Apropos Schutzgeldzahlung.
Ich muss sollte der SPD meinen Dank aussprechen. Selten ist mir ein politischer Satz schwerer gefallen.
Im August 2018 beklagte ich, dass auch die 24. Nachkriegsbundesregierung, die erst jetzt in Auflösung befindlich ist, keinen Anreiz sieht, die 1919 beschlossene und seitdem nicht aufgekündigte Ablösung der Staatsleistungen – dass also die meisten Einwohner Deutschlands als Strafe dafür, hier zu wohnen, unabhängig von ihrer Konfession oder ‑slosigkeit einen Teil ihrer Einnahmen per Steuern an die beiden relevanten christlichen Kirchen abtreten müssen – von geduldigem Papier in tatsächliche Taten zu übertragen und die mehrheitlich nicht christliche Gesellschaft so freizukaufen.
Times, a‑changin’ und so weiter:
Noch in dieser Legislaturperiode müsse die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen eingeleitet werden, meint SPD-Religionsexperte Lars Castellucci.
Auch im auch sonst – dafür, dass SPD und Grüne mitschreiben durften – erstaunlich wie erfreulich hoffnungsvoll stimmenden Koalitionsvertrag hat die geplante Ablösung Erwähnung gefunden, was gewiss zwar eine Absichtserklärung, jedoch nicht bindend ist. Da’s aber die CDU war, die seit ihrer Gründung vehement die Kirche als Ministerium missversteht und (wie freilich auch die SPD) wenig dazu beiträgt, dass die wirtschaftliche Trennung zwischen Staat und antikem Totenkult vorangetrieben wird, scheint das regierungsbezogene Ersetzen der CDU durch die wenigstens religionsliberale FDP trotz hochrangiger Kirchenzöglinge in der Koalition den entscheidenden Funken gezündet zu haben.
Erstaunlich scheint mir die Annahme zu sein, es gehe um eine „Ablösesumme von mehreren Milliarden Euro“, wie es im verlinkten Artikel heißt, denn seit 1919 dürften die bisher gezahlten Staatsleistungen längst ein Vielfaches von dem betragen, was damals für angemessen gehalten worden ist. Wahrscheinlich schulden uns die Kirchen sogar noch Geld. (Wie vielen Obdachlosen könnte man damit eigentlich Kost und Logis bezahlen, wie viele Familien in Armut aus der Armut heben?)
Der Gottlose borget und bezahlet nicht[.]
Psalmen 37:21
Aber es geht auf das Jahresende zu; da stehen in der Kälte die kirchlichen Vereine und sammeln Spenden für die Hungerleidenden, denn bekanntlich haben Menschen am Jahresende im Weihnachtstrubel am allermeisten Lust auf und freie Finanzen für derlei Tun. Im Sommer leidet offensichtlich niemand Hunger, nirgendwo. Wie ich jedoch von dieser Beobachtung den Bogen zurück zu meinem Dank an die SPD ziehen soll, weiß ich nicht.
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