Persönliches
Schenkt mir kei­ne Bücher. Schenkt mir einen Mettigel.

Hihi: HBO Max hat künf­tig weni­ger Seri­en im Bezahl­stream, weil eini­ge Seri­en die not­wen­di­ge „Ein­schalt­quo­te“ nicht erfül­len. Was war noch mal der Vor­teil per lega­len Strea­mings kon­su­mier­ter Medi­en – ihre stän­di­ge Ver­füg­bar­keit? Da stel­le ich mir doch lie­ber ein wei­te­res befüll­tes Medi­en­re­gal in die Behausung.

Um die­sem Ziel näher zu kom­men, bie­tet es sich an, ab und zu in einem Laden­ge­schäft Inspi­ra­tio­nen zu suchen, die dann spä­ter per Online­kauf ver­wirk­licht wer­den. Rea­list soll­te man sein: Laden­ge­schäf­te sind oft nur noch wenig mehr als Ama­zon-Pro­be­vi­tri­nen. Das wis­sen alle außer Stadt­pla­nern, die uniro­nisch auch 2022 noch dar­über sin­nie­ren, wie man wohl mehr Laden­ge­schäf­te in die Innen­stadt bekä­me, da der blö­de Inter­net­han­del eine so gro­ße „Kon­kur­renz“ dar­stel­le. Die­ser Satz ist vor Mona­ten in einer Sit­zung eines Stadt­rats gefal­len, aber er ver­folgt mich bis heu­te. Es ist kei­ne Kon­kur­renz, es ist eine offen­sicht­lich ver­pass­te Chance.

In einem real exi­stie­ren­den Ein­kaufs­zen­trum in der „Stadt mit dem gewis­sen Nichts“ (Harald Schmidt zuge­schrie­ben, die Quel­len­prü­fung über­las­se ich der Schwarm­in­tel­li­genz) betrach­te­te ich gestern aus für die Poin­te uner­heb­li­chen Grün­den den Lage­plan und sah, dass die Geschäf­te in mehr oder weni­ger will­kür­lich schei­nen­de Kate­go­rien ver­teilt wor­den waren; „Gastro­no­mie“ (anschei­nend etwas ande­res als sowohl „Fri­sche / Lebens­mit­tel“ als auch „Dienst­lei­stun­gen“) etwa ist derer eine, auch gibt es eine Kate­go­rie „Bücher / Geschen­ke“, die aber nicht die­sel­ben Geschäf­te wie „Spass (sic!) & Frei­zeit“ ent­hält. Auch die Tren­nung zwi­schen „Gesund­heit / Fit­ness“ und „Schmuck / Acces­soires / Sport“ (was wie­der­um etwas ande­res als „Mode“ zu sein scheint) leuch­tet mir nicht so recht ein.

Nun ver­hält es sich so, dass es durch­aus Men­schen gibt, die mir auch lan­ge nach Ein­tritt mei­nes Erwach­se­nen­al­ters noch Bücher schen­ken. Die­se Bücher sind oft klug aus­ge­wählt, sie erfreu­en den Schen­ker auf eine ähn­li­che Wei­se wie den Beschenk­ten. Bücher und ande­re Gegen­stän­de, die vor allem dafür da sind, dass man sie ver­schenkt, erfül­len aber mei­ne Anfor­de­run­gen an ein gutes Geschenk nicht. Ver­le­gen­heits­ge­schen­ke, die man macht, um nicht mit lee­ren Hän­den ein­zu­tref­fen, sind mir weni­ger wert­voll als mit lee­ren Hän­den ein­zu­tref­fen. Ich ver­mu­te, damit bin ich nicht allein, aber die­sel­be Gesell­schaft, die in quä­lend lan­gen Kolum­nen und Reden über Mei­nungs­frei­heit quatscht, scheint es sich abge­wöhnt zu haben, den offe­nen Umgang auch im Freun­des­kreis zu pfle­gen. Ver­le­gen lächelnd, inner­lich aber zäh­ne­knir­schend ein Geschenk ent­ge­gen­zu­neh­men, das dar­auf­hin ent­we­der einen wackeln­den Tisch abstüt­zen oder nur noch dem Tages­licht aus­ge­setzt wer­den wird, wenn der Schen­ker sei­nen Besuch ankün­digt, ist nicht das, was ich mir unter einem ehr­li­chen Umgang mit denen vor­stel­le, mit denen ein ehr­li­cher Umgang unab­ding­bar ist (jaja: das habe auch ich nicht recht­zei­tig gelernt und es ist nicht gut aus­ge­gan­gen, und zwar mehr­mals; jaja: der alte Mann redet wie­der von Din­gen, von denen er kei­ne Ahnung hat, da soll­te der Staat mal drin­gend ein­grei­fen usw.).

