Versehentlich halte ich, während ich an diesem Text feile, das „Kleeblatt“ (Ausgabe Dezember 2012 bis Februar 2013, also vor der letzten Weihnacht veröffentlicht), den Gemeindebrief der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in irgendsoeinem Goslarer Vorort in der Hand und bin über das editorial recht amüsiert.
Pastor Pritzke (das klingt wie eine Figur aus den Micky-Maus-Comics, oder?) schreibt dort allerlei über das Weihnachtsfest und seine vermeintliche Bedeutung. Da stehen dann – nein, die Sache mit den Messdienern wird der Kirche so schnell sicher nicht verziehen – Sätze wie:
Auch das kann uns die Adventszeit lehren: Große Freude braucht Vorbereitung.
Bis man so einen Ministranten herumbekommen hat, dauert das eben manchmal ein wenig. Die zieren sich aber auch immer!
Oder Sätze wie:
Und wie schnell geht dann, besonders wenn kleine Kinder da sind, das Auspacken unter dem Tannenbaum!
So ein wenig Stimmung muss ja schon sein. Auch Priester haben einen Sinn für Romantik!
Aber es ist nicht nett, immer und immer wieder auf der Pädophilengeschichte herumzureiten (hehe). Vielleicht wird Pastor Pritzke Unrecht getan, vielleicht weiß er tatsächlich nicht, was seine Kollegen so, hihihi, treiben, wenn sie auf Messdienerfahrt verreisen. Also gehen wir die Sache mal anders an:
Weihnachten heißt: Gott schenkt uns seinen Sohn. Wir wissen, was wir bekommen.
„Weihnachten heißt: Alles schon mal da gewesen. Drei Tage Ödnis, halbherzig seit Monaten bekannte Geschenke auspacken und sich auf die Zeit danach freuen.“
Weihnachten ist das Fest des Kindes. Gott schenkt uns seinen Sohn. In ihm kommt er uns näher, (sic!) als wir uns selbst sind.
Muss… Witz… verkneifen.
Und so ist Weihnachten auch für uns das Fest der neuen Geburt, des neuen Anfangs.
„Und so fängt nach Weihnachten das Dunkel und das mit den Toten wieder an.“
Weihnachten ist Geburtstag für alle.
„An Weihnachten kommen viele uneingeladene Gäste und fressen einem die Torte weg.“
Leider beschränkt sich der Humorgehalt des Gemeindebriefs auf diesen Text; der Rest besteht aus Buchtipps (keine Bibeln oder pornografische Romane, 1 von 24 Seiten), Klein- (6 von 24 Seiten) und Todesanzeigen („nur“ eine halbe Seite, wahrscheinlich, weil man zur Weihnachtszeit nicht an Tote denkt oder so) und irgendwelchen sonstigen Bekanntmachungen (Gottesdienst ist immer am gleichen Tag, danke für’s Lesen). Was für eine Verschwendung von (Holz und) Drucketat.
Und für so was brauchen die jeweils vier Monate. Wen wundert’s da noch?