Erinnert ihr euch noch an Google Buzz, Googles bisher letzten Versuch, das Prinzip „soziales Netzwerk” auch außerhalb von Brasilien, wo man mit Orkut noch immer recht erfolgreich ist, so umzusetzen, dass es die Massen in Scharen wechseln lassen wird, auf dass sie nie wieder ein anderes „soziales Netzwerk” anfassen mögen. „Ich bin Google Buzz, dein Web 2.0. Du sollst nicht haben ein anderes Web 2.0 neben mir.”
War halt nix, ist grandios gescheitert, will keiner haben, Thema durch. Aber so ein Google ist naturgemäß kämpferisch, und statt seine Niederlage zu akzeptieren, bastelt man sich im Hause Google halt ein neues „soziales Netzwerk” zusammen, und dann wieder, und dann wieder, und das macht man so lange, bis endlich mal jemand zuguckt, ist nämlich langweilig sonst.
Aktuell hätten wir da also nun Google+ vor uns, das zwar einen ziemlich behämmerten Namen hat, aber mit den anderen Google-Diensten noch besser zusammenarbeiten und einen „Angriff auf Facebook” (c/o „heise online”) darstellen soll. Was Facebook erst „groß” gemacht hat, hat man bei Google immerhin schon verstanden:
Man startet bei Google+ nicht bei Null, sondern importiert die Adressdaten aus dem persönlichen Adressbuch bei Google.
So kann man seine „Freunde” (definiert anhand des Umstandes, dass man eine ihrer Mailadressen kennt) noch einfacher mit Einladungen beehren, beim Fratzenbuch hat’s ja auch geklappt, ob sie das nun wollen oder nicht. Die Integration mit Google Mail („sollte man meiden”, c/o BSI) tut ihr Übriges.
Wie so oft trifft es Randall Munroe (xkcd) auf den Kopf:
Dabei wird das mit dem Wechsel von einem anderen „sozialen Netzwerk” auch ebenso schwierig wie bei der vermeintlichen Konkurrenz:
Google+ wird auch nur sporadische Verknüpfungsmöglichkeiten mit anderen Social-Web-Angeboten bieten.
„Du sollst nicht haben ein anderes Web 2.0 neben mir.”
Das ist jetzt alles noch „cool” und neu und aufregend und, so lange es keine öffentliche Testphase gibt, elitär (klar, so ein „soziales Netzwerk”, in das nicht jeder reinkommt, ist schon eine enorm praktische Angelegenheit), und auf Bildern sieht es tatsächlich nicht ganz so unübersichtlich und undurchdacht wie Facebook aus; andererseits war auch Facebook irgendwann mal „cool” und neu und aufregend.
Die in Kleinbloggersdorf bereits umfassend gerühmte „Kernfunktion” von Google+, das (zugegebenermaßen) durchdacht wirkende Konzept der „Circles”, also voneinander getrennten Freundeskreise, kennt manch einer von dem freien „sozialen Netzwerk” Diaspora, wo es „Aspects” heißt, direkt innovativ ist also auch Google+ nicht. Aber es ist „cool” und neu und aufregend und elitär.
Und all das, wie üblich, auf Kosten des Datenschutzes derer, die gar nicht erst mitmachen wollen.
So könnte das mit der „Konkurrenz zu Facebook” tatsächlich funktionieren.
Ein MUSS! Die Einladung habe ich selbstverständlich längst angefordert. Allerdings glaube ich kaum, dass meine Bekanntschaften von Facebook zu Google wechseln werden.
Jedenfalls, bis Facebook dasselbe Schicksal erleidet wie MySpace. (Mit dem Unterschied, dass MySpace die Marktlücke, in der es ursprünglich gegründet wurde, jetzt wieder ausfüllen kann; Facebook hat so was wie eine Marktlücke nicht mal.)
Ich glaube eher, Google+ würde MySpace Schicksal teilen. Denn was sollte ich dort, wenn all die Anderen über Facebook kommunizierten? Nun gilt es erst einmal, den Hype zu belächeln und den Dienst zumindest auszuprobieren, um sich eine Meinung bilden zu können.
„All die anderen”? Das ziehe ich in Zweifel.
Diesen Hype belächle ich.
Was für Dich gilt, gilt für all die Anderen noch lange nicht, Ketzer.
Dies gilt auch andersherum.
Das ziehe ich in Zweifel.
Ketzer.
ich will Web 3.0
Web 3.0? Der nächste Schritt hin zur totalen Vernetzung? Am besten so, dass der immer noch als eine Art „Raster” fungierende Aspekt der „sozialen Netzwerke” durch etwas Größeres, Globaleres ersetzt wird, das kein Unternehmen kontrollieren kann? Moment, gibt es schon, nennt sich „real life”; ist aber langweilig, nimmt eh keiner meiner Freunde teil. Ich bleibe dann doch vorerst beim Web 2.0, bis das ausgereift ist.
Facebook ist kein zweites Myspace und es ist auch nicht „undurchdacht”, so ein Quark aber auch! ;). Die Plattform ist exzellent aufgestellt und zukunftsfähig.
Das heißt natürlich nicht, dass es völlig unmöglich ist, dass der Plattform von irgendwas neuem der Schneid abgekauft werden könnte. Ich denke, das müsste noch nicht mal Google sein, auch irgend ein kleines Startup könnte das Glück haben, so ein Kunststück zu vollbringen. Aber es müsste schon ein radikal neues Konzept sein, das Leute fesselt, wenn es Erfolg haben soll. Niemand schlägt Facebook darin, Facebook zu sein.
Das ist jedoch noch kein Qualitätsmerkmal.
Ist Qualität, was einige wenige toll finden, oder ist Qualität, was Millionen von Leuten wollen?
Ich denke, Qualität ist völlig subjektiv.
Natürlich, immerhin hören einige Leute Justin Bieber, andere lauschen den Klängen des eigenartigen, aufstrebenden Herrn Ey Lou Flynn.
Sogar Leute von der CDU, wie ich feststellte.