Auch die Softwarewelt ist seit der Ukrainesache – die anderen Kriege sind hierzulande ja weitgehend egal, sie treffen ja nur Fremde – nicht frei von andauernder politischer Ansichtsäußerung. Meine Beachtung erfährt derzeit folgender Hinweis von der Website des Musikspielers foobar2000:
Die Werbeeinnahmen auf foobar2000.org der vergangenen zwei Monate wurden zwecks Unterstützung ukrainischer Kriegsflüchtlinge gespendet.
(Übersetzung von mir.)
Nun ist’s natürlich die persönliche Vorliebe jedes Werbetreibenden, was er mit dem Geld anzufangen gedenkt, und wenn er’s halt nicht versaufen, sondern verschenken will, bleibt’s ihm unbenommen; allein: Werbeblocker waren, sind und bleiben digitale Selbstverteidigung, ihre Nutzer (darunter auch ich) sehen auf foobar2000.org lediglich den Text „advertisement“, jedoch keine Werbung.
Da die Politik aber gerade alles wegverbieten zu können prüft, was irgendwie nach angewandter militärischer Ukrainekritik aussieht (vom Buchstaben Z bis hin zur russischen Flagge), kommt mir als altem Netzpolitiker völlig unabhängig von meiner persönlichen Haltung in vorbezeichneter Angelegenheit insbesondere folgende Sorge in den Sinn: Zwar scheitert das BWL-Geschmeiß seit Jahr und Tag am Versuch, die Selbstbestimmung des Rezipienten in Form des lokal werbefreien Webs gerichtlich verbieten zu lassen, aber wird das auch noch so laufen, wenn irgendein findiges Arschloch aus dem Reklamegeschäft Werbeblocker unter Bezugnahme auf Beiträge wie den oben zitierten des foobar2000-Entwicklers als gegen ukrainische Flüchtlinge gerichtet anprangert?
Aufmerksamkeitsökonomie. Zuerst zu beobachten bei sog. Kreativweichware. Sobald ein Hype durchs Web geht, muss er marktgerecht ausgeschlachtet werden. Welche Haltung gerade opportun ist, liefert die aktuelle Kamera schon aus, daher funktionieret das auf der anderen Seite nicht, bzw. höchstens im Darknet.
Das Problem ist eher, dass neutrale Positionen nicht zu haben sind. Sollte man also etwas gegen ukrainische Nationalisten, als auch etwas gegen russische Nationalisten haben, landet man im Topf der Putinversteher. Diese Vorverurteilung wird dann von der Masse übernommen. Das ist verhält sich analog zur Kritik an Maßnahmen gegen Corona. Orientieren kann man sich dabei an Söder.
Mal schauen, wie das so in 10 oder 20 Jahren aussieht.
Offenbar scheinen indische Medien da eher ohne ständiges Sortieren in Lager auszukommen. Ausgerechnet in einem Staat, dass noch das Kastenwesen kennt.
Danke.
Schön, ausnahmsweise mal etwas vernünftiges zu Lesen. Ist ja heutzutage schwierig zu finden.