Die Kate­go­rie „Bücher / Geschen­ke“ ist somit, wie ich mei­ne, das Trau­rig­ste in die­sem ohne­hin schon trau­ri­gen Ein­kaufs­zen­trum in der noch nicht mal trau­ri­gen Stadt, denn sie spricht ein Publi­kum an, das die ärger­lich­ste Eigen­schaft des Kapi­ta­lis­mus als sei­ne wesent­li­che begreift: Dass Güter immer Wert erset­zen. Zu alten Zei­ten wur­de den Göt­tern nur das Wert­voll­ste geop­fert, aber die Freun­de (und wären es kei­ne Freun­de, so käme man als auf­rich­ti­ger Mensch gar nicht in eine Geschenk­si­tua­ti­on und hät­te die­ses Pro­blem also nicht) sol­len irgend­ei­nen Krem­pel erhal­ten und sich dar­über tat­säch­lich oder wenig­stens schein­bar freu­en – auch das ist ein Ver­lust durch die Chri­stia­ni­sie­rung, neh­me ich an, denn die zeit­ge­nös­si­schen Gebe­te zum neu­ch­rist­li­chen Feld‑, Wald- und Wie­sen­gott sind von wert­vol­len Gaben so frei wie Han­no­vers Archi­tek­ten von einem gesun­den Ästhe­tik­emp­fin­den. Frü­her war alles bes­ser, man kennt’s.

Wer also nicht weiß, was er jeman­dem schen­ken soll, sich aber auto­nom wil­lens weiß, ihm über­haupt ein Geschenk zu machen, das zudem von Her­zen kom­men soll, weil der zu Beschen­ken­de die­ses Geschenk aus Über­zeu­gung und nicht aus kalen­da­ri­schem Anlass erhal­ten soll (wes­halb ich übri­gens auch an kalen­der­in­du­zier­ten Fei­ern in gegen­sei­ti­gem Ein­ver­neh­men bevor­zugt mit „lee­ren Hän­den“ teil­zu­neh­men pfle­ge), dem rate ich davon ab, es dort zu suchen, wo ein Schild eine Auf­schrift wie „das hier kann­ste ver­schen­ken, es hat kei­nen wei­te­ren Zweck“ trägt. Man gehe statt­des­sen etwa in die Lebens­mit­tel­ab­tei­lung und kau­fe einen Mett­igel. Ein Mett­igel ist zwar nicht immer gut geeig­net, um einen wackeln­den Tisch zu stüt­zen, bie­tet oft jedoch eine grö­ße­re, weil wenig­stens kuli­na­ri­sche Freu­de als ein gedan­ken­los vom Grab­bel­tisch gegrab­bel­tes Grab­bel­tisch­buch mit den zwölf blö­de­sten Kalen­der­sprü­chen aus Omas Kalenderspruchsammlung.

Den­je­ni­gen aber, die wenig­stens theo­re­tisch in die Situa­ti­on gera­ten, mir etwas schen­ken zu wol­len, traue ich es zu, beim Schen­ken Acht­sam­keit wal­ten zu las­sen. Das ist gut, denn kei­ner mei­ner Tische wackelt momen­tan, jedoch ist auch mei­ne Lust auf den Besitz eines Mett­i­gels in der Regel weit gerin­ger als es die­ser als Bei­spiel gemein­te Bei­trag mög­li­cher­wei­se zu sagen scheint. Was ich damit aber aus­drücken woll­te, ist kei­nes­falls ein Bedürf­nis nach wagen­la­dungs­wei­se Hack­fleisch, son­dern viel­mehr fol­gen­des: Wer nicht zu schen­ken weiß, aber schenkt, der berei­tet weder sich noch dem Beschenk­ten eine Freu­de, die über den rei­nen Waren­wert hinausgeht.

War­um gibt es eigent­lich kei­ne Kate­go­rie „Spaß / Geschenke“?

Senfecke:

  1. Ein Schlach im Nacken kommt immer gut an.
    Der Tritt vor den Kopf ist nur besten Froin­den vor­be­hal­ten. Oder bei­des in Kom­bi­na­ti­on für die nahe Verwandschaft.
    Zack – Baaf für den ver­schis­se­nen Kuseng .
    Immer watt dabei, nä ?! Brauch­se nich nach Toy­s’R Us.

https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_smilenew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_biggrin2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_sadnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_eek.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_shocked.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_confusednew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_coolnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_lol.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_madnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_aufsmaul.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_seb_zunge.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_blushnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_frown.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_twistedevil1.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_twistedevil2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/icon_mad.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_rolleyesnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_wink2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_idea2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_arrow2.gif 
mehr...
 
 

Senf hinzufügen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_smilenew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_biggrin2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_sadnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_eek.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_shocked.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_confusednew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_coolnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_lol.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_madnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_aufsmaul.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_seb_zunge.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_blushnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_frown.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_twistedevil1.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_twistedevil2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/icon_mad.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_rolleyesnew.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_wink2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_idea2.gif  https://tuxproject.de/blog/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_arrow2.gif 
mehr...
 

Du willst deinen Senf dazugeben, dir ist aber der Senf ausgegangen? Dann nutz den SENFOMATEN! Per einfachem Klick kannst du fertigen Senf in das Kommentarfeld schmieren, nur dazugeben musst du ihn noch selbst.

Erlaubte Tags:
<strong> <em> <pre> <code> <a href="" title=""> <img src="" title="" alt=""> <blockquote> <q> <b> <i> <del> <span style=""> <strike>

Datenschutzhinweis: Deine IP-Adresse wird nicht gespeichert. Details findest du hier.