Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
1982 gründete Michael Gira, der bis dahin nicht nennenswert musikalisch in Erscheinung getreten war, in New York die Musikgruppe Swans, zu deren kaum zu überhörenden Einflüssen die damals aufkommenden New-Wave-Bands wie New Order zählten. Im Laufe ihres Bestehens gehörten der Gruppe namhafte Musiker wie Thurston Moore (Sonic Youth) und zuletzt auch der 2020 verstorbene Schlagzeuger Bill Rieflin (unter anderem King Crimson und R.E.M.) an, aber den Verkäufen hat das kaum wesentlich genützt. Es dauerte fünfzehn Jahre und eine zweistellige Zahl an aufgenommenen Tonträgern, bis der von Anfang an nur mäßige kommerzielle Erfolg Michael Gira die Motivation ausgetrieben hatte und er die Band auflöste.
2010 reformierte er sie, zum Teil mit früheren Mitmusikern. Unter dem Namen Swans erschienen seitdem fünf Studio- und vier Livealben. „The Glowing Man“, 2016 veröffentlicht (Amazon.de, TIDAL), nimmt dabei eine Sonderrolle ein, denn es ist nicht nur ein Dreifachalbum mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden, wobei die drei längsten Stücke „Cloud of Unknowing“, „Frankie M“ und das Titelstück „The Glowing Man“ zusammen bereits über eine Stunde lang sind (nimm dies, Formatradio!), sondern war auch das letzte Album vor der erneuten Auflösung der Swans, die erst 2019 in schon wieder anderer Besetzung zusammenkamen.
Musikalisch haben wir es hier im weiteren Sinne mit Rockmusik zu tun, die ihre experimentelle Natur manchmal nicht ganz verbergen kann (die unerwarteten Längen im Titelstück, in denen Rhythmusmuster minutenlang stoisch wiederholt werden, gehören dazu) und deren Erschaffer den Noiserock ebenso für sich entdeckt haben wie sie ihre Wurzeln – auch eine Coverversion von Joy Divisions „Love Will Tear Us Apart“ wurde als Teil einer Swans-EP veröffentlicht – nicht vergessen haben.
Wer „The Glowing Man“ mag, mag auch: Sitztanzen, Introversion und Laternenaustreten. Lärm, Rhythmus und unschlimmer Gesang. Schöne Kombination.
Was soll das immer mit dem „kommerziellen Erfolg“ ? Sobald ne Band erfolgreich ist, ist sie Massenware und langweilig.
Swans – Blind
https://www.youtube.com/watch?v=14b_yqIVeLg
Ach Swans … an die Band bin ich über einen Freund gekommen, der mittlerweile weit, weit weg wohnt.