Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
„Simulacrum“, das 2020 rausgekommene, aber weiterhin aktuelle Studioalbum von Volvopenta (Amazon.de, TIDAL und so weiter) aus ausgerechnet Mülheim an der Ruhr, enthält zu meiner Freude genau das: Musik – und die ist auch noch gut. Mülheim an der Ruhr kennt man ja sonst nur vom Maldurchfahren und wegen Helge Schneider, der wiederum ganz andere Musik macht. (Nachtrag: In der Senfecke teilte man mir mit, ich hätte diese Herren nicht vergessen dürfen. Die Senfecke hat Recht.)
Volvo Penta sei ein mir bisher unbekanntes „Unternehmen innerhalb der Volvo-Gruppe“, ein Simulacrum hingegen „ein leerer Signifikant, der auf nichts als sich selbst verweist“, erzählt mir das Internet. Ich weiß nicht, ob das was miteinander zu tun hat. Auf der Suche nach „unklassischen Klängen“ sei das Quartett, schreibt es jedenfalls über sich selbst oder lässt es jemanden schreiben, das weiß man ja nie so genau heutzutage. Wer jetzt das Gegenteil von Beethoven erwartet, der liegt entweder richtig oder falsch. (Was genau ist das Gegenteil von Beethoven?) Volvopenta spielen Postpunk oder Postrock oder Noiserock oder so, umschiffen aber dabei nicht bloß gewollt, sondern sogar gekonnt die Genreklischees. Wer kann oder will oder wird es ihnen verübeln und warum?
Gesang erfolgt kaum und fehlt auch kaum; den Fehler von Mogwai, die unbedingt (ich regte mich an anderer Stelle ja bereits darüber auf) ihre wütenden Gitarrenbreitwände durch Radiogesäusel ersetzen und mich damit nachdrücklich enttäuschen mussten, ersparen sich und mir die vier Herren. Man muss sollte ja auch mal das wenige Gute, das sich derzeit ereignet, nickend anerkennen, gern auch im Takt.
Hauptsache, es wird nicht auch noch dazu geklatscht. Das können Deutsche ja nicht so gut.
Heda, nicht so despektierlich über MH reden
war lange, lange Zeit wesentlich bedeutender als die meisten inzwischen größeren Nachbarstädte ;-)
IMO ist es ohnehin totaler Unsinn, im Ruhrgebiet überhaupt noch eigenständige Städte zu „haben“ (braucht man vermutlich, um die ganzen Parteimitglieder in den redundanten Posten und Verwaltungen sowie bei RWE/Eon unterzubringen, schätze ich). MH geht z.B. nahtlos in Essen, Duisburg, Oberhausen über: MH Hbf zu einem Hbf der anderen genannten Städte ist jeweils eine Strecke von satten 7 Minuten. Mit dem Auto kannst du, wenn du willst, sogar praktisch von Dortmund nach Köln oder sogar Bonn fahren, ohne einmal nennenswert aus der Stadt herauszukommen ;-) So etwas kennt man freilich nicht, wenn man auf dem Dorf irgendwo in Niedersachsen haust
Wie dem auch sei und was ich eigentlich anmerken wollte: als jemand, der zumindest vorgibt, er verstünde mehr als nur ansatzweise etwas von Musik und Kultur, solltest du doch wenigstens auch „Bohren & der Club of Gore“ und Christoph Schlingensief kennen ;-)
Oh, ich kenne Bohren & der Club of Gore…
aber ja, unfair von mir, die nicht erwähnt zu haben – ich änder’s, danke!