Erinnert sich noch jemand an die diversen Monopolklagen gegen Microsoft? Microsoft sei, so hieß es noch vor wenigen Jahren, ein fieser Monopolist, weil es mit der Kombination aus Windows und Office eine Markt beherrschende Stellung einnimmt und obendrein die Dreistigkeit besitzt, seinem Betriebssystem einen Medienspieler und einen Browser beizufügen, und müsse daher zerschlagen werden. Mindestens.
Ein Jahrzehnt später spricht von Microsoft kaum noch jemand, das Hauptaugenmerk liegt auf den Kontrahenten Apple und Google. Google ist, das lässt uns Martin Weigert heute in einem ansonsten eigentlich lesenswerten Text wissen, schlicht zu gut für diese Welt:
Selbstfahrende Autos, die revolutionäre Cyberbrille Google Glass, eigene Ladengeschäfte, Tablets und Smartphones unter eigener Marke, (…) ein geplanter Musikstreamingservice à la Spotify, Google Maps und natürlich die Websuche sowie das Werbevermarktungsgeschäft gehören zu den zahlreichen Eckpfeilern des Unternehmens – und in dieser Aufzählung fehlen sogar noch einige Tätigkeitsfelder. In allen Segmenten ist der Konzern aus Mountain View einziger ernstzunehmender Anbieter, Marktführer oder zumindest eine der treibenden Kräfte.
Nicht schlecht, Google ist sogar „einziger ernstzunehmender Anbieter“ oder gar „Marktführer“ in einem Bereich, in dem es außer Planung (Musikstreaming) noch nicht viel vorzuweisen hat und in dem es bereits zahlreiche etablierte Anbieter gibt. Chuck „Google“ Norris: Marktführer in einem Markt, den es noch nicht mal betreten hat. Logisch.
Google ist kein Monopol. Wer will, kann mit Bing oder DuckDuckGo suchen statt mit Google, über Outlook oder Yahoo E‑Mails verschicken statt über Gmail, Videos bei Dailymotion hochladen statt bei YouTube und so weiter.
Ein Monopol ist kein Monopol, wenn es Alternativen gibt – gut, dass das damit abschließend geklärt ist. Konsequent hatte die SED in der DDR auch kein Monopol, es gab ja andere Parteien. Die wurden nur nicht gefragt. Nur für Microsoft kommt diese Information zu spät. Ärgerlich, dass Martin Weigert damals nicht protestiert zu haben scheint.
Aber das war ja auch nur Microsoft und nicht Google. Google ist gut.
Das Besondere an der Entwicklung ist, dass Google diese Rolle (als omnipräsenter Bestandteil des täglichen Lebens, A.d.V.) bis dato fast ausnahmslos durch von den smartesten Menschen auf diesem Planeten geschaffene, hochgradig qualitative, leistungsfähige und für Millionen Menschen sehr attraktive Produkte erreicht hat, nicht durch das (Aus)-Nutzen monopolistischer Strukturen.
Ja, Google weiß, was Hausfrauen wünschen. Mir scheint, Martin Weigert mag Google sehr – immerhin erwähnt er solches an mehreren Stellen im Text. Dass er dann gegen Ende des Textes doch noch kurz die Gefahren eines allgegenwärtigen, zentralen Konzerns, in dessen Hand jeder Mensch auf einfachste Weise alle Daten über sein Leben legen kann, anspricht, scheint ihm beinahe in der Seele weh zu tun.
Der Unterschied zwischen einem Monopol und einer Markt beherrschenden Stellung ist es nach meinem Sprachempfinden, dass ein Monopolist es Konkurrenten schwer macht, mit den eigenen Produkten (etwa Betriebssystemen) zu konkurrieren. Dazu passt diese Meldung:
Bisher hatten Chromebooks nur bedingt Unterstützung für eine INstallation (sic!) alternativer Betriebssysteme. Ein Hauptgrund dafür ist die Firmware der Geräte. Matthew Garret hatte bereits erwähnt, dass Google bei den Chromebooks sehr restriktiv ist.
„Na gut“, denkt sich Martin Weigert jetzt möglicherweise, „vielleicht ist Google ja doch ein Monopolist. Aber ein guter!“ – Feines Google bekommt sicher immer feines Fressi zu Hause bei Weigerts.
(Ja, das war jetzt etwas polemisch.)
Kleine Korinthe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Blockpartei
ansonsten ack.
Ich erkenne keinen Widerspruch zu meiner Aussage.
Ok, „die wurden nicht gefragt“ ist natürlich eine Formulierung die immer passt. Natürlich wurden die Blockflöten nicht gefragt, aber sie hatten – theoretisch – was – wenn auch wenig – zu melden. Die Konsequenzen dabei stehen/standen da natürlich auf einem anderen Blatt.
Schön, dass du allmählich meinen Formulierungsstil begreifst.