Ach, wie es wieder rumort im Bienenstock der Webzweinuller. RSS sei tot und Facebook sei das kommende Ding. Die Ursachen für den RSS-Tod? Die Webzweinuller nutzen es, immer auf der Suche nach dem neuesten Trend, selbst nicht mehr, Google Chrome hat keine RSS-Lesefunktion, vielleicht ist auch einfach nur das Wetter schuld, dass jedes Jahr die gleichen Prophezeiungen nicht zutreffen.
Der Vorwand, dieses Thema wieder hochzukochen, heißt dieses Mal Readability („Lesbarkeit“ im Wortsinne), eine neue Funktion des iPhone-/iPad-RSS-Lesers „Reeder“, mir aus verständlichen Gründen bis dato völlig unbekannt, mit deren Hilfe er „den Tabubruch wagt“, gekürzte Feeds, wie sie etwa heise.de und SPIEGEL Online präsentieren, in voller Länge einzublenden und so eine von den jeweiligen Betreibern, unter anderem auch Bloggern mit werbefinanzierten Internetauftritten, etwa Robert Basics ehemaliges Vorzeigeblog Basic Thinking, meist absichtlich eingeführte Beschränkung zu umgehen.
Tatsächlich ist RSS keinesfalls tot, auch wenn manche Unternehmen wohl unabsichtlich versuchen, es zu Tode zu melken. Für mich zum Beispiel sind RSS- und Atom-Feeds die einfachste Möglichkeit, schnell eine Übersicht über die aktuelle Nachrichtenlage zu erhalten. Natürlich könnte ich alternativ auch täglich selbst die verschiedenen Nachrichtenseiten besuchen und meinen Favoriten etwa auf Twitter „folgen“, aber dafür sind Twitter nicht gemacht und der Tag zu kurz.
Das von mir derzeit verwendete RSSOwl (bislang anderswo noch nicht entdeckte und für die effiziente Feednutzung unerlässliche Funktion: Feeds in Unterordner sortieren) etwa „überwacht“ bei mir derzeit 140 Weblogs, Nachrichtenportale und verschiedene andere Internetseiten. Müsste ich sie alle via Twitter, Facebook oder Firefox-Lesezeichen „verfolgen“, bezweifle ich, dass das meiner Bereitschaft, immer wieder neues zu entdecken, auf Dauer zuträglich wäre. Im Gegenteil würden so manche der Verantwortlichen in Bälde einen Benutzerverlust in Höhe von jedenfalls 1 verzeichnen.
Den großen Skandal, den man in die erwähnte „Entkürzungsfunktion“ von „Reeder“ hineininterpretiert, kann ich jedenfalls nicht erkennen, denn Dienste wie etwa WizardRSS bieten vergleichbares nicht erst seit diesem Jahr an. Wer etwa das mitunter überaus amüsante, meist eher politisch liberale Weblog Der Spiegelfechter abonnieren möchte, könnte sich mit der gekürzten Originalversion zufrieden geben oder greift etwa via WizardRSS auf den ungekürzten Feed zurück.
Natürlich ist es verständlich, dass man mit einem meist teuer gemieteten Internetauftritt auch ein wenig Geld wieder zurückerarbeiten möchte, etwa mit dem Einbauen von Werbebannern. Das durch das Kürzen „gewonnene“ Geld schafft aber nicht automatisch mehr Werbeeinnahmen, denn nicht nur laden derzeit verbreitete Werbeformate zum Einsatz von Werbeblockern ein, auch die Leserschar, die sich üblicherweise eben für die Nutzung des jeweiligen Feeds entscheidet, um die Seite selbst nur dann zu besuchen, wenn es auch sinnvoll erscheint, ist verständlicherweise ungehalten. Gekürzte Feeds sind Pest und Cholera des Internets. Insofern ist es bemerkenswert, dass auch in meinem Feedleser nur überaus wenige Weblogs auf Werbung im Feed setzen und ihren Fokus lieber auf eine Facebook- oder ähnliche Präsenz legen, wo sie schon rein technisch darauf verzichten müssen, frei über die Einblendung von Werbung entscheiden zu können. Schöne, neue Welt 2.0.
Übrigens, apropos Apple.
der könig ist tot, es lebe der …rss?
Ja, verdammt!
Sauber, sowas Ähnliches hat auch schon Carsten auf stadt-bremerhaven.de angestoßen. Sehe das auch so, ständig muss man irgendwas sterben lassen ‑_-. Auch für mich ist der Google Reader die wichtigste Informationsquelle für aktuelle Blogartikel, auch wenn ich dort keine 140 Seiten drin hab – denn, und da bin ich mir sicher, ich könnte niemals wirklich auch nur einen kleinen Teil davon mitverfolgen. Ich such mir lieber die besten Quellen heraus ;-) Es lebe der RSS!!!
Übrigens gutes Teil, dieses RSSWizard, da ich auch gekürzte Feeds hasse. Und der Apple-Link ist auch klasse. Sprich, du hast nen neuen RSS-Abonennten
Jau, der GReader ist das Beste, wo gibt.
Echt – kann er mittlerweile auch Unterordner?
Wenn nein: Zurück ans Reißbrett!
@ .wired: Das ist fein – besten Dank für die moralische Unterstützung.
=) PS.: Wie war das nochmal: „Totgesagte leben länger“?
Das fürchte ich auch; den Guhgel Reader werden wir so schnell nicht los.
Doch, zumindest teilweise, sofern die Datenschutzbeauftragten etwas rabiater werden: http://dietmarjanowski.bplaced.net/wordpress/?p=6431
Das ist wünschenswert.