Ich werde gelegentlich gefragt, warum ich als Alternative zu dem nicht erst wegen PRISM und TEMPORA höchst bedenklichen Onlinedienst Google Mail grundsätzlich empfehle, einen eigenen Mailserver aufzusetzen. Sei das nicht übertrieben, wenn man es mit einem Durchschnittsnutzer zu tun hat, der nur mal eben seinen Mailverkehr abwickeln will?
Tja: Nein.
Dabei ist das eigentliche Problem nicht einmal, dass es schwierig ist, einen „fertigen“ Mailanbieter zu finden, der garantiert keine Hintertürchen für NSA oder BND offen hält und den Inhalt von Mails nicht an Werbepartner verscherbelt. (Ob es einen solchen überhaupt gibt, bleibt festzustellen.) Das Problem ist das mit der digitalen Mündigkeit.
Menschen möchten grundsätzlich die Kontrolle darüber, was sie wem preisgeben, behalten. Sie möchten wissen, wer ihr Leben wie und warum mitbestimmt. Da kann es kulturelle Unterschiede geben, aber ich habe die Hoffnung, dass es zum Beispiel ein politisch radikaler Monarch dieser Tage schwer haben dürfte, in Deutschland eine Alleinherrschaft zu errichten. Die Menschen würden Fragen stellen, auch, weil es schon mehr als genug Diktaturen auf deutschem Boden gab. Demokratie (parlamentarisch) haben die meisten Deutschen gelernt, sie haben das Recht auf Mitbestimmung zumindest prinzipiell verstanden. Anders verhielte es sich wahrscheinlich, wenn sie nie von dem Konzept einer Demokratie gehört hätten. Viele Bürger, die in einer Diktatur leben, kennen alternative Staatsentwürfe vielleicht nicht einmal und halten eine Diktatur daher für eine gute Lösung. (Andere halten sie auch in Kenntnis demokratischer Prinzipien für eine solche. Das hat dann andere Gründe.)
So ähnlich verhält es sich nach meinem Dafürhalten mit der digitalen Mündigkeit. In einer Zeit, in der der gemeine Nutzer über all der Bequemlichkeit des Internets zusehends an Rechten und Privatsphäre verliert, ist es insbesondere wichtig, dass er das Konzept versteht. Google Mail kann nützlich und irre bequem sein, das stelle ich nicht in Abrede. Für den „DAU“, den „dümmsten anzunehmenden User“, sei alles Andere vollkommen irrelevant, höre ich oft. Aber warum sollte ein solcher „DAU“ immer einer bleiben? Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass mehr Menschen sich für die Probleme von Drittanbieterdiensten interessieren würden, wüssten sie um deren Schwächen.
Das Versenden und Empfangen von E‑Mails über von Dritten kontrollierte Server ist ungefähr wie das Versenden einer Postkarte. Es ist wünschenswert, dass der Postbote (der Mailserver) nur die Adresse liest und weitergibt, aber wirklich wissen können es weder Absender noch Empfänger. Konsequent schreibt auch hoffentlich niemand Vertrauliches auf eine Postkarte. Das beliebte Gegenargument, man schreibe in Mails sowieso nie etwas, was niemand wissen dürfe, wird an dieser Stelle meist von denen angebracht, die Gardinen vor ihr Fenster hängen und beim Toilettengang die Tür hinter sich schließen. Warum tun sie das?
Eine mögliche Lösung zur Wahrung des Datenschutzes auch gegenüber Geheimdiensten ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung etwa per GnuPG. Hierbei wird ausschließlich verschlüsselter Text über die fremden Mailserver geschickt, den nur der (überprüfbare) Absender und der jeweilige Empfänger lesen können. Diese Art der Sicherheit nimmt jedoch (je nach verwendetem Mailprogramm) ein wenig Komfort aus der Kommunikation, zudem ist sie bei vielen Webmailanbietern nicht einmal möglich. Die von mir vorgeschlagene Alternative ist, wie erwähnt, die Installation eines eigenen Mailservers. Ein solcher Server ist günstig zu bekommen (ein leistungsschwacher vServer genügt, bei Internetflatrate kann oft auch bereits der heimische Router oder ein ausrangierter Altrechner ohne Mehrpreis als Mailserver eingerichtet werden) und ermöglicht die volle Kontrolle darüber, was mit dem Postein- und ‑ausgang passiert.
Dass dafür mindestens rudimentäre Systemkenntnisse von Vorteil sind, ist neben dem Einrichtungs- und Wartungsaufwand (gelegentliche Sicherheitsaktualisierungen werden natürlich empfohlen) der einzige nennenswerte Nachteil dieser Lösung. Tatsächlich gibt es im Internet viele mal umfangreiche, mal eher rudimentäre Anleitungen für Mailservernovizen aller Betriebssysteme, auch Windowsnutzer können sich mit wenigen Klicks einen funktionierenden Mailserver ins Wohnzimmer stellen.
E‑Mail ist auch nur ein Beispiel für die Problematik. Habt ihr mal darüber nachgedacht, ob der Facebook-Chat wirklich ein Gespräch unter vier Augen ist? Wisst ihr so genau, was technisch passiert, wenn ihr eurer Flamme per WhatsApp ein peinliches Bild von euch sendet? Würde es euch unberührt lassen, wenn eure Skype-Telefonate über eine dumme Sicherheitslücke offen im Internet landen? Das mag alles im Vergleich mit selbst kontrollierten Lösungen (zum Beispiel Diaspora, Jabber und Mumble) so unglaublich praktisch sein, aber ist es das wert?
Es mag bequem sein, mit bunten Knöpfen und „machste an und läuft“ an der Hand durch das Internet geführt zu werden. Aber würdet ihr einen Fremden auf der Straße bitten, kurz auf eure Geldbörse aufzupassen, nur weil er unverdächtig lächelt?
Ihr werdet vom Staat (von welchem auch immer) nur deshalb bei allem, was ihr tut, beobachtet und präventiv belauscht, weil es euch nicht schert. Niemand kann euch dazu zwingen, den nötigen Aufwand zu treiben, um Herr über euer digitales Dasein zu bleiben. Ihr solltet nur wissen, dass ihr dazu jederzeit die Chance habt.
Nutzt sie. Habt Mut, euch eures eigenen Verstandes zu bedienen.
Ihr habt nur die Freiheit, die ihr euch nehmt. Das solltet ihr niemals vergessen.
Statt hier rumzulamentieren, klugzuscheißen und Texte zu empfehlen, die eben kein Durchschnittsnutzer versteht (Ubuntu: Ein Mailserver ist kein Spielzeug. Falsch konfiguriert kann er schnell als Spam-Schleuder enden; FreeBSD: Neben technischen Kenntnisssen sind auch Englischkenntnisse erforderlich) solltest Du die Ärmel hockrempeln und wirkliche Hilfe anbieten, so, wie an das auch tun:
t3n: http://goo.gl/k6Dxl
Dirks Logbuch: http://goo.gl/Yeu1I
Sie sind, mit Verlaub, ein Arschloch.
… so, wie andere das auch tun:…
Da jetzt das verdammte Telefon nicht läutet:
Statt hier rumzulamentieren, klugzuscheißen und Texte zu empfehlen, die eben kein Durchschnittsnutzer versteht (Ubuntu: Ein Mailserver ist kein Spielzeug. Falsch konfiguriert kann er schnell als Spam-Schleuder enden; FreeBSD: Neben technischen Kenntnissen sind auch Englischkenntnisse erforderlich) solltest Du die Ärmel hochkrempeln und wirkliche Hilfe anbieten, so, wie andere dies auch tun:
t3n: http://goo.gl/k6Dxl
Dirks Logbuch: http://goo.gl/Yeu1I
Ich kenne niemanden, der mit den von Dir verlinkten Texten adhoc arbeiten kann.
Mein Tipp: Schreibe wenigstens ein für Laien nachvollziehbares Tutorial, mit dem man einen Server beim Fremdanbieter (der ja auch unter bestimmten Voraussetzungen Daten speichern und/oder herausgeben muss) oder auf der eigenen KIste einrichtet. Auch, wenn Du Dir damit u.U. selbst die Butter vom Brot nähmest.
Ich habe selbst unlängst einem Unixneuling, der nicht mal wusste, was ein Texteditor ist, mit dem FreeBSD-Tutorial zu einem laufenden Mailserver verholfen. Natürlich halte ich jedem, der dies tun will, dabei die Hand.
Dann ergötze Dich auch weiterhin an Deiner Selbstdarstellung.
Ich biete jedem meine Hilfe an, der sie haben möchte.