Im September 2018 empfahl ich, drogenpolitisch einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken, indem Genussmittel, die niemanden vollstinken, legalisiert würden. Auch mir selbst sind Süchte nach Genussmitteln, die niemanden vollstinken, nicht vollkommen fremd: Diejenige, der abzuschwören ich mich selbst weigerte, hätte ihr immer intensiverer Genuss schwerwiegende und nicht bloß finanzielle Folgen für mich, ist die Musik. Man mag ihr zugutehalten, dass sie trotz all ihrer Langzeitfolgen für die Psyche wenigstens Lunge, Nieren und Leber unbeeinträchtigt lässt.
Gesundheit und langes Leben sind Ideale, die in den vergangenen Jahrzehnten die öde Qualmerei aus früheren Jahren als gesellschaftlich akzeptierte Droge abgelöst haben. Eine verschwindende Zahl an Zigarettenrauchern frönt weitgehend stumm ihrer Abnutzung, auch Zigarre und vor allem Pfeife sieht man in geerdeten Kreisen nur noch selten. Unterstützt wird der Tabakausstieg von Unternehmen und staatlichen Entscheidungsträgern gleichermaßen, was unter anderem witzige Auswüchse wie die Einführung von „Schockbildern“ hatte. Als bekehrten diese einen Nikotinsüchtigen jemals zu einem völlig anderen Leben!
Wie beinahe alles, was aber die Gewohnheiten zu vieler in Frage stellt, und sei’s bloß Religionskritik, weckt auch die Betrachtung der Risiken des Tabakkonsums ein Gegenpendel (schlafen Pendel auch mal?), was dann ungefähr so klingt:
Wie weit die Tabakbekämpfung noch gehen soll, bleibt umstritten, ethisch wie grundrechtlich. (…) Zweifellos werden die Schrauben noch weiter angezogen (nicht allein bei der Tobacco Control, sondern auch – nach deren Vorbild – auf anderen präventionspolitischen Feldern, allen voran beim Alkohol). Viele Raucher werden noch kapitulieren und wie Millionen andere Exraucher feststellen, dass sie gesundheitlich „wohler“ sind (wenn auch nicht „glücklicher“, wie Sigmund Freud den Verzicht auf seine Zigarren kommentierte). (…) Der Tabak steht erneut pars pro toto für einen „falschen“ Lebensstil und Wertekanon. Den Konsumenten wird daher das Recht und (mit Hilfe der Suchttheorie) die Fähigkeit abgesprochen, über sich selbst zu bestimmen. Kein Wunder, wenn sie in vehemente Abwehrhaltung gegen solche „Bevormundung“ verfallen.
So ethisch richtig aber der Wunsch ist, dass es jedem selbst überlassen sein möge, womit er sich selbst das Leben erschwert, so falsch ist die Folgerung, dass das auch für den Tabakkonsum gelten solle: Anders als beim im Artikel zitierten Alkohol- oder zum Beispiel auch beim Heroinkonsum ist es überall dort, wo es eine Windrichtung gibt, nicht einfach möglich, Tabak so zu konsumieren, dass Umstehende ungefährdet bleiben. Ein Ausweg scheint das „Dampfen“ zu sein, das schon deshalb, quatscht Hasso Spode, eine bedeutsame Alternative sei, weil es in Frage gestellt werde:
Sein Potenzial lässt sich allerdings daran ablesen, dass die WHO nachgerade panisch versucht, das Dampfen zu ächten.
Die da sind dagegen, also sind wir hier dafür! – Die Drogenpolitik in der Gesellschaft führt viele Erklärungen für politische Wahlergebnisse im Gepäck. Dass nicht jeder Raucher direkt oder auch nur indirekt an seinem Konsum sterben wird, ist unbestritten. Bemerkenswert ist es aber zu beobachten, wie einfach es zu sein scheint, für eine kaum rational erklärbare Schnapsidee – zum Beispiel Tabakrauchen – Verbalkämpfer zu finden, die sie verteidigen, als sei ihr Ruf und ihr Reichtum allein auf sie gebaut. Es müssen nur die da sie wegnehmen wollen.
Vielleicht sollten wir hier mal spaßeshalber für mehr Überwachung eintreten. Dann müssen wir nur noch abwarten.
Also mich triggern die Schockbilder immer Gummibärchen,
Lakritz,Eis
und Schokolade zukaufen…
Mann ‚ich bin Typ2Diabetiker und war nie Raucher.…
ist wohl nicht ganz durchdacht!
Das mit den Schockbildern…
FSM sei Dank habens keine Politikerbilder genommenn-Helmut Schmidt,Wehner
„Anders als beim im Artikel zitierten Alkohol- oder zum Beispiel auch beim Heroinkonsum ist es überall dort, wo es eine Windrichtung gibt, nicht einfach möglich, Tabak so zu konsumieren, dass Umstehende ungefährdet bleiben.“
Ich arbeite seit einiger Zeit 750 Meter von meinem Haus entfernt. Ich atme auf dem Fußweg und im gesamten Tagesverlauf wesentlich mehr Abgase als Zigarettenqualm ein.
Was inwiefern meinen Ausführungen widerspricht?