FilmkritikSonstiges
Medi­en­kri­tik XIV: Ing­lou­rious Basterds

Als hoch­qua­li­ta­ti­ver Film­kul­tur gegen­über durch­aus auf­ge­schlos­se­ner gele­gent­li­cher Kino­film­kon­su­ment kam ich nicht umhin, dem neue­sten Werk des geschätz­ten Quen­tin Taran­ti­no Beach­tung zu schenken.

Obwohl ich im Vor­feld dar­über infor­miert wur­de, dass Til Schwei­ger als einer der bei­den (*) deut­schen Schau­spie­ler, die nahe­zu jeder Rol­le, die sie spie­len, mit ihrem Gesicht und ihrer Dar­stel­lung den immer glei­chen (will mei­nen: ein­tö­ni­gen) Cha­rak­ter ver­lei­hen, eben­falls mit­spielt, haben sich mei­ne Befürch­tun­gen nicht bestä­tigt, sei­ne Rol­le hat sich in das Gesamt­bild des Films naht­los ein­ge­fügt. Allein dafür: Cha­peau, Herr Tarantino!

Weni­ger erfreu­lich allen­falls sind die Kri­ti­ken der deut­schen Medi­en wie auch die Selbst­kri­tik der Dar­stel­ler; Til Schwei­ger selbst erwähn­te in einem anschlie­ßend geführ­ten Inter­view, er habe sich noch tage­lang dafür geschämt, eine SS-Uni­form getra­gen zu haben. Ja, herr­je, ist das jetzt ein Recht­fer­ti­gungs­ver­such? Es ist nicht ver­kehrt, sich als Schau­spie­ler auch mit sei­ner Rol­le zu iden­ti­fi­zie­ren, aber sich dafür zu schä­men hal­te ich doch für über­zo­gen. War­um nimmt ein deut­scher Schau­spie­ler eine Rol­le als SS-Füh­rungs­kraft an (und bekommt eine womög­lich nicht uner­heb­li­che Sum­me Gel­des hier­für), wenn er sie hin­ter­her madig redet? – Nein, so recht glaub­wür­dig ist das nicht.

Damit jedoch liegt er auf einer Linie mit Jens Jes­sen, c/o Die Zeit:

Der Erfolg des Fil­mes in den deut­schen Kinos wird übri­gens auch davon leben, dass sich das Publi­kum natür­lich nicht mit den Deut­schen von damals, son­dern mit den ame­ri­ka­ni­sier­ten Juden iden­ti­fi­zie­ren wird. Für die Nach­ge­bo­re­nen ein Fest der Selbst­ge­rech­tig­keit. Alle wer­den auf der rich­ti­gen Sei­te das Splat­ter­mo­vie goutieren.

„Die rich­ti­ge Sei­te“ ist also die, die sich selbst von sich distan­ziert, um nicht ver­se­hent­lich erkannt zu werden.

Zen­tra­le Fra­ge in all die­sen vor­sich­ti­gen Kri­ti­ken zu „Ing­lou­rious Baster­ds“ scheint die­se zu sein:
Darf man als Deut­scher einen Film gut fin­den, in dem die ver­folg­ten Juden einen Anschlag auf die Reichs­füh­rung pla­nen und damit sogar Erfolg haben?

Ich hal­te dagegen:
Falls nicht, darf man statt­des­sen jene Atten­tä­ter als Hel­den fei­ern, die tat­säch­lich sol­cher­lei ver­such­ten, aber geschei­tert sind?

Ing­lou­rious Baster­ds ist, wie die mei­sten Fil­me Taran­ti­nos, auch eine Sati­re, aber kei­nes­falls eine Doku­men­ta­ti­on. Es ist – wie schon Taran­ti­nos „Kill Bill“ – ein Film, in dem die, denen Unrecht wider­fah­ren ist, Rache neh­men an ihren Unter­drückern. Im Film blei­ben die­je­ni­gen Sie­ger, denen man es außer­halb des Fil­mes hier­zu­lan­de seit 64 Jah­ren nach­träg­lich wünscht.

Kehrt sich die Moral ins Gegen­teil, wenn sich die Guten im Film der Metho­den der Bösen im wirk­li­chen Leben bedienen?

Ich jeden­falls betrach­te den Film Ing­lou­rious Baster­ds als das, was er ist:
Eine durch­weg unter­halt­sa­me Fik­ti­on mit einer – sit venia ver­bo – sau­coo­len Haupt­fi­gur, die bis zur letz­ten Minu­te span­nend bleibt.

Und somit ein Film, für den es offen­bar einen Quen­tin Taran­ti­no brauch­te, gemes­sen an den zahl­rei­chen Ödnis­sen der letz­ten Jah­re, die als Mei­ster­wer­ke ange­kün­digt waren, bei denen sich mir aber schon beim Lesen der Inhalts­an­ga­ben ein Gäh­nen aufdrängte.

Ganz gro­ßes Kino!
Ihr dürft mich gern zitieren.


(*): Der ande­re ist, übri­gens, Moritz Bleibtreu.

Senfecke:

  1. Bleib­treu hab ich nicht gese­hen, dafür Chri­stoph Walz – groß­ar­tig!!! (aus­ge­zeich­net mit gol­de­ner Plame)

  2. Bleib­treu kam in die­sem Film auch nicht vor. Der hät­te gera­de noch gefehlt. :)

    Hat Brad Pitt eigent­lich auch eine Aus­zeich­nung bekom­men? Ver­dient hät­te er sie allemal!

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