Die Europäische Kommission hatte dieser Tage den Vorschlag unterbreitet, in der internen Kommunikation möge man nicht mehr so tun, als ob die orientalische Religion „Christentum“, die bis vor etwa 1.000 Jahren in oft kriegerisch geführten „Missionen“ die europäisch-heidnische Kultur weitgehend vertrieben und ihre Anhänger gemeuchelt hat, die Standardreligion jedes Einwohners der Europäischen Union wäre. Man möge nicht als gesetzt annehmen, dass jeder Weihnachten feiere, und nicht einmal, dass Weihnachten von denen, die es feiern, am selben Tag gefeiert werde; sofern im Übrigen Beispielnamen (hierzulande hat man mit Max Mustermann das Problem ja gelöst) irgendwo verwendet werden, sollten diese nicht ausschließlich biblischen Ursprungs sein, sondern auch mal ein Juliko oder eine Malika Pate sein dürfen.
Das klingt erst mal einigermaßen vernünftig, aber weil in diesem Vorschlag „Weihnachten“ und „Maria“ in einem um Weltoffenheit bittenden Kontext vorkommen, hatte es das Übliche zur Folge. Neben den gewohnt kurzluntigen Versprengten, die die Trennung von Staat und Kirche bis heute nicht akzeptieren wollen – darunter natürlich wieder viel zu viele Twitternutzer aus den sowieso schon unappetitlichen Reihen der AfD und der CDU/CSU -, war auch die katholische Kirche dämlich genug, sich darüber zu empören: „Natürlich“, quatschte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in die Presse sein, sei es selbst im Vatikan bekannt, dass „Europa“ (gemeint ist wohl nicht der Kontinent) „seine Existenz und seine Identität vielen Beiträgen“ verdanke, deren vielleicht wichtigster jedoch „das Christentum selbst“ gewesen sei.
Die interessante Vorstellung, „Europa“ „verdanke“ seine Jahrtausende alte „Identität“ einer vorderasiatischen Glaubensgemeinschaft, die Kultur und Werte seiner Ureinwohner, eben der indigenen Völker, binnen weniger Jahrhunderte mit psychischer und zu oft auch physischer Gewalt durch die eigenen ersetzt hat, klingt für mich jetzt eher ungesund, aber ich bin auch kein Arzt. Die Europäische Kommission hat die Verlautbarung jedenfalls vorerst zur späteren Überarbeitung zurückgezogen. Ich bin nun nicht gerade als Freund der momentanen Europäischen Union und ihrer Organe bekannt, aber ich wünschte, die Wutbürger aus dem vermeintlich traditionellen gesellschaftlichen Lager würden das auch tun.
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