In der Geschichte des Sprengstoffs hat das Feuerwerk zu allen Zeiten eine besondere Bedeutung gehabt, mal religiös, mal repräsentativ. Man wolle böse Geister mit Lärm und Licht vertreiben, behauptete man, aber nachweislich hat das eher mäßig gut geklappt.
Die Deutschen, einmal im Jahr plötzlich gar nicht mehr so westlich, sondern östlich orientiert, empfanden derlei Folklore schon immer habenswert, denn die eigene Kultur gibt nur wenig Historisches her, mit dem man den Mitmenschen mal so richtig auf die Nüsse gehen könnte. Weil dieses Jahr aber alles anders ist, fällt das gewohnte Abbrennen hell leuchtender und pfeifender und/oder knatternder Raketen ausnahmsweise aus.
Die Stadt Münster, als weltliche Institution erwartungsgemäß religiös orientiert, hat sich einen witzigen Ersatz ausgedacht:
Um Mitternacht sollen an Silvester die Glocken der Kirchen läuten. 20 Minuten lang wird auf diese Weise statt Feuerwerk der Jahreswechsel gefeiert. Dadurch soll den Bürgern „ein Zeichen der Kraft, Zuversicht und des Zusammenhalts“ gesendet werden, wie die Verantwortlichen berichten.
Die Konnotation, dass Bürger ohne minutenlangen Krach keine Kraft, keine Zuversicht und keinen Zusammenhalt erfahren dürfen, ist hierbei auch bemerkenswert. Hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem laute Geräusche nun nicht gerade für Kraft und Zuversicht (wenn auch vielleicht für Zusammenhalt) standen, schon jemals irgendjemand selbst als stärker, hoffnungsvoller und/oder zusammenhaltiger empfunden, wenn er aus Glockengründen sein eigenes Wort kaum mehr verstand?
Dass Glockenläuten ein unzureichender Ersatz für Feuerwerk ist, versteht sich allerdings von selbst, denn buntes Licht und Pfeifen und/oder Knattern bleiben hier aus. Konsequent wäre es, die Kirchen stattdessen in Brand zu stecken. Die Chance aber wurde vertan.
Wie bedauerlich.
Dank der verlässlichen und unerschütterlichen Solidarität unserer polnischen Genoss*innen fällt auch dieses Jahr das Feuerwerk nicht aus. Alles andere sind Fake News. *PENG!*
Da bist Du aber nicht auf dem neusten Stand (Link gefixt, d.Adm.).
Und je nach Bundesland oder Kommune gibt es weitere Einschränkungen, bzgl. kein Feuerwerk im Öffentlichen Raum, Ausgangssperren, Versammlungsverbot. Ich werde mir mal meine Ohropax bereitlegen, den Krach der Kirchen brauche ich dann doch nicht. Die einzigen die davon profitieren sind lichtempfindliche Tiere.
In Neukölln hält sich niemand an eure hübschen „Einschränkungen“.
Da freue ich dann wieder auf die nächsten Einschränkungen, in der Coronakrise scheint es nur Ignoranten und 150% Systemtreue zu geben.