist ja nun wahrlich nicht so, dass sich in der Vergangenheit irgendjemand dieser Sache angenommen hätte. Nein, erst jetzt, zu Beginn unserer neuen Zeitrechnung mit Beginn der Geburt des Obama, unseres HErrn, wird der Menschheit der Friede gebracht. Halleluja, lobet ihn!
Dieses ominöse Gefängnis in irgendsoeiner Bananenrepublik hat Hussein er ja bereits öffentlichkeitswirksam geschlossen, und all die eingekerkerten vermeintlichen Staatsfeinde können frohen Mutes in eine blendende Zukunft blicken.
Angesichts dieser Wortgewandtheit (vermutlich ergab sich ungefähr dieser Dialog: „Close it!“ „OK.“) und politischen Gewieftheit ist es doch nahezu unvermeidlich, dass auch der Iran, dieser dunkle Fleck auf dem Po des Teufels, bereit ist, von seiner bisherigen Außenpolitik (die da lautete: „Pfeif auf Sanktionen, wir sind nicht die Schoßhündchen des Westens“) umgehend abzukommen.
Und nun aber mal eben, bevor ich beim Schreiben versehentlich platze vor Lachen, ein wenig ernster:
Der „Dialog“ zwischen der Welt und dem Iran findet bereits seit mehreren Jahren ohne Konsequenzen statt. Die Vereinten Nationen appellieren an den knuffigen kleinen Staat, er möge seine Urananreicherung doch bitte umgehend unterbinden und würde zum Dank auch Unterstützung in der Nutzung von Wind- und Wasserenergie bekommen. Der Adressat antwortet, er habe keinerlei Interesse daran, seine Bürger ohne Atomenergie leben zu lassen, und das ist, das möchte ich hier zu bedenken geben, auch sein gutes Recht. Meist folgt dann ein Gespräch zwischen irgendeinem Uno-Bediensteten und einem iranischen Unterhändler, das ergebnislos verläuft und einen noch schärfer formulierten Brief der Uno zur Folge hat, auf den dann wiederum noch gleichgültiger geantwortet wird.
(Henryk M. Broder beschrieb unter anderem diese unendlich scheinende Geschichte in seinem jüngsten Buch Kritik der reinen Toleranz, das auch zu erklären versucht, wieso in diesem Land des Öfteren religiöse Toleranz die Wirkung von Gesetzen aufhebt. Sollte man mal gelesen haben.)
Ich bin ja mal gespannt, wie Frau Rice diese Geschichte zu beenden pflegt. Vielleicht spricht ihr neuer Präsident ja auch ein Machtwort.
„Stop it.“
„OK.“
Oder, was auch nicht allzu unwahrscheinlich ist, die Uno lässt einen noch schärfer formulierten Brief schreiben.
Mit besten Wünschen